Auf Chale Island an der kenianischen Südküste ticken die Uhren anders – im wahrsten Sinne des Wortes. Hier leistet man sich den Luxus einer eigenen Zeitrechnung: Kenia-Zeit + eine Stunde. Das führt zwar manchmal zu einiger Verwirrung, zeigt aber eine der Besonderheiten eines Urlaubs auf dieser kleinen Insel auf. Mit Verlassen des Festlandes betritt man eine neue Welt. Es fällt leichter, einfach loszulassen und zu genießen…
Schon die Fahrt nach Chale Island ist ein Erlebnis
Die Fahrt nach Chale Island allein ist schon ein Erlebnis – vor allem für die Kinder. Mit der Likoni Fähre geht es von Mombasa hinüber zur Südküste. Der Blick aus dem Fenster zeigt eine – den Kindern noch völlig unbekannte – Welt. Die riesigen Menschenmassen am Fährhafen, unzählige kleine Bretterbuden und Läden säumen die Straße. Kühe, Ziegen, Hunde und Katzen suchen im Müll nach essbarem, Frauen und Kinder balancieren Wassergefäße und Einkäufe auf ihrem Kopf, Sammeltaxen und Tuk Tuks bahnen sich ihren Weg durch das Getümmel. In der Ferne Kokospalmen soweit das Auge reicht – Kenia mit all seinen Gegensätzen zieht hier an uns vorbei.
Das letzte Stück des Weges führt über eine unbefestigte Schotterstraße. Wir entdecken zahlreiche Paviane und Meerkatzen neben der Straße. Eine Frau füttert die Straßenhunde, die ihr schon aus allen Richtungen schwanzwedelnd entgegenlaufen. Wir sehen uralte, riesige Baobab-Bäume, Mango- und Papaya-Bäume – und natürlich immer wieder Kokospalmen.
Irgendwann endet die Straße. „Jambo – Karibu!“ – „Guten Tag und Willkommen“ – ruft uns eine junge Dame zu. Sie kommt uns mit kühlen Tüchern und frischem Wasser entgegen. „Setzt euch und kommt erst mal in Ruhe an“, meint sie und deutet auf ein kleines Häuschen nebenan. Die kühlen Tücher und das Wasser nehmen wir gerne an – doch an sitzen ist nicht zu denken. Die Vorfreude auf Chale Island ist groß und die Kinder haben den Traktor entdeckt, der die Gäste bei Ebbe zur Insel hinüber bringt. Bei Flut kommen die kleinen Boote zum Einsatz.
Mit dem Traktor auf die Insel
Noch ist kaum Wasser da, doch die Flut kommt schnell. Wir steigen also auf den Anhänger des Traktors und los geht die Fahrt. Langsam tuckert das Gefährt über den felsigen Untergrund. Als ich vor mehr als 20 Jahren hier war, mussten wir bei Ebbe zu Fuß gehen, damals gab es noch keinen Traktor. Die traumhafte Küstenlandschaft begeisterte mich schon damals. Was das betrifft, hat sich nicht viel verändert – die vom Meer bizarr geformten Felseninseln thronen noch immer über dem sandigen Untergrund. Ibisse und andere Wasservögel stolzieren durch das seichte Wasser auf der Suche nach Leckerbissen.
Die Hitze des Tages ist vorbei und ein sanfter Wind streicht uns um die Nase. Langsam kommt Chale Island näher. Wir sehen den Bootsanleger und die Wasserbungalows vor uns. Dann ruckelt es kräftig und wir fahren auf die Insel. Kurz darauf hält unser Gefährt – wir sind angekommen.
Ein echter Inseltraum
Bevor wir unser Banda beziehen, bekommen wir noch eine kleine Tour über die Insel. Die Hotelanlage „The Sands of Chale Island“ erstreckt sich etwa über ein Drittel der Insel. Der Rest besteht aus einem alten Mangrovenurwald, der Lebensraum für unzählige Tiere, vor allem Vögel und Insekten, bietet.
Einfach nur chillen…
Unser Banda liegt wunderschön über dem Strand von Chale Island. Die kleine Terrasse ist mit zwei Liegen und einem Lamubett ausgestattet und der Blick ist traumhaft.
Die Bandas werden jeweils von einem landestypischen Makutidach bedeckt und sind nach außen damit nicht komplett verschlossen. Eine Klimaanlage gibt es dennoch.
Auf dem großen Doppelbett finden wir eine kleine Nachricht: „Smell the sea and feel the sky – let you soul and spirit fly“ – hier ist pure Erholung und Entspannung angesagt – und wo könnte man besser abschalten, als auf dieser wunderschönen kleinen Insel?
Im Zimmer findet auch ein drittes Bett samt Moskitonetz Platz – die Netze sind hier übrigens sehr sinnvoll, da die Makuti-Dächer nicht besonders dicht schließen und sich das eine oder andere Insekt ins Zimmer verirren könnte. Bei unserem Besuch ist es jedoch so windig, dass es kaum Mücken gibt.
Bad, Toilette und Dusche sind offen gestaltet und nur durch einen Torbogen vom Rest des Zimmers getrennt. Im Eingangsbereich befindet sich der Kleiderschrank samt Safe.
Wir fühlen uns sofort wohl in unserem kleinen Inselparadies. Die Kinder können es natürlich nicht erwarten, endlich schwimmen zu gehen, und wir führen die alte Diskussion – Meer oder Pool (wir Eltern sind für Meer – die Kinder für den Pool). Wir schließen einen Kompromiss – erst zum Meer, dann in den Pool.
Traumstrand mit schneeweißem Sand
Der Strand ist klein aber fein – er ist ausschließlich den Hotelgästen vorbehalten – für alle anderen ist es auch viel zu aufwändig, hierher zu kommen. Feiner schneeweißer Sand, der in der Sonne so blendet, dass man ohne Sonnenbrille unwillkürlich die Augen zukneifen muss.
Es ist ziemlich windig und die Wellen der Flut, die das Wasser wieder zurück auf den Strand treiben sind nicht ohne. Obwohl der Strand recht flach abfällt, sollten Kinder hier zu dieser Zeit nicht ohne Aufsicht schwimmen gehen. Bei Ebbe am nächsten Morgen, sieht die Sache dann schon wieder anders aus und das Meer gleicht einer Badewanne.
Eine Frau erzählt uns, dass sie einige Tage zuvor beobachtet hat, wie kleine Baby-Schildkröten geschlüpft und ihre gefährliche Reise ins Meer angetreten haben. Das hätten wir auch zu gerne gesehen.
Wir entdecken dafür eine Gruppe Colobus-Affen, die es sich auf einem kleinen Busch gemütlich gemacht hat. Die Kinder sind sprachlos – zum ersten Mal können sie Affen aus der Nähe – ohne Gitter dazwischen – betrachten. Die schwarzweißen Colobus-Affen sind aber auch wirklich hübsch – und man könnte ihnen stundenlang zusehen. Sie schenken uns keinerlei Beachtung und lassen sich nicht stören.
Fitness im Mangrovenwald
Vor dem Abendessen möchte ich mir noch den Fitnessraum und die anderen beiden Pools anschauen. Ein Pool ist etwas flacher und damit ideal für Kinder geeignet – allerdings ist er auch ziemlich kalt. Der andere Pool befindet sich auf der Rückseite der Insel und ist förmlich in den Mangrovenwald eingebettet. Bei Flut ist man hier vom Meer umgeben, bei Ebbe kann man den weißen Sand zwischen den Mangroven sehen. Hier finde ich auch das Fitness-Center – eine offene, von der Meeresbrise gekühlte Hütte, mit Dschungelblick. Nebenan ist das Spa in dem man sich bei Massagen und Wellness-Anwendungen verwöhnen lassen kann.
Fantastische Küche und tolle Atmosphäre
Inzwischen ist es Zeit für das Abendessen. Im Speisesaal herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre. Das Licht ist gedämpft und im Hintergrund läuft leise afrikanische Musik. Das Buffet ist fantastisch – typisch afrikanische Gerichte werden in Tontöpfen präsentiert, dazu gibt es indische und europäische Gerichte – und natürlich Fisch- und Meeresfrüchte, Salate, tropische Früchte und verführerische Desserts. Selten habe ich in einem Hotel in Kenia eine solche Vielfalt gesehen – und das alles sensationell lecker gekocht.
Wir lassen den Abend mit einem Dawa-Cocktail ausklingen, lauschen dem Rauschen der Wellen und genießen die einzigartige Atmosphäre dieser kleinen Insel.
Der nächste Tag steht voll unter dem Motto der Insel „eat-beach-sleep-repeat“ – besser kann man einen Tag an der kenianischen Küste nicht verbringen!
The Sands at Chale Island – unser Fazit
Natürlich hat sich auf Chale Island seit meinem letzten Besuch vor 20 Jahren einiges getan – und doch hat sich die Insel ihren ganz besonderen Charme bewahrt. Damals habe ich die Wochenend-Entspannung nach einer harten Arbeitswoche sehr gebraucht – und noch immer ist es so, dass mit Ankunft auf der Insel sämtlicher Alltagsstress von einem abfällt.
Automatisch gingen wir zwei Gänge langsamer. Die entspannte Atmosphäre der Insel ließ uns innehalten, genießen und zur Ruhe kommen. Auch unsere Kinder waren von The Sands of Chale Island begeistert. Bei Ebbe um die Insel zu wandern, die Mangrovenwälder zu erkunden und im Meer zu baden, in den Pools zu schwimmen, Affen zu beobachten und einfach ganz entspannt abzuhängen – das fanden sie super. Langeweile kam keine Sekunde auf (und zur Not gäbe es WLAN 😉 ). Für mich war es schön zu beobachten, wie die Kinder unseren Aufenthalt auf der Insel genossen.
Das Publikum war bunt gemischt – verschiedene Nationalitäten, Familien, Paare, jung und alt – alles dabei. Die Atmosphäre war sehr locker und entspannt – das Essen fantastisch.
Die Anlage war sauber, der Pool-, Strand- und Restaurantbereich sehr gepflegt. Der Garten eine charmante Mischung aus tropischen Pflanzen und Wildnis.
Der Service war sehr zuvorkommend und freundlich – alles rundum super und absolut empfehlenswert.
The Sands at Chale Island ist unser Hoteltipp für Familien, die etwas Besonderes suchen und die für ihren gemeinsamen Urlaub nicht unbedingt ein Bespaßungsprogramm rund um die Uhr benötigen. Wir empfehlen die Insel für Familien mit Kindern ab etwa 5 Jahren.
Im Hotel werden Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Boots- und Kajaktouren entlang der Küste und durch in die Mangrovenwälder sowie verschiedene Ausflüge angeboten. Leider waren wir nur zwei Tage da und hatten keine Zeit für eine Kajaktour, die wir sehr gerne gemacht hätten.
Wenn ich noch einen Wunsch frei hätte, würde ich mir noch ein paar mehr Sessel oder Sofas auf der Terrasse oder am Strand wünschen, um abends noch ganz entspannt einen Cocktail zu genießen.
Und beim nächsten Mal bleiben wir auf jeden Fall länger…
Noch mehr über unsere Reise nach Kenia findet ihr in unserem Kenia-Reisetagebuch.