Fast der gesamte südlichste Teil Floridas besteht aus einer einzigen riesigen Sumpflandschaft – den Everglades, auch fließendes Wasser genannt. Vom Lake Okeechobee gespeist, fließen langsam, über eine Breite von bis zu 80 Kilometer, Wassermassen Richtung Florida Bay. Auf dem schlammigen Grund wächst hohes „Saw Gras“ soweit das Auge reicht. Hier gibt es eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt in mitten unberührter Natur.
Alligator Alley – schnell und unspektakulär durch die berühmten Everglades
Wer die Everglades von Osten nach Westen durchqueren will hat zwei Möglichkeiten. Zum einen gibt es von Miami (an der Ostküste Floridas) nach Naples (an der Westküste) eine 8-spurige gebührenpflichtige Autobahn – den Everglades Parkway 75, auch Alligator Alley genannt. Wer diese Route wählt, kann die Distanz innerhalb von rund zwei Stunden überwinden. Aber von der Landschaft sieht er nichts. Riesige Zäune auf beiden Seiten der Alligator Alley sollen verhindern, dass Alligatoren und andere Tiere sich auf den Highway verirren. Ansonsten kann man kaum erahnen, was für eine faszinierende Natur sich hinter den Zäunen befindet. Es gibt auf der ganzen Strecke übrigens nur einen Rastplatz. Man sollte also gut planen, genügend Getränke und Proviant einpacken, den Tank füllen und vorher eine Toilette aufsuchen – sicher ist sicher!
Tamiami Trail – eine spannende Reise durch die Everglades für die ganze Familie
Wer etwas mehr Zeit hat, sollte unbedingt den Tamiami Trail (US41), der rund 50 Kilometer südlich, quer durch die Everglades verläuft, wählen. Der Name Tamiami Trail ist übrigens nicht, wie eventuell vermutet, ein alter Indianerbegriff, sondern er setzt sich aus den Städten Tampa und Miami zusammen, die der Tamiami Trail ja auch verbindet.
Alligatoren und viele seltene Vogelarten in den Everglades
Fünf bis sechs Stunden sollten Familien für die spannende Fahrt durch die wunderschöne Landschaft der Everglades auf jeden Fall einplanen, denn es gibt entlang der Strecke jede Menge zu entdecken.
Wir fuhren von Key West über Miami nach Naples und hatten damit eine riesige Strecke, an einem Tag, zu bewältigen. Wir legten in Miami eine Mittagspause ein und starteten dann in Richtung Naples. Auch für den Tamiami Trail gilt: Gute Vorbereitung ist alles. Genügend Proviant, Getränke und natürlich Benzin muss man dabei haben!
Wann sehen wir den ersten Alligator in den Everglades?
Die Aufregung im Auto war groß! Wann werden wir den ersten Alligator sehen? Werden wir überhaupt welche sehen? Keine 5 Minuten später sahen wir am Straßenrand einen riesigen toten Alligator liegen, vermutlich wurde der Ärmste überfahren. Keine ungefährliche Sache – auch für die Autofahrer – wir waren auf jeden Fall gewarnt.
Nur wenige Meilen später sahen wir in einem Flusslauf direkt neben der Straße unseren ersten lebenden Alligator in freier Wildbahn. Die Kinder waren schwer beeindruckt. Natürlich hielten wir sofort an und machten Fotos. Zu unserer Freude war er nicht alleine, es waren noch einige andere Alligatoren zu sehen. Aber wie es eben ist – der erste Alligator ist natürlich der schönste, interessanteste und am meisten fotografierte 😉
Wo ist der Florida Panther?
Im Verlauf der Fahrt sahen wir noch zahlreiche Alligatoren, Pelikane, Reiher, Schlangenhalsvögel und viele ungekannte Spezies. Alle paar Meilen gibt es rechts und links der Straße Rastplätze und Beobachtungsposten, von denen aus man einen hervorragenden Blick auf die Bewohner der Everglades hat. Dabei war jede Station anders – mal konnte man über einen langen Steg gehen und die Graslandschaft von oben beobachten, mal führte der Weg an einem Fluss entlang und mal kann man auf einen Aussichtsturm klettern. Überall informieren Schilder über die Besonderheiten der Everglades.
Auch eine echte Großkatze lebt hier noch – der Florida Panther! Für unsere Kinder war das der ultimative Kick. Mit einer Mischung aus Spannung, Grusel und Vorfreude versuchten sie einen Blick auf die äußerst seltene Katze zu erhaschen. Aber einen Panther live und in Farbe in den Everglades zu Gesicht zu bekommen grenzt schon an die Wahrscheinlichkeit eines Sechsers im Lotto. Zumindest kenne ich niemanden, der bisher in dieser Gegend auch wirklich einen gesehen hat. Aber die Hauptsache ist, dass der Florida Panther in den Everglades einen sicheren und geschützten Lebensraum findet und dort weiter in Ruhe fortbestehen kann!
Airboat Touren und Indianerdörfer in den Everglades
Es gibt einige weitere Stationen, bei denen man Airboat-Touren durch die Everglades unternehmen und auch die Städtchen der heimischen Indianerstämme besichtigen kann. Sehr abwechslungsreich ist das Angebot von Shark Valley. Hier kann man mit einem Bähnchen fahren, Bootstouren unternehmen und die Mutigen können sogar Fahrräder mieten oder wandern gehen. Leider hatten wir für Shark Valley keine Zeit – aber vielleicht beim nächsten Mal… (Hinweis: wir waren wieder in Florida und haben auch Shark Valley besucht. Hier findet ihr unseren aktuelleren Bericht der im Herbst 2014 entstand)
Das kleinste Postamt der USA steht in den Everglades
Nahe des Städtchens Ochobee steht direkt am Tamiami Trail das kleinste Postamt der USA – nachdem wir uns von den einzelnen Beobachtungsposten nur schwer loseisen konnten, war es recht spät geworden – und das Postamt war leider geschlossen. Die Zeit verging wie im Flug – und wir wünschten, wir hätten mehr Zeit für den Tamiamit Trail gehabt. Für Familien ist das eine perfekte Möglichkeit, die Natur der Everglades ganz in Ruhe und sehr intensiv zu erleben!
Hinweis: Wir waren im August/September 2014 wieder in Florida. Dieses Mal haben wir uns für die Tour durch die Everglades viel Zeit genommen. Viel Wildlife inklusive Alligatoren, Geiern und einem Rotluchs haben wir auf unserer Fahrt über die Loop Road gesehen. Sehr empfehlen können wir euch auch eine Kajak Tour durch die Everglades – ein unvergessliches Erlebnis für uns.
10 Kommentare
Hallo Frau Gerstencker
Vielen Dank für den tollen Blog. Kennen Sie die Loup 29 Strasse die vom TAMIAMI Trail weggeht, zum teil Gravel road, ist diese zu empfehlen?
Wir wollen diese allenfalls mit unseren Kindern 5 und 9 machen
Herzlichen Dank für Ihre Antwort
Hallo Jeannette,
wir haben den Loop zufällig entdeckt und sind ein Stück davon gefahren, um einen Eindruck zu bekommen. Allerdings haben wir dann wieder umgedreht, weil wir nicht sicher waren, wie gut die Straße ausgebaut ist und ob sie durchweg befahrbar ist. Beim nächsten Mal werden wir es wahrscheinlich ausprobieren – jetzt sind die Kinder ja auch schon etwas größer – und wir stecken gerade wieder mitten in den Florida-Reiseplanungen. Vielleicht helfen dir die Berichte hier weiter: http://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g143024-d2151188-Reviews-Loop_Road-Everglades_National_Park_Florida.html?
Falls ihr den Loop fahrt, würden mich eure Erfahrungen sehr interessieren!
Liebe Grüße
Antje
Ich bin den Tamiami Trail auch gefahren .
Vorräte bzw Benzin muss man nicht mitnehmen.
Es gibt mehrere Einkehrmöglichkeiten und auch die eine oder andere Tankstelle auf der Strecke.
Einen sehr grossen totgefahrenen Alligator habe ich auch gesehen, einen Florida-Panther leider auch nicht
In der Tat gibt es einige Restaurants auf der Strecke. Eine Tankstelle haben wir auch gesehen, die war allerdings geschlossen. Wenn man allerdings die Loop Roads fahren möchte, wird man weder auf Tankstellen noch auf Restaurants treffen. Daher macht es schon Sinn, vor dem Start einen Blick auf die Tankanzeige zu werfen und vor allem genügend Wasser einzupacken. Sicher ist sicher 🙂
Bei unserem zweiten Besuch in den Everglades waren wir übrigens erfolgreicher. Zwar haben wir wieder keinen Florida Panther gesehen, dafür aber einen Rotluchs (Bobcat) auf der Jagd. 🙂
Hallo Antje,
Tolle Berichte, lieben Dank! Wir sind derzeit in Naples und waren gestern in den Everglades. Wollten deinem Tipp folgend die Tamiami Trail abfahren. Hörte sich perfekt an mit den kurzen Besichtigungsstops, vor allem bei einem mitreisenden Baby, das viel schläft. Wir sind von Naples losgefahren, haben aber keine einzige Stopmöglichkeit gesehen ? oder kommen die erst weit nach Shark Valley?
Lieben Dank!
Hai Van
Lieber Hai Van,
ich überlege gerade, ob ihr vielleicht auf einer anderen Straße wart. Das klingt für mich, als ob ihr auf dem Highway 75 – der Alligator Alley – unterwegs wart. Dieser Highway führt mehrspurig von Naples nach Miami und es gibt nur ganz wenige Stoppmöglichkeiten – aber keine mir bekannten, von denen aus man die Sumpflandschaft näher betrachten kann.
Im Artikel oben ist vom Tamiami Trail (Road 41) die Rede, die vom Süden von Naples ebenfalls nach Miami führt – allerdings einspurig in jede Richtung. Der erste Stopp kommt direkt nach der Einmündung der Straße von Marco Island. Der Collier Seminole State Park. Hier kann man schön wandern oder Kanu fahren. Dann kommt der Fakahatchee State Park – wenn ihr das Auto mit reinnehmen wollt, kostet es ein paar Dollar Eintritt – der Steg direkt am Parkplatz darf kostenlos begangen werden. Dann folgt die Straße nach Everglades City und kurz darauf das Ochopee mit dem kleinsten Postamt der Welt (direkt an der Straße). Dann der H.P. Williams Roadside Park mit einem Steg direkt am Parkplatz, der Kirby Storter Roadside Park – auch hier sind es nur ein paar Meter bis zu Steg, dann das Big Cypress Visitor Center und gleich darauf eine Kunstgalerie. All das kommt noch weit vor Shark Valley – sehr empfehlenswert auch die Loop Road – in diesem Fall würde ich die 41 entlang fahren bis zur zweiten großen Biegung der Straße und dort auf die Loop Road abbiegen. Dann über die Loop Road zurückfahren – bei Monroe Station kommt ihr wieder auf die 41 in Richtung Naples.
Wenn ihr gar keine Stoppmöglichkeit gesehen habt, vermute ich, dass ihr auf der 75 weiter nördlich wart – falls ihr noch einen Anlauf wagen wollt – einfach die Straße Richtung Marco Island nehmen und dann die 41 in Richtung Miami.
Liebe Grüße
Antje
ielen lieben Dank! Wir werden dann mal die Tage einen 2. Versuch wagen. Auf der 41, aber vermutlich haben wir zu sehr nach einem Schild mit „Rastplatz“ Ausschau gehalten ?
… uuuund? Jetzt bin ich doch neugierig! Hat es inzwischen geklappt?
LG Antje
Hallo Antje, und danke !!
Ich war 1998 am Tamiyami-Trail, von Miami an die Westküste. Irgendwo mittendrin im Sumpf war so eine Burger-Bude, da kommt die Besitzerin raus mit einer Kiste voller Burger: It’s party time !
Da kommt schon das Haustier: Ein Fressligator, ihr Haustier, :-)) Ich durfte ihn füttern.
Gruß, Marius 🙂
Hallo Marius,
ob es die Burgerbude wohl noch gibt? Klingt auf jeden Fall nach einem unvergesslichen Erlebnis!
LG Antje