In den Herbstferien fuhren wir spontan mit den Kindern nach Berlin. Das war schon lange der Wunsch der Kinder und auch wir Eltern wollten Berlin gerne mal als Touristen erleben.
Es ist ja nicht so, dass wir noch nie in Berlin waren. Ich war früher wegen meines Musical-Jobs des Öfteren am Potsdamer Platz und im Theater des Westens – und natürlich ruft alljährlich die ITB. Meine Mann hat sogar einige Zeit in Berlin gearbeitet und ist beruflich auch immer wieder vor Ort. Natürlich sieht man da das eine oder andere – aber so richtig als Touristen mit dem Schwerpunkt auf Sightseeing waren wir noch nie in der Hauptstadt.
Die einen planen eine Reise im Detail – wir lassen das immer eher auf uns zukommen. So buchten wir ein paar Tage vorher ein Hotel und ich fragte auf dem Weg nach Berlin in meinem Facebook-Freundeskreis nach guten Berlin-Tipps. Da kamen in kürzester Zeit so viele zusammen, dass wir locker zwei Wochen Zeit in Berlin gebraucht hätten.
Die Autofahrt von Stuttgart nach Berlin dauerte fast sieben Stunden – so hatten wir viel Zeit, die verschiedenen Tipps und Vorschläge zu besprechen und sortieren.
Wir reisten an einem Samstag an – der Verkehr war entsprechend überschaubar und wir entschlossen uns, erst einmal eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Auto zu machen. Vorbei an der Siegessäule, dem Brandenburger Tor, dem Reichstag, durch das Regierungsviertel und weiter zum Potsdamer Platz, in dessen Nähe unser Hotel lag. Das Wetter war nicht besonders prickelnd – dicke Wolken, leichter Regen und ein eiskalter Wind, so genossen wir erst einmal die Ausblicke vom kuschlig warmen Auto aus.
Natürlich ließen wir uns vom Wetter nicht schrecken und erkundeten die Stadt dennoch ausgiebig – und hier kommen also unsere Tipps für Berlin mit Kindern:
Berlin Welcome Card
Wie in allen großen Städten gibt es auch in Berlin eine Karte, die für Touristen kostenlose Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zahlreiche Rabatte bei Eintritten für Museen, Städtetouren und anderen Attraktionen bietet. In Berlin ist das die Berlin Welcome Card.
Für 72 Stunden kostet die Karte 33 Euro pro Person, inklusive 3 Kindern von 6 – 14 Jahren (ohne Museumsinsel und Potsdam). Wer viel sehen will, kann dadurch eine Menge sparen. Wer mit Kindern unterwegs ist, muss rechnen – Kinder bis 14 Jahre fahren mit den Öffentlichen kostenlos. Bei allen Attraktionen und Museen, die wir besucht haben, waren war der Familienpreis deutlich günstiger als der rabattierte Preis durch die Berlin Welcome Card. Für uns hat es sich daher nicht gelohnt.
Sehr gut fanden wir die Begleitbroschüre, in der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aufgelistet sind und die jede Menge Ideen und Inspiration liefert.
Hop on Hop off – mit dem Sightseeing Bus durch Berlin
Der Klassiker – wer sich erst einmal einen groben Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten verschaffen will, kauft sich gerne ein Ticket für einen der Sightseeing Busse, die auf verschiedenen Routen durch die Stadt fahren und bei denen man den ganzen Tag über aus- oder einsteigen kann, wie es gerade passt.
Da das Wetter am ersten Tag recht bescheiden war, haben auch wir uns für so eine Tour entschieden und Tickets für die gelben City Circle-Busse gekauft. Über Kopfhörer konnte man in diversen Sprachen die wichtigsten Infos über Berlin bekommen. Selten habe ich so eine lieblos gemachte Tour erlebt. Die unfreundliche und monotone Stimme aus dem „off“ schafft es, dass man spätestens nach einer Viertel Stunde keinen Bock mehr auf Infos über Berlin hat – und wäre das Wetter nicht so ätzend gewesen, wären wir spätestens bei der zweiten Haltestelle ausgestiegen. So quälten wir und durch die Runde und können von dieser Tour leider nur abraten.
Interessant wäre für uns zu wissen, ob die anderen Anbieter da besser sind – wahrscheinlich ja, schlechter kann es zumindest nicht sein.

Panoramapunkt am Potsdamer Platz

Blick vom Panoramapunkt am Potsdamer Platz
Blick aus luftiger Höhe: Panoramapunkt am Potsdamer Platz
Ein Glück war das Wetter nicht die ganze Zeit über so trist. Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Ideal für einen kleinen Ausflug zum nahegelegenen Potsdamer Platz. Der schnellste Aufzug Europas bringt die Besucher in 20 Sekunden zum Panoramapunkt 100 Meter höher. Das Mädel, das uns im Aufzug mit nach oben nimmt, muss ganz schön schnell reden, um uns in 20 Sekunden die wichtigsten Infos zu erzählen – aber es klappt: als sich die Aufzugstüren wieder öffnen, hat sie ihren Minivortrag auf die Sekunde beendet und kann auf den 20 Sekunden nach unten wieder Luft holen, für die nächste Tour nach oben.
Von Oben haben wir heute einen Top-Ausblick über Berlin. Selten passiert es uns, dass wir für etwas zu früh dran sind – in diesem Fall aber schon – das Panoramacafé öffnet leider erst um 11 Uhr. Dafür gab es am Aufzug auch keinerlei Wartezeiten.
Die Fahrt nach oben kostet 7,50 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder. Das Familienticket für zwei Erwachsene und zwei Kinder kostet 17,50 Euro

Wohl eines des bekanntesten Motive der East Side Gallery – doch wer sind die beiden Opas, die sich küssen?

East Side Gallery, Berlin

East Side Gallery
Kunst und Geschichte: East Side Gallery
Wer sind die küssenden Opas? Unsere Kinder blicken irritiert auf das wohl bekannteste Kunstwerk der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain. Wer Honecker und Breschnew waren und warum sie hier so dargestellt wurden, müssen wir ihnen erst erklären.
Überhaupt ist die East Side Gallery ein Ort, an dem man eine Vorstellung bekommen kann, wie die Mauer aussah, die Berlin einst trennte. Coole Kunstwerke gibt es noch dazu – eine gute Kombination. 1316 Meter lang ist das Mauerstück, vom Berliner Ostbahnhof bis zur Oberbaumbrücke, das 1990 von 118 Künstlern aus 21 Ländern bemalt wurde. 2009 wurde das Mauerstück am Ufer der Spree inklusive der Kunstwerke komplett restauriert.
Der Eintritt ist frei.

East Side Gallery, Berlin
Geschichte mal anders: Brandenburger Tor Museum
Eine Multimediashow auf 87 Screens gibt einen spannenden Einblick in die Geschichte Berlins. Film- und Tonaufnahmen nehmen die Besucher mit auf eine emotionale Zeitreise. Die Vorstellung dauert etwa 20 Minuten, aber es ist empfehlenswert, sich Zeit zu lassen und die Vorstellung 2-3 mal anzusehen. Wir entdeckten immer wieder neue Details.
Der Eintritt kostet 5 Euro pro Person. Das Familienticket 15 Euro für zwei Erwachsene und maximal 3 Kinder.
Das Brandenburger Tor und der Reichstag
Diese Ecke von Berlin erkundet man am besten zu Fuß. Der Reichstag, das Regierungsviertel und ein Bummel durch das Zentrum lassen sich gut verbinden. Das Brandenburger Tor und die Besichtigung der Kuppel und der Dachterrasse des Reichstags kosten keinen Eintritt. Wer die Reichstagskuppel und die Dachterrasse besuchen will, muss sich jedoch vorab anmelden. Kurzfristig werden Restplätze vergeben (Achtung! Es wird für jede Person ein Original-Ausweisdokument benötigt!) – da wir aber sehr kurzfristig unterwegs waren und auch keine Lust auf Schlange stehen hatten, fiel der Besuch für uns leider aus. Weitere Infos und Anmeldung gibt es auf der Seite des Deutschen Bundestags.
The One Grand Show im Friedrichstadtpalast
Als alter Show- und Musicalfan war es für mich ein MUSS, mir endlich The One Grand Show im Friedrichstadtpalast anzusehen. Und was ein Glück – wir bekamen sogar ganz kurzfristig noch Karten für die Nachmittagsshow. Zwar saßen wir ganz hinten – hatten aber dennoch einen tollen Blick auf die Bühne und können damit – aus eigener Erfahrung – auch die günstigste Kartenkategorie empfehlen.
Die Show ist absolut sehenswert! Nicht nur – aber auch – der Kostüme von Jean Paul Gautiers wegen. Die Show spielt in einem verlassenen Revuetheater, das durch eine Untergroundparty aus dem Schlaf gerissen wird. Aber egal – die Handlung ist bei einer Revue sowieso nicht sonderlich relevant.
Es reihen sich wunderbare Bilder aneinander – Realität und Wirklichkeit verschwimmen und man wird einfach rundum bezaubert. Über 100 Künstlerinnen und Künstler verwandeln die Bühne in eine faszinierende Traumwelt – Tanz, Akrobatik und faszinierende Effekte sorgen für immer neue Showbilder und Traumwelten.
Eine bombastische Inszenierung mit großartigen Künstlern auf einer der größten Showbühnen der Welt – absolut sehenswert!!!
Etwa 2,5 Stunden dauert die Vorführung (inkl. Pause). Tickets gibt es ab 19,80 Euro, Kinder von 6 – 14 Jahren bekommen einen Rabatt von 25%. Altersempfehlung: ab 10 Jahren (kein Einlass für Kinder unter 6 Jahren)
In der Welt der Stars und Sternchen: Madame Tussauds
Die Überraschung unserer Berlin-Reise. Im positiven Sinne! Ein Besuch im Wachsfigurenkabinett war der große Wunsch unserer Kinder. Ich gestehe, dass ich eher widerwillig reinging – erst recht, als ich die riesige Menschenschlage davor sah. Doch das Glück war uns hold – als wir gerade überlegten, ob und wann wir uns anstellen sollten, sprach uns eine andere Familie an, die noch Gutscheine für vergünstigte Tickets (ohne anstehen!!!) übrig hatten und uns überließen. Damit kamen wir im Schnelltempo rein.
Der Besuch lohnte sich wirklich – vor allem, weil sehr viele interaktive Elemente zum Mitmachen (und Quatsch machen) einluden. So konnte man – mit Perücke – mit Donald Trump posieren (allein hier hätte ich schon stundenlang anderen Besuchern beim Posieren zusehen können), mit Ronaldo „torjubeln“, in ein Gemälde im Schreibzimmer von Shakespeare schlüpfen, mit Elyas M’Barek auf dem Sofa kuscheln und unzähligen Promis in die Augen sehen. Wer wollte, konnte auch ein Video mit Bibi drehen (wollte von uns aber keiner) oder in die Star-Wars-Welt eintauchen. Wir verbrachten einen sehr vergnüglichen Mittag hier und für die Kinder war der Besuch hier sicher eins der Highlights unser Berlin-Reise.
Um im Tarifdschungel bei den Tickets für Madame Tussauds durchzublicken, kann man sich lange auf der Website beschäftigen (und am Ende doch das falsche buchen). Unser Tipp, wenn ihr an Wochenenden oder zu Ferienzeiten unterwegs seid, sind Expresstickets. Die gibt es online ab 20 Euro. Haltet auch nach Gutscheinen auf Müslipackungen etc. Ausschau, damit kann man oft 50% des Eintrittspreises sparen.

Topographie des Terrors
Topographie des Terrors
Ganz in der Nähe des Potsdamer Platzes befanden sich von 1933 – 1945 die Zentralen des nationalsozialistischen Terrors – das Staatspolizeiamt, die Reichsführung-SS, der Sicherheitsdienst der SS und während des zweiten Weltkriegs auch das Reichsicherheitshauptamt. Hier befindet sich heute das Gelände der „Topographie des Terrors” – einer der meistbesuchten Erinnerungsorte in Berlin. Es ist ein bewegender, schockierender und erschreckender – und sehr wichtiger Einblick in die Geschichte des nationalsozialistischen Terrors. Der Eintritt ist frei. Unsere Altersempfehlung – ab 12 Jahren.
Übernachten, Essen, Wandern und Shopping in Berlin
Übernachtet haben wir im Novotel Berlin City Potsdamer Platz. Für uns war es die erste Novotel-Erfahrung und wir hatten uns für diese Hotelgruppe entschieden, weil sie – laut Website – als besonders kinderfreundlich gilt. Das Familienzimmer war gut und geräumig. Frühstück für die Kinder war – im Gegensatz zur Info auf der Website – nicht kostenlos.
Wir entschieden uns, das Frühstück nicht dazu zu buchen – was sich am nächsten Morgen als gute Entscheidung entpuppte, denn der Speisesaal war viel zu klein und die Warteschlange führte einmal quer durch die Rezeption. Wir gingen auf gut Glück los und entdeckten keine 100 Meter entfernt an der Stresemannstraße das Frühstücksrestaurant Maracay Coffee – sehr gut und empfehlenswert.
Wie immer bei einer Städtereise legten wir gefühlte hundert Kilometer zu Fuß durch Berlin zurück. Dabei haben wir bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten, nette Cafés und Restaurants und schöne Läden entdeckt. Aber das macht einen Städtetrip am Ende aus. Natürlich haben wir uns die Gedächtniskirche, das Holocaust-Mahnmal, den Gendarmenmarkt, das Rathaus, Checkpoint Charlie und vieles mehr angesehen. Haben in diversen Shops gestöbert und Currywurst gegessen.
Zwei Restaurants fanden wir besonders empfehlenswert – im Goodtime (Hausvogteiplatz 11) gibt es thailändisches und indonesische Küche und im Amrit Potsdamer Platz gibt es indische Spezialitäten.
Insgesamt waren wir 4 Tage (3 Nächte) in Berlin und fanden unser „Last-Minute-Programm“ sehr interessant und abwechslungsreich. Auch die Reisedauer war aus unserer Sicht ideal. Man muss also nicht immer alles vorab planen – die Mischung aus Facebook-Tipps und sich einfach mal durch die Stadt treiben lassen, fanden wir super.
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Buchtipp: Die drei !!! – Chaos, Currywurst und ganz viel Berlin
Gerade ist im Kosmos-Verlag aus der „Die drei !!!“-Reihe ein tolles Buch für Kids erschienen, das ideal für die Reisevorbereitung einer Berlin-Städtetour geeignet ist.
Für „die drei !!!“ geht es nach Berlin! Die drei Mädels begleiten Maries Vater bei seinen Dreharbeiten. Doch plötzlich verschwindet am Set ein wichtiges Gemälde – ein neuer Fall für Kim, Franzi und Marie! Ihre Nachforschungen führen sie durch ganz Berlin. Die LeserInnen können den drei Mädels auf dem Stadtplan folgen und erfahren so jede Menge über die Stadt – noch dazu gibt es im schön gestalteten Buch noch viele Fun Facts und Tipps für die eigene Berlin-Reise.
Bei der Suche nach dem Gemälde stoßen die drei auf ein altes Familiengeheimnis und die Geschichte nimmt eine überraschende Wende…
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Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Januar 2018 und wird seither regelmäßig aktualisiert.
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