Seit einem knappen Jahr sind wir ausschließlich mit dem E-Auto, einem Mercedes EQA 250 unterwegs. Im Stadtverkehr hat sich das bisher sehr gut bewährt, doch wie sieht es mit einer Urlaubsreise aus? Kann man als Familie problemlos mit dem Elektroauto in den Urlaub fahren?
Wir haben uns vergangenes Jahr ganz spontan entschieden, mit dem E-Auto in die Bretagne und in die Normandie zu fahren. Durch diese Region zu reisen, war schon lange ein Traum von mir und in der Corona-Zeit bot der Norden Frankreichs noch einen riesigen zusätzlichen Vorteil – für die Anreise braucht es weder Flugzeug noch Fähre, d.h. wir wären völlig unabhängig und könnten im Notfall jederzeit auch spontan zurückfahren.
„Ihr wollt mit dem E-Auto in den Urlaub fahren???“
Knapp drei Wochen vor der Reise, machten wir uns an die Reiseplanung. Wer uns kennt, weiß, dass wir unser Reiseziel gerne sehr genau erkunden und dabei auch einiges an Kilometern abspulen. Entsprechend irritiert waren unsere Freunde und Bekannte: „Wie soll eine Urlaubsreise mit dem E-Auto funktionieren? Das hat doch viel zu wenig Reichweite?“.
Auch meine Online-Recherche ist ernüchternd. Dort finde ich einen Horrorbericht nach dem anderen. Ich lese von zu wenigen und teils kaputten Ladestationen, gestrandeten und genervten E-Auto-Reisenden, Einschränkungen im Urlaubsprogramm, weil das Auto unterwegs nicht geladen werden kann usw.
Unsere Alternative wäre, mit dem Zug zufahren und vor Ort ein Auto anzumieten, oder mit einem in Deutschland gemieteten Auto zu reisen. Beide Möglichkeiten entpuppen sich als sehr teuer, was sicherlich auch an der kurzfristigen Planung liegt. Bleibt also nur noch die Option, mit unserem EQA 250 in die Bretagne und die Normandie zu fahren – und so ein bisschen ist auch unser Abenteuergeist geweckt.
Reiseplanung für eine Fahrt mit dem Elektroauto in den Urlaub
Die Reiseroute ist schnell gemacht – ich habe ein entzückendes B&B in der Bretagne und eine zauberhafte Ferienwohnung in der Normandie entdeckt gebucht.
Doch woher bekomme ich verlässliche Informationen zum Angebot an Ladesäulen in der Bretagne und in der Normandie? Die meisten Seiten, die ich finde sind auf Französisch und ich verstehe nur ungefähr die Hälfte der Informationen und Kommentare. Außerdem brauche ich keine theoretische Auflistung der Ladesäulen, sondern am besten verlässliche Erfahrungsberichte von E-Auto-Fahrern.
Welche Ladekarte benötige ich in Frankreich?
Was ist der günstigste Anbieter?
Wie finde ich heraus, welche Ladestationen tatsächlich funktionieren?
Erfahrungen eines E-Autofahrers in Frankreich
Auf die Idee, einfach mal die am nächsten zu unserem Urlaubsort liegende Tourist-Info in Lannion anzurufen, hätte ich früher kommen können. Einer der Mitarbeiter ist selbst E-Autofahrer und berichtet mir ausführlich von seinen Erfahrungen:
Ja, es gibt ein Netz an Ladestationen in der Bretagne, allerdings wird es abseits der größeren Orte schwierig, eine passende zu finden. Ein Teil der Ladesäulen in Lannion gehört der Stadt – die passende Ladekarte kann man in der Tourist-Info abholen (kostenlos!), die allerdings abends und an den Wochenenden geschlossen ist. Zudem werden die Säulen im Moment eher reduziert und nicht mehr repariert, wenn sie ausfallen.
„Chargemap“ und „A better Route Planner“
Er rät mir, eine Karte von Chargemap zu besorgen – die das größte Netz an Ladestationen sowie die günstigsten Preise haben. Zusätzlich empfiehlt er mir, bei der Reiseplanung einen Blick auf die Seite A Better Route Planner zu werfen, da hier sehr aktuelle und verlässliche Kommentare der E-Autofahrer vermerkt sind.
Inzwischen ist Freitag Nachmittag und wir stehen eine Woche vor der Abreise. Ich versuche sofort eine Chargemap-Karte zu bestellen. Sie kostet einmalig 19,90 Euro.
Mit Schrecken sehe ich, dass die Karte aufgrund der Corona-Pandemie eine Lieferzeit von bis zu drei Wochen hat. Ich schreibe eine Mail an den Kundenservice von Chargemap und frage, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, die Karte innerhalb von einer Woche zu erhalten. Nach 20 Minuten habe ich bereits die sehr freundliche Antwort im Postfach – sie könnten die Karte per Express zu mir nach Hause schicken. Die zusätzlichen Kosten würden sie übernehmen. Tatsächlich liegt die Karte bereits am Montag in unserem Briefkasten – wir sind wirklich beeindruckt.
Bei dem Gespräch mit dem Herrn von der Tourist Info ist mir klar geworden, dass wir auf jeden Fall eine Möglichkeit brauchen, das Auto in der Nähe unserer Unterkunft laden. Bei beiden Unterkünften gibt es in unmittelbarer Nähe keine Ladestation. Also rufe ich bei beiden Vermietern an und frage, ob es eine Möglichkeit gibt, das Auto direkt an der Unterkunft zu laden. Beide sind ziemlich erstaunt – bisher war noch nie ein Mieter mit E-Auto da. Beide haben keine Wallbox, bieten aber an, dass wir das Auto an der normalen Haushaltssteckdose laden können. Das ist auf jeden Fall besser als nichts. Erleichtert machen wir uns an die Feinplanung.
Routenplanung mit dem E-Auto in die Bretagne
Der Weg von Stuttgart nach Lannion im Norden der Bretagne ist 1120 km lang. Bei einer angegebenen Reichweite von 426 Kilometern würden wir mit unserem Mercedes EQA mindestens drei Tankstopps benötigen. Dazu kommt, dass wir zu viert im Auto fahren werden und entsprechend Gepäck benötigen. Wie sich das auf die Reichweite auswirken wird, lässt sich nicht verlässlich klären.
Ein weiteres Problem: Der Kofferraum des EQA ist viel zu klein für das Gepäck für vier Personen. Da das Wetter in der Bretagne und in der Normandie sehr wechselhaft ist, benötigen wir nicht nur leichte Strandklamotten, sondern auch warme Kleidung, Regenjacken, Wanderschuhe etc.
Wir beschließen, einen Dachträger mit einer großen Tasche zu kaufen. Beides ist sehr leicht und lässt sich vor Ort problemlos abmontieren. In der Tasche finden die leichteren Sachen wie Schuhe, Jacken, Handtücher etc. Platz. Für den Fall, dass die Tasche nicht ganz wasserdicht sein sollte, besorge ich zur Sicherheit noch wasserdichte Packtaschen. Damit lässt sich die Dachbox auch leichter be- und entladen.
Etappe 1: Stuttgart – Versailles, 640 Kilometer mit dem Elektroauto
Wir werden auf dem Hinweg eine Zwischenübernachtung in Paris, genauer gesagt in Versailles, machen, d.h. unsere erste Etappe ist etwa 640 Kilometer lang. Ich versuche in Paris ein Hotel zu finden, das über eine eigene Ladestation verfügt.
Über die gängigen Buchungsportale finde ich einige passende Hotels, allerdings garantiert mir eine Buchung nicht, dass ich auch wirklich eine freie Ladestation zur Verfügung habe. Also versuche telefonisch bei den Hotels anzufragen, ob ich eine Ladesäule verlässlich reservieren kann.
Beim ersten Hotel habe ich Pech – es gibt drei Ladesäulen und bereits drei Gäste, die mit E-Auto anreisen. Eine Ladesäule zu reservieren ist nicht möglich. Beim zweiten Hotel dasselbe Problem – die Rezeptionistin ist nicht besonders freundlich, sagt mir, sie könne die Ladestation nicht reservieren und legt einfach auf. Das Hotel hätte für uns aber eine ideale Lage, deshalb rufe ich am nächsten Morgen nochmal an, in der Hoffnung, dass jemand anderes Dienst hat. Tatsächlich habe ich Glück, die Dame an der Rezeption kommt ursprünglich aus dem Schwarzwald. Nach einem kleinen Pläuschchen schildere ich ihr mein Problem und sie ist gerne bereit uns eine Ladesäule zu reservieren.
Es geht los – mit dem E-Auto nach Frankreich
Wir verstauen unser Gepäck und sind happy, dass wir uns für den Kauf eines Dachträgers mit Packtasche entschieden haben – ohne hätte unser Gepäck niemals ins Auto gepasst. Unsere Routenplanung hatten wir bereits zuvor mit „Mercedes Me Charge“ gemacht. Sie sieht drei Ladesstopps bis nach Versailles vor. Den ersten bereits nach 90 Kilometern bei einem Einkaufszentrum in Wörth.
Auf der Fahrt wird schnell klar, dass unser Mercedes EQA 250 die angegebene Reichweite von 426 km massiv unterschreiten wird. Dennoch wird im Auto immer noch eine Reichweite von 380 km angezeigt, als wir die erste Ladestation ansteuern. Unser Navi schlägt uns eine Ladezeit von 10 Minuten vor – und schon haben wir die erste Meinungsverschiedenheit. Mein Mann findet, dass die 10 Minuten ausreichen, ich traue der ganzen Sache nicht so sehr und möchte lieber noch ein paar Minuten dranhängen.
Achtung Konfliktpotenzial: Wie lange laden wir unser E-Auto?
Zum Glück befindet sich die Ladesäule direkt bei einem Einkaufszentrum und ich hole erst mal eine Runde Kaffee – so langsam wie möglich um die Ladezeit entsprechend zu verlängern. Mein Trödeln klappt und unser Auto hängt damit immerhin 5 Minuten länger an der Ladesäule.
Dann überqueren wir die Grenze nach Frankreich und fahren weiter bis zu unserer nächsten Ladestation bei Metz. Unsere Reichweitenangabe schmilzt wie Eis in der Sonne. Inzwischen hat sich die Angabe der Gesamtreichweite auf etwa 260 km eingependelt. Ich werde langsam nervös, mein Mann wirkt nach wie vor entspannt. Er deutet auf das Display, auf dem eine freie Ladesäule bei unserem nächsten Stopp angezeigt wird.
Wir merken, dass das E-Auto-Fahren ganz neues Konfliktpotenzial bei der gemeinsamen Routenplanung bietet. Ich tendiere zu längeren Ladestopps, mein Mann eher zu einer möglichst zeitsparenden Planung. Ich kann den Blick nicht mehr vom Display wenden, dort wird anzeigt, wie viele Kilometer Reichweite wir bei Ankunft an unserem Zwischenstopp noch haben. Von ursprünglich angezeigten 80 Kilometern sind nur noch 50 übrig, Tendenz fallend. Langsam scheint auch mein Mann ein bisschen nervös zu werden. Heimlich schält er in den „Eco-Modus“ und denkt ich merke das nicht. Doch bei einer Außentemperatur von fast 30 Grad merkt man doch ziemlich schnell, wenn plötzlich die Klimaanlage nicht mehr funktioniert.
Die Reichweiter des E-Autos mit 4 Personen und Dachträger schmilzt…
Wir nähern uns der Ausfahrt in Metz mit einer Restreichweite von gerade noch 26 Kilometern. Jetzt sollte möglichst nichts schief gehen, denn eine andere Ladesäule zu erreichen wäre ein echter Krimi. Insgeheim bin ich froh, dass ich mit meinem Kaffee beim ersten Stopp so getrödelt habe, sonst hätte unsere Reichweite vermutlich nicht bis hierher ausgereicht.
Auf dem Parkplatz vor dem großen Einkaufszentrum scheint es eine Veranstaltung zu geben, eine ganze Menschengruppe – die meisten übrigens Holländer – hat sich versammelt. Als wir näherkommen stellen wir fest, dass all die Menschen exakt vor den Ionity-Ladesäulen stehen…
Im ersten Moment wundern wir uns warum, denn unser Display zeigt noch immer eine freie Ladesäule an. Als wir diese ansteuern wollen, beginnen die Leute abzuwinken und lassen uns wissen, dass die Säule nicht funktioniert. Wir suchen also einen freien Parkplatz und steigen erst mal aus. Vorsichtig frage ich, ob es eine Reihenfolge gibt? Uns wir die Nummer 5 in der Warteschlange zugeteilt – wir atmen auf, wir hatten schon befürchtet, dass wir noch länger warten müssten.
Beim Warten lernt man andere E-Autofahrer kennen…
Nun gut – es lässt sich nicht ändern. Es gibt schlimmeres, als vor einem riesigen Einkaufszentrum warten zu müssen. Noch dazu entwickeln sich lebhafte Gespräche mit den anderen E-Auto-Fahrern. Erst einmal wird besprochen, wer noch wieviel Reichweite hat, dann werden Reiserouten vorgestellt sowie Tipps und Tricks für E-Autofahrer ausgetauscht. Die Holländer erweisen sich als äußerst erfahren – „E-Mobilität hat bei uns einen sehr großen Stellenwert und in Holland gibt es ein sehr gutes Netz an Ladestationen“, erklärt uns einer davon (dies nur als Tipp für alle, die mit dem E-Auto nach Holland fahren wollen).
Mit Erleichterung stellen wir fest, dass alle – außer uns – Richtung Süden wollen. Das verhindert schon mal, dass wir uns alle an der nächsten Ladestation wieder treffen und wir wieder so lange Wartezeiten haben.
Erfahrungen werden ausgetauscht…
Eine Französin gesellt sich dazu und unsere Unterhaltung wechselt zwischen Englisch, Deutsch und Französisch hin und her. Ganz nebenbei lernen wir die passenden Vokabeln (eine Ladestation heißt auf Französisch übrigens „borne de recharge électronique“, kurz: borne). Immer mehr E-Auto-Fahrer gesellen sich zu uns – die Warteschlange ist nun schon auf über 15 Fahrzeuge angestiegen.
Ein Schweizer fährt langsam an uns vorbei und parkt in der Nähe. Nach einigen Minuten steigt er aus und fragt, ob wir alle warten? Entschuldigend sagt er: „Mein erstes Mal… ich habe noch 200 Kilometer Reichweite, soll ich lieber hier warten oder weiterfahren bis zur nächsten Ladestation?“ Allgemeiner Heiterkeit folgt gemeinschaftliches Weiterwinken. Durch unser Spalier hindurch fährt der Schweizer weiter. Ganz sicher findet er eine Ladestation mit weniger Wartezeit.
Die Stimmung unter den E-Autofahrern ist gut…
Alle Fahrer, die mit ihrem Fahrzeug eine der Ladesäulen wieder verlassen, werden mit Applaus verabschiedet. Nach einer Stunde sind wir endlich an der Reihe. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass nicht alle vier funktionierenden Ladesäulen gleich schnell laden. Wir haben Glück und landen an einer der schnell ladenden Säulen. Stecker rein und nichts wie ab ins kühle Einkaufszentrum. Die Hitze macht uns langsam zu schaffen – da war uns noch nicht bewusst, dass dies der einzig wirklich heiße Tag unseres Urlaubs werden sollte. Gut also, dass wir die Sonne ausgiebig genießen konnten.
Der Ladevorgang wird etwa 45 Minuten dauern – über eine App können wir den Ladevorgang überwachen um dann auch wirklich rechtzeitig zurück an der Ladesäule zu sein (mit jeder Minute Verspätung würden wir uns die Wut der anderen Autofahrer zuziehen…). Wir decken uns mit kalten Getränken und Snacks für das Mittagessen ein. Im Einkaufszentrum gibt es zudem noch eine saubere Toilette – alles, was man für einen rundum perfekten Stopp braucht. Die 45 Minuten vergehen recht schnell und endlich sind wir wieder startklar.
Nach weiteren 200 Kilometern steht der nächste Stopp an. Wir haben Glück – es gibt freie Ladesäulen und einen Rastplatz mit Toiletten und einem kleinen Restaurant. Wir trinken einen Kaffee und sind nach einer halben Stunde wieder „on the Road“.
Mit dem E-Auto nach Paris
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel in der Nähe von Versailles. Tatsächlich ist die Ladestation in der Tiefgarage für uns reserviert. Einziges Problem – die Einfahrt ist so niedrig, dass wir den Dachträger abmontieren müssen.
Wir schließen das Auto erst einmal an die Wallbox an und schleppen unser Gepäck in das Zimmer. Ein Restaurant gibt es in Laufweite nicht – und auch das Hotelrestaurant ist wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Wir bestellen Essen bei einem Lieferservice, das prompt geliefert wird. Die Kinder fragen, wie weit denn der Eiffelturm entfernt ist. Nicht ganz ohne Hintergedanken, vermuten wir. Aber uns Erwachsenen geht es ganz ähnlich – irgendwie fällt es uns schwer, so nah an Paris zu sein und die Stadt nicht zu sehen. Spontan beschließen wir, eine abendliche Stadtrundfahrt zu machen – natürlich erst wenn es dunkel ist und der Eiffelturm glitzert.
Gesagt, getan. Wir steigen wieder ins Auto und erreichen nach etwa 15 Minuten das Zentrum von Paris. Unser Weg führt am Ufer der Seine entlang, exakt in dem Moment, als der Eiffelturm zu glitzern beginnt und sich im Wasser spiegelt – ein magischer Moment. Dann geht es weiter entlang der Champs-Elysees, um den Triumphbogen, zur Notre-Dame, vorbei am Louvre und am Eiffelturm – und wieder zurück ins Hotel. Was für ein Tag!
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, denn wir wollen das Schloss und die Gärten von Versailles besichtigen. Die Ladestation im Hotel war nicht die Schnellste, aber immerhin ist die Batterie unseres E-Autos wieder so weit geladen, dass wir entspannt nach Versailles und dann weiter zur nächsten Schnellladestation entlang der Autobahn fahren können.
2. Etappe: Mit dem E-Auto von Paris in die Bretagne
Die zweite Etappe verläuft problemlos – bei allen drei Ladestopps stehen freie und vor allem funktionierende und schnelle Ladesäulen zur Verfügung. Wir können die Stopps für unser Mittagessen und eine Kaffeepause nutzen und verlieren kaum Zeit.
Keine Reiseübelkeit mehr dank E-Auto?
Normalerweise machen wir schließlich auch Zwischenstopps. Da auch Reiseübelkeit immer wieder ein Thema ist, müssen wir sonst oft auch den einen oder anderen unfreiwilligen Stopp einlegen. Uns fällt auf, dass keinem von uns während der Fahrt schlecht wurde. Wir konnten sogar unterwegs ein Buch lesen, was sonst nie ohne nachfolgende Übelkeit der Fall war. Tatsächlich blieb das während unserer gesamten Reise so – es scheint also so zu sein, dass dir Reiseübelkeit bei der Fahrt mit dem Elektroauto kein Problem mehr ist.
Am späten Nachmittag erreichen wir unser B&B in Tonquédec in der Bretagne. Unser Vermieter hat schon ein Verlängerungskabel bereitgelegt, so dass wir unser Auto direkt laden können. Wir haben vereinbart, dass wir notieren, wieviel wir geladen haben und er uns dann den Strompreis entsprechend berechnet.
Für jede Situation die richtige Ladekarte…
Tatsächlich finden wir auf allen unseren Ausflügen in der Brétagne passende Ladestationen, die mit der Chargemap-Karte funktionieren. Wir haben zudem immer wieder verglichen – Chargemap bot immer auch das günstigste Angebot. Mal abgesehen von den Ionity-Schnellladestationen, die mit „Mercedes Me Charge“ für uns am günstigsten war, boten alle anderen Karten, die wir dabei hatten, weder preislich noch von der Anzahl der Ladestationen eine echte Alternative.
Keine Parkgebühren oder kostenloses Laden
An den Ladestationen, die auf öffentlichen Parkplätzen angebracht waren, müssen wir während der Ladezeit keine Parkgebühren entrichten. Eine Ausnahme ist Saint-Malo. Dort befindet sich die Ladestation hinter einer Parkplatz-Schranke. Als wir den Ladevorgang starten erhalten wir eine freundliche Willkommensnachricht auf das Handy, die uns darüber informiert, dass der Ladevorgang kostenlos ist – eine sehr nette Überraschung.
Unvergessen der Moment, als wir auf dem Parkplatz des Château de la Roche-Jagu – gefühlt mitten im Nirgendwo – eine Ladestation entdecken. Obwohl sie von Spinnweben umsponnen ist und nicht so aussieht, als ob sie in den letzten Monaten benutzt wurde, funktioniert sie tatsächlich über die Chargemap-Karte. Beim Öffnen entdecken wir hinter der Klappe unzählige Schnecken, die sich hier häuslich eingerichtet haben. Später sehen wir in der Chargemap-App, dass ein anderer Fahrer hinter der zweiten Klappe ein Hornissennest entdeckt hat… – unser Tipp: öffnet die Klappen der Ladestationen vorsichtig, man weiß nie, wer oder was sich dahinter verbirgt!
Mit dem E-Auto in die Normandie
Auch in der Normandie sind unsere Erfahrungen ähnlich. Auch hier halfen die Vermieter unserer Ferienwohnung mit einer Steckdose und einem Verlängerungskabel aus und wir konnten den Stromverbrauch direkt vor Ort begleichen. Ohne diese Lademöglichkeit wäre es hier wirklich schwierig geworden, das Auto ohne zusätzlichen Aufwand zu laden. Dazu muss man jedoch sagen, dass unsere Ferienwohnung wirklich sehr abseits lag.
Der Weg zur Ladesäule ist nicht immer einfach…
Auffällig ist, dass auf Parkplätzen die Ladesäulen so angebracht sind, dass man nur vorwärts hineinfahren kann. Das war für uns nicht so ideal, da sich unser Ladeanschluss im hinteren seitlichen Bereich des Autos befindet und somit das Kabel nicht ausreichend lang ist. Aber irgendwie haben wir es dann doch immer geschafft anzudocken und zu laden – auch wenn wir uns manch verwunderten Blick der anderen Autofahrer zuzogen, wenn wir auf den Parkplätzen gegen die Fahrtrichtung wenden mussten, um die Parklücke zu kommen.
Tatsächlich fanden wir während unserer gesamten Reise immer eine freie Ladestation, wenn wir eine benötigten. Die einstündige Wartezeit an der Schnellladestation bei unserer Anreise blieb zum Glück eine Ausnahme.
Keine Einschränkung in der Reiseplanung durch das E-Auto
Wir fühlten uns bei unserer Reise mit dem E-Auto durch die Bretagne und die Normandie tatsächlich in keinster Weise eingeschränkt – und das, obwohl wir täglich Ausflüge machten und insgesamt 3.700 Kilometer zurücklegten. Ob die Corona-Pandemie dazu beitrug, dass im August insgesamt weniger Leute gereist sind und es dadurch keine Wartezeiten an den Ladestationen gab, ist möglich.
Den Rückweg mit dem Elektroauto von der Normandie nach Stuttgart (896 Kilometer) haben wir dann in einem Rutsch absolviert. Dieses Mal gab es keinerlei Wartezeiten an den Ladesäulen entlang der Strecke.
Reiseplanung mit dem E-Auto leicht gemacht
Die Reiseplanung haben wir direkt mit dem Mercedes-Navigationssystem gemacht. Das klappte perfekt. Wir haben festgestellt, dass die Angabe, mit wieviel Reichweite wir beim nächsten Stopp bzw. beim Ziel ankommen werden, für uns sehr wichtig war (zumindest ab dem Moment, als sich die Anzeige auf die Beladung des Fahrzeugs eingependelt hatte). Auch dass die freien Ladesäulen direkt im Navi-Display anzeigt werden, ist sehr hilfreich. So hatten wir die wichtigsten Daten stets direkt im Blick, ohne lange suchen zu müssen.
Insgesamt haben wir auf der Reise mit dem Elektroauto in die Bretagne und in die Normandie 3.700 Kilometer zurückgelegt. Wir konnten unsere geplanten Ausflüge ohne jegliche Einschränkungen durchführen. Bei längeren Stopps in Städten oder bei touristischen Zielen, haben wir versucht über die Chargemap-App eine passende Ladesäule in der Nähe zu finden, was fast immer geklappt hat.
Wie immer waren wir sehr spontan unterwegs – das war auch mit dem Elektroauto in Frankreich kein Problem.
Reisen mit dem E-Auto in die Bretagne und die Normandie – unser Fazit
Tatsächlich empfanden wir das Reisen entspannter, was daran liegen mag, dass man einfach ein paar Pausen mehr einlegt. Während der Stopps bei der An- und Abreise haben wir einen Kaffee getrunken oder haben einfach ein Buch gelesen (oder am Handy gedaddelt…).
Bei den Ausflügen haben wir versucht Ladestationen zu finden, an denen wir unseren EQA laden konnten, während wir auf Besichtigungstour oder bei einem gemütlichen Mittag- oder Abendessen waren.
Für die langen Strecken bei der An- oder Abreise muss man etwas mehr Zeit einplanen – das hat uns aber nicht weiter gestört. Ohne die Ladestopps wären wir pro Weg vielleicht 2 Stunden weniger, aber deutlich unentspannter, unterwegs gewesen. Noch dazu war unser CO2-Fußabdruck wesentlich geringer und die Kosten deutlich günstiger im Vergleich zum Verbrenner-Motor.
Ein weiterer riesiger Pluspunkt: keinem wurde mehr beim Autofahren schlecht!
Somit fällt unser Fazit durchweg positiv aus.
Unsere Tipps für das Reisen mit dem E-Auto in die Bretagne und in die Normandie
Besorgt euch eine Chargemap-Karte
Fragt bei eurer Unterkunft an, ob ihr vor Ort laden könnt und ob ggfls. ein Verlängerungskabel vorhanden ist. Der Strom ist in Frankreich billiger als bei uns. Im Schnitt haben wir 22 Cent pro kWh bezahlt.
Plant bei euren Ausflügen einen Ladestopp ein und sucht vorab nach einer passenden Ladestation (möglichst nach einer, die schnell lädt!)
Wenn ihr längere Strecken vor euch habt, berücksichtigt bei der Planung, wie viele Personen/Gepäck/Dachträger etc. transportiert werden und stellt euch darauf ein, dass die Angabe in eurem Fahrzeug sich erst unterwegs anpasst.
Wenn ihr in Regionen unterwegs seid, wo es nicht viele Lademöglichkeiten gibt, prüft zusätzlich über „A better Route Planner“ ob die Ladesäule von andern Fahrern in letzter Zeit benutzt wurde und ob sie funktioniert.
Stellt sicher, dass ihr bei der Ankunft an eurem Zwischenstopp/Reiseziel eine Restreichweite von mindestens 60 Kilometern habt – eure Nerven werden es euch danken 🙂
Wart ihr schon mal mit dem Elektorauto auf Reisen? Wie waren eure Erfahrungen?
Schreibt gerne in die Kommentare - ich bin sehr gespannt, was ihr so erlebt habt!
9 Kommentare
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht! Tatsächlich waren letztes Jahr im August nicht weniger Menschen in der Normandie unterwegs als sonst (gefühlt eher mehr).
Liebe Barbara,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Wir waren abseits der typischen Touristenströme unterwegs und wir empfanden es nicht als zu voll. Aber ich denke, dass die Normandie als Reiseziel immer attraktiver wird – es ist wunderschön, es gibt leckeres Essen, es ist im Sommer nicht so heiß, die Region bietet viel Abwechslung – das spricht sich mehr und mehr herum…
Und ich möchte auch so gerne wieder in die Normandie – es gibt dort sicher noch sehr viel für uns zu entdecken 🙂
Liebe Grüße
Antje
Toller Bericht – und schön natürlich auch das positive Fazit 🙂 Wir fahren in 10 Tagen zum zweiten Mal nach Südfrankreich in die Pyrenées-Orientales – mit meiner kleinen Zoe. Da diese nicht so eine tolle Schnelllade-Funktion hat wie euer Auto, dauern die 1.400 km natürlich noch etwas länger – aber ich freu mich trotzdem schon wie Bolle! Und kann bestätigen, das Frankreich eine gute Wahl für elektrisches Reisen ist!
Liebe Birgit,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich, dass du offensichtlich auch gute Erfahrungen gemacht hast, wenn du die Tour mit deiner „Zoe“ schon zum zweiten Mal machen wirst. Das macht mich natürlich neugierig: Fährst du die 1.400 km in einem Rutsch durch oder planst du eine Zwischenübernachtung? Wie groß ist die Reichweite auf Langstrecken mit einer Ladung?
Ich finde, dass man beim Reisen mit dem E-Auto einfach etwas umdenken muss. Wir sind einfach alle ziemlich festgefahren, was unsere tägliche Routine betrifft und die Bequemlichkeit siegt meist. Umdenken fällt da manchmal schwer – deshalb gibt es auch so viele Menschen die gegen das Reisen mit dem E-Auto argumentieren. Ja, man ist etwas länger unterwegs – dafür aber auch um einiges entspannter. Ja, man muss sich um die Suche passender Ladestationen kümmern und etwas mehr planen. Dafür reist man aber um einiges bewusster und nachhaltiger – und das ist doch eigentlich der Weg, den wir einschlagen sollten.
LG Antje
Also die Fahrt fand ich schon recht anstrengend- aber ich wollte es ja so. Normalerweise haben wir immer eine Zwischenübernachtung gemacht auf halber Strecke. Mit der Zoe müsste ich tatsächlich zwei Übernachtungen planen – ohne CCS und mit verringerter Reichweite wegen Autobahn und Winter schlagen die Ladepausen schon arg zu Buche. Auf der Hinfahrt im November sind wir quasi durchgefahren, wir haben am ersten Fahrtag an eine Ladepause nachts um 1 noch zwei Schlafstunden im Autositz drangehangen, und dann ging’s weiter. So gegen 23 Uhr am zweiten Tag waren wir dann da. Auf der Rückfahrt hatten wir eine Hotelübernachtung nach ungefähr 600 km, und sind dann bis 5 Ujr morgens durchgefahren bis Düsseldorf, wo wir ein paar Stunden geschlafen haben. Dann bin ich den Rest bis nach Hause in den Harz gefahren. Ich finde es anstrengend, werde aber nächste Woche wieder mit der Zoe fahren… aus Prinzip 😊 außerdem ist es ja auch günstiger.
Was für ein cooler und interessanter Bericht. Und die Schnecken in der Ladestation…ohne Worte 🙂 In Afrika wäre es dann vielleicht die Black Mamba….
Vielen Dank, liebe Geraldine. So ein bisschen Abenteuer ist beim Reisen mit dem E-Auto tatsächlich mit dabei. Ich muss mal das passende Foto mit den Schnecken suchen – irgendwie finde ich es nicht mehr. Wir haben echt Tränen gelacht…
Die Sache mit Metz kommt mir bekannt vor.
Ich hätte im Sommer 2021 auf dem Weg in die Champagne dort laden müssen. Überall Polestars aus Holland. Ich wäre Nummer 8 gewesen und bin dann nach Metz rein gefahren und hab an einem 3kw Lader geladen inkl Stadtbesichtigung. Habs dann gerade so nach Reims geschafft, natürlich ohne Klima😂
Bald gehts ins Elsass.
Liebe Anja,
das ist in der Tat ein positiver Bericht und es ist interessant, auch mal „die andere Seite“ zu lesen 😉 Für uns war die Reise durch Frankreich (Nouvelle Aquitaine bis Belgien) im letzten Winter leider nicht ganz so entspannt. Wenn Du Zeit und Musse hast, kannst Du gerne mal nachlesen:
https://www.location-vacances-dordogne.fr/trajetfantastique
Liebe Grüsse aus dem Périgord von Bettina