Stonehenge mit Kindern
„Blöde Steine…, doofe Steine!“ – Genervt reißt sich unser Jüngster den Audio-Guide vom Kopf und setzt sich schmollend auf die Wiese. Dabei wird uns wieder einmal klar, dass Elternträume und Kinderwünsche oft Welten auseinander liegen. Die Kulisse hinter dem Wutanfall ist nämlich recht beeindruckend – zumindest für uns Eltern. Die meterhohen Steine von Stonehenge ragen gleich nebenan beeindruckend in den stahlblauen englischen Himmel. Nur die Mystik des faszinierenden Ortes ist vom Kindergeschrei übertönt.
Der Steinkreis von Stonehenge – fasziniert nicht alle…
„Ich verstehe nichts von dem, was die sagen!“, schimpft unser Sohn weiter. Schnell prüfen wir, ob der Audio-Guide eventuell nicht auf die deutsche Sprache eingestellt ist. Aber alles im grünen Bereich. „Ja okay – ich versteh es schon, aber es ist so langweilig! Ich will das nicht mehr hören!“ Wir versuchen, ihm unser bisher gewonnenes Wissen in kindgerechten Worten noch einmal wiederzugeben. „ICH WILL ES ABER NICHT HÖREN! „. Na gut, wir geben unseren Bildungsversuch erst einmal auf und wenden uns der eigentlichen Attraktion zu. Schließlich faszinierte mich der Steinkreis von Stonehenge schon seit meiner Kindheit. Und immer wollte ich ihn einmal in echt und aus nächster Nähe sehen. Und jetzt am Ziel des Traumes wollte ich doch zumindest den Anblick der jahrtausendealten Stätte in Ruhe auf mich wirken lassen. Stonehenge mit Kindern hin oder her…
Stonehenge – Bauklötze im Riesenformat
Es ist schon ein faszinierender Anblick: Riesige Steinklötze, kreisrund aufeinandergestapelt. Unerklärlich bis heute, wie die Formation zustande kam. Unvorstellbar, wie es gelang, diese riesigen und schweren Steine überhaupt hierher zu bewegen – geschweige denn, sie in dieser Präzision aufeinanderzustapeln. Nicht zu fassen, dass es bis vor einigen Jahren noch möglich war, sich vor Ort Werkzeug zu leihen und gegen eine kleine Gebühr Souvenirs aus den Steinen herauszuschlagen. Inzwischen hat sich das natürlich grundlegend geändert. Es ist noch nicht einmal mehr möglich, die Steine zu berühren. Ein geschickt angelegter Rundweg führt um den Steinkreis herum, und zwar so, dass man die Menschenmassen, die sich hier tagtäglich vorbeischieben nicht störend wahrnimmt.
Bald wird alles anders sein
Überhaupt wird inzwischen viel getan, um diese einzigartige Stätte zu schützen und zu erhalten. Bisher befinden sich Parkplatz und Besucherzentrum noch in naher Sichtweite zum Steinkreis. Doch zur Zeit wird ein neues, riesiges Besucherzentrum mehrere Kilometer außerhalb gebaut – sogar die Bundesstraße, die nur etwa 300 Meter an Stonehenge vorbeiführt, und auf der sich permanent der Verkehr staut, weil natürlich jeder, der vorbeifährt auf die Bremse tritt und den Blick nicht von den berühmten Steinen wenden kann, soll verlegt werden. So soll der Zauber und die Mystik von Stonehenge wieder erlebbar gemacht werden (und natürlich auch der kostenlose Blick von allen Seiten unmöglich gemacht werden). Hoffentlich gelingt es! Natürlich ist der Steinkreis nach wie vor faszinierend und beeindruckend, aber von der besonderen Atmosphäre haben wir nicht wirklich etwas gespürt.
Ist das Merlin oder ein Droide?
Das könnte aber natürlich auch damit zu tun haben, dass wir uns nicht wirklich auf die mystische Stimmung konzentrieren konnten – schließlich waren wir ja auch damit beschäftigt den Kindern zu erklären, an was für einem ungewöhnlichen Ort wir uns da befanden. Ein Glück, dass auch einige recht ungewöhnliche Menschen um den Steinkreis pilgerten. Waren es Zauberer, Druiden oder Medizinmänner? Das war dann wieder hochinteressant für unseren Sohn. Die Stimmung steigt: „Sind das echte Droiden?“, fragt er begeistert. Als Star Wars Fan, war sein Interesse urplötzlich wieder geweckt und aller Trotz vergessen. Nach näherer Inspektion kam er allerdings zum Schluss, dass das definitiv keine echten Droiden waren – keine Laserschwerter, keine Raumschiffe zu sehen…
Ein Spaziergang in der Umgebung lohnt sich
Wer ein bisschen vom besonderen Flair rund um Stonehenge spüren möchte, sollte einen Spaziergang in der Umgebung unternehmen. Der Wind pfeift über die weite Ebene, Schafe überall – und in der Ferne kann man zahlreiche Hügelgräber erkennen. Obwohl man nur wenige Meter von Stonehenge entfernt ist, kann man hier die Ruhe spüren und die Landschaft genießen. Wir ärgerten uns ein bisschen, dass wir kein Proviant mit eingepackt hatten, denn ein Picknick mit Blick auf Stonehenge wäre schon toll gewesen.
Happy End!
Als wir anschließend in unserem Hotel in London ankamen, nutzten unsere Kinder die Zeit, Postkarten an Oma, Opa und Freunde zu schreiben, bzw. zu malen. Mit einem Schmunzeln stellen wir fest, dass unser Sohn hochkonzentriert die Steine von Stonehenge auf die Karte malt… – die blöden Steine scheinen also doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben!
Infos zu Stonehenge:
Spätestens beim Besuch von Stonehenge waren wir froh, dass wir eine Familienmitgliedschaft bei British Heritage abgeschlossen hatten. Das ist auch auf Zeit möglich und kostet beispielsweise für 9 Tage 49 Pfund für eine Familie. Dafür hat man dann freien oder günstigeren Eintritt in viele Burgen, Schlösser und andere Sehenswürdigkeiten. Im Fall von Stonehenge ist der Eintritt und die Parkgebühr kostenlos. Auch die Audio Guides kosten nichts extra. Aber das Beste: man muss sich nicht in die unglaublich lange Schlange einreihen, sondern kann direkt nach vorne gehen und ohne Wartezeit eintreten! Ein riesiger Vorteil, gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist! Weitere Infos zu neuen Besucherzentrum, das im Dezember 2013 eröffnen wird und zu Stonehenge im allgemeinen gibt es hier.
Auch Reisebloggerin Lena Marie Hahn war mit ihrer Familie in Stonehenge. Ihren Bericht findet ihr hier.
4 Kommentare
Ha, da waren wir auch diesen Sommer! Sobald ich mit dem Posten hinterhergekommen bin, gibt’s bei mir dann den Vergleichsbericht. 🙂 Hier werde ich jetzt erstmal ausführlich lesen gehen, was ihr auf der Insel so erlebt habt und wir vielleicht verpasst haben…
Viele Grüße,
Lena
Liebe Lena,
ich freue mich schon auf deinen Vergleichsbericht!!! Und vor allem bin ich gespannt, was wir so verpasst haben 🙂
Viele Grüße
Antje
Liebe Antje,
da packt einen das Reisefieber… ein toller Bericht, sehr schöne Fotos, da will man "meehr" von "erleben".
Gefällt mir sehr gut. Weiter so 😉
Vielen Dank für die Blumen, liebe Monja! 🙂