Nichts hat unsere Kinder während unserer Tour durch Cornwall mehr beeindruckt als der Besuch der Feadon Farm in Portreath. Die Farm gehört zum Gwel an Mor Resort und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Besuchern die in Südwestengland heimische Tierwelt näher zu bringen. Dabei leistet die Farm zusätzlich einen Beitrag zum Artenschutz, denn hier werden auch Wildtiere aufgepäppelt und geschützte Arten – im kleinen Rahmen – gezüchtet.
Kopf und Herz des ganzen Projektes sind Gary und Aly Zammit. Sie kümmern sich mit ihren Mitarbeitern um die Farm und das angrenzende Land. Wir waren mit Gary auf Tour und durften die Farmbewohner hautnah kennenlernen.
Kuschelhühner, Enten und Ziegen
Zuerst machten wir Station bei den Ziegen und dem Federvieh: Hühner, Enten und sogar Perlhühner leben hier gemeinsam auf einer riesigen Wiese. Die Ziegen haben ihr eigenes Reich. Das gesamte Areal ist von Elektrozäunen umgeben. „Das ist die einzige Möglichkeit, unsere Tiere von Füchsen, Dachsen und Mardern zu schützen“, erklärte Gary. Die Tiere wussten, dass es jetzt Futter für sie gibt und kamen uns schon entgegen gerannt und stürzten sich auf die Körner, die die Kinder in ihren Händen hielten. Einige waren so zutraulich, dass man sie sogar herumtragen und streicheln konnte.
Rentiere – mitten in Cornwall!
Gleich nebenan wohnen zwei Rentiere: Nadelik und Lowen (die Namen sind cornisch und heißen übersetzt „Weihnachten“ und „Froh“). Die beiden Brüder stammen zwar nicht aus Cornwall, sind aber in England geboren und aufgewachsen und damit waschechte Briten. Sie sorgen immer mal wieder für größeres Aufsehen, denn sie machen regelmäßig Ausflüge zum Strand und Spaziergänge durch den Wald – selbstverständlich in Begleitung von Gary. „Sie lieben es im Meer zu baden“, erklärt er.
Ihre Sternstunden aber haben die beiden natürlich in der Weihnachtszeit. Da sind sie begehrte Fotomotive und vermutlich zweifelt kein Kind in Cornwall daran, dass sie den Weihnachtsmann tatkräftig unterstützen. Die beiden sind auf jeden Fall kleine Stars und im ganzen Land bekannt – vor allem seit Fotograf Colin Higgs bei einem Strandausflug im exakt richtigen Moment auf den Auslöser drückte und ein Foto schoss, das durch ganz England ging! Auch für unsere Kinder war es ein unvergessliches Erlebnis, zum ersten Mal ein Rentier zu sehen und es sogar streicheln zu dürfen. Und wer kann schon behaupten, dass er mit eigenen Ohren gehört hat, dass Rentiere beim Gehen „klackern“?
Ein zahmer Rabe und ein Babyfuchs
Weiter ging es in den Innenbereich der Feadon Farm. Hier sind Reptilien und Kleintiere untergebracht, sondern auch Pflegekinder aller Art. In einem großen Käfig klettert ein Eichhörchen. Ein Rabe hüpft um uns herum. „Wir haben ihn aufgepäppelt, aber er könnte in Freiheit nicht überleben, also bleibt er einfach hier bei uns“, meint Gary. Dann zeigt er uns einen erst zwei Monate alten Fuchs, den ein Bauer bei ihm abgegeben hat. „Er braucht regelmäßig, alle paar Stunden Futter, deshalb darf er im Moment noch jeden Abend mit zu uns nach Hause.“ Der kleine Fuchs schaute uns neugierig an – die Kinder waren verzaubert.
Mäuse im Wandschrank!
Dann bat Gary eins der Kinder, das Schränkchen in der Ecke zu öffnen. Erst auf den zweiten Blick realisierten wir, dass es sich um eine wirklich sehr kreative Unterbringung für Mäuse handelte. Nach und nach entdeckten wir die Mäuschen in ihren Verstecken – ein wirklich süße Idee. Und damit die Mäuse dann auch wieder ihre Ruhe hatten, wurde die Tür nach ein paar Minuten wieder geschlossen. Ich sah schon diesen Blick bei den Kindern, der verriet, dass sie gerade überlegten, ob das wohl nicht auch eine tolle Idee für daheim wäre – aber sie wurden abgelenkt. Gary präsentierte seinen Frettchen-Clan. Jetzt waren die Kinder völlig verzückt. So süß, so kuschelig – und Hula-tanzen konnten sie auch noch. Da war es auch egal, dass sie recht streng dufteten – ein Frettchen muss her, sobald wir daheim sind! (Diese Idee spukt übrigens noch immer in ihren Köpfen herum…)
Zahme Eulen – wie bei Harry Potter
Nachdem wir immer noch alle im Harry Potter Fieber sind, war natürlich die Begegnung mit den Eulen einer der Höhepunkte für uns. „Schau mal, die weiße Eule“, flüstert mein Sohn. „Die sieht aus wie Hedwig!“ – damit war für ihn das Eis gebrochen und er meldete sich als erster, als Gary fragte, wer denn die Eule mal auf dem Arm halten möchte. „Das war toll! Sie ist so leicht – und so weich!“ – erzählte er später begeistert.
Küss den Fuchs!
Doch die Eulen wurden sogar noch getoppt! Von den zahmen Füchsen, die wir kurz darauf kennenlernten. Gleich drei leben zur Zeit auf der Feadon Farm. „Alle drei wurden von Menschen aufgepäppelt und erst einmal behalten, weil sie dachten, dass man sie wie einen Hund halten kann“, erzählte Gary. „Aber das geht nicht – ein Fuchs ist und bleibt ein Wildtier, das ganz besondere Ansprüche an seinen Lebensraum stellt und vor allem genügend Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten benötigt. Deshalb wurden sie den Menschen schnell zur Last und so leben sie nun bei uns, denn in freier Wildbahn würden sie nicht überleben.“ Für die Füchse wurde im vergangenen Jahr eigens ein neuer Bereich gebaut. Mit vielen Verstecken und Rückzugsmöglichkeiten. Und so bleibt es den Füchsen überlassen, ob sie die Besucher treffen möchten oder nicht. Die Tiere geben hier den Takt an, und das ist auch gut so.
Wir hatten Glück – alle drei kamen zu uns in den Besucherbereich, sie ließen sich streicheln und waren sogar bereit Küsschen zu verteilen. Für uns war es ein bisschen wie eine Versöhnung, nachdem erst kürzlich unser Huhn vermutlich einem Fuchs zum Opfer gefallen war.
Nach dieser Begegnung war es um die Kinder endgültig geschehen. Immer wieder erzählen sie bis heute von diesen außergewöhnlichen Begegnungen und werden diese auch ganz bestimmt nicht so schnell vergessen.
Wenn ihr in mit Kindern in Cornwall unterwegs seid, solltet ihr unbedingt eines der Programme von Gary und seinem Team mitmachen! Unsere Tour hieß „Meet the Animals“, es gibt aber auch Nachttouren, bei denen man vor allem Ausschau nach Dachsen und anderen nachtaktiven Tieren hält, Touren zum Strand um die Bewohner der „Rockpools“ bei Ebbe zu begutachten, Spaziergänge durch den Wald und zum hauseigenen Teich usw. Gary versprüht so viel Begeisterung für das, was er tut, dass er es sofort schafft, die Kinder in seinen Bann zu ziehen (nicht nur die Kinder).
Infos zur Feadon Farm:
Adresse: Gwel an Mor Luxury Resort, Feadon Lane, Portreath, Redruth, Cornwall, TR16 4PE, Tel.: 01209 842 354
Anmeldung: Die Touren finden je nach Nachfrage zu unregelmäßigen Terminen statt. Eine Voranmeldung unter obiger Telefonnummer ist zwingend notwendig. Die Touren sind auch für Besucher, die nicht im Resort wohnen, buchbar!
Unser Programm hieß „Meet the Animals“. Wir waren ca. 1,5 – 2 Stunden unterwegs. Diese Tour ist auch für kleine Kinder ab 4 Jahren ideal – was nicht heißt, dass auch Erwachsene begeistert sind!
Preise: Die Touren kosten 12 GBP für Erwachsene und 7 GBP für Kinder ab 2 Jahren (unter 2 Jahren kostenlos).
Noch viel mehr tolle Cornwall-Tipps und -Informationen gibt es in meinem Reiseführer, der im April 2016 in der Reihe Merian Momente erschienen ist*:
Hinweis: Wir bedanken uns bei Feadon Farm und Gwel an Mor für die Einladung zur Tour – und bei Gary Zammit für die lehrreiche und unvergessliche Führung durch die englische Tierwelt.
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