Eine aufregende Woche ist vorbei – unsere Tochter war zum ersten Mal alleine auf einer Sprachreise in England: im Travelworks English Adventure Camp Osmington Bay an der englischen Südküste. Inzwischen ist sie wieder wohlbehalten zurück – um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher. Die ersten Tage durfte ich Mäuschen spielen – auch für mich war das ein ganz besonderes Erlebnis. Da wir diese Tage bzw. diese Woche ganz verschieden erlebt haben, schildern wir beide unsere jeweiligen Erfahrungen:
Die Busfahrt nach England
Dass die Busfahrt von Stuttgart nach England stressig wird, hatte ich schon erwartet – immerhin mussten wir 1100 Kilometer zurücklegen. Wir starteten in Stuttgart am ersten Tag der Sommerferien – und standen prompt mehrere Stunden im Stau. Für uns Stuttgarter keine neue Erfahrung, aber trotzdem brachte der Reiseverkehr den Zeitplan kräftig durcheinander. Viel Zeit also für die Kids im Bus, sich gegenseitig kennen zu lernen. Ich war erstaunt, wie ruhig eine Fahrt mit rund 40 Kindern sein konnte. Die Phase des ersten Kennenlernens dauerte recht lange. Das könnte auch daran gelegen haben, dass die Kids fast durchweg mit elektronischen Geräten aller Art ausgestattet waren und sich so natürlich bestens davor drücken konnten, mit dem Nebensitzer Kontakt aufzunehmen. Von den Betreuern hätte ich mir hier etwas mehr Engagement erwartet, die Kinder miteinander bekannt zu machen und vor allem auch über die Fahrt zu informieren. Das geschah leider überhaupt nicht. Da aber die Fahrt recht lange dauerte, machte sich schließlich doch nach und nach die typische Ferienlage-Klassenfahrt-Stimmung im Bus breit. Schnell fand sich im vorderen Bereich des Busses ein Anführer, der bei den Jungs den Ton angab. Die Gesprächsthemen – grandios! Besser als jede Comedy-Show! 😉
Regenwetter in England
Schon kurz vor der Fährüberfahrt ab Calais kündigte sich ein massives Gewitter an. Beeindruckende Blitze erhellten den Nachthimmel. Trotzdem verlief die Überfahrt recht ruhig. Aber England empfing uns mit heftigem Regen. Nicht dass wir Traumwetter erwartet hätten, aber ein ganz kleines bisschen weniger nass wäre schon schön gewesen. Es goss über Stunden in Strömen, doch kurz bevor wir das English Adventure Camp an der Jurassic Coast nahe Weymouth erreichten, klarte das Wetter auf und sogar die Sonne zeigte sich.
Osmington Bay – traumhafte Lage direkt am Meer
Das English Adventure Camp Osmington Bay liegt auf den Klippen direkt am Meer – eine entsprechend spektakuläre Kulisse bot sich bei unserer Ankunft. Ein riesiges Areal mit vielen Sport- und Spielgeräten – und dahinter das tiefblaue Meer. Wunderschön – allein für diesen Anblick hatte sich die anstrengende Anreise schon gelohnt. Doch noch war nicht die Zeit zum Entspannen. Es folgte ein Rundgang durch das Camp, die Zimmerverteilung, Mittagessen und dann für die Kinder direkt das Nachmittags-Sportprogramm. Ich war überrascht, dass alle ohne zu murren dabei waren. Die Kinder schienen die recht schlaflose Nacht sehr gut weggesteckt zu haben. Denn nach dem Abendessen liefen sie bei der Kennenlern-Party zur Hochform auf. Um 21.30 Uhr hieß es dann endlich ab in die Zimmer – klar, dass da noch jede Menge geflüstert und gekichert werden musste, bevor dann alle endlich ihren wohlverdienten Schaf bekamen. Die Zimmer waren übrigens sehr einfach und klein, aber auch sehr sauber. Unserer Tochter war in einem Vierbettzimmer untergebracht. Es gab zwei Stockbetten, ein kleines Bad mit Dusche und ein kleines Regal. Aber die Mädels fühlten sich in ihrem kleinen Reich pudelwohl.
Strukturierter Tagesablauf
Um 7.15 Uhr war am nächsten Morgen die viel zu kurze Nacht vorbei. Noch recht verschlafen erschienen die Kids um 7.55 Uhr zum Frühstück. Gleich im Anschluss standen die Einstufungstests auf dem Programm. Nach dem Mittagessen startete der Unterricht in den diversen Klassen. Überhaupt war der Tagesablauf im Camp komplett durchstrukturiert und sehr gut organisiert. Aber anders wäre es auch nicht möglich, 700 Kinder unter einen Hut zu bringen und sie auf die Kurse und Aktivitäten zu verteilen. Ursprünglich war das PGL-Adventure Camp den britischen Kindern vorbehalten. In Großbritannien gibt es zahlreiche Camps dieser Organisation, die sich auf Outdoor-Aktivitäten und Sport für Kinder und Familien spezialisiert haben. Erst seit Kurzem hat PGL auch Sprachkurse im Angebot und steht damit auch Kindern aus anderen Ländern offen. So waren während unseres Aufenthalts auch Kinder aus Spanien, Frankreich und Russland im Camp. In den Sprachkursen und bei den Aktivitäten waren die Nationalitäten gemischt, doch wann immer sich die Gelegenheit bot, suchten die Kinder wieder den Kontakt zu ihren Landsleuten. Bei so vielen neuen Eindrücken war das durchaus verständlich.
Vielfältige sportliche Aktivitäten
Die sportlichen Aktivitäten waren vielfältig: Riesenschaukeln, Zip-Lining, Rudern, Segeln, Klettern und Floß-Bauen standen ebenso auf dem Programm wie Quad und Motorradfahren in Miniversion, Abseiling und vieles mehr. Abends gab es Lagerfeuer, Disko, Spiele-Olympiade und viele weitere Events – viele Möglichkeiten für die Kids, sich gegenseitig besser kennenzulernen und ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse anzuwenden, denn natürlich fanden alle Aktivitäten in englischer Sprache statt.
Abwechslungsreicher Unterricht
Der Unterricht im English Adventure Camp war sehr abwechslungsreich gestaltet. Der Schwerpunkt lag klar auf dem Sprechen und Verstehen. So wurden Videos, Filme, Hörspiele und Cartoons und viele weitere interaktive Elemente integriert. Die Kinder lernten spielerisch und vor allem mit Spaß, die englische Sprache anzuwenden und zu verstehen. Im Unterricht wurde ausschließlich englisch gesprochen. Das war für viele am Anfang recht ungewohnt und sie verstanden sicherlich vieles nicht. Da die Gruppen aber aus maximal 12 Schülern bestanden, wurde jedes einzelne Kind immer wieder zum Sprechen aufgefordert und in den Unterricht einbezogen.
Interessante Ausflüge
Für uns Erwachsene hieß es nach ein paar Tagen Abschied nehmen. Von Abschiedsschmerz seitens der Kinder keine Spur. Sie hatten sich längst eingelebt und neue Freunde gefunden. Da fiel uns der Abschied schwerer – hatten wir uns doch gerade erst an das Feriencamp-Feeling gewöhnt 😉 . Auf die Kinder warteten noch viele Aktivitäten. So stehen bei den Travelworks Englisch Adventure Camps wöchentlich zwei Ausflüge auf dem Programm. Die Gruppe unserer Tochter unternahm eine ganztägige Exkursion nach Bath und eine halbtägige zu einer nahegelegenen Burgruine. Zudem gab es jede Menge weiterer Outdoor-Aktivitäten. Mit dem Wetter hatten die Kids riesiges Glück – es regnete nur einmal kurz – so konnten sie das gesamte Programm planmäßig absolvieren.
Die Rückkehr: Müde aber glücklich
Inzwischen ist unsere Tochter wieder wohlbehalten zurück. Müde aber sehr glücklich konnten wir sie am Bahnhof in Empfang nehmen. Es war das erste Mal seit langem, dass sie freiwillig einen Mittagschlaf machen wollte und es abends nicht erwarten konnte, endlich wieder ins Bett zu kommen. Aber nachdem sie so richtig ausgeschlafen war, erzählte sie viel von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im Travelworks English Adventure Camp. Unglaublich, was man in 10 Tagen so alles erleben kann… Dass sie nebenbei noch jede Menge Englisch gelernt hat, ist ihr vermutlich gar nicht bewusst.
Weitere Infos und die Kosten:
Eine Woche im Travelworks English Adventure Camp Osmington Bay nahe Weymouth an der englischen Südküste kostet 660 Euro (Bus-Anreise), bzw. 890 Euro (Flug-Anreise). Zwei Wochen kosten 1.160 Euro (Bus) bzw. 1350 Euro (Flug).
Im Preis sind An- und Abreise, Übernachtung, Verpflegung, Kursprogramm (20 Wochenstunden à 45 Minuten), alle Sport-Aktivitäten und die Ausflüge (20 Wochenstunden à 45 Minuten) sowie das Abendprogramm (Disko, Karaoke, Quiz, Filme, Lagerfeuer und sportliche Spiele etc.) .enthalten.
Hier schildert meine kleine Co-Autorin, was sie im Travelworks English Adventure Camp erlebt hat.
Unser Fazit:
Wir empfanden die Kombination aus Englisch-Unterricht, sportlichen Aktivitäten, Abendveranstaltungen und Exkursionen als sehr gelungen. Die Organisation im Camp war beeindruckend, ebenso die Vielfalt der Aktivitäten. Die Kinder wurden vor Ort von den englischen Teamern sehr gut betreut – bei Verständigungsproblemen sprangen die deutschen Kollegen ein. Sehr viel Wert wurde auf das Essen gelegt – es gab täglich neben abwechslungsreichen Menüs auch ein Salat- und Suppenbuffet – wobei der Salat von vielen Kindern völlig ignoriert wurde (Überraschung! 😉 ). Die Kinder waren von morgens bis abends beschäftigt – das Programm war sehr straff organisiert. Gerade für die jüngeren Kinder (10 – 13 Jahre) fand ich das sehr gut, denn so waren sie wirklich die ganze Zeit unter Aufsicht und fühlten sich nicht einsam. Zudem hatten sie so auch die Möglichkeit, sämtliche Freizeitaktivitäten auszuprobieren. Ältere Kinder wünschen sich da vermutlich mehr Freiraum. Trotz der anstrengenden Fahrt würde ich die Busanreise gegenüber dem Flug bevorzugen. Denn im Bus haben die Kinder die Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen und sich schon ein bisschen kennenzulernen.
2 Kommentare
Mein Sohn ist diese Woche aus dem English Adventure Camp Osmington Bay zurück gekehrt, abgemagert und unglücklich über zwei verschwendete Ferienwochen. Besonders schlimm fand er, dass es nicht genug zu Essen gab. Die Portionen waren sehr klein und ein Oberaufseher schaute zu, dass die Küchenfrauen den Kindern keine zweite Portion geben. Satt wurde man nur, wenn mal als letzte Gruppe kam, dann gab es auch größere Portionen. Es wurde jeder Penny gespart, selbst bei Nudeln mit Tomatensoße. Der Kiosk im Camp bietet nur Süßigkeiten an, nichts Nahrhaftes.
Außerdem durften die Kinder nur selten an den Strand und Baden war ganz verboten. Die schöne Lage des Camps mit eigenem Strand wurde kaum genutzt. Das Lagerfeuer durfte nur aus 3m Sicherheitsentfernung angeschaut werden. Bei den vielen Verboten und übertriebenen Sicherheitsvorkehrunen ist von Adventure nicht mehr viel übrig.
Der Unterricht war ganz in Ordnung, allerdings meist mit mehr als 12 Kindern, wie es im Prospekt steht. Kontakt mit den englischen Kindern. die ebenfalls dort Urlaub machen, fand überhaupt nicht statt. Die Sprachschüler werden völlig getrennt von den Native Spreakern. Sehr schade eigentlich.
Auf die Rückfahrt 13.30 Uhr wurden die Kinder ohne Mittagessen geschickt und bekamen für eine 20 stündige Reise ein Brötchen, zwei Kekse ein paar Chips und einen halben Liter Wasser mit.
Lieber Veit,
vielen Dank für deine Rückmeldung!
Da müssten sich unsere Kinder im Camp getroffen haben. Unsere Tochter war vorletzte Woche mit einer Freundin in Osmington Bay. Beiden hat es sehr gut gefallen. Allerdings war meine Tochter vom Essen auch nicht begeistert (abgesehen vom Frühstück, dass sie gut und sehr reichhaltig fand). Sie fand die Portionen waren zwar groß genug und meinte, dass man sich vom Salatbuffet zusätzlich zum normalen Essen so viel holen durfte, wie man wollte – aber geschmacklich fand sie das Essen in den ersten drei Tagen nicht gut. Sie meinte, dass es dann Mitte der Woche etwas besser wurde, weil ein neuer Koch dazu kam.
Dass das Baden im Meer nur unter Aufsicht erlaubt war, liegt an den starken Strömungen, die es an den Stränden gibt. Das kann ich in diesem Fall gut nachvollziehen.
Unsere Tochter fand es auch etwas albern, dass sie beim ersten Grillfest so einen großen Abstand zum Lagerfeuer halten mussten. Beim zweiten Grillfest war es dann wohl anders und sie durften sich „nähern“.
Auch sie hatte keinen Kontakt zu englischen Schülern, wohl aber zu Schülern aus Italien, Luxemburg und China. Ich vermute mal, dass das Programm der Engländer ganz anders aussieht, weil sie keinen Sprachkurs haben.
Das Soortprogramm fand sie toll. Der Unterricht war aus ihrer Sicht super und die Lehrer sehr gut. In ihrem Kurs waren 13 Schüler, was wohl daran lag, dass ein Kind nachträglich dazu kam, weil es unbedingt im gleichen Kurs wie sein Kumpel sein wollte.
Zur Verpflegung auf der Rückfahrt kann ich leider nichts sagen, da ich meine Tochter aus dem Camp abgeholt habe, weil wir im Moment noch Urlaub in Großbritannien machen.
Ich hoffe, dass dein Sohn dennoch auch schöne Erinnerungen und neue Freundschaften aus dem Camp mitgenommen hat.
LG Antje