Wer an Südafrika denkt, hat viele Bilder vor Augen. Herrliche Strände, faszinierende Fauna und Flora, Weinbau und natürlich Safaris. Aber auch die dramatische Geschichte und schwierige politische Situationen. An pulsierende Metropolen und eine sich rasant entwickelnde Kunst- und Streetartszene denke man dabei meist weniger.
Kunst und Streetart: eine andere Seite von Durban
Durban gilt noch dazu nicht gerade als schöne Stadt. Viele Südafrika-Reisende rieten mir gar vom Besuch der Metropole an der Ostküste ab. Bei meiner Reise lernte ich Durban von einer ganz unerwarteten Seite kennen. Wir waren auf den Spuren der Graffiti-Künstler in den Straßen unterwegs, besichtigten kleine Galerien und sich völlig neu entwickelnde Stadtteile.
Graffiti-Tour durch die Streetart-Szene von Durban
Begleitet von Architekt Mark Bellingan und Graffiti- und Hip-Hop-Künstler Iain Robinson alias „EWOK“ führte unsere Tour durch den Rivertown Precinct, Station Drive Precinct, nach Glenwood und in den Durban Central Business District. „Für euch ist das längst Normalität, aber für uns ist die sich entwickelnde Graffiti- und Kunst-Szene neu und eine riesige Gelegenheit, alte Stadtteile, wie beispielsweise Rivertown, neu zu erschließen“, erklärt EWOK. „Früher wäre niemand freiwillig hierher gekommen, es wäre schlicht zu gefählich gewesen. Heute wurde hier eine kreative Umgebung geschaffen, in der viele Künstler arbeiten, Galerien und Büros entstanden sind.“
Raum für Kreativität: Art Space Gallery Durban
Spannend war es, einen Blick in die Art Space Gallery zu werfen. Hier arbeiten zahlreiche Kreative und Künstler unter einem Dach. Die riesigen Loft-Räume bieten viel Raum für Kreativität und Entfaltung. Der Art Space verwandelt sich dabei ständig, immer neue Ideen werden entwickelt, neue Werke entstehen und werden ausgestellt.
Hier prallen Welten aufeinander
Ein paar Ecken weiter wird einem schnell bewusst, dass sich Durban zwar rasant entwickelt, dass aber auch noch viele Probleme zu bewältigen sind. Die Armut ist längst noch nicht aus der Metropole gewichen, für viele Menschen hier ist das Überleben ein alltäglicher Kampf. Zwischen bunt bemalten Häuserfronten und Graffiti-Kunstwerken, reinigen sie Fundstücke von woher auch immer, im schmutzigen Wasser der Kanalisation. Vermutlich, um sie später verkaufen zu können. Unter einem LKW hat sich jemand ein Lager eingerichtet. Es sind zwei völlig verschiedene Welten, die hier aufeinanderprallen. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Viertel so weiterentwickeln, dass künftig Arbeitsplätze entstehen und den Menschen so ein Überleben sichern.
Graffiti und Hip-Hop-Künstler EWOK
Auch im Viertel rund um die KwaZulu-Natal Society of Arts gab es zahlreiche beeindruckende Graffitis zu bestaunen. Hier bekamen wir auch endlich eines der Kunstwerke von EWOK zu sehen. Ob er von der Kunst leben kann, frage ich ihn. Er verneint. Vielleicht irgendwann einmal. Aber er habe ja noch ein zweites Standbein – die Musik. Da ist er als Hip-Hop-Künstler gefragt. Seine Brötchen verdient er im Moment aber noch hauptsächlich mit seinem Job als Musiklehrer an einer Privatschule.
Das könnte sich vielleicht bald ändern, denn EWOK ist mehr und mehr auch international gefragt. Bei unserem Rückflug treffe ich ihn zufällig am Flughafen. Er ist auf dem Weg nach Paris für einen Hip-Hop-Auftritt. Vielleicht hören wir ja bald mehr von ihm…
Infos zur Graffiti-Tour durch Durban
Wir haben aus Zeitgründen eine etwas kürzere Graffiti-Tour durch Durban gemacht. Normalerweise dauert die Tour vier bis fünf Stunden und kostet 570 ZAR (33 Euro) pP. Weitere Informationen gibt es bei Street Scene Tours.