In Cornwall würde man so manche Gartenattraktion erwarten – aber einen Regenwald wohl eher nicht. Keine Frage – Regen gibt’s genug. Wald auch ein bisschen – aber von tropischem Klima ist Cornwall trotz des Golfstroms, der für milde Temperaturen und damit auch für ideale Wuchsbedingungen für exotische Pflanzen sorgt, weit entfernt.
In Cornwall gibt es Regen – und einen Regenwald
Einen Regenwald gibt es trotzdem – und zwar den größten Indoor-Regenwald der Welt. Zumindest behauptet das Eden Project nahe St. Austell selbiges über sich.
Jetzt ist die Idee, ein riesiges Gewächshaus zu bauen und Pflanzen aus allen möglichen Klimazonen dort anzubauen nicht ganz neu. Das Eden Project hat aber eine ganz besonders interessante Geschichte, die es zu einer der meistbesuchten Attraktionen im Südwesten Englands macht.
Eden Project: Von der Wüste zum Paradies
Dort wo heute die futuristisch anmutenden riesigen Gewächshäuser stehen, die an gigantische Seifenblasen erinnern, war früher eine Wüstenlandschaft. Der Kaolinabbau hatte eine karge und vom Bergbau völlig zerstörte Landschaft zurückgelassen.
Die Idee, gerade hier ein tropisches Paradies entstehen zu lassen ist natürlich grandios. Nach dem Motto „From Pit to Paradise“ begannen die Bauarbeiten 1998. Drei Jahre später wurde das Eden Project eröffnet und ist seither einer der größten Besuchermagnete Cornwalls.
Mehr als 100 000 Pflanzen und 5000 verschiedene Pflanzenarten wachsen in den Gewächshäusern und im angrenzenden weitläufigen Außengelände. Die riesigen Gewächshäuser sind in zwei Klimazonen eingeteilt – in einer herrscht subtropisches und in der anderen tropisches Klima.
Auf dem Gelände ist immer etwas los. Ausstellungen zu den verschiedensten Themen rund um Natur, Pflanzen, Nachhaltigkeit und Klima erklären die Zusammenhänge zwischen der Natur und unserem Leben, wollen aufklären und Achtsamkeit wecken.
Regelmäßig finden verschiedenste Events und Konzerte statt. Im Winter entsteht im Außenbereich eine Eislauffläche. Es gibt also immer einen Grund hier vorbeizuschauen.
Ideales Schlechtwetterprogramm – bei Regen in die Tropen
Für Touristen ist das Eden Project ein ideales Schlechtwetterprogramm. Sollte das Wetter mal zu nass oder stürmisch sein, kann man hier in angenehm warme Klimazonen eintauchen und ganz entspannt durch den Regenwald schlendern.
Unser Besuch im Eden Project in Cornwall
Auch wir wollten uns das spektakuläre Projekt in den Osterferien einmal näher ansehen. Nach einem Blick auf die Wettervorhersage, wählten wir einen Tag, für den Regen angekündigt war, für unseren Besuch.
Wir hatten Glück – wir konnten das Außengelände trockenen Fußes besichtigen und kaum betraten wir die Gewächshäuser, begann es zu regnen. Wir spazieren erst durch die subtropische Klimazone. Über uns prasselt der Regen auf die riesigen Kuppeln – ein eigentümliches Gefühl.
Die Temperatur ist nicht so warm wie erwartet und ich bin froh, das wir eine Jacke eingepackt haben. Wir entdecken einige Pflanzen, die auch in unserem Garten daheim wachsen – und unzählige weitere. Es tut gut, die schönen bunten Blumen zu sehen. Zwei Wochen vor unserer Cornwall-Reise hatte es noch heftig geschneit und die Natur draußen ist hier in diesem Jahr etwas später dran als sonst. Umso schöner also, hier drinnen ein Blumenmeer vorzufinden.
Tropenfeeling mitten in Cornwall
Anschließend geht es in den tropischen Bereich. Hier schlägt uns gleich am Eingang feuchtwarme Luft entgegen. Riesige prächtige Palmen, bunte Orchideen und andere exotische Blüten und Pflanzen reihen sich hier dicht an dicht aneinander. Tatsächlich fühlen wir uns schon nach wenigen Schritten wie in einer anderen Welt.
Unser Sohn entdeckt einen grünen Vogel, der eifrig durch das Gebüsch schreitet, offensichtlich auf der Suche nach dem einen oder anderen Leckerbissen. „Ein Avocadohuhn!“ grinst er. Und tatsächlich ähnelt der Körper des Vogels einer Avocado.
Schon mal vom Avocadohuhn gehört?
Eine ganze Weile versuchen wir, das Avocadohuhn zu fotografieren – mit mittelprächtigem Erfolg. Das Avocadohuhn ist zu schnell. Ich würde euch gerne den richtigen Namen nennen, aber leider habe ich den vergessen – aber schöner und treffender als Avocadohuhn kann er keinesfalls sein.
Über Baumwipfelpfad und Hängebrücke
Mehrere Wege führen durch die Tropen Cornwalls. So kann man den Regenwald in all seinen Facetten kennenlernen. Auf dem Baumwipfelpfad kann man die herrliche Vegetation von oben betrachten und von der Aussichtsplattform ganz oben unter der Kuppel des Gewächshauses, liegt einem der ganze Regenwald zu Füßen.
Hit bei den Kindern ist die Hängebrücke, die von einem Steg zum anderen führt. Entsprechend frequentiert ist sie, denn viele Schulklassen besuchen das Eden Project an diesem Tag.
Man kann sich hier lange aufhalten und immer wieder neues entdecken. Immer wieder treffen wir Mitarbeiter, die uns auf besondere Pflanzen, Blüten und Tiere aufmerksam machen, die uns sonst wohl entgangen wären.
Langsam kommen wir ins Schwitzen – und das, obwohl bei unserem Besuch die Sonne nicht scheint. Ansonsten wäre es in den Gewächshäusern sicherlich um einiges wärmer.
Da kann der Kreislauf schon mal streiken, deshalb gibt es mitten in den Tropen einen Kühlraum, in den man sich setzen kann, bis man sich wieder besser fühlt. Quasi Sauna anders herum.
Im Außenbereich gibt es ein Zipline, die quer über die Anlage führt und auf die die Kinder schon spekuliert hatten. Aber das Wetter macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Egal – wir hatten einen schönen und lehrreichen Tag im Eden Project.
Lohnt sich ein Besuch im Eden Project?
Das Eden Project ist ein ideales Schlechtwetterprogramm während eines Cornwall-Urlaubs. Bei schönem Wetter würde ich einen Outdoor-Garten jederzeit vorziehen – und davon gibt es in Cornwall jede Menge.
Für Kinder ist viel geboten, es gibt – je nach Saison – verschiedene Kinderprogramme und Mitmachangebote, einen Spielplatz und vieles mehr.
Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle – es ist schon ein faszinierendes Projekt voller nachhaltiger Ideen und spannender Denkansätze und natürlich mit einer äußerst ungewöhnlichen Geschichte.
Wieviel Zeit sollte man für einen Besuch im Eden Project einplanen?
Man sollte schon einen ganzen Tag einplanen, denn das Gelände ist weitläufig und es gibt viel zu entdecken. Es lohnt sich, vorab einen Blick auf den Veranstaltungskalender zu werfen. Es stehen immer wieder Ausstellungen und Veranstaltungen auf dem Programm. Für einen Kurzbesuch wäre der Eintritt auch ein bisschen zu teuer.
Was kostet ein Besuch im Eden Project?
Erwachsene zahlen 27,50 GBP Eintritt, Kinder von 5 – 16 Jahren 14 GBP. Das Familienticket kostet 71 GBP. Wer vorab online bucht zahlt weniger (Erwachsene 25 GBP, Kinder 12,60 GBP und Familien 64 GBP).
Noch mehr sparen alle, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Eden Project anreisen. Es gibt nämlich einen Green Travel Discount (Erwachsene 23,50 GBP, Kinder 10 GBP, Familien 55 GBP).
Das Parken auf dem Gelände ist kostenlos. Es gibt einen Shuttlebus von den Parkplätzen zum Eingang des Eden Projects.
Einige Veranstaltungen und Aktivitäten kosten separaten Eintritt (weitere Infos findet ihr auf der Website des Eden Projects).
Wer’s wild mag – Aktivitäten von Zip-Lining bis Riesenschaukel, von Freefall bis zur 360° Schaukel können im Eden Project zusätzlich gebucht werden. Die Aktivitäten kosten ab 12 GBP, die Zip-Line kostet 25 GBP. Buchung und weitere Infos gibt es hier.
Wer mag, kann hier auch übernachten. Gleich zwei Hotels gibt es auf der Anlage.
Hinweis: Wir danken Eden Project für die freundliche Unterstützung unseres Recherche-Besuchs.