Kenia: Zwischen Job und Charity – das Doppelleben der Condor-Mitarbeiter

by Antje Gerstenecker
Calvary Zion Kinderheim Mombasa und Condor Fußballteam

Es gibt diese Erlebnisse auf Reisen, die einen ganz besonders berühren und die man niemals vergisst. Genau so ging es uns bei unserer Kenia-Reise im August, als wir mit der Condor-Crew ein Kinderheim in der Nähe von Mombasa besuchten, das von einigen Crew-Mitgliedern seit Jahren unterstützt wird.

Viele Condor-Mitarbeiter engagieren für Hilfsprojekte

Als ich vor sechs Jahren in Kenia war, hörte ich zum ersten Mal von den Projekten einiger Condor-Mitarbeiter. Ich traf im Hotel zufällig einige Crew-Mitglieder, mit denen ich nach Mombasa geflogen war, wieder. Wir kamen ins Gespräch – einige waren zum ersten Mal in Kenia. Ich gab ihnen einige Tipps für Unternehmungen, Restaurants etc. und sie erzählten, dass auf dem Flug auch einige Crew-Mitglieder mit der gleichen Passion für Kenia waren, wie ich sie auch habe. Sie erzählten, dass diese mehrere Kinderheime und andere Hilfsprojekte an der Nordküste unterstützen.

Ich war damals wegen der Hochzeit einer Freundin im Mombasa und entsprechend eingespannt. Aber die Hilfsprojekte der Crew gingen mir nicht mehr aus dem Kopf und so war es für mich klar, dass ich bei meiner nächsten Reise nach Kenia unbedingt mehr darüber erfahren wollte.

Kaum dass unsere Planung stand, kontaktierte ich Condor und fragte, ob es möglich wäre, einen Kontakt zu den entsprechenden Crew-Mitgliedern herzustellen – und es klappte. Unsere erste Frage war, was vor Ort benötigt wird und ob es Sinn macht, Sachspenden mitzubringen. Da wir zu viert reisten, aber normalerweise nur 3 Koffer mitnehmen, füllten wir gemeinsam den vierten Koffer mit Kleidung, Schuhen, Spielsachen und Kuscheltieren – und endlich ging die Reise los:

Condor Crew - Tanja Fischer und Arne Ring

Arne Ring und Tanja Fischer engagieren sich schon seit Jahren für Kinder in Afrika

Die Menschen hinter den Charity-Projekten

An Bord der Condor-Maschine lernen wir Tanja Fischer, Arne Ring und die anderen Crew-Mitglieder persönlich kennen – uns alle vereinte die Vorfreude auf Mombasa und den gemeinsamen Besuch des Calvary Zion Children’s Home. Erst hier an Bord wird mir klar, dass es nicht nur das eine, sondern gleich mehrere Projekte gibt, die von den Crew-Mitgliedern unterstützt werden. Leider lässt unsere Reiseplanung nur den Besuch des Calvary Zion Children’s Homes zu. Dennoch möchte ich euch hier im Blog bald auch über die anderen spannenden Projekte berichten, denn in ihnen allen steckt so unglaublich viel Arbeit, Engagement und Herzblut, dass es mir ein echtes Anliegen ist, darüber zu schreiben.

Nach einem sehr kurzweiligen und angenehmen Flug – wie sollte es auch anders sein, mit so einer herzlichen und motivierten Crew? – verabreden wir uns für den nächsten Tag. Wir treffen uns im Crew-Hotel und fahren gemeinsam zum Calvary Zion Children’s Home nach Kiembeni, das nur etwa 20 Minuten von den Hotels der Nordküste von Mombasa entfernt liegt.

Mama Jane hat über 50 Kinder

Dort werden wir herzlich begrüßt. Mama Jane kommt uns mit einem strahlenden Lachen entgegen und drückt erst einmal jeden einzelnen von uns fest an sich. Sie strahlt eine unglaubliche Wärme aus – kein Wunder, sie ist ja auch die Ersatzmama für über 50 Kinder, die im Moment in dem Projekt betreut werden.

Tanja Fischer hat das Calvary Zion Children’s Home bei einem ihrer ersten Langstreckenflüge für die Condor kennengelernt und spontan beschlossen, sich hier zu engagieren. Das ist inzwischen fast 14 Jahre her und es ist unglaublich, was sie mit ihren Kollegen und Helfern hier in der Zeit geschaffen hat.

Calvary Zion 5

Große Ehre: eine eigene Straße für Tanja Fischer und ihren Mann

Calvary Zion Children’s Home – ein Ort voller Kinderlachen

Das Calvary Zion Children’s Home ist zu einem fröhlichen und sicheren Ort für die Kinder geworden, die sonst in Kenia keine Chance gehabt hätten. Hier bekommen Sie ein Bett, Essen, Bildung – und nicht zuletzt ganz viel Aufmerksamkeit und Liebe – einfach alles um später ein selbstständiges und vor allem selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Die Kinder beäugen uns erst einmal schüchtern aus einer gewissen Distanz. Doch nach und nach tauen sie auf und zeigen uns stolz das Gelände. Wir sind erst ein paar Meter gegangen, da spüre ich eine kleine Hand, die vorsichtig meine Hand nimmt. Ich blicke nach unten und sehe ein kleines, vielleicht dreijähriges Mädchen, das mich anstrahlt. Mir wird ganz warm ums Herz und wir gehen Hand in Hand weiter.

Calvary Zion Mombasa, Mama Jane

Eine Mama für 50 Kinder: Mama Jane, die Gründerin des Calvary Zion Kinderheims

Calvary Zion Tanja Fischer und Mama Jane

Dream-Team: Tanja Fischer und Mama Jane geben alles für ihre Kinder im Calvary Zion Children’s Home

Calvary Zion 7

Calvary Zion Kinderheim 1

Gespannt verfolgen die Kinder die Begrüßungsrunde

Calvary Zion Mombasa 4

Ernster Blick – aber eigentlich ist Susan immer zu Späßen bereit

Eine Führung durch das Gelände

Gleich neben den Schlafräumen befindet sich die Küche. Dort liegt schon der Teil für die Chapatis bereit, die es zum Mittagessen gibt. Auf dem Weg durch das Gelände sehen wir an den Wäscheleinen Klamotten in allen Größen in Wind flattern. Im Calvary Zion Children’s Home sind Kinder vom Babyalter bis 18 Jahre, bzw. bis zum Ende ihrer Berufsausbildung untergebracht. Das Jüngste ist gerade mal ein paar Wochen alt und wurde vor kurzem am Strand gefunden. „Was ein Glück, dass wir sie rechtzeitig entdeckt haben, ein paar Minuten später wäre sie von der Flut erfasst worden und mit Sicherheit ertrunken“, erzählt Mama Jane und drückt das kleine Mädchen auf ihrem Arm fest an sich. „Es kommt leider immer wieder vor, dass Babys ausgesetzt und sich selbst überlassen werden.“

Wenn ich mich umsehe, sehe ich fröhlich spielende und lachende Kinder – doch was mag jedes einzelne von ihnen erlebt haben, bevor es hierher kam?

Calvary Zion Kinderheim Mombasa Küche

Die Küche im Calvary Zion Children’s Home

Calvary Zion Kinderheim Mombasa Küche mit Chapati-Teig

Der Teig für die Chapatis ist bereit

Mombasa Calvary Zion Kinderheim - Ziegenstall

Das Gebäude im Hintergrund ist der Ziegenstall

Calvary Zion Kinderheim, Gelände mit Fußballplatz

Links die Gebäude mit den Schlafräumen, rechts der Fußballplatz

„Erst der Bauch, dann der Kopf, dann der Rest!“

Die Kinder zeigen uns den Ziegenstall, die Hühner und die Kühe – alle Tiere werden sauber gehalten und sehen gut gefüttert und gesund aus. „Die Kuh wird bald ein Kälbchen bekommen“, erzählt mir ein kleiner Junge. Nebenan befindet sich ein großer Gemüsegarten.

„Der Gemüsegarten und die Tiere sind sehr wichtig, denn je mehr Nahrung wir selbst produzieren können, umso besser“, erklärt Tanja Fischer. „So haben wir Milch, Eier und verschiedenes Gemüse, das wir nicht kaufen müssen“.

Das Calvary Zion Children’s Home kann nur durch Spendengelder aufrecht erhalten werden. Für die Verteilung der Spenden gibt es klare Prioritäten, erklärt Tanja Fischer: „Erst der Bauch, dann der Kopf und dann der Rest! Das heißt, erst sorgen wir dafür, dass alle satt sind, dann für die Schulgebühren und wenn dann noch etwas übrig ist, wird es für den Ausbau des Geländes genutzt.“

Im Moment wird ein neues Gebäude gebaut – die bestehenden Häuser sind zu klein für die vielen Kinder geworden. Der Bau steht im Moment still – erst wenn wieder genügend Mittel vorhanden sind, kann weitergebaut werden.

Calvary Zion Hühnerstall

Calvary Zion Kinderheim Mombasa, Kühe

Auch Kühe gibt es im Calvary Zion Children’s Home

Der Gemüsegarten - im Hintergrund ist der Neubau zu sehen

Der Gemüsegarten – im Hintergrund ist der Neubau zu sehen

Viele helfende Hände und gute Geister

Es ist unglaublich, was hier in den letzten Jahren durch die Hilfe vieler Menschen entstanden ist. Wir lernen Guido kennen, einen Feuerwehrmann und Rettungssanitäter aus Reutlingen. Er packt in seinem Urlaub mit an – wo auch immer gerade Hilfe benötigt wird. Ganz nebenbei schult er auch noch die Feuerwehrleute in Mombasa – frei nach dem Motto „nicht nur reden, sondern einfach machen!“.

Eine Freundin von Tanja Fischer hat Geld für den Kauf eines gebrauchten Matatus gesammelt. Der Minibus wird jetzt als Schulbus für die Kinder eingesetzt.

Peter, ein Deutscher, der in Mombasa wohnt, unterstützt wo er kann. Er hat eine Trinkwasseraufbereitungsanlage und eine Solaranlage installiert und hält beides in Schuss. Zudem kümmert er sich um die Finanzen des Heimes.

Im Gepäck haben wir nicht nur unseren Koffer mit Kleidung und Spielsachen. Die Condor-Mitarbeiter und ihre Helfer haben Koffer und Kisten mit Kleidung, Zahnbürsten, Medikamenten und allem was sonst noch benötigt wird dabei. Dazu natürlich Säcke voll Reis und Ugali (Maisgries) – „die Nahrungsmittel kaufen wir selbstverständlich hier vor Ort – wir wollen die auch die Händler hier vor Ort unterstützen soweit es geht“.

Wir treffen uns alle im Versammlungsraum, dort wollen die Kinder etwas vorführen. Das ganze endet in gemeinsamem Singen und viel gemeinsamen Lachen – vor allem als die Allerkleinsten mit wilden Tanzeinlagen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Mit vollem Einsatz beim Fußballmatch: Condor – Calvary Zion

Endlich steht auch der Moment an, dem die Kinder besonders entgegengefiebert haben. Das Fußballspiel! Es stehen sich gegenüber: die Kinder des Calvary Zion Children’s Home und die Condor Crew samt unserem Sohn. Das Match beginnt und geschenkt wird sich nichts. Die Cockpit-Crew erweist sich als „gute Kicker“, wie mein Sohn bewundernd feststellt. Überhaupt ist er – ebenso wie die anderen – voll in seinem Element. Trotz sengender Hitze geben die beiden Teams alles – und am Ende gewinnen das Calvary Zion Team mit 3:2.

Calvary Zion Kinderheim Mombasa und Condor Fußballteam

Möge das Match beginnen! Die Teams von Condor und Calvary Zion sind bereit!

Calvary Zion Kinderheim Mombasa Fußball

Beim Fußballspielen kommen sich die Kinder näher

Calvary Zion Kinderheim Mombasa 2

Die Zuschauer sind etwas abgelenkt

Fußballturnier Calvary Zion Kinderheim Mombasa

Mit vollem Einsatz dabei

Girls-Talk und Zukunftspläne

Nur zwei Mädels haben sich den Fußballern angeschlossen – auch in Kenia scheint das Kicken eher eine Männerdomäne zu sein. Die Mädchen halten sich am Spielfeldrand auf und ich sehe, dass sich eine Gruppe um unsere Tochter geschart hat. Die Mädels unterhalten sich angeregt und nach einer Weile stehen sie auf und gehen kichernd weg. Mädelsgespräche sind angesagt und da ist man schließlich gerne ungestört.

Sie sind so verschieden und doch so gleich… – viele Themen beschäftigen Mädchen in diesem Alter. Doch was für einen Stellenwert die Schule für die Kinder in Kenia hat und wie sehr sie es schätzen, in die Schule gehen zu dürfen – das wird unserer Tochter in diesen Gesprächen erst so richtig bewusst.

Die Mädchen hier haben schon genaue Vorstellungen, was sie später einmal machen möchten. Zwei möchten Lehrerin werden, eine Rechtsanwältin und eine andere Ärztin. Mit leuchtenden Augen erzählen sie mir von ihren Zukunftsplänen und ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie diese Pläne auch umsetzen können. Vorbilder gibt es hier schon – die ersten Kinder aus dem Calvary Zion Kinderheim besuchen inzwischen die Universität in Nairobi.

Zum Abschied schenken sie unserer Tochter einen Brief – sie muss versprechen, dass sie ihn erst später öffnet. Als sie ihn später liest und mir danach zeigt, haben wir beide „Pipi in den Augen“.

Calvary Zion Kinderheim Mombasa 5

So verschieden und doch soviel gemeinsam: Gesprächsthemen unter den Kids waren schnell gefunden

Calvary Zion Mombasa Kind mit Reifen

Calvary Zion 6

Girls Talk

Eine tief berührende Erfahrung

Der Besuch im Calvary Zion Children’s Home hat uns alle tief berührt. Es ist unglaublich, was die Condor-Mitarbeiter und ihre Helfer hier alles erreicht haben – und es gibt noch viele weitere Projekte, die von ihnen unterstützt werden.

„Ohne meinen Job und die Condor, wäre das alles hier nicht möglich“, erzählt mir Tanja Fischer. „Es ist toll, wie sehr uns unser Arbeitgeber unterstützt, sei es mit der Beförderung von Gepäck oder mit Flügen. Erst vor kurzem hatten wir hier ein Kind mit schwersten Brandverletzungen, das in Kenia nicht behandelt werden konnte. Wir fanden einen Arzt, der das Kind in Deutschland kostenlos operierte – Condor hat die benötigten Flüge zur Verfügung gestellt.“ – Man merkt ihr an, wie sehr sie ihren Job liebt – und natürlich ihr Projekt in Kenia.

Hier kommen die Spenden sicher an!

Wir haben uns entschlossen, das Calvary Zion Children’s Home auch künftig zu unterstützen, denn hier wissen wir, dass die Spenden hier auch wirklich ankommen.

Wenn ihr mehr über das Kinderheim wissen wollt, werft mal einen Blick auf die Website von Calvary Zion oder schreibt mir eine Nachricht.

Falls ihr demnächst nach Kenia reist, schaut doch einfach mal dort vorbei. Besucher sind herzlich willkommen. Solltet ihr überlegen, was ihr mitbringen könnt – Kinderkleidung, Spielsachen, Schuhe, Zahnbürsten, Schreibwaren, Kugelschreiber und Buntstifte sind immer eine gute Idee. Ebenso vor Ort gekaufter Reis, Mehl, Ugali, Obst etc.

Danke!

Vielen Dank, liebe Tanja Fischer und alle Kollegen von der Condor-Crew, dass wir mit dabei sein durften und ihr dieses unvergessliche und bewegende Erlebnis  mit uns geteilt habt.

Wir sind unglaublich beeindruckt von eurem Engagement und eurem unermüdlichen Einsatz vor Ort und hoffen, dass wir mit diesem Bericht vielleicht den einen oder anderen Leser ebenfalls für die Unterstützung der Projekte gewinnen können – denn gemeinsam lässt sich viel bewegen, davon konnten wir uns eindrucksvoll persönlich überzeugen!

Das Projekt ist zu 100% ehrenamtlich, es werden keine Verwaltungskosten erhoben, d.h. jeder Euro kommt direkt im Projekt an!

Charity Engagement von Tanja Fischer

Mit viel Engagement und Herzblut hat Tanja Fischer im Calvary Zion Kinderheim in Mombasa viel bewegt

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