Ganz kurzfristig mussten wir dieses Jahr unsere eigentlichen Reisepläne über den Haufen werfen und waren auf der Suche nach einem Reiseziel, das mit dem Auto erreichbar ist und das Teenager und Erwachsene gleichermaßen begeistert. Nach einigem Überlegen und Abwägen entschieden wir uns für eine Kreuzfahrt mit der „Costa Smeralda“ ab Savona. Zuvor verbrachten wir einige herrliche Tage an der ligurischen Küste (dazu findet ihr hier auf dem Blog bald mehr).
Kreuzfahrt für Familien – unsere Erfahrungen mit Costa Kreuzfahrten
Die Vorteile lagen klar auf der Hand:
=> Wir konnten problemlos mit dem E-Auto anreisen und direkt am Hafen parken.
=> Die „Costa Smeralda“ gehört zu der neuesten Generation der Kreuzfahrtschiffe und wird ausschließlich mit Flüssiggas (LNG) angetrieben.
=> Unsere Route der einwöchigen Kreuzfahrt führte durch attraktive Städte am westlichen Mittelmeer: Marseille, Barcelona, Palma de Mallorca, Palermo und Civitavecchia/Rom.
=> An Bord der „Costa Smeralda“ gab es neben zahlreichen Restaurants und Bars auch ein Fitness-Studio, einen Wellness-Bereich, ein Theater, einen Teen-Club, einen Sportplatz für Fußball, Basketball und Volleyball, mehrere Pools und Whirlpools und einen Wasserpark mit Rutschen – so sollte für jedes Familienmitglied etwas passendes dabei sein.
=> Ein großer Vorteil für Familien: Kinder unter 18 Jahren, die in der Kabine der Eltern untergebracht sind, reisen kostenlos mit. Das macht eine Kreuzfahrt auch preislich durchaus attraktiv.
Große Vorfreude und große Ernüchterung
Unsere Vorfreude auf ein paar entspannte Tage an Bord war riesig und ich muss gestehen, wir waren alle so urlaubsreif wie noch nie.
Mein Mann hatte einige Tage vor Beginn der Kreuzfahrt Geburtstag und wir entschlossen uns, nicht zu feiern um das Risiko einer Corona-Infektion so gering wie möglich zu halten (Zutritt an Bord hat man nur mit Nachweis eines aktuellen negativen Corona-Tests).
Deshalb rief ich gleich nach der Buchung bei der Buchungshotline von Costa Kreuzfahrten an und fragte, ob es möglich wäre, für meinen Mann ein Geburtstagspaket mit Kuchen und Prosecco vorzubestellen. Mir war wichtig, dass beides bei Ankunft in der Kabine steht und wir nach der Anreise mit einer kleinen „Feier“ in den Urlaub starten können. „Kein Problem“, hieß es seitens der Hotline und ich buchte das Geburtstagspaket für 30 Euro.




Reibungsloser Check-in am Hafen
Wir kamen pünktlich zu unserer Check-in-Zeit am Hafen in Savona an und die Abgabe des Fahrzeugs sowie der Transport der Koffer klappten reibungslos. Um die korrekten Infos zur Buchung des Parkplatzes am Hafen von Savona zu erhalten, waren jedoch mehrere Anrufe bei der Costa-Hotline nötig.
Voller Vorfreude betraten wir das Schiff und machten uns erst einmal auf die Suche nach unserer Balkonkabine 15234 auf Deck 15.
Stinkende Kabine auf der „Costa Smeralda“
Leider kam dann aber die große Ernüchterung. Schon beim Öffnen der Kabinentür schlug mit ein Geruch entgegen, der mich regelrecht würgen ließ – es roch nach einer Mischung aus fettigen Haaren und schlechter Körperhygiene, um es vorsichtig auszudrücken. Ich bin mit einer sehr sensiblen Nase gesegnet und stellte fest, dass vor allem die Kopfkissen ekelhaft rochen. Doch ob sie für den widerlichen Geruch verantwortlich waren, ließ sich auf die Schnelle natürlich nicht feststellen.
Der Room Steward kam vorbei und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich bat ihn, zu prüfen, woher der Geruch in der Kabine kam und zusätzlich die Kopfkissen auszutauschen.
Gebuchte Überraschung wurde nicht geliefert
Leider war in der Kabine weder der bestellte Kuchen, noch der Prosecco zu finden – was für eine Enttäuschung. Wir beschließen erst einmal eine Runde über das Schiff zu gehen, in der Hoffnung, dass das Problem mit dem Gestank in der Kabine bis dahin behoben und das Geburtstagspaket geliefert ist.
Als wir zwei Stunden später in die Kabine zurückkommen, müffelt es etwas weniger, dafür riecht es nach Raumspray. In der Hoffnung, dass der Gestank erst einmal „verfliegen“ muss, sind wir diesbezüglich noch guten Mutes.
Wenig hilfreiche Rezeption
Das Geburtstagspaket ist leider immer noch nicht da und ich mache mich auf den Weg zur Rezeption, um das Paket abzubestellen. Dort wird mir gesagt, dass man das Paket auf dem Schiff nicht abbestellen kann und der Kuchen zum Abendessen geliefert wird. Das wiederum wollte ich nicht, da wir nach einem Vier-Gänge-Menü samt Dessert nicht noch einen Kuchen essen wollten. Die Überraschung war eh schon dahin…
Um das Paket zu stornieren, müsste ich meine persönliche Kreuzfahrtberatung anrufen. Die hatte ich nicht, weil ich einfach über die Website gebucht hatte. Dann solle ich die Hotline anrufen, meinte die Rezeptionistin. Da ich diese gerade nicht zur Hand hatte, bat ich sie, mir die Nummer zu geben. Doch sie meinte, sie hätten nichts mit Costa auf dem Festland zu tun und sie könne mir die Nummer nicht geben.
Ich gehe also in die Kabine um die Reiseunterlagen zu holen, denn ich wollte das noch vor dem Ablegen des Schiffes geklärt wissen. Mein Anruf brachte allerdings nichts. Das Geburtstagspaket könne ich nur auf dem Schiff stornieren…
Der Vollständigkeit halber möchte ich hinzufügen, dass es mir nicht gelang, das Geburtstagspaket zu stornieren. Auch mein Vorschlag, den bezahlten Betrag in Bordguthaben umzuwandeln, war nicht möglich. Zwar haben wir weder den Kuchen noch den Prosecco bekommen – das Geld bekam ich trotzdem bis heute nicht zurückerstattet.
Update: Auf meine Reklamation hat Costa Kreuzfahrten nach etwa 5 Monaten geantwortet und behauptet, ich hätte alles ordnungsgemäß geliefert bekommen und mir stehe keine Erstattung der Kosten zu!
Kabinenwechsel nicht möglich
Als wir vom Abendessen zurückkommen, ist der Gestank in der Kabine leider nicht verflogen. Im Gegenteil – es stinkt wieder genauso schlimm wie zuvor. Ich bin inzwischen mit meinen Nerven am Ende – eine Woche Kreuzfahrt halte ich nicht in diesem Gestank aus. Mein Mann geht zur Rezeption um zu fragen, ob ein Kabinenwechsel möglich ist.
Die Antwort kenne ich schon vorher – einen Kabinenwechsel ist nicht einfach so möglich. Erst muss eine Delegation vom Housekeeping bestätigen, dass es in der Kabine wirklich stinkt. Kurz darauf stehen drei Herren in unserer Kabine, die anbieten, die Kabine noch einmal von Grund auf reinigen zu lassen und das Bettzeug auszutauschen. Das wird aber mindestens eine Stunde dauern. Inzwischen ist es fast Mitternacht und wir sind bleiern müde.
Wir willigen dennoch ein – was haben wir für eine Wahl? Wir verbringen die Stunde in der Piano-Bar und überlegen, das Schiff am nächsten Morgen in Marseille zu verlassen und mit dem Zug zurück nach Savona zu fahren. Ob es möglich ist, unser Auto außerplanmäßig vom Parkplatz abzuholen, lässt sich zu so später Stunde und ohne Internet-Verbindung nicht herausfinden.
Um ein Uhr gehen wir zurück in die Kabine, die jetzt um einiges weniger stinkt. Es wurde gründlich geputzt, der Teppich ist feucht, es riecht nach Putzmittel und Raumspray. Frische Kissen werden eine halbe Stunde später geliefert – wir hoffen, dass der Gestank damit gebannt ist und verschieben die Entscheidung, ob wir am nächsten Tag zurückreisen auf den Morgen.
Schlussendlich entschieden wir uns, die Kreuzfahrt nicht abzubrechen, da der Geruch durch die Putzaktion deutlich besser wurde. Es kann immer mal passieren, dass es in einer Kabine unangenehm riecht – ich habe mich durch mehrere andere Kabinen „geschnüffelt“, in denen kein unangenehmer Geruch zu verzeichnen war. Unsere Kabine scheint also eine Ausnahme gewesen zu sein.
Erstaunlich fand ich, dass die Kabine mit dem Geruch überhaupt für den Bezug freigegeben wurde und nicht direkt gründlich geputzt wurde. Sehr schade auch, dass ein Kabinenwechsel nicht möglich war, obwohl von den über 6.500 Betten nur 3.200 belegt waren.
Ist eine Vierbett-Balkonkabine auf der „Costa Smeralda“ groß genug für Familien?
Positiv ist zu verzeichnen, dass die gebuchte Vierbett-Balkonkabine tatsächlich sehr geräumig und auch für uns als Familie mit zwei Teenagern groß genug war. Dazu muss ich allerdings sagen, dass wir als Familie ein eingespieltes Team sind. Durch den Balkon vergrößerte sich die Kabine gefühlt merklich. Direkt über unserem Balkon befand sich ein „Überhang“ des Decks über uns, den wir nicht als störend empfanden.
Insgesamt gefiel uns die Ausstattung und Gestaltung der Kabine gut. Die Betten waren sehr bequem – auch das Sofabett und das darüberliegende Oberbett.
Etwas klein bemessen für eine Vierbettkabine sind die Schränke. Dafür gab es aber genug Platz, das Reisegepäck zu verstauen. Wer zu viert reist, sollte sich darauf einstellen, „aus dem Koffer“ zu leben. Alle Kleidungsstücke etc. lassen sich nicht im Schrank unterbringen.
Das Bad verfügt über genügend Stauraum. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Dusche, denn sie ist nur durch ein Fenster von der Kabine getrennt und bietet entsprechend viel Einblick. Wer wert auf etwas „Privacy“ beim Duschen legt, kann den Plastikvorhang, der auf der Außenseite der Dusche – also in der Kabine, direkt neben dem Bett – angebracht ist, schließen. Allerdings hat man dafür das Gefühl, neben einem Duschvorhang zu schlafen.
Auf dem Balkon gibt es zwei Stühle und ein kleines Tischchen.
Abgesehen von dem Geruch, der vermutlich vom Bettzeug ausging, war die Kabine sehr sauber.
Bordprogramm ausschließlich auf Italienisch
Ernüchterung gab es auch bei den Kids. Sie hatten sich auf das im Bordprogramm angekündigte Teenie-Programm gefreut. Leider stellte sich heraus, dass das gesamte Teenie-Programm ausschließlich in italienischer Sprache durchgeführt wird. So war es für die deutschsprachigen Jugendlichen leider nicht möglich, an den angebotenen Spielen und Aktivitäten teilzunehmen, weil sie leider weder die Erklärungen noch die Moderation verstehen konnten. Gleiches gilt für die Quiz-Shows und anderen Animationsangebote auf dem Schiff.
Unverständlich, warum die Moderation zumindest nicht auch auf Englisch durchgeführt wurde – das sollte auf einem Schiff mit internationalen Gästen doch möglich sein. So war das Programm leider nur auf die italienischen Gäste ausgerichtet. Die anderen saßen etwas verloren abseits oder blieben dem Programm schließlich ganz fern.
Das machte es für die Kids auch sehr schwierig andere Jugendliche kennenzulernen. So dauerte es fast bis zum Ende der Kreuzfahrt, bis sich eine Gruppe deutscher und englischsprachiger Jugendlicher zusammenfand.
Die Bitte bei der deutschsprachigen Reiseleitung, zumindest das Programm für die Jugendlichen auch in englischer Sprache anzubieten, wurde aufgenommen und weitergegeben. Leider ist unklar an wen, denn das Programm fand weiterhin ausschließlich auf Italienisch statt.
Der Frust bei den Jugendlichen waren groß. Sie hätten gerne am Bordprogramm teilgenommen und dabei andere Jugendliche kennengelernt. Genervt meinte ein anderer Passagier: „Ich glaube, die haben die deutschen Gäste nur dabei, um die Kosten zu decken…“
Update: Laut Kundenservice von Costa Kreuzfahrten, wurde das Programm in englischer Sprache moderiert – hat wohl nur keiner bemerkt…
Übersetzung der Speisekarten – unfreiwillig komisch
Gar nicht so einfach war es, herauszufinden, was abends auf den Teller kommt. Die Übersetzung der Speisekarte war oft nicht selbsterklärend. Da unser Kellner kein deutsch sprach, bestellten wir von den englischen Karte – diese wich jedoch, was die Gerichte betraf, oft von der deutschen Karte ab. So gab es immer wieder Überraschungen und wir haben oft herzlich gelacht. Schwierig wird es für Menschen, die eine Lebensmittelunverträglichkeit haben und genau wissen müssen, was nun genau serviert wird.
Wir haben aber auch Gäste getroffen, die davon so genervt waren, dass sie jeden Abend im Buffet-Restaurant gegessen haben, um sicher zu sein, dass nur das auf den Teller kommt, was sie auch wollen.
Update: Laut Kundenservice von Costa Kreuzfahrten, ist das eine persönliche Unannehmlichkeit.
Die Restaurants
Die Atmosphäre im Restaurant fanden wir sehr angenehm und das Essen war gut. Neben dem täglich wechselnden Menü gab es auch eine Kinderkarte und eine Karte mit klassischen Gerichten wie Pasta etc.
Etwas schade fanden wir, dass die Gänge nicht gemeinsam für alle am Tisch serviert wurden, sondern gereicht wurden, sobald ein Teller leer war. So war mein Mann mir immer ein bis zwei Gänge voraus. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich nur schwer machbar, im Massenbetrieb darauf zu achten.
Die Route im westlichen Mittelmeer
Mit den Städten Marseille, Barcelona, Palma de Mallorca, Palermo und Civitavecchia steuerte die „Costa Smeralda“ durchweg sehr attraktive Ziele an, die man auch gut spontan und auf eigene Faust erkunden konnte. Die Liegezeiten im Hafen waren lang genug, um die jeweilige Stadt entspannt zu erkunden.
Auch die Kids fanden die Route und die einzelnen Städte super und wir hatten eine rundum spannende und abwechslungsreiche Woche mit tollen Ausflügen, bei denen jeder auf seine Kosten kam. Mehr dazu findet ihr bald hier auf dem Blog.



Das Kreuzfahrtschiff „Costa Smeralda“
Die „Costa Smeralda“ hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Insgesamt wirkt das Schiff sehr weiträumig und abwechslungsreich. Die Einrichtung ist modern und farbenfroh. Mit diversen Bars und Restaurants, Fitnessclub, Wasserrutschen, Pools etc. kamen alle Familienmitglieder auf ihre Kosten.
Das Entertainment-Programm in den beiden Theatern war vielfältig. Wer bei den Shows einen Platz mit guter Sicht auf die Bühne bekommen möchte, muss gut planen und frühzeitig vor Ort sein. Oder alternativ die Show über einen der Bildschirme (oder TV-Geräte in der Kabine) schauen. Die Quiz- und Spielshows waren für das nicht italienisch sprechende Publikum eher uninteressant, da diese nur auf Italienisch moderiert wurden.
Sehr schön fand ich auch das Spa. Sehr gerne hätten wir dort eine Massage gebucht. Allerdings wurden nur Kombiangebote aus Behandlung und einwöchiger Nutzung des Spas verkauft. Da das Wetter Ende August hervorragend war und wir tagsüber auf Landgängen unterwegs waren, lohnt sich so ein Package (das ab 300 Euro kostete), für uns nicht.
Lohnen sich Getränke-Pakete auf der „Costa Smeralda“?
Bei der Buchung sah ich, dass man auch Getränke-Pakete für die Kreuzfahrt kaufen kann. Ich kannte die Bordpreise nicht und hatte mich mit dem Thema vorab nicht beschäftigt. Deshalb fragte ich bei der Hotline nach, ob ich diese auch auf dem Schiff kaufen könnte. Dies wurde bejaht.
Gerne hätte ich aber vorab gewusst, dass die Getränkepakete auf dem Schiff mehr als ein Drittel mehr kosten. Damit hätte das Getränkepaket für uns als Familie einiges über 1000 Euro gekostet.
Logischerweise verkauft eine Reederei Getränkepakete nicht um dem Gast einen Gefallen zu tun, sondern um insgesamt mehr Geld einzunehmen. Deshalb ist das Buchen eines Getränkepaketes ein reines Rechenbeispiel. Wer viel Alkohol trinkt – und davon gibt es an Bord jede Menge Gäste – tut gut daran, ein Getränkepaket zu buchen.
In unserem Fall war es eh schon fraglich, ob sich ein Getränkepaket lohnt, da ich kaum Alkohol trinke. Wenn einer in der Kabine in Getränkepaket mit alkoholischen Getränken bucht, müssen alle anderen aus der Kabine dieses Paket auch buchen. Da wir aber nicht sehr viel Alkohol trinken waren wir uns eh schon unsicher. Noch dazu planten wir die Tage an Land zu verbringen. Damit hätten damit gar keine Gelegenheit, tagsüber auf dem Schiff zu konsumieren.
Bei dem Preis, den wir für das Paket auf dem Schiff bezahlen sollten, entschieden wir uns gegen den Kauf. Wir beschlossen am erst einmal bis zum nächsten Abend ganz normal nach Gusto Getränke zu konsumieren und dann die Getränkerechnung zu prüfen um zu sehen, ob sich ein Paket für uns lohnt.
Schon am nächsten Tag zeichnete sich ab, dass es sich für uns überhaupt nicht lohnt. Obwohl wir abends den einen oder anderen Cocktail, zum Abendessen einen Wein oder ein Bier tranken, bezahlten wir am Ende der Woche keine 300 Euro für unsere Getränke. Dazu möchte ich auch erwähnen, dass die Cocktails zwar 10 Euro kosten, aber eher auf Masse statt auf Klasse ausgerichtet sind.
Allerdings trafen wir auch einige Mitreisende, die damit prahlten, dass sie schon um 16 Uhr mehr als 250 Euro versoffen haben. Da lohnt sich dann der Kauf auf jeden Fall.
Erfahrungen mit Costa Kreuzfahrten: „Erpresste“ Kundenbewertungen
Wie kommen die wunderbaren Kundenbewertungen zustande, mit denen oft und gerne geworben wird? Die Abschiedsveranstaltung des Reiseleiters auf dem Schiff gab uns einen kleinen Einblick…
„Die meisten unserer Mitarbeiter bekommen Sie gar nie zu Gesicht, sie arbeiten unter Deck für Sie. Sie arbeiten in der Wäscherei, in der Küche usw. und sorgen dafür, dass Sie eine schöne Kreuzfahrt erleben“, erklärt der Reiseleiter. Im Hintergrund wird eine Power Point Präsentation eingeblendet. Sie zeigt einen Stimmzettel zu der Frage, ob man die Kreuzfahrt weiterempfehlen würde. Auf der Skala von 1-10 sind die ersten 8 Felder rot markiert. Bei Feld 10 (also der besten Bewertung) ist großes grünes Häkchen bei 10 gesetzt.
Allen, die noch nicht verstanden haben, dass sie unbedingt 10 ankreuzen sollen, wird dann erklärt, dass sie allen Mitarbeitern auf dem Schiff schaden, wenn sie eine schlechtere Bewertung abgeben. Sie würden dann dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter keine weiteren Aufstiegschancen hätten und sogar schlimmere Konsequenzen zu befürchten hätten. Natürlich kreuzt man dann eine gute Bewertung an – wer möchte schon einem der hart schuftenden Menschen schaden?
Da es sich in diesem Fall um eine interne Bewertung handelt, die von der Reederei direkt bei Gast abgefragt wird, finde ich dieses Vorgehen sehr seltsam. Sollten Kundenbewertungen nicht sicherstellen, dass man als Reederei aus erster Hand sieht, wo etwas nicht so gut klappt und was man verbessern könnte?
So eine „erpresste“ Kundenbewertung hilft doch niemandem. Nicht dem Kunden und schon gar nicht der Reederei. Es sei denn man ist gar nicht erst daran interessiert Missstände zu beheben und herauszufinden, was die Kunden gut finden und was nicht.
Update: Dass man nicht daran interessiert ist, auf konstruktive Kritik oder auf Beschwerden von Gästen einzugehen, bestätigt auch die Antwort des Kundenservices auf mein Schreiben.
Mein Fazit: Schönes Schiff – katastrophaler Kundenservice
Es kann immer mal etwas schief gehen – eine Kabine kann stinken, gebuchte Geburtstagspakete können vergessen werden, der Service kann mal schiefgehen, Informationen können mal falsch sein… Alles kein Problem, wenn man als Gast das Gefühl hat, dass versucht wird, das Problem zu beheben.
Wenn man allerdings das Gefühl hat, dass einem Unternehmen der Kunde völlig egal ist, ist es problematisch.
Update: Meine Reklamation bezüglich des bezahlten, aber nicht gelieferten Geburtstagspaket wurde vom Kundenservice als Lüge meinerseits dargestellt. Daher bekomme ich auch mein Geld nicht zurück und man sehe auch keine Grund, weiter mit mir zu kommunizieren. Auf meine Anmerkungen wurde nicht eingegangen, dafür auf Dinge, über die ich mich überhaupt nicht beschwert hatte – da ist wohl ein Copy-und-Paste-Fehler passiert.
Keine Rückmeldung vom Costa Kundenservice auf mein Anliegen
Nach unserer Kreuzfahrt im August habe ich meine „persönliche“ Kreuzfahrtberaterin angeschrieben, ihr meine Punkte geschildert und um die Rückerstattung des Geldes für das nicht in Anspruch genommene Geburtstagspaket gebeten. Außer der Information, dass sie meine Mail an den Kundenservice weiterleitet, habe ich bis heute nichts mehr von Costa Kreuzfahrten gehört.
Ich habe mehrfach per Email und auch telefonisch nachgehakt – jedes Mal wird mir eine Rückmeldung versprochen – die dann nicht kommt. Ich werde vollkommen geghostet und sehe keine Möglichkeit, mit einem Verantwortlichen zu sprechen oder gar mein Geld zurückzubekommen.
Allerdings erhalte ich nach jeder Kontaktaufnahme mit meiner persönlichen Kreuzfahrtexpertin eine E-Mail, dass mir gerne behilflich ist, meine nächste Kreuzfahrt mit Costa zu buchen – natürlich ohne auf mein Anliegen überhaupt einzugehen. Mehr Ignoranz kann man sich von einem Unternehmen kaum vorstellen.
Daher mein Fazit: das Schiff ist schön, die Route lohnenswert, das Essen war gut. Die Kabine war – bis auf den Gestank – ebenfalls gut. Erstaunlich fand ich, dass sich der Fokus an Bord ausschließlich auf die italienischen Gäste richtet. Es wäre so wenig nötig, um dafür zu sorgen, dass sich alle an Bord willkommen fühlen – aber selbst das scheint der Reederei zu viel zu sein.
Der Kunde ist der Reederei egal…
Der Kundenservice ist leider eine Katastrophe. Er vermittelt das Gefühl, dass die Passagiere und ihre Anliegen der Reederei völlig egal sind. Als Kunde ist es praktisch unmöglich, den passenden Ansprechpartner zu finden. Niemand geht auf das Anliegen ein und es gibt auch keine Rückmeldung seitens Costa.
Um die Kreuzfahrt mit einem Satz zusammenzufassen: Alles ist gut, solange du still bist… (und am Ende eine gute Bewertung abgibst…).
Update vom 2. April 2023
Nachdem einige von euch nachgefragt haben, wie es weiterging mit meiner Beschwerde bei Costa Kreuzfahrten, hier ein kurzes Update:
- ich habe fünf Monaten eine Rückmeldung bekommen, dass mir keine Rückerstattung des bezahlten, aber nicht gelieferten Geburtstagspakets zusteht, weil es wie vereinbart geliefert wurde.
- telefonisch ist der Kundenservice seit September nicht zu erreichen
- alle meine Anmerkungen seien persönliche Unannehmlichkeiten, daher werde man mit mir nicht weiter kommunizieren.
- einen Fragebogen zu unsere Reise mit Costa habe ich nie erhalten – vermutlich weil man unzufriedenen Gästen auch in der internen Bewertung keine Plattform bieten möchte.
1 Kommentar
Wir haben auf unserer ersten Kreuzfahrt (Weltreise 2023 mit der Costa Deliziosa, Panoramasuite) die beschriebenen Kritikpunkte ebenfalls erlebt, teilweise sogar noch schlimmeres. Eine einzige Katastrophe mit Blick auf Service und Organisation und keine adäquaten Gesprächspatner. Es sprengt den Rahmen, dies alles an dieser Stelle darzustellen. Für viele ebenfalls verärgerte Gäste wurde das Schiff auf „Costa Dilentanti“ umgetauft. Auch wir warten auf die Rückzahlung unseres restlichen Bordguthabens, eine anwaltliche Beratung führte leider zu keinem Erfolg (Stichwort: Recht haben und Recht bekommen sind ein großer Unterschied), wir haben Aggressivität bei der Essensausgabe erlebt, Verunreinigungen unseres Balkons und keine 100%-ige Nutzungsmöglichkeit, da immer wieder Verschmutzungen (incl. Erbrochenes …) von den darüber liegenden Suitebewohnern auf dem Balkon landeten, keine Ansprechpartner zu Problemlösungen, teilweise immer wieder schlechte Reiseleitungen bei Ausflügen (sind ja nur die Subunternehmer, da hat Costa keinen Einfluß …), Italy at first war ständig eine Zumutung etc. etc. eine „Never Ending Story“.
Das einzig Gute waren die schönen Eindrücke und Erfahrungen in den verschiedenen Ländern … und dies ist nicht der Verdienst von Costa. Costa als Transportmittel war eine einzige Entäuschung und Ärgernis.
Herzliche Grüße aus Dortmund
Ronald Hackelberg