Es ist nicht ganz einfach, die Isles of Scilly zu erreichen. Doch wer die Inselgruppe vor der südwestlichen Spitze Cornwall besuchen möchte, kommt an der Hauptinsel St. Mary’s nicht vorbei. Sie ist das Tor zur beeindruckenden Inselwelt. Hier befinden sich der Hafen und der Flughafen und die beste Infrastruktur der fünf bewohnten Inseln.
Lohn für die Geduld: Ideale Wetterbedingungen für unseren Flug auf die Scilly-Inseln
Schon der kurze, knapp 15minütige Flug war eine spannende Erfahrung für uns. Zwei mal mussten wir unseren Trip auf die Scilly Inseln verschieben, die Wetteraussichten waren zu stürmisch. Beim dritten mal klappte es endlich und wir starten vom kleinen Flughafen bei Land’s End Richtung St. Mary’s. Dieses Mal meinte es das Wetter sehr gut mit uns: strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und kaum Wind – perfekte Bedingungen also.
Erst wiegen – dann fliegen
Unser Tag beginnt früh, denn wir stellen erst unser Auto am Hafen von Penzance ab, und fahren dann mit dem Shuttle-Bus zum knapp 20 Minuten entfernten Flughafen von Land’s End (der übrigens 10 Minuten von dem berühmten Aussichtspunkt entfernt liegt). Dort angekommen, müssen wir erst einmal einchecken. Ihr werdet sagen, das ist doch nichts außergewöhnliches vor einem Flug. Stimmt! Aber in diesem Fall gibt es einige Besonderheiten. Zum einen darf nur begrenzt Gepäck aufgegeben werden, zum anderen darf nur eine minikleine Tasche mit in die Kabine. Dann werden alle Passagiere erst einmal gewogen. Dann erhält man die – übrigens sehr nachhaltige – Bordkarte in Form einer Plastiktafel, die verdächtig nach einem Vesperbrettchen aussieht (und ich würde mich nicht wundern, wenn sie als solches in der Mittagspause auch benutzt werden 😉 ). Die Sitzplatzverteilung richtet sich nach dem Gewicht der Passagiere und auch die Verteilung des Gepäcks läuft nach einem ausgeklügelten System.
Während wir nach den Anweisungen der Mitarbeiter unsere Plätze besetzen, stellt sich unser Pilot vor und gibt gleich die aktuelle Wetterprognose durch. „Wir erwarten einen ziemlich ruhigen Flug“, verkündet er mit einem fröhlichen Lächeln. Mein Nebensitzer, der regelmäßig beruflich auf die Isles of Scilly reist, fragt ungläubig: „Sag mal, ich habe gehört, ihr seid gestern trotz des Sturms geflogen?“ – „Yep, es war etwas rau die letzten Tage“, schmunzelt er. Es ist ziemlich offensichtlich, dass „etwas rau“ eine ziemliche Untertreibung ist – aber er wirkt so sicher und strahlt so eine Ruhe aus, dass man das Gefühl hat, in guten Händen zu sein. Dennoch bin ich ziemlich froh, dass wir einen ruhigeren Tag erwischt haben…
Die Kinder sind total aufgeregt, für sie ist es der erste Flug in einer kleinen Maschine. Mit acht Personen ist unser Flug ausgebucht. Der Pilot startet die Motoren und das ganze Flugzeug beginnt heftig zu vibrieren. Der Lärm ist beachtlich und ich sehe unserem Sohn an, dass er am liebsten gleich wieder aussteigen würde. Aber zu spät, wenige Sekunden später sind wir schon in der Luft und können die grünen Felder der Penwith Halbsinsel von oben betrachten. Kurz darauf überfliegen wir schon die schroffen Klippen der Nordküste und nehmen Kurs aufs offene Meer. Wir kleben alle förmlich an den kleinen Flugzeugfenstern, denn die Sicht ist fantastisch. Auch unser Sohn hat seine anfänglichen Ängste überwunden und betrachtet fasziniert die Boote auf dem Wasser, die Wellen und natürlich die bereits in der Ferne auftauchenden Inseln. Etwa 140 kleine Inseln und Felsformationen gehören zu der Inselgruppe. Wir überfliegen die größte Insel St. Mary’s und entdecken gleich mehrere weiße Strände, die schaukelnden Boote im Hafen und die kleinen Steinhäuser der Inselhauptstadt Hugh Town. Unsere Vorfreude steigt und wir können es nicht erwarten, endlich festen Boden unter den Füßen zu haben, und die Insel zu erkunden.
Deutsche Ärzte und ein bayerisches Café
Am Flughafen warten bereits Sammeltaxis auf uns Neuankömmlinge. Der Flughafen liegt etwas zwei Meilen von Hugh Town entfernt. Um Zeit zu sparen, nehmen wir trotzdem das Taxi (3 GBP/Person, Kinder die Hälfte) und erreichen wenige Minuten später die Inselhauptstadt. Die Taxifahrt lohnt sich für uns schon allein deshalb, weil der Fahrer mit so viel Begeisterung von seiner Insel erzählte und uns unzählige wertvolle Tipps gab. So erfahren wir übrigens auch, dass mehrere Deutsche auf St. Mary’s leben – u. a. die Inselärzte. Und dass es sogar ein bayerisches Café auf der Insel gibt – das u. a. leckeren Apfelstrudel serviert! (Bei Sabine im Isles of Scilly Guest House kann man übrigens auch übernachten!). Nun ja, so auf den ersten Blick kann ich die deutschen Auswanderer gut verstehen.
Die Uhren auf St. Mary’s ticken anders
Dass auf St. Mary’s die Uhren etwas anders ticken, spürt man sofort. Ruhig geht es hier zu. Die Strassen sind so früh am Morgen noch menschenleer. Wir gehen erst einmal zum Hafen, denn wir möchten eine Bootstour zu den anderen Inseln machen. Aber dort ist noch alles geschlossen. Große Tafeln weisen auf die aktuellen Abfahrtszeiten der Auflugs- und Fährschiffe hin. Und wir verschaffen uns erst einmal einen Überblick über Abfahrtszeiten und Angebote. Schnell wird klar – vor 9.45 Uhr ist hier erst einmal gar nichts los. Wir schlendern zurück ins Städtchen und trinken erst einmal einen Kaffee. Plötzlich merken wir, wie früh wir eigentlich aufgestanden sind und dass wir noch nicht gefrühstückt haben. Also decken wir uns anschließend mit einigen Cornish Pastys und anderen Snacks ein, die wir mit zum Hafen nehmen wollen.
Die Scillonian III bestimmt den Rhythmus am Hafen
Ab 9.00 Uhr sieht man plötzlich Menschen auf der Straße – nicht viele, aber immerhin. Die meisten sind auf dem Weg zum Hafen und wir schließen uns an. Noch ist die Scillonian III, das einzige Fährschiff, dass die Inselgruppe mit dem Festland verbindet, noch nicht eingelaufen. Von Frühjahr bis Herbst kommt sie, mehrmals wöchentlich, morgens zwischen 11.15 Uhr und 12.30 Uhr im Hafen von Hugh Town an. Nur in den Sommermonaten besteht eine tägliche Verbindung. In den Wintermonaten wird die Fährverbindung eingestellt.
Mit dem Einlaufen der Scillonian III ändert sich das Leben in Hugh Town schlagartig. Im Hafen herrscht geschäftiges Treiben. Waren werden ausgeladen und von Lieferwagen abgeholt, Koffer reihen sich entlang der Pier und die Passagiere strömen vom Hafen aus in die kleine Stadt. Die Läden, Cafés und Restaurants füllen sich, am Strand werden Handtücher ausgerollt. Gegen 16.00 Uhr ist der Spuk wieder vorbei, dann leert sich das Strassenbild genauso schlagartig, denn die Scillonian III legt gegen 16.45 Uhr wieder ab und macht sich auf die Fahrt nach Penzance.
Papageientaucher oder Robben – das ist die Frage!
Wir können uns nicht zwischen den Ausflügen nach St. Agnes oder St. Martin entscheiden. Der Verkäufer in seinem kleinen Häuschen am Hafen grinst. „Papageientaucher oder Robben? Landschaft oder Strand?“ – fragt er uns schließlich. Wir entscheiden uns für Papageientaucher und Landschaft und sitzen gefühlte zwei Minuten später im passenden Boot Richtung St. Agnes. Neben uns sind noch etwa 20 britische Ornithologen an Bord – alle ausgerüstet mit Regenjacken und Fernglas. Was wir mit der lustigen Reisegruppe erlebt haben, ob wir wirklich Papageientaucher entdeckten und ob St. Agnes ein lohnendes Ausflugsziel ist, erfahrt ihr bald hier!).
Bummel durch Hugh Town
Am Nachmittag sind wir wieder zurück auf St. Mary’s und erkunden Hugh Town genauer. Die Straßen sind von hübschen Steincottages gesäumt. In den Gärten wachsen, wie überall auf den Scillies – herrliche Blumen und sogar Palmen. Im kleinen Stadtzentrum reihen sich zahlreiche Läden, Cafés und Restaurants aneinander. Überall begegnen einem Bilder und Skulpturen der Papageientaucher, dazu Muscheln und Anglerbedarf. Das Angebot in den Läden ist überschaubar, aber das stört hier überhaupt nicht. Alles andere würde schließlich auch nicht zu den verträumten Inselchen passen.
Schöne Strände und aufmerksame Polizisten
Wir gehen nochmal bei Woodcock & Mumford vorbei – ein schnuckliger Laden samt Café. Hier findet man leckere Snacks und Kuchen, Bioprodukte und einige nette kulinarische Mitbringsel. Dann geht es weiter zum Hauptstrand von Hugh Town. Gleich drei Strände umgeben die Inselhauptstadt. Der größte und beliebteste ist Porth Cressa, der nur wenige Schritte vom Stadtzentrum entfernt ist. Hier befindet sich übrigens auch die Touristeninformation. Bei unserem Besuch geht es hier sehr ruhig zu. Am Strand sind nur wenige Spaziergänger und Muschelsucher unterwegs. Ein paar Kanufahrer und Stand-up Paddler sind in der Ferne zu sehen.
Auf der Promenade laufen zwei Polizistinnen Streife. Mir fällt ein, dass ich gelesen hatte, dass die Isles of Scilly zu den sichersten Orten Großbritanniens zählen. Das bestätigen die beiden Damen bei unserem Gespräch. Als ich jedoch frage, ob ihr Job hier dann nicht zu langweilig sei, kommen doch einige Straftaten zutage, die auf den Inseln begangen worden sind. „Klar, auch hier gibt es Taschendiebe, Schlägereien usw. – aber weit kommen die Täter hier meist nicht“, schmunzeln sie. „Die Inseln sind so sicher, weil wir eben auch gut aufpassen!“
Wir möchten wieder zurück auf die Isles of Scilly!!!
Als wir zurück zum Hafen gehen, herrscht hier wieder geschäftiges Treiben rund um die Scillonian III. Gepäck, Container und sogar Autos werden mit dem Hebekran an Bord gehievt. Die Zeit auf den Isles of Scilly verging viel zu schnell und wir vermissen das Inselleben schon, bevor wir die Insel überhaupt verlassen. Wir sind hin und weg von den kleinen Inseln und überlegen schon, ob das nicht ein Reiseziel für den nächsten Urlaub sein könnte. Eines ist klar – wenn wir wiederkommen, dann werden wir länger bleiben!
Wir danken Isles of Scilly Travel für die freundliche Untersützung.
2 Kommentare
Wie schön zu sehen, daß auch Du abgelegene Inseln in Großbritannien schätzt. Schon lange habe ich einen Trip nach Cornwall geplant – dein Artikel macht Lust auf die Isles of Scilly, die darf ich dabei auf keinen Fall verpassen.
Sehr schön schilderst Du auch den anderen Rhythmus, dem solch ein Inselleben folgt.
Für mich kann es auch immer nicht abgelegen genug sein: die Äußeren Hebriden, Iona, die Orkneyinseln – es gibt dort so viel zu erleben und zu entdecken.
Viel Freude beim Planen weiterer Inselfluchten und lieben Gruß, Sabine
Liebe Sabine,
da haben wir ganz ähnliche Vorlieben, wie es scheint 🙂
LG Antje