Skiverleih Golm – ein Erlebnis der besonderen Art!
Ich wollte beim Skiverleih Golm doch nur Skier ausleihen… – doch dann eine dieser Begegnungen, an die man noch lange zurückdenkt und die man wahrscheinlich für immer mit dem Reiseziel verbinden wird…
Kurzfristiger Entschluss: Ich will Ski fahren
Aber nochmal von vorn. Wir waren auf dem Weg zum Golm im Montafon. Ich wollte eigentlich nur die Kinder in den Skikurs bringen. Das Wetter meinte es gut mit uns: Strahlend blauer Himmel und herrlicher Sonnenschein. Dazu noch ganz frischer Pulverschnee. Ja, das ist mein Skiwetter!
Skiverleih an der Berg- und Talstation
Wir wollten an der Mittelstation der Golm-Bahn einsteigen. Da gab es keinen Skiverleih. So fragte ich kurzentschlossen an der Kasse nach, ob es denn eventuell an der Berg- oder Tagstation einen gibt. Und tatsächlich! Sowohl im Tal als auch auf dem Berg kann man Skier ausliehen. Also nix wie hoch.
Oben angekommen gehe ich direkt zum Skiverleih Golm. Was dann geschah, macht mich noch immer sprachlos.
Man wird behandelt wie die Kuh beim Almabtrieb
Drinnen herrscht hektische Stimmung, obwohl gar nicht so viele Kunden im Laden waren. Das Regiment führt ein hyperaktiver, lauter Mann. Die Kunden wurden herumkommandiert wie die Kühe beim Almabtrieb (zumindest stellt man sich das so vor…).
Dem Saal folgen…
„Füllns a Karte aus“ herrscht er mich an. Gut, mache ich. Brav bringe ich die Karte zurück. „SIE MÜSSEN DEM SAAL FOLGEN; DAS STEHT DA KLAR UND DEUTLICH!!!“. Okay, „dem Saal folgen“ gehörte bisher nicht zu meinem Sprachschatz. Ich nahm also an, dass er meinte, die (nicht vorhandene!) Schlange auf der anderen Seite des Geschäfts. Geduldig gehe ich also die zehn Schritte auf die andere Seite und frage den Herrn, der da sitzt und auf die Schuhanprobe wartet, ob er wohl das Ende der Schlange sei?
I RED LAUT UND DEUTLICH
„Hm“, überlegt der. „Vermutlich ja“, verdreht grinsend die Augen. „Petra!“, schreit der Chef. „PETRA!“ – gleich darauf nochmal! „Antworte gefälligst, ich rede auch laut und deutlich“. Petra antwortet schüchtern: „Ja“. „SCHUHGRÖSSE!“, herrscht er sie an. Sie antwortet: Könnten Sie vielleicht erst die Schuhe für mein Kind…“. Weiter kommt sie nicht: „SCHUHGRÖSSE! I RED DOCH LAUT UND DEUTLICH!“, brüllt er sie an. Entnervt nennt sie ihre Schuhgröße. Das Kind wird ungeduldig. „WEG MIT DEM KIND AUS MEINEM ARBEITSBEREICH!!!“ , verteidigt er den halben Meter vor der Schuhanprobebank. „ICH BRAUCH DEN PLATZ ZUM ARBEITEN!!! Petra (Name von der Redaktion erfunden) entfernt das Kind hektisch.
Die Kunden sind fassungslos
Bis ich dran bin werden die fünf oder sechs Kunden, die vor mir auf der Bank Platz genommen haben, im selben rüden Ton abgefertigt – auf den der Chef sichtlich stolz ist!
Endlich war auch ich an der Reihe. D. h. ich durfte Platz nehmen und warten bis ein lautes „ANTJE“ durch den Laden schallte. Schnell melde ich mich. „SCHUGRÖSSE!“, blafft er. Ich nenne meine Größe und bekomme nach einigen Minuten ein Paar Skischuhe vor die Nase gestellt. Ich probiere den einen an. Passt, stelle ich erleichtert fest und will den anderen Schuh anziehen.
Er reißt mir den Schuh vom Fuß
Doch ich hatte nicht mit dem Chef gerechnet. Mein Fuß steckte gerade so halb im Schuh, da schießt er heran, reißt ihn mir mit rauer Gewalt vom Fuß und brüllt: DU ZIAGST DEN SCHUH AN; WENN ICH IHN DIR GEB, SCHLIESSLICH RED I LAUT UND DEUTLICH!!!
Hoppla! Fassungslos sitze ich nun wieder mit einem Schuh auf der Bank und kann nicht glauben, was gerade passiert ist. Der Dame neben mir klappt der Mund auf. Die Dame auf der andern Seite raunt mir zu „Unglaublich, so was habe ich noch nie erlebt“. Ja, ich auch nicht…
Beratung? Fehlanzeige!
Aber es geht weiter. „WIE FÄHRST SKI“, brüllt. „Naja, früher bin ich…“ – weiter kam ich nicht. Eigentlich wollte ich sagen, dass ich damals ganz gut gefahren bin, dann aber mehrere Jahre pausiert habe und in den letzten Jahren nicht mehr so oft auf Skiern stand. „AUFSTEHN“, herrscht er mich an. Ich stehe erst halb, da hält er einen Ski neben mich, schreit „PASST“, und geht wieder.
Inzwischen kriege wird mein – noch unbeschuhter Fuß – immer kälter. Nach einigen Minuten frage ich vorsichtig „woran liegt es, dass ich den anderen Schuh noch nicht anziehen darf?“
Man sieht sich immer zweimal – droht er mir!
„WEIL ICH SO ARBEIT! GLAUB MIR; ICH WEISS WAS ICH TU!“. „Das glaube ich“, antworte ich, „aber mir wird ziemlich kalt – und ich habe das Gefühl, dass sie glauben, dass wir alle nicht wissen, was wir hier tun“. „VORSICHT!!!“, schallt es hinterm Tresen vor. „MAN SIEHT SICH IMMER ZWEIMAL – SPÄTENSTENS WENN DU DIE SKIER WIEDER HIER ABGIBST“, droht er mir. Das war der Moment, in dem ich dem Herrn am liebsten Stiefel samt Skier zurückgegeben hätte, aber dann hätte ich wiederum die 41,50 Euro für die Liftkarte in den Sand gesetzt. Also Augen zu und durch…
Ich glaub ich bin im Bootcamp!
Ist das vielleicht gar nicht der Skiverleih, sondern das Montafon-Bootcamp? Nochmal fünf Minuten später darf ich endlich meinen zweiten Schuh anziehen. Erleichtert verlasse ich die Bank und begebe mich zur Kollegin, die die Helme anpasst. Sie ist wohltuend freundlich und flüstert mir entschuldigend zu, dass hier heute so viel los wäre und überhaupt…
Nix wie weg!
Helm passt! Schnell bezahle ich für die Ausrüstung und verlasse fluchtartig den Skiverleih. Doch leider konnte ich den Skitag nicht richtig genießen… – nie kam ich mit einem Leihski so schlecht zurecht. Es wäre wahrscheinlich schlau gewesen, wenn der hektische Herr bei der Auswahl der Skier ein paar Sekunden mehr investiert hätte und meine Antwort auf seine Frage abgewartet hätte…
Klar, ich hätte den Ski nochmal umtauschen können – doch das hätte bedeutet, dass ich den Herrn an diesem Tag gleich dreimal sehe…
So fuhr ich halt zähneknirschend mit den unpassenden Skiern. Lustig war immerhin, dass man auf der Piste immer mal wieder auf die anderen Opfer des Skiverleihers traf, und mit ihnen verschwörerisch grinsende Blicke austauschte…
Lieber Herr Skiverleiher:
Liebe Herr Skiverleiher – noch ein Wort an Sie zum Abschluss meines Berichts. Nie dauerte Skier ausleihen länger und wurde ich schlechter bedient als in Ihrem Laden. Sie geben uns Skifahrern das Gefühl, dass wir totale Vollidioten sind (sind wir vielleicht auch, wenn ich überlege, wie viel Geld wir für’s Skifahren ausgeben). Aber denken Sie doch einfach mal drüber nach, wer Ihr Gehalt finanziert. Wenn alle doofen Skifahrer wegbleiben, dann haben Sie zwar endlich ihren Bergfrieden, aber auch keinen Job mehr. Da können wir alle nur hoffen, dass Sie einfach einen schlechten Tag hatten…
Und ja: man sieht sich immer zweimal. In unserem Fall hoffentlich das erste und das letzte Mal!
Allen, die rund um den Golm Skier ausleihen möchten, empfehle ich das Intersport-Geschäft in Tschagguns, gleich gegenüber des Spar-Laden. Hier wird man nett, freundlich und kompetent beraten.
In eigener Sache:
Ich kann hier natürlich nur meine eigenen Erfahrungen schildern. Ganz besonders hoffe ich, dass alle anderen beim Skiverleih am Golm bessere Erfahrungen gemacht haben!