Am nördlichsten Zipfel des Exmoor, in der Grafschaft Devon, nicht weit entfernt vom Städtchen Barnstaple findet man einen atemberaubenden Küstenabschnitt. Die Engländer nennen diese Ecke liebevoll „England’s Little Switzerland“, denn hier sind die Klippen höher und die Berge bizarrer als in anderen Gegenden der Region. Trotzdem ist die Bezeichnung etwas irreführend. Mit Schweizer Bergen ist die Landschaft nicht wirklich zu vergleichen, dazu fehlt den Schweizern die beeindruckende Meeres-Kulisse. Wie auch immer – diese Ecke von Südengland ist wirklich einen Besuch wert!
Von Lynton nach Lynmouth – eine grandiose Kulisse
Es ist die Ecke, in der das Exmoor auf das Meer trifft – eine überwältigende Kulisse mit atemberaubenden Ausblicken. Schon die Fahrt nach Lynton ist ein echtes Erlebnis. Das Städtchen selbst hat hat einige mondäne Hotels zu bieten, die sich dicht an den steilen Küstenabschnitt schmiegen und einen entsprechend unverbauten Meerblick versprechen. Die Top-Attraktion ist die kleine Zahnradbahn (Lynton and Lynmouth Cliff Railway), die das auf den Klippen gelegene Lynton mit dem unterhalb der Klippen gelegenen Lynmouth verbindet.
Eine kleine Zahnradbahn wie aus längst vergangenen Zeiten
Man fühlt sich wie in längst vergangene Zeiten versetzt. Es geht hier sehr beschaulich zu – und die Wartezeit ist sehr kurzweilig, denn es ist schon spannend zu sehen, wie die alte Zahnradbahn funktioniert. Da macht es auch nichts aus, dass wir erst einmal zwei Runden abwarten müssen, bis wir dran sind. Hier spielt Zeit eine sehr untergeordnete Rolle. Die beiden Schaffner sind unglaublich hilfsbereit und kümmern sich um jeden einzelnen Fahrgast persönlich. Man spürt, dass es für die Schaffner nicht nur ein Job, sondern wirklich eine Herzensangelegenheit ist, hier zu arbeiten.
Wir treffen die berühmte Ente „Star“
Die Fahrt selbst dauert dann nur wenige Minuten. In Lynmouth gibt es einige Restaurants und Cafés, ein paar Läden und ein interessantes Museum, das an die schreckliche Flutkatastrophe von 1952 erinnert (Eintritt frei). Mitten in Lynmouth treffen wir auf die Ente „Star“ und ihren Besitzer Barrie Hayman. Die Ente mit „Fliege“ ist wahrhaftig ein kleiner Star in England. Sie wurde von ihm als Küken gerettet und weicht ihm seither nicht mehr von der Seite. Jetzt sammeln die beiden Tag für Tag Geld für ein Kinderhospiz und Star sammelt jede Menge Aufmerksamkeit nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei Medien in aller Welt. Star war schon zu Gast in mehreren Fernsehshows und es gibt kaum eine Zeitung, die noch nicht über ihn berichtet hat, erzählt Barrie Hayman stolz.
Durch die ruhigen Gassen von Lynmouth
Wir schlendern noch ein bisschen durch die ruhigen Gassen von Lynmouth. Viele sind es nicht, es gibt schließlich auch nicht viel Platz. Auch einen Strand sucht man hier vergebens. Nach einer Weile treten wir die Rückreise mit der Zahnradbahn an. Beim nächsten Mal würden wir lieber den Fußweg von Lynton nach Lynmouth nehmen und nur einen Weg mit der Cliffway fahren. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte beachten, dass der Fußweg sehr schmal und nicht an allen Stellen kinderwagentauglich ist. Die Mitnahme von Kinderwagen in der Zahnradbahn ist dagegen kein Problem.
Wanderung zwischen Klippen und Meer
Zurück in Lynton beschließen wir, den Coast Path entlang zu wandern. Ich muss sagen, diese Wanderung gehörte zu den faszinierendsten Wandererlebnissen während unseres Urlaubs in Südengland. Der kleine Weg ist größtenteils geteert und auch mit Kinderwagen sehr gut zu bewältigen. Kinder sollte man fest an der Hand halten, denn die Küste fällt direkt am Wanderweg steil ab und es gibt keine Sicherung. Der Ausblick ist gigantisch! Auch unsere Kinder finden es super und wandern mit Begeisterung auf dem schmalen Pfad zwischen Klippen und Meer.
Zur Stärkung – leckere Cream Teas
Der Weg ist einfach zu finden. Von der Zahnradbahn dem Pfad Richtung Lynmouth folgen, dann aber nicht rechts abbiegen, sondern auf dem Coast Path geradeaus durch das Gattertor weitergehen. Schon nach wenigen Minuten lichtet sich der Wald und gibt den atemberaubenden Blick auf das Meer frei. Wir waren insgesamt ungefähr drei Stunden unterwegs. Wer sich vorher stärken will, findet auf dem Weg mehrere Hotels und Restaurants, die Cream Teas anbieten.
Versteinerte Druiden weisen den Weg
Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich. Immer wieder öffnen sich neue Ausblicke auf das Meer und auf bizarre Steinformationen. Die Legende sagt, dass es sich bei den ungewöhnlichen Steinskulpturen um versteinerte Druiden handelt. Wir mögen es gerne glauben, denn längst hat uns die Mystik dieser Gegend gefangen genommen. Immer wieder kreuzen kleine Ziegen unseren Weg – sehr zur Freude der Kinder!
Exmoor: Grüne Wiesen und blaues Meer
Plötzlich geben die Felsen den überraschenden Blick auf ein weitläufiges grünes Tag frei – wir machen ein kleines Picknick und genießen das traumhafte Wetter. Auf der Bank nebenan hat sich eine englische Familie niedergelassen. Der Vater, ein ehemaliger Schiffskapitän erklärt uns die einzelnen Schiffe, die in der Ferne am Horizont zu erkennen sind und dort auf die Flut warten.
Wer in Devon unterwegs ist, sollte unbedingt eine Zwischenstation im Exmoor einplanen!
9 Kommentare
Mensch Antje – das sieht alles grandios aus! Da bekomme ich auch Fernweh! Jetzt und sofort! Viele liebe Grüße
Wunderschöne Aufnahmen!
Wirklich wunderschöne Aufnahmen!
Vielen Dank, liebe Ilona! 🙂
Vielen Dank, liebe Steffi! Ich würde am liebsten auch sofort wieder die Koffer packen… 🙂
Lynton war bei unserer Reise vor 5 Jahren die erste Station, die erste Übernachtung. Am nächsten Morgen waren wir ziemlich zeitig wach und haben noch vor dem Frühstück einen Spaziergang gemacht. Es war unglaublich. Die Kirche mit dem Friedhof, leichter Nebel über dem Meer, ein Wahnsinn … *seufz*
LG
Karin
Liebe Karin,
das war bestimmt ein faszinierender Anblick, die Aussicht rund um Lynton am frühen Morgen! Bei unserer Rundreise war Lynton die letzte Station am Meer, bevor wir dann über Bath nach London gefahren sind. Ich hätte dort sehr gerne noch mehr Zeit verbracht – vor allem auch in der Gegend um Exmoor… – habt ihr euch die Gegend dort näher angesehen???
LG Antje
Dieses Fleckchen Erde können wir ebenfalls wirklich empfehlen, insbesondere mit Kindern. Vor fast 5 Jahren ( http://www.renning.de/tag/england/ ) verschlug es uns nach Exmoor und es vergeht kaum ein Jahr in dem man nicht zurück denkt. Insbesondere das tägliche Schauspiel von Ebbe und Flut hatte es unserem Grossen damals angetan und am „Strand“ konnte man sehr gut Krabben und anderes Meeresgetier erforschen.
Die ganze Ecke ist so traumhaft. Wir hätten bei der Fahrt am liebsten alle paar Meter angehalten um den Ausblick über die Landschaft zu genießen. Habe gerade mal auf deiner Seite gestöbert – wir hatten ja eine ganz ähnliche Route!