Málaga! Schon der Name klingt wie Musik in meinen Ohren. Die Stadt an der Küste Andalusiens habe ich schon vor 25 Jahren lieb gewonnen. Damals war ich für vier Monate da, um – wie so viele – einen Sprachkurs zu absolvieren. Meine Wahl fiel damals auf Málaga, weil ich es sehr verlockend fand, in einer Stadt am Meer zu leben. Noch dazu war das Angebot an Sprachschulen sehr groß.
Erst als ich vor Ort war, merkte ich, dass Málaga perfekt für Sprachschüler war, denn die Stadt gehörte – trotz Tourismus – den Spaniern. Hier wurde Tradition hoch gehalten und gelebt. In den Clubs – die damals noch Diskotheken hießen – wurden die aktuellen Chart-Songs regelmäßig durch Sevillana-Runden unterbrochen. Das war der Moment, in dem es keinen mehr auf den Plätzen hielt – alle tanzten gemeinsam den traditionellen Flamenco. Das hat mich schwer fasziniert – und immer wieder vor die peinliche Aufgabe gestellt, irgendwie Schritt zu halten und nicht völlig aus dem Takt zu kommen, denn Zuschauer wurden nicht akzeptiert – alle wurden zum Mittanzen aufgefordert.
Überhaupt wurde nirgendwo in Spanien mehr die Nacht zum Tag gemacht als in Málaga. Das Abendessen fand nicht vor 21 Uhr statt, die Clubs öffneten nach und nach ab 22 Uhr, manche erst um 2 Uhr morgens. Die durchfeierten Nächte endeten meist in einem Café bei Churros, einem äußerst leckeren, aber auch sehr fettigem, Gebäck, dass in dicke Schokoladensauce getaucht wird. Dann ging es direkt zur Arbeit – bzw. in die Schule. Zum Glück gab es die ausgedehnten Siestas am Nachmittag. Unglaublich, aber man kann sich tatsächlich an diesen Rhythmus gewöhnen – problematisch wird es dann, wenn man nach ein paar Monaten auf die Schwäbische Alb zurückkehrt – und genau dann den ersten kleinen Hunger verspürt, wenn alle anderen schon ins Bett gehen…
Zurück nach Málaga
Schon lange wollte ich mal wieder zurück nach Málaga – und manchmal sorgt ein Zufall dafür, dass Wünsche wahr werden. Natürlich war ich sehr gespannt, wie sich die Stadt in den letzten Jahren verändert hat und ob ich überhaupt noch die Orte aus meiner Erinnerung wiederfinden würde. Um eins vorweg zu nehmen. Es hat sich viel verändert – natürlich! Málaga hat sich herausgeputzt, viele neue Museen und Attraktionen sind entstanden. Und doch hat sich Málaga das bewahrt, was ich so sehr mochte: den ganz besonderen Flair. Obwohl immer mehr Touristen die Stadt für sich entdecken und der moderne Kreuzfahrthafen dafür sorgt, dass an manchen Tagen Tausende von Kreuzfahrern in die Stadt gespült werden – die meisten sind abends wieder weg – und Málaga gehört nach wie vor den Málaguenos.
Muelle Uno – der neue Treffpunkt am Hafen
Auf einem ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt, wollte ich mir die schönsten Ecken der Stadt wieder ansehen – und natürlich die besten Tipps für Malaga für euch suchen. Gleich zu Beginn fand ich eine, für mich ganz neue Attraktion: Seit November 2011 hat Málaga ein neues Szene- und Ausgehviertel direkt am Hafen. Nach 13 Jahren Planung wurde das 80-Millionen-Euro-Projekt „Muelle Uno“ (Quay One) umgesetzt und der bislang eher vernachlässigte Bereich am Hafen mächtig aufgepeppt. Eine riesige Open-Air-Mall ist hier entstanden, mit zahlreichen schicken Läden, Cafés und vorzüglichen Restaurants. Gleich mehrere Sternerestaurants befinden sich entlang der Hafenpromenade. Tipp: erstklassig speist man im sternedekorierten Restaurant José Carlos García.
Durch den herrlichen Park
Nur wenige Minuten geht man vom Hafen zum herrlichen Park von Málaga. Der bunte Glaswürfel am Ende des Muelle Uno ist übrigens der Eingang zum Centre Pompidou, dem einzigen Ableger des Kunstmuseums außerhalb Frankreichs. Der Park befindet sich zwischen dem Hafen und der Altstadt und es lohnt sich durchaus, einen Schlenker durch die palmengesäumten Wege zu machen. Mitten hindurch führt der Paseo Parque – eine der Hauptstraßen. Eine Ecke, die ich schon damals sehr gerne mochte. Hier reihen sich leuchtend bunte Strelizien, Bananenstauden und die für Málaga so typischen Zitrusbäume dicht an dicht aneinander. Das teils ohrenbetäubende Kreischen kommt übrigens von den frei lebenden grünen Papageien, die sich in den Palmen eingenistet haben und gar nicht so leicht zu erspähen sind.
Die Altstadt von Málaga
Auf der anderen Seite des Parks liegt die Alcazaba, eine Festung aus dem 11. Jahrhundert – und das alte Rathaus. Hier biegt man rechts ab in Plaza de la Aduana und in die Altstadt. Auf der rechten Seite liegt das römische Theater und wenn man die Straße weiter geradeaus geht, befindet sich links die Bodega Bar El Pimpi – eine echte Institution in Málaga. Seit 1971 besteht das urige Restaurant in einem Haus aus dem 18. Jahrhundert. Das Essen schmeckt übrigens noch heute! Unbedingt probieren solltet ihr die spanischen Schinkenspezialitäten! Von hier sind es nur wenige Schritte durch die engen Gassen bis zum neu eröffneten Picasso-Museum im Palacio de Buenavista, einem wirklich sehenswerten Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Wie so oft in Andalsien eröffnet sich die wahre Schönheit erst nach dem Betreten des Gebäudes. Um den hübschen Innenhof reihen sich mehrere Ausstellungssäle auf zwei Stockwerken. Über 200 Gemälde, Skulpturen und Keramiken aus dem Familienbesitz werden hier gezeigt und geben einen hochinteressanten Einblick in das Schaffen des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt.
Picasso – der berühmteste Sohn der Stadt
Nicht weit entfernt, befindet sich das Geburtshaus von Pablo Picasso. Dass er im Alter von 14 Jahren mit seiner Familie nach Barcelona zog und später nie wieder nach Málaga zurückkehrte, tut der Begeisterung für den Künstler keinen Abbruch. Die Räumlichkeiten, in denen die Familie damals lebte – auf dem Foto ziemlich genau da, wo der Schatten ist – können besichtigt werden. Ich persönlich mag die Räume sehr gerne. Ein Blick lohnt auch der Plaza de la Merced, der als ältester Platz der Stadt gilt und in dessen Mitte ein Obelisk steht.
Ein zweiter berühmter Sohn der Stadt ist übrigens der Schauspieler Antonio Banderas. Im Gegensatz zu Picasso kehrt er regelmäßig in seine Heimatstadt zurück. Im Teatro Cervantes stand er einst zum ersten Mal auf der Bühne – und ist dem Haus bis heute als Unterstützer treu geblieben.
Bummel durch die Altstadt von Málaga
Diese Ecke von Málaga hat ihren Reiz nicht verloren – ich genieße den Bummel durch die schmalen Gassen. Ob es all die Restaurants und Bars damals schon gab? Mit einem Schmunzeln muss ich daran denken, wie wir uns damals unbeschwert durch die Altstadt von Bar zu Bar treiben ließen und diese herrliche Atmosphäre förmlich aufsogen. Der einzigartige Charme von Málaga ist hier noch immer besonders zu spüren. Noch ist es sehr ruhig – aber abends erwacht die Stadt erst so richtig zum Leben. Insgesamt hat sich das Straßenbild hier kaum verändert und es gibt so vieles, was man sich ansehen könnte. Aber am schönsten ist es, einfach durch die Strassen zu bummeln!
Ein Muss: die Kathedrale von Málaga
Die Kathedrale von Málaga ist ein MUSS. Von 1528 – 1782 wurde die Kathedrale erbaut – eine ziemlich lange Bauzeit, könnte man meinen. Doch trotz allem wurde der Bau bis heute nicht vollendet – das liebe Geld… Der zweite Turm konnte aus Kostengründen nie gebaut werden – doch das tut dem Bauwerk keinen Abbruch – auch mit einem Turm ist es schlichtweg beeindrucken. Hier mischen sich gotische, barocke und neoklassizistische Baustile zu einem Gesamtkunstwerk. Tipp: unbedingt von innen besichtigen!!!
Málaga Vino und Garnelen in der ältesten Bodega der Stadt
Ganz unauffällig ist der Eingang zum Antigua Casa de Guardia. Dabei verbirgt sich dahinter die älteste Bodega Málagas. Hier wird aus uralten Fässern der für die Region typische Málaga Vino (ein sehr süßer Wein) ausgeschenkt. Dazu gibt es frisch gekochte Garnelen. Die Rechnung wird mit Kreide auf den Tresen gekritzelt – ein echtes Stück Tradition, das man auf jeden Fall erleben sollte! Die Bodega hat sich seit meinem letzten Besuch vor 25 Jahren nicht verändert – den Wein mag ich allerdings immer noch nicht 😉
Málaga – definitiv eine Reise wert!!!
Zugegeben, Málaga hat sich sehr verändert und ich habe natürlich bei Weitem nicht alles wieder erkannt, dafür aber viele neue Eindrücke bekommen. Doch eins ist wie es immer war – der Flair der Stadt ist unverändert wunderbar. Ich habe meinen Spaziergang sehr genossen – und natürlich am Abend gleich nochmal wiederholt!
Natürlich habe ich auch einen Abstecher in „mein“ Stadtviertel von damals gemacht: nach El Palo. Dort gibt es noch immer den frischesten Fisch Málagas – übrigens um einiges günstiger als in der Stadt – und einen Einblick in das typische Leben der Andalusier kostenlos dazu.
4 Kommentare
Ooooh, Málaga!!!Wie schööön-mir blutet das Herz!Und dann erwähnst Du auch noch Chocolate y Churros…
Jaaa – Málaga ist definitiv eine Reise wert. Mir fällt gerade auf, ich habe die leckeren Tapas gar nicht erwähnt…
Oh, Fernweh! Da träume ich mich mal hin bei diesem grauen Novemberwetter.
Die Bilder von Malaga erinnern mit etwas an Portugal: viel Flair und Atmosphäre.
Liebe Grüße,
Sabine
Wenn ich so aus dem Fenster schaue, wünsche ich mich auch sofort nach Málaga zurück!!!