
Dem Wind gebeugt: Baum im Bodmin Moor
Wenn man an Cornwall denkt, stellt man sich in erster Linie spektakuläre Küstenlandschaften und verschlafene Fischerdörfchen vor. Entsprechend konzentriert sich auch der Tourismus weitestgehend auf diese Bereiche. Dabei hat das Landesinnere auch viel zu bieten – allem voran das mystische Bodmin Moor, das sich im Nordosten der Grafschaft auf über 200 Quadratkilometern ausbreitet. Viele Hügelgräber und Steinkreise lassen darauf schließen, dass dieses Gebiet in der Bronzezeit dicht besiedelt war. Heute ist das Moor menschenleer, mal abgesehen vom kleinen Dörfchen Bolventor. Das Dorf ansich ist eher unspektakulär, ist aber trotzdem ein Anziehungspunkt für Touristen, denn dort befindet sich das „Jamaica Inn“. Das landestypische Restaurant ist Schauplatz des gleichnamigen Romans von Daphne du Maurier, der von Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Im Bodmin Moor entspringt auch der River Fowey, der sich von dort aus durch die Landschaft schlängelt bis er schließlich zwischen den beiden zauberhaften Dörfchen Fowey und Polruan ins Meer fließt.

Das Bodmin-Moor ist ein Wandergebiet, das Kinder lieben.
Mystik – zum Greifen nah!
Das alles ist für Kinder eher weniger spektakulär – und doch ist das Bodmin Moor ein perfektes Ziel für einen Familienausflug. Die Mystik dieser faszinierenden Landschaft ist bei jedem Schritt zum Greifen nah. Oft legt sich dichter Nebel über die schier unendliche Moorlandschaft – und sorgt damit für eine ganz besonders geheimnisvolle Atmosphäre. Somit ist das Moor durchaus eine gute Option, wenn das Wetter mal nicht so ganz mitspielt.

Ob hier wohl Elfen und Kobolde wohnen?
Minions: Ausgangsstation zum Wandern im Bodmin Moor
Ein idealer Ausgangspunkt für eine Wanderung im Bodmin Moor ist der Parkplatz am Ortrand von Minions (!) – (ja ihr habt richtig gelesen. Und was für eine unglaubliche Geschichte wir da erlebt haben, erzählen wir euch sehr bald!!!). Von hier aus sind gleich zwei der Hauptattraktionen der Gegend, die Hurlers (Steinkreis) und der Cheesewring (spektakuläre Steinformation), sehr gut zu Fuß zu erreichen. Zudem findet man in diesem Bereich einige Ruinen ehemaliger Kupferminen.

Blick auf eine alte Mine im Bodmin Moor
In eine Märchenwelt eintauchen
Was für unsere Kinder aber viel wichtiger war – hier findet man eine hügelige Landschaft mit Wasserlöchern, Gräben, Höhlen und riesigen Steinen. Zudem sollen im Bodmin Moor Pixies (kleine Feen und Kobolde) leben und das Biest vom Bodmin Moor sein Unwesen treiben – und natürlich Zauberer und Magier riesige Steine gestapelt haben. Wenn das also keine Gründe zum Wandern sind, was dann? Wir sind nur wenige Schritte vom Parkplatz entfernt und schon haben wir das Gefühl, in eine andere Welt eingetaucht zu sein. Nebelschwaden ziehen durch die Landschaft und geben immer wieder mal den Blick auf geheimnisvolle Ruinen der alten Minen und die Hügellandschaft mit den bizarren Steinformationen frei. Der Wind pfeift uns um die Nasen, das kurze, taunasse Gras knirscht bei jedem Schritt. Überall grasen Schafe – wir haben das Gefühl, dass sie uns verwundert anschauen und sich fragen, was wir hier überhaupt suchen.

Steinkreis im Bodmin Moor – um diesen Ort ranken sich viele Sagen und Legenden
Steinkreise lieber nicht berühren
Nach wenigen Minuten erreichen wir die Hurlers – den bekanntesten Steinkreis im Bodmin Moor. Wir sind ganz alleine hier, mal abgesehen von den Schafen (welch Kontrast zu Stonehenge…). Die Einsamkeit, das Pfeifen des Windes und die Frage, wie diese Steine hierhergekommen sind und was sich an diesem Ort wohl schon alles abgespielt hat, bilden diese seltsam berührende Stimmung, die man sich von diesen uralten mystischen Orten verspricht. Hier kann man innehalten, durchatmen und die Gedanken schweifen lassen. Ein Freund hatte mir mit auf den Weg gegeben, die Steine keinesfalls zu berühren, um nicht – wie in Diana Gabaldons Highland Saga plötzlich eine andere Zeit versetzt zu werden. Vorsichtshalber halte ich mich mal daran – man weiß ja nie…

Cheeswring

Wer hat diese Steine wohl gestapelt?
Tümpelspringen – wer traut sich?
Auch die Kinder geben sich kurz der mystischen Stimmung hin – stellen dann aber fest, dass man um die Steine wunderbar Slalom rennen kann. Bei der Gelegenheit entdecken sie gleich nebenan einen weiteren Steinkreis und noch ein paar Schritte weiter zahlreiche wassergefüllte Moortümpel. „Ob man da wirklich komplett versinkt?“, sinniert unser Sohn. Das Wasser ist dunkelbraun und man kann natürlich den Grund nicht erkennen. „Darf ich mal reinspringen?“, fragt er dann. Seine Abenteuerlust ist geweckt. Der Hinweis, dass er dann mit den nassen Klamotten zurück zum Auto wandern muss, lässt ihn die Idee mit dem spontanen Moorbad dann doch beiseite schieben und er macht sich auf die Suche nach einem Stock, der lang genug ist, um den Grund des Tümpels zu erreichen – allerdings ohne Erfolg. So wird kurzerhand die neue Risikosportart „Tümpelspringen“ entwickelt, bei der es gilt die Tümpel auf dem direkten Weg zu überqueren. Es grenzt an ein Wunder, dass wir nicht doch noch ein pitschnasses Kind durch das Moor schleppen mussten…
Naturwunder oder doch Zauberei?
Wir gehen weiter zum „Cheesewring“, der sich in der Ferne zwischen den Nebelschwaden immer mal wieder zeigt. Unglaublich, was die Natur da erschaffen hat. Riesige Steine stehen da aufeinandergetürmt, als ob ein Riese ganz oben auf dem Hügel Türmchen gebaut hätte. Es fällt schwer, an einen natürlichen Ursprung dieser Formation zu glauben – und die Geschichte mit den Riesen und Zauberern klingt doch eigentlich ganz gut… Es lohnt sich, den Hügel zu erklimmen, denn von oben hat man eine wunderbare Sicht über diese faszinierende Landschaft (vorausgesetzt, der Nebel lässt es zu).

Wildpferde im Bodmin Moor
Wildpferde im Bodmin Moor
Weiter geht der Weg und wir treffen auf zahlreiche Wildpferde. Jetzt im Frühsommer sind viele Fohlen geboren und wagen erste staksige Schritte an der Seite ihrer Mütter. So wild sind sie eigentlich gar nicht, sie lassen uns oft bis auf ein paar Meter herankommen, bevor sie dann gemächlich weitergehen. Ansonsten treffen wir niemanden auf unserer Wanderung. In der Ferne sehen wir ab und zu einzelne Reiter durch die Moorlandschaft galoppieren und hier und da Menschen, die mit ihren Hunden spazieren gehen. Ansonsten finden wir im Bodmin Moor eine wunderbare Einsamkeit und eine faszinierende, friedliche Stille, die noch lange nachwirkt.
Wandern im Bodmin Moor – unsere Tipps:
1. Die Wanderung ab Minions ist für Familien sehr zu empfehlen. Die oben beschriebene Tour dauerte etwa zwei Stunden. Weiter Informationen und einen Routenvorschlag gibt es auf der Seite Walking in Cornwall. Das Parken ist übrigens kostenlos.
2. Wenn ihr länger unterwegs seid, solltet ihr Verpflegung mitnehmen. Ansonsten gibt es Restaurants, Cafés, Toiletten etc. in Minions. Sehr zu empfehlen ist das Cheesewring Hotel – ein uriges Pub mit leckerem Essen und sehr netter Atmosphäre. Es hat als eines der wenigen Pubs auch Montag Abends geöffnet. Da es bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt ist, würde ich euch empfehlen, vorab einen Tisch zu reservieren.
3. Unbedingt winddichte Kleidung, eine Regenjacke und möglichst wasserdichte Schuhe einpacken – das Wetter wechselt sehr schnell.

Schaf-Photobomb im Bodmin Moor
Noch viel mehr tolle Cornwall-Tipps und -Informationen gibt es in meinem Reiseführer, der im April 2016 in der Reihe Merian Momente erschienen ist*:
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5 Kommentare
Hallo Antje vielen Dank für deinen schönen Berichte über Cornwall. Ich fühlte mich gleich zurückversetzt in unseren Urlaub Ende Mai. Wir waren ebenfalls in Cornwall und konnten viele schöne Eindrücke gewinnen. Das war bestimmt nicht unsere Cornwall-Reise
Hallo Antje,
vielen Dank für deinen schönen Berichte über Cornwall. Ich fühlte mich gleich zurückversetzt in unseren Urlaub Ende Mai. Wir waren ebenfalls in Cornwall und konnten viele schöne Eindrücke gewinnen. Das war bestimmt nicht unsere Cornwall-Reise
Vielen Dank! Dann waren wir ja zur gleichen Zeit in Cornwall unterwegs. Welche Ecke hat euch am besten gefallen? Habt ihre einen Geheimtipp für uns?
Das stimmt, es muss in die gleiche Zeit gefallen sein. Am besten hat uns landschaftlich Land’s End gefallen. Wir konnten dort sogar einen Wal auf- und absteigen sehen, das hat uns ziemlich beeindruckt. Außerdem fanden wir eine Küstenwanderung von Polperro nach Looe mit einem Zwischenhalt am Talland Bay sehr schön. Leider war eine Woche zu kurz, so dass wir viele Gegenden von Cornwall nicht sehen konnten, daher kann ich mir gut vorstellen, noch einmal hinzureisen.
Ein Wal! Wie toll! Das Glück hatten wir leider nicht – obwohl wir das sehr gehofft hatten. Als wir bei Land’s End waren, war es grau und stürmisch – und das, obwohl wir ein paar Kilometer entfernt beim Minack Theatre noch strahlenden Sonnenschein hatten. In der Ecke Polperro/Looe/Talland Bay waren wir auch unterwegs – wer weiß, vielleicht sind wir uns ganz unbewusst über den Weg gelaufen ;-).