Die Feengrotten bei Saalfeld in Thüringen wurden uns von Freunden als ideales Ausflugsziel für Familien empfohlen. Eine Tropfsteinhöhle, die vor allem auf Familien mit Kindern ausgerichtet ist. Wir zögerten erst, schließlich liegen die bekannten schwäbischen Tropfsteinhöhle, Bärenhöhle und Nebelhöhle, daheim quasi um die Ecke. Aber wegen unseres begrenzten Zeitplans entschieden wir uns dann doch für den Besuch der Feengrotten, die nicht zu weit von unserer Fahrtstrecke Richtung Stuttgart lagen.
Vom Bergwerk zur Feengrotte
Wir hatten uns nicht weiter mit dem Ausflugsziel beschäftigt und waren entsprechen überrascht, dass die Feengrotten keine natürliche Tropfsteinhöhlen sind, sondern ein ehemaliges Bergwerk in dem seit 1530 Alaunschiefer abgebaut wurde. Um 1850 wurde der Abbau eingestellt und das Bergwerk mehr oder weniger sich selbst überlassen. Auch die Gewinnung von Eisenocker wurde 1909 aufgegeben. So konnte die Natur die neu entstandenen Grotten und Gänge relativ schnell zurück erobern und eine Zauberwelt aus Tropfsteinen und Mineralien entwickeln.
Aus Besuchern werden Höhlen-Zwerge
Wer eine Führung mitmacht – und das sollte man unbedingt tun! – wird zur Begrüßung erst einmal mit Umhängen und Zipfelmützen ausgestattet. Das sieht nicht nur lustig aus – und sorgt unter den Besuchern für großes Gelächter – sondern dient auch noch dem Zweck, die Kleidung vor dem stark mineralhaltigen Tropfwasser zu schützen, das ansonsten Flecken auf der Kleidung hinterlassen könnte. Dann gibt es noch einen Fototermin für die neu ausstaffierte Truppe – dabei steckt die Fotografin in einer Art Starenkasten, der zu allem Überfluss auch noch beginnt zu qualmen, wenn der Auslöser gedrückt wird. Das hat schon fast Disney-Unterhaltungs-Qualität!
3 mal die Grubenglocke läuten – dann geht’s in die Feengrotten unter Tage
Unsere Kinder sind die einzigen Kinder in der Gruppe. Sie werden erst mit kleinen Laternchen ausgestattet und dürfen dann auch noch die Grubenglocke läuten – 3 mal, dann geht’s los! Wir begeben uns in eine – für uns – völlig unbekannte neue Welt unter Tage. Lange düstere Gänge führen zum ersten Sammelplatz – der früher wohl auch als Treffpunkt und Pausenraum diente. Verglichen mit dem ungemütlichen Wetter draußen, ist der Unterschied zu den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit in den Grotten recht gering. Die Temperatur ist dort gleichbleibend um 8 – 10 Grad (wer also im Sommer da ist, sollte eine Jacke nicht vergessen).
Interessante und lohnende Führung durch die Feengrotten
Die Führung ist sehr interessant. Wir erfahren jede Menge über das Leben der Bergleute und ihre Arbeitsbedingungen. Auch, wie viele Redewendungen aus dem Sprachgebrauch der Bergleute wir noch heute benutzen. Das Geflecht der Gänge ist äußerst beeindruckend – rund 550 Meter legt man während der Führung durch die Höhlen auf drei Ebenen zurück. Wer größer als 1,70 Meter ist, muss damit rechnen, einen Teil der Strecke in gebückter Haltung zu bewältigen
Rotznasen-Tropfsteine
Erstaunlich, wie schnell sich in den verlassenen Gruben und Grotten Tropfsteine gebildet haben. Allerdings sind die Tropfsteine auch sehr fragile Bauwerke der Natur. Sie sind – im Vergleich zu den Tropfsteinen, die wir bisher kannten – sehr weich und brechen, wenn sie zu groß und schwer werden ab. Daher gibt es auch keine „Riesentropfsteine“ zu bewundern. Die Farbe der weichen Mini-Tropfsteine ist butterbeige und erinnert an „Rotznasen“ – ein Vergleich, der unsere Kinder sehr belustigt!
Sound- und Lightshow im Märchendom
In mehreren Grotten hat sich Wasser angestaut. Hier spiegeln sich die Tropfsteine auf der Oberfläche und bilden mit der entsprechenden Beleuchtung wahre Märchenwelten. Hier wurde übrigens auch die Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“ gedreht, die an Weihnachten im ZDF zu sehen war. Bei der größten Grotte gibt es sogar eine „Sound and Light Show“. Zu den Gänsehautklängen von Enya kann man die Wer will kann im sogenannten Märchendom sogar den Bund für’s Leben schließen! Wer hier heiratet kann den Soundtrack zur Hochzeit selbst wählen. Sogar Rammstein wurde hier schon gespielt – eine ganz neue Erfahrung für die Tropfsteine 😉
Mitmachmuseum: Grottoneum
Wer in der Wintersaison die Feengrotten in Saalfeld besucht, bekommt mit dem Eintrittsticket für die Grotte auch gleich ein Ticket für das Grottoneum überreicht. Letzteres ist ein Mitmachmuseum, das vor allem auf Kinder ausgerichtet ist. Es ist sehr schön aufgebaut, hat unsere Kinder aber nicht so sehr vom Hocker gehauen, entsprechend schnell waren wir durch.
Spielplatz und Feenweltchen
Wer die Feengrotten besuchen möchte, sollte auf jeden Fall festes Schuhwerk und warme Kleidung dabei haben. Die Führung dauert ca. 1 Stunde. (Kosten: 11 Euro für Erwachsene und 7,50 Euro für Kinder, im Winter ist der Besuch des Grottoneums darin enthalten). Für den Besuch des Grottoneums sollte man nochmals ca. 30 – 45 Minuten einplanen. Es gibt auf dem Gelände einen schönen Spielplatz und das Feenweltchen. Außerdem gibt es ein Café und einen Souvenir-Shop, in dem man alle möglichen Feen-Gimmicks und Spezialitäten aus Thüringen kaufen kann.
Interessanter Besuch – auch ohne Feen
Wir fanden den Besuch der Feengrotten in Saalfeld sehr interessant und informativ. Vor allem die Führung hat uns sehr gut gefallen. Die Kinder waren ein bisschen enttäuscht, weil es in den Grotten keine Feen gab – da hatte der Name einfach zu viel versprochen… Aber ganz bestimmt haben sie eine Menge gelernt! 🙂
Die Feengrotten sind für Kinder ab ca. 3 Jahre geeignet und sind nicht kinderwagentauglich.
Etwa eine halbe Stunde entfernt befindet sich das Rittergut Positz – hier kann man in romantischen Gemächern mit Himmelbetten übernachten und im urigen Wirtshaus speisen. Kinder lieben den tollen Innenhof mit Spielplatz und den Streichelzoo.