Ihr Lieben,
ich aktualisiere meine Beiträge hier regelmäßig nach bestem Wissen und Gewissen. Meist macht es Spaß zu sehen, wie sich ein Reiseziel oder eine Unterkunft entwickelt haben und ich freue mich, die entsprechenden Neuigkeiten zu verkünden. In diesem Fall ist mein Herz aber sehr schwer – das wunderbare Epiya Chapeyu Camp, einer meiner liebsten Orte in Kenia – wurde – wie viele andere Camps entlang des Galana Rivers im Tsavo Ost Nationalpark – im Mai von einer riesigen Flutwelle weggespült. Die Besitzer haben alles verloren – ihr Lebenswerk ist zerstört. Leider sieht es im Moment so aus, dass das Camp von der Familie Bigi nicht wieder aufgebaut wird.
Ich hoffe sehr, dass sich die Familie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt entschließen wird, das Camp wieder aufzubauen. Weil ich nicht möchte, dass dieser wunderbare Ort in Vergessenheit gerät, lasse ich den Beitrag hier dennoch stehen.
Hier das Statement der Familie:
„Dear guests, friends and followers,
Unfortunately our camp was hit by the terrible galana river flooding and we lost everything. Until further notice the camp is closed. We are happy to say that all of our dear staff is safe and has been evacuated from the area. Our compassion and support goes out to our fellow collegues who also suffered damage and loss from this terrible disaster. We will keep you all posted once we have more news. God bless everyone ❤️“
#floodske
Während meiner Zeit in Kenia war der Tsavo Nationalpark für mich ein Ort, der mich magisch anzog. Fast jedes Wochenende war ich hier. Die Ranger am Buchuma Gate empfingen mich immer schon lachend mit „Mama Suzuki ist wieder da!“ (der Spitzname war dem alten Suzuki Jeep geschuldet, mit dem ich immer unterwegs war). Vor allem der Tsavo Ost Nationalpark hatte es mir angetan. Wir übernachteten oft in der Aruba-Lodge – damals noch ein mehr als einfaches Self-Catering-Camp ohne Strom und auch fließendes Wasser gab es nur selten. Dafür aber jede Menge Tiere und ganz viel Afrika-Feeling.
Ein Camp fernab der Touristenströme
Ein Freund erzählte mir irgendwann von einem Camp am Galana River – „da musst du hin – ich bin sicher, du wirst es lieben“. Ich hatte gerade Freunde aus Deutschland zu Besuch und wir wollten eh auf Safari gehen. So übernachteten wir also ein paar Tage später in genau diesem Camp – dem Epiya Chapeyu Camp.
Das Camp war eher schlicht gehalten. Die grünen Canvas-Zelte wurden von einfachen, mit Palmwedeln bedeckten Dächern geschützt und fügten sich perfekt in die Flusslandschaft ein. Der Galana River floss gemächlich vorbei – Elefanten, Flusspferde, Antilopen, Zebras und Büffel kamen zum Trinken vorbei, während wir eine kleine Kaffeepause am Ufer einlegten.
Fantastisches italienisches Essen
Das Abendessen machte uns sprachlos – erst gab es leckere Minipizza, anschließend ein mehrgängiges italienisches Menü – und ich muss sagen, ich habe noch nie so lecker italienisch gegessen wie in diesem Camp. Warum in so einem Camp mitten im Busch so lecker italienisch gekocht wird? Nun, das Camp ist im Besitz der italienischen Familie Bigi – Mama Sara hat der Crew das Kochen beigebracht. Papa Walter und Sohn Oscar gesellten sich anschließend zu uns und erzählten Safarigeschichten – wir erlebten einen unvergesslichen Abend, der schließlich unter dem Tisch endete, weil ein Elefant beschloss, einen kleinen Spaziergang durch das Camp zu machen. Nie werde ich vergessen, wie wir mit heftigem Herzklopfen unter dem Tisch saßen und versuchten, das Kichern zu unterdrücken.
Diesem Abend folgten noch viele weitere im Lauf der Jahre. Für mich wurde das Camp Anlaufstelle für Safaris mit Freunden – oder auch mal allein um Gedanken neu zu ordnen. Habt ihr auch manchmal den Wunsch, einfach mit einem Stapel Bücher ein paar stille Tage auf einer Berghütte zu verbringen? Genau so eine „Berghütte“ war das Epiya Chapeyu Camp für mich und das Wiedersehen mit Oscar und seiner Familie im Camp wurde nach und nach zu einem Wiedersehen mit lieben Freunden.
Unvergessliche Abende
Wir saßen abends oft auf den, von der Sonne gewärmten, Felsen der Lugard Falls und beobachteten mit einem Glas Wein den Sonnenuntergang, gingen auf Pirschfahrt und beobachteten den Sternenhimmel – im Laufe der Jahre nahm ich meine Eltern, meinen Bruder und viele Freunde mit ins Camp – und alle waren begeistert.
Natürlich war dieses Camp auch das erste, das ich in die Safariplanung für unsere erste Familienreise nach Kenia aufnahm. Ich wollte meinem Mann und meinen Kindern diesen Ort zeigen, der mir so viel bedeutete. Ich war so gespannt, ob und wie sich das Camp verändert hatte und vor allem, ob es sich seinen Charme erhalten hat.
Pirschfahrt auf dem Weg ins Epiya Chapeyu Camp
Das Epiya Chapeyu oder kurz Bigi Camp, liegt etwas mehr als 80 Kilometer vom Buchuma Gate, dem ersten von der Küste aus erreichbaren Parkeingang in den Tsavo Ost Nationalpark entfernt und liegt damit etwas ab vom Schuss. Aber es liegt genau deshalb auch abseits der typischen „Rennstrecken“ der Safaritouren. Auf dem Weg ins Camp ist man auf weiten Strecken praktisch allein auf weiter Flur – und genau das mag ich. So starten wir also auf unsere erste Pirschfahrt mit den Kindern.
Gleich nach dem Gate entdecken wir Impala Antilopen und die ersten Elefanten. Im Tsavo herrscht im Moment eine dramatische Dürre und die Tiere konzentrieren sich auf die wenigen noch verfügbaren Wasserquellen. Wir beschließen kurzfristig die Route zu ändern und erst einmal in die von den Tieren bevorzugten Bereiche im Süden des Parks zu fahren. Eine gute Entscheidung – wir sehen sehr viele Tiere, darunter auch 13 Löwen. Dann machen wir uns auf den Weg zum Camp. Auf dem Weg entdecken wir ein einzelnes Löwenmännchen. Er „gehört“ uns ganz allein – kein anderes Auto ist in Sicht. So können wir ihn ungestört über längere Zeit beobachten.
Ein Glück – hier hat sich kaum etwas verändert
Viel zu spät kommen wir im Camp an und werden erleichtert empfangen. „Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr“, meint einer der Mitarbeiter. Obwohl es schon fast 15 Uhr ist, zaubert die Crew noch ein leckeres Mittagessen mit hausgemachter Pasta für uns. Das Camp ist noch genau so, wie ich es in Erinnerung hatte und ich habe das Gefühl, dass die Zeit einfach stehengeblieben ist. Der Palmenwald rundum, der weiche, braune, sandige Untergrund, die kleine Terrasse am Ufer des Galana River und die Safarizelte. Ich hatte Oscar gefragt, ob es möglich sei, dass wir zu viert in einem Zelt übernachten. Ich wollte nicht, dass die Kinder sich bei der ersten Nacht im Busch unsicher fühlen oder Angst haben. Die Zelte sind so geräumig, dass die beiden zusätzlichen Betten ohne Probleme ins Zelt passen – und im nachhinein betrachtet, ist es gut, dass wir die erste Nacht zu viert im Zelt verbrachten. Wir liegen noch lange wach und lauschen den Geräuschen der afrikanischen Nacht.
Schlicht und einfach – mit ganz viel Natur
Die Ausstattung der Zelte ist relativ einfach und zweckmäßig. Große bequeme Betten, ein Regal und ein Nachttisch. Im hinteren Bereich des Zeltes befindet sich ein Bad mit Dusche, zwei Waschbecken und einer Toilette. In jedem Zelt gibt es eine Solarlampe- praktisch vor allem nachts, denn der Strom im Camp wird durch einen Generator erzeugt, der nachts abgestellt wird. So gibt es dennoch rund um die Uhr Licht, falls es benötigt wird.
Wer Handys, Batterien und Akkus für die Kameras aufladen möchte, muss auf die Steckdosen im Speisesaal zurückgreifen und vor allem daran denken, die entsprechenden Geräte tagsüber oder während des Abendessens anzuschließen – nachts gibt es keinen Strom. Dafür wird es aber im Camp ganz still und nichts lenkt mehr von den geheimnisvollen Geräuschen der Nacht im Busch ab. Safarifeeling pur!!!
Am Nachmittag sitzen wir eine ganze Weile auf den Liegestühlen am Flussufer und beobachten die Tiere, die vorbeikommen. Eine Affen liefern sich wilde Verfolgungsjagden, Zebras, Giraffen, Antilopen und Elefanten kommen zum Trinken und sind fast zum Greifen nah. In der Ferne hören wir das laute Schnauben der Flusspferde. Die Kinder kommen kaum zur Ruhe – es gibt einfach so viel zu sehen.
Noch immer gibt es einige Elefanten, die dem Camp regelmäßige Besuche abstatten. Den Besuch von Mario verpassen wir knapp – selber schuld, wenn wir so spät ins Camp kommen. Aber wir sehen ihn dann ganz in der Nähe am Flussufer.
Candle Light Dinner im Busch
Am Abend ist die Terrasse durch sanftes Licht und Kerzenschein beleuchtet. Die Tische sind festlich gedeckt und das Essen ist noch genau so, wie es früher war – rundum fantastisch lecker. Meine Familie ist überrascht – so ein Essen hätten sie hier mitten im Busch nicht erwartet – und ein festliches Candle Light Dinner schon gar nicht. Wir sitzen still und genießen diesen zauberhaften Abend, halten noch ein Schwätzchen mit den anderen Gästen und fallen dann, nach diesem unglaublich erlebnisreichen Tag, in unsere Betten.
Das Camp hat noch immer diesen besonderen Charme: echt, authentisch und ohne viele Schnörkel. Ich liebe die Lage am Fluss, das leckere Essen, das Gefühl ein Teil der Natur zu sein, die Geräusche der Nacht – einfach alles!
Wenn ihr ein Camp abseits der großen Touristenströme sucht, in dem ihr echtes Safarifeeling erleben könnt und noch dazu bestes italienisches Essen genießen wollt – dann fahrt ins Epiya Chapeyu Camp – ihr werdet es lieben!
Noch mehr über unsere Reise könnt ihr in unserem Kenia-Reisetagebuch nachlesen.
Leider kam es zu keinem Wiedersehen mit Oscar – er weilte während unseres Besuches in Italien – aber er unterstützte uns sehr bei der Planung unserer Reise – vielen Dank dafür!!!
Unsere Safari planten wir mit Michael Blahm von Umbrella Safaris, der uns freie Hand bei der Routenplanung ließ, uns aber mit vielen guten Tipps und Ratschlägen unterstützte.
2 Kommentare
Habe noch nie so gut Italienisch gegessen,waren am 17.4.18 für 1 Nacht da, zum Frühstück besuchte uns Mario mit sanftmütigem Gebrummel. Unsere Bekannte die zum erstenmal in Kenia dabei war fiel fast vom Stuhl und war nur am STAUNEN..1 te Nacht Sentrim..Biggi Camp…Lions Bluff und 4.Nacht Voyager Ziwani Camp, danach 3 tage Bahari Beach und dann nach Kutazama….ES WAR TRAUMHAFT…KENIA vor EVER
Lieber Siegmund,
ja, das Camp war traumhaft – Safarifeeling pur! Und dann noch das fantastische Essen! Hoffen wir mal, dass die Familie es bald wieder aufbauen kann. Es ist furchtbar, wenn das ganze Lebenswerk einfach so weggespült wird…
LG Antje