Völlig verstaubt kommen wir am frühen Nachmittag im Severin Safari Camp im Tsavo West Nationalpark an. Die Kinder sind ziemlich müde, denn wir sind schon sehr früh am Morgen im Epiya Chapeyu Camp im Tsavo Ost Nationalpark aufgebrochen. Eine spannende Pirschfahrt liegt hinter und – wir haben zahlreichen Elefanten, Antilopen, Büffel und Zebras gesehen. Ganz besonders fasziniert hat uns ein Rudel Wildhunde samt Jungtieren – das sieht man nicht allzu oft. Die letzten Kilometer waren dann aber doch ein bisschen tröge und der Schlaf hat die beiden übermannt.
Schockverliebt!
Entsprechend verschlafen steigen die beiden aus dem Bus. An der Rezeption werden wir herzlich empfangen. „Setzt euch erst mal und trinkt etwas, dann erledigen wir Check-In-Formalitäten“, strahlt uns Rezeptionistin Patricia an. „Danach könnt ihr gleich essen gehen und dann eure Zimmer beziehen, wenn das für euch okay ist.“ Perfekt für uns. Wir füllen die benötigten Papiere aus und lassen den Blick rundum schweifen. Ein Warzenschwein grast friedlich ein paar Meter entfernt, dahinter Impalas, Zebras und Giraffen. Witzig, wir hätten schwören können, dass es hier keine Tiere gibt, weil wir die letzten paar Kilometer fast ausschließlich Landschaft bestaunen durften. Hier haben sich also alle versteckt.
Alte Erinnerungen an den ASC werden wach
Während wir noch die Tiere bestaunen, hören wir eine deutsche Stimme. Campleiterin Manja kommt auf uns zu und begrüßt uns mit einem Strahlen. Es mag blöd klingen, aber ich fühlte mich sofort wie daheim und viele Erinnerungen an meine Zeit in Kenia werden wach. Mich erinnerte das alles sehr an meine Arbeit für den African Safari Club. Wir wechseln ein paar Sätze und ich frage Manja, ob sie früher eventuell auch für den ASC gearbeitet hat – und ja. Wir stellen fest, dass wir quasi alte Kollegen sind – und ich fühle mich gleich doppelt wohl.
Der „Speisesaal“ ist eher eine Speiseterrasse und bietet freien Blick auf die Savanne und die Wasserlöcher, die rund ums Camp liegen. Giraffen wandern hin und her und wir überlegen schon, ob vielleicht hinter jedem Wasserloch ein Camp-Mitarbeiter sitzt, der die Tiere mit Leckerlis hin und her lockt. Dem ist natürlich nicht so – aber die Szenerie ist schon fast unwirklich schön. Wir können uns kaum auf das Essen konzentrieren – dabei ist das so lecker, dass es eigentlich sehr viel Aufmerksamkeit verdient.
Wir sitzen da und genießen einfach in vollen Zügen – das Essen, den Ausblick, den freundlichen und zuvorkommenden Service und die schöne Atmosphäre.
Im Himmelbett den Löwen lauschen!
Anschließend beziehen wir unsere Zelte. Wobei „Zelte“ die Sache nicht so recht trifft. Wir dürfen in den Kibo-Suite übernachten. Die Suite ist perfekt für Familien, denn gleich nebenan befindet sich ein weiteres Zelt, in dem die Kinder untergebracht sind. Die Terrassen der beiden Zelte sind verbunden. Am Abend zuvor war es für die Kinder noch undenkbar, nicht mit uns im Zelt zu übernachten. Aber hier sind sie sofort Feuer und Flamme. Auf dem Nachttisch jedes Zeltes befindet sich eine Taschenlampe und eine Pfeife. „Wenn ihr irgendetwas seltsames hört oder Angst bekommt, müsst ihr einfach nur pfeifen, dann kommen wir sofort“, erklärt der Masai, der uns zu unserem Zimmer geführt hat.
Wir wollen nicht mehr weg
Tom ist der erste „echte“ Masai, den die beiden Kinder sehen – und sie finden ihn von Anfang an großartig. Als er sie mit einem Zwinkern fragt: „Ihr habt doch keine Angst, oder???“, schütteln beide heftig die Köpfe. „Nöööö, natürlich nicht!“ So beziehen wir unsere Zelte und ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir nur noch ein paar Minuten haben, bevor wir auf die nächste Pirschfahrt starten.
„Am liebsten würde ich den Rest des Tages hier im Camp verbringen“, meine ich gerade zu meinem Mann, als unser Sohn vom anderen Zelt herüber ruft: „Können wir jetzt schwimmen gehen?“. Wir sehen uns an und lachen – wir sind uns alle einig – wir wollen hier erst mal nicht weg. Wir sagen unserem Fahrer, dass wir die Pirschfahrt ausfallen lassen und setzen uns dann mit einem kühlen Drink auf unsere Terrasse. Unsere Suite hat nämlich ein ganz besonderes Goodie – ein Aussichtsterrasse in der zweiten Etage – ganz für uns allein!
Auf Sitz- und Schwimm-Safari
Man könnte ewig hier sitzen und schauen. Wir haben hier quasi eine Safari im Sitzen, denn es kommen unzählige verschiedene Antilopen, Zebras, Giraffen und sogar Elefanten zum Wasserloch. Sogar ein Krokodil entdecken wir.
Aber wir wollen ja noch schwimmen gehen. Also ziehen wir uns kurz um und gehen hinüber zum Spa-Bereich. Die anderen Gäste machen sich gerade für ihre Safari bereit und ein Auto nach dem anderen startet zur Nachmittagspirsch.
Manja kommt uns entgegen und sieht uns fragend an: „Fahrt ihr nicht raus?“ – Sie lacht, als ich ihr erzähle, dass wir so begeistert vom Camp sind, dass wir unsere Pirschfahrt kurzerhand ausfallen lassen. „Keine schlechte Idee – so habt ihr das Camp jetzt ganz für euch alleine!“, meint sie.
Der Pool ist der Hammer – im tiefblauen Wasser spiegeln sich die Akazien und die Wolken. Das Wasser ist kalt und erfrischend und als wir die ersten Bahnen ziehen, entdecken wir ein paar Zebras, die nur wenige Meter entfernt grasen. Nach einer Weile kommen auch Antilopen und Giraffen – eine Schwimmsafari hatte ich bisher auch noch nie.
Mein Sohn hält kurz inne – „was machen wir, wenn ein Löwe kommt, oder ein Leopard???“ – „Dann müssen wir wohl tauchen“, meine ich. „Aber ich bin sicher, den Raubkatzen ist es hier tagsüber zu laut – und wenn doch eine näher kommt, merken die Masai das sofort.“
Ein Pool mit Quellwasser
Er ist beruhigt und wir schwimmen weiter. Nach einer Weile wird es uns dann aber doch zu kalt und wir legen uns auf die Liegen – die Wildnis immer fest im Blick. Tatsächlich ist außer uns kein andere Gast im Camp und wir können den Poolbereich doppelt genießen. Das Wasser stammt übrigens aus der camp-eigenen Quelle und das Wasser wird anschließend wieder aufbereitet und für den Garten und die Befüllung der Wasserlöcher rundum genutzt – man muss also kein schlechtes Gewissen haben, wenn man hier, mitten im Busch, den Luxus eine erfrischenden Bades genießt.
Gleich nebenan befindet sich das Spa in dem diverse Wellnessbehandlungen angeboten werden. Wer sich sportlich betätigen möchte, kann das Fitnessstudio, das sich ein paar Meter weiter befindet, nutzen. Joggen ist eher schwierig um nicht zu sagen verboten, denn wir befinden uns schließlich mitten im Nationalpark.
Zauberhafte Abendstimmung
Wir gehen zurück zum Zelt und machen uns bereit für das Abendessen. Während der Dämmerung ziehe ich noch einmal kurz mit der Kamera los um die zauberhafte Stimmung einzufangen. Um ehrlich zu sein ist das fast unmöglich – diese Atmosphäre muss man einfach mit allen Sinnen erleben!
Dennoch möchte ich euch auf meinen kleinen Spaziergang mitnehmen – ihr müsst euch jetzt einfach noch die Geräuschkulisse der afrikanischen Wildnis dazu denken…
Das Abendessen ist ein mehrgängiges à-la-Carte-Menü und die Auswahl fällt schwer – alles klingt lecker. Wir entscheiden uns für den „Hot Stone“ und grillen unser Fleisch selbst am Tisch. Nebenher beobachten wir die zahlreichen Tiere am Wasserloch. Nicht nur für die Kinder ein magisches Erlebnis. Sie beobachten gespannt, ob vielleicht doch ein Leopard vorbeikommt.
Den Abend lassen wir am Lagerfeuer ausklingen. Es stellt sich heraus, das viele Angestellte im Camp ehemalige ASC-Angestellte waren, darunter auch Masai Tom. Es ist wie früher – alte Safarigeschichten und -Erlebnisse werden erzählt, Klatsch und Tratsch ausgetauscht – und die Kinder finden es außerordentlich spannend, dass Mama diese für sie so fremde Welt, so vertraut ist. Langsam beginnen sie zu verstehen, warum meine Sehnsucht nach Afrika so groß ist und warum ich mich hier noch immer zuhause fühle.
Die Musik der Nacht
Die Nacht im Camp ist erlebnisreich. Nachts werden die Generatoren abgestellt und es gibt dann natürlich keinen Strom. Von einer Sekunde zur anderen wird es ganz dunkel und still. Keine fünf Minuten später beginnt eine Hyäne zu schreien. Das liebestolle Impala-Männchen, das schon den ganzen Tag sein Glück bei den Impala-Damen rund um das Camp versuchte, läuft jetzt zur Höchstform auf. Unglaublich, welche Geräusche so eine Antilope von sich geben kann. Sie sind ganz nah an unserem Zelt und ich warte schon darauf, dass die Kinder die Pfeife benutzen. Doch die beiden schlafen wie die Murmeltiere und bekommen von all den Geräuschen nichts mit.
Ich meine in der Ferne Löwen zu hören – es ist wie immer, wenn ich auf Safari bin. Ich mag gar nicht schlafen, weil ich die Geräusche der Nacht liebe und nichts verpassen möchte. Doch irgendwann schlafe auch ich ein…
Am nächsten Morgen erfahren wir, dass Löwen, Geparden und ein Leopard im Camp gesichtet wurden. Leider auf der anderen Seite, aber ich weiß jetzt, dass ich richtig gehört habe.
Wir starten mit Anbruch der Dämmerung zu unserer Frühpirsch. Im Sand entdecken wir zahlreiche frische Löwenspuren – von den Löwen selbst ist nichts zu sehen. Die beobachten wahrscheinlich aus genüsslich aus der Ferne. Dafür sehen wir sehr viele Elefanten und eine riesige Eule.
Zum Frühstück kehren wir zurück ins Camp. Hach! Safarifrühstück!!! Besser schmeckt Frühstück nie und nirgendwo! Rührei, Baked Beans, Bratkartoffeln und Toast – und und und… Den Rest des Morgens verbringen wir im Camp bei der bewährten Sitz- und Schwimmsafari 🙂
Sundowner mit atemberaubender Aussicht
Am Nachmittag starten wir dann frisch gestärkt auf die nächste Pirschfahrt. Bei Mzima Springs sehen wir massenhaft Flusspferde und Krokodile und auch sonst haben wir großes Safariglück. Am Abend wollen wir den Sonnenuntergang am Poacher’s Lookout beobachten. Zu unserer Überraschung hatte unser Camp dort einen tollen Sundowner mit Sekt und Schnittchen für die Gäste vorbereitet – so war der Sonnenuntergang natürlich noch ein bisschen schöner – auch wenn sich der Kilimandscharo nicht blicken ließ. Der verbarg sich schüchtern hinter dicken Wolken – aber man kann schließlich nicht alles haben.
Mein Highlight war es, die Kinder zu beobachten, wie sie die atemberaubende Aussicht bestaunten.
Nächtliche Tour durch das Camp
Als wir ins Camp zurückkommen ist es schon dunkel und Zeit für das Abendessen. Anschließend gehen wir mit Masai Tom auf eine Tour durch das Camp. Unser Ziel sind die Wasserlöcher bei den Junior Suiten, denn dort kommen oft Raubkatzen vorbei. Wir setzen uns auf die Terrasse einer im Moment nicht bewohnten Suite und müssen nicht lange warten. Ganz nah schreiten ein paar Giraffen vorbei – und plötzlich flüstert Tom: „Schaut da drüben, da kommt ein Leopard“. Tatsächlich, die Raubkatze schleicht ganz leise an das Wasserloch heran, schaut sich lange um, bevor sie schließlich zu trinken beginnt.
Was für ein Moment! Zwischen Kribbeln und Faszination – die Begeisterung kennt keine Grenzen. Die Kinder sind hin und weg. Ganz still sitzen sie da und beobachten die Szenerie am Wasserloch. Mein Sohn drückt meine Hand ganz fest und ich spüre seine Aufregung. Als der Leopard nach ein paar Minuten wieder in der Dunkelheit verschwindet, sitzen wir noch eine ganze Weile still da – das war ein Moment, den wir alle nie vergessen werden – und wenn man die Kinder heute fragt, was ihr tollstes Erlebnis in Kenia war, ist es genau dieses.
Wenn Löwenbabys an deinem Fenster kratzen
Am nächsten Tag gehe ich mit Manja nochmal zu den Junior-Suiten zurück. Sie will sie mir zeigen, weil es ideale Familienunterkünfte sind. Bis zu fünf Personen können hier bequem schlafen. Gerade wer mit kleineren Kindern unterwegs ist, schätzt vielleicht, dass diese Unterkünfte keine Zelte, sondern fest gemauerte Gebäude sind.
Die Fenster der im Schlafzimmer sind völlig zerkratzt. „Erst dachten wir, dass das Vögel waren, aber irgendwann wurden die Gäste von seltsamen Geräuschen geweckt und entdeckten kleine Löwen, die mit ihren Pfoten an der Scheibe kratzten. Sie filmten die Szene sogar!“ – erzählt Manja. Vermutlich haben sie sich in der Scheibe gespiegelt, aber so genau weiß man nicht, warum sie das machten. Aber natürlich werden die zerkratzten Scheiben jetzt in Ehren gehalten!
Sehr gerne würde ich das Filmmaterial von den kratzenden Löwen mal sehen – vielleicht finden sich die Gäste ja auf diesem Weg und melden sich bei uns??? Wir würden uns riesig freuen!
Unvergesslich, zauberhaft, magisch – ein Traum!
Leider hieß es viel zu schnell Abschied nehmen – unsere Zeit im Severin Safari Camp war zauberhaft, magisch, unvergesslich – ein Traum!
Nirgends haben wir uns so unglaublich wohl gefühlt wie hier. Die Lage des Camps ist auf den ersten Blick unspektakulär – auf den zweiten Blick ein echtes Paradies. Jedes Zelt blickt auf eines der Wasserlöcher und bietet damit die Möglichkeit, auf der eigenen Terrasse pures Safari-Feeling zu genießen. Die Zelte sind geräumig und liebevoll bis ins Detail eingerichtet.
Das Camp ist supersauber und gepflegt. Der Service ist rundum super. Ganz besonders Manja, die so präsent im Camp ist, dass man fast die Befürchtung hat, sie würde 24 Stunden, 7 Tage die Woche arbeiten. Bei jedem Essen, bei jedem Start zur Pirschfahrt – immer ist sie vor Ort. Sie gibt jedem einzelnen Gast das Gefühl zuhause zu sein, steht immer mit Rat und Tat zu Seite. Sie liebt was sie tut – und das spürt man!
Aber auch alle anderen Mitarbeiter waren sehr herzlich und zuvorkommend – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll.
Wir schätzten das tolle Schwimmbad sehr – das war ein echtes Highlight – nicht nur – für die Kinder. Aber gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist, ist es super, wenn man sich zwischendurch mal abkühlen und austoben kann.
Wir haben uns hier superwohl gefühlt – um nicht zu sagen, wir haben uns in dieses tolle Camp verliebt! Wenn ihr eine Safari in Kenia plant – fahrt unbedingt ins Severin Safari Camp!
Gerade auch Familien mit Kindern sind hier herzlich willkommen – und werden sich bestimmt rundum wohl fühlen.
Preisbeispiel: Eine dreitägige Safari in Severin Safari Camp gibt es bei Severin Touristik ab 535 Euro/Person (inkl. Fahrt, Parkeintritt, Pirschfahrten, 2 Übernachtungen und Essen).
Mehr zum Thema Safari mit Kindern findet ihr hier.
Weitere Informationen zu unserer Kenia-Reise findet ihr in unserem Reisetagebuch.
4 Kommentare
Ich kann das Severin Camp ebenfalls nur empfehlen. Und Severin Travel sowieso, mit denen waren wir nun 5 Jahre in Folge in Afrika (2013 Kenia zum ersten Mal und in diesem September erneut – Masai Mara).
Ja, wir waren dieses Jahr auch in der Severin Sea Lodge – Bericht folgt noch – aber ich kann schon mal vorweg nehmen, dass das auch super war ?
Wir haben lange überlegt ob wir einen Afrika Urlaub wagen wollen und hatten die Severin Sea Lodge und 3 Tsavo West im Auge. Nach deinen wundervollen Berichten waren alle Zweifel weggefegt und wir haben für Mitte Oktober gebucht. Vielen Dank für deinen unglaublich schön geschriebenen Blog. Wir haben jetzt noch ganz viel Zeit uns auf unser Erlebnis Afrika zu freuen und vorzubereiten.
Liebe Simone und lieber Thomas,
wie schön, dass ich euch bei eurer Reiseplanung helfen konnte. Ich bin sicher, dass ihr einen wunderschönen Urlaub haben werdet (und am liebsten würden wir mitfahren)! Genießt die Zeit und grüßt Kenia, die Severin Sea Lodge und den Tsavo von uns!!!
LG Antje