Mit dem Motorschlitten auf Elch-Safari in Lappland! Klar, dass schon die Vorstellung einen Safarifan wie mich in helle Begeisterung versetzt. Nie zuvor war ich in Lappland – und das, obwohl meine erste Liebe aus genau dieser Region kam.
Lappland: die Heimat meiner ersten Liebe!
Mit etwa 12 Jahren war ich hoffnungslos verliebt in Ingemar Stenmark, den schwedischen Skihelden. Das kam auf der Schwäbischen Alb nicht allzu häufig vor, also dachte ich lange Zeit, ich wäre sein einziger Fan. Die Liebe endete – erwartungsgemäß – tragisch, denn als ich ihn bei einem Skiweltcuprennen in Garmisch-Partenkirchen endlich einmal „live“ sah, stellte ich fest, dass nicht nur ich, sondern die meisten der zahlreichen Zuschauer wegen ihm vor Ort waren. Auch als sich unsere Wege schließlich kreuzten, strafte er mich mit Nichtbeachtung. Das war der Moment, in dem ich mein damaliges Sehnsuchtsziel Lappland langsam aber sicher aus den Augen verlor.
Auf der Suche nach Familien-Reisezielen in den letzten Jahren, kam auch immer wieder Schweden ins Gespräch. Als Eltern kommt man um Schweden nicht herum – schließlich lieben die Kinder bis heute die wunderbaren Geschichten von Astrid Lindgren abgöttisch und nicht zuletzt gibt es wohl kaum ein Kinderzimmer, in dem sich nicht Möbel oder Accessoires aus dem berühmten schwedischen Möbelhaus finden. Und so haben wir alle wahrscheinlich das Gefühl, Schweden zumindest ein klitzekleines bisschen zu kennen und verbinden den Lebensstil mit unserer Vorstellung von heiler Bilderbuchwelt.

Mit einer Chartermaschine von FlyCar geht es von Stuttgart direkt nach Arvidsjaur in Schwedisch Lappland
Willkommen in Schwäbisch Lappland
Bei der Aussicht auf eine Elch-Safari gibt es also kein Zögern mehr und ich reise Ende März ab Stuttgart nach Arvidsjaur in Schwedisch-Lappland. Im Winter verbindet FlyCar die deutschen „Automobilstädte“ mit Arvidsjaur, denn dort testen Hersteller und Zulieferer ihre Fahrzeuge und Produkte. Nur etwa 2,5 Stunden dauert der Flug in den hohen Norden – dort angekommen fühle ich mich sofort wie zuhause, denn die Landessprache scheint Schwäbisch zu sein. Überall wird gschwätzt und babbelt und vor dem Flughafen warten doch tatsächlich Fahrzeuge mit Stuttgarter Kennzeichen auf die Gäste. Auf dem Parkplatz steht ein Autotransporter aus Esslingen, Schilder auf Deutsch weisen auf diverse Fahrtrainings-Veranstaltungen hin. Einzig die tiefe Lautsprecherstimme erklingt in sanftem Schwedisch und klingt tatsächlich wie der Weihnachtsmann persönlich – und irgendwie war mir schon immer klar, dass er nach den Feiertagen einer geregelten Arbeit nachgeht.
Von Arvidsjaur nach Svansele
Zwischen all den Schwaben entdecken wir Anna, die unsere dreiköpfigen Mädelsgruppe begleiten wird. Mit ihr fahren wir etwas mehr als eine Stunde durch die traumhafte Landschaft nach Svansele (und ja, auch die Ortsnamen klingen hier Schwäbisch!), einem kleinen 67-Einwohner-Dorf inmitten eines Naturreservats. Dort angekommen, werden wir schon von Torbjörn in seinem Wilderness-Center erwartet. Er will mit uns auf Motorschlitten durch die Wälder auf Elch- und Rentierpirsch gehen. Wir werden erst einmal mit passender Kleidung ausstaffiert und lernen, dass man in Schweden der Wärmegrad der Kleidung mit Lagen bewertet wird. Frei nach dem Zwiebelprinzip, hüllen wir uns in drei Lagen (lange Unterwäsche, nochmal etwas dickere lange Unterwäsche drüber und darüber noch ein Thermoanzug). Dazu zwei Paar dicke Socken, Thermostiefel und einen Helm. So ausstaffiert gehen wir direkt zu den bereitstehenden Motorschlitten. Wir erfahren auch – die Handschuhe müssen nicht allzu warm sein, denn die Griffe der Motorschlitten sind beheizt. Es folgt eine – kurze – Einweisung: „Hier ist das Gas, hier die Bremse – los geht’s“, meint Torbjörn, grinst und braust los.
Mit Motorschlitten auf Elch-Safari
Wir kreuzen zwei kleine Straßen und befinden uns direkt im tief verschneiten Wald. Schmale Wege führen durch die Bäume, über kleine Lichtungen und kreuzen immer wieder zugefrorene Seen. Ich muss gestehen, das Motorschlittenfahren hatte ich mir leichter vorgestellt. Es ist gar nicht so einfach, das dröhnende Ungetüm unter Kontrolle zu behalten. Noch dazu wenn man – wie ich – nicht unbedingt ein Hochgeschwindigkeitsjunkie ist. Dennoch finde ich es großartig, mit meinem neuen Gefährt durch die Wälder zu fahren und mir den Wind um die Nase wehen zu lassen. Mein Blick gleitet durch die Wälder auf der Suche nach Elchen und Rentieren. Doch so ganz traue ich mich nicht, den Blick allzu lange von der Strecke abschweifen zu lassen – dazu gibt es hier einfach zu viele Bäume. Ich bin mir allerdings ganz sicher, dass ich von unzähligen Elchen beobachtet werde, sie wissen sich einfach gut zu verstecken!
Was für eine fantastische Landschaft
Torbjörn möchte uns unbedingt vor Einbruch der Dunkelheit zu einem Aussichtspunkt auf einem Berg führen. Leider gibt es dort hinauf aber keinen Weg, so fahren wir querfeldein durch den Wald – immer steiler hinauf. Das ganze artet in einen echten Baum-Slalom aus und kurz werden meine Erinnerungen an Ingemar Stenmark wieder wach – ob er einst wohl auch mit dem Motorschlitten Slalom in den Wäldern Lapplands trainierte? Schließlich erreichen wir den Gipfel und genießen die Aussicht über die fantastische Landschaft, während Torbjörn uns von seinem neuesten Projekt erzählt. Auf einem benachberten Berg soll ein Riesen-Elch-Bauwerk entstehen und der Gegend eine neue Touristenattraktion bescheren. „Schau genau“, meint er und deutet auf einen Berg in der Ferne. „Dort wird der bald stehen. Es wird dort eine Ausstellung geben – und ein Restaurant, die Touristen werden begeistert sein!“
In misslicher Lage wird man zum Elch-Entertainment
Während er mit leuchtenden Augen sein Projekt beschreibt, überlege ich mir mit Schaudern, wie ich mit meinen Motorschlitten jemals wieder sicher den Berg hinab manövrieren soll. Und es kommt wie’s muss – gleich bei der ersten Kurve sinke ich samt Motorschlitten in den tiefen Schnee ein und der Schlitten kippt bergabwärts. Ich schaffe gerade noch meinen Fuß auszustrecken und den Motorschlitten so aufzufangen. Allerdings befinde ich mich so in einer recht aussichtlosen Lage, denn wenn ich mich bewege, kippt der Schlitten komplett. Anna eilt mir zu Hilfe, doch auch sie schafft es nicht, den Schlitten zu stabilisieren. Wir lachen beide Tränen, bei der Vorstellung, dass uns vermutlich zahlreiche Elche und Rentiere, wenn nicht sogar Luchse und Bären beobachten und sich dabei köstlich über uns amüsieren – und sind ziemlich froh, als Torbjörn zurückkommt und uns aus unserer misslichen Lage befreit.
Der Elch – das unentdeckte Wesen
Unsere Elch-Safari geht weiter. Inzwischen hat die untergehende Sonne die zauberhafte Landschaft in ein magisches Licht getaucht. Obwohl es spürbar kühler wird, kann man den nahenden Frühling schon spüren. Die Elche haben wohl einen besonderen Ort, an dem sie den Frühling begrüßen, denn uns begegnen sie leider nicht. Dennoch entdecken wir an jeder Ecke Beweise für ihre Existenz. Unzählige frische Spuren finden wir an diesem Tag – und Elch-xxx noch dazu. Aber die Elche selbst lassen sich nicht blicken. Dafür aber einige Rentiere, die in der Ferne durch den Wald spazieren. Aber ganz ehrlich – das tat diesem wundervollen Tag keinen Abbruch. Und schließlich braucht ja immer einen Grund zum wiederkommen, nicht wahr?
Mein Fazit zur Elch-Safari mit dem Motorschlitten
Gerade noch im Stuttgarter Frühling – und zweieinhalb Stunden später mitten im Schwedischen Winterfrühling – allein das ist schon eine Reise wert. Ich fühlte mich, wie in eine andere Welt gebeamt (nachdem ich den schwäbischen Flughafen verlassen hatte). Eine Elch-Safari mit dem Motorschlitten ist eine großartige Erfahrung und ein sehr intensives Naturerlebnis – auch wenn die Motorschlitten recht laut sind. Allerdings gibt es auch kein anderes Verkehrsmittel, mit dem man all diese Orte überhaupt errreichen kann. Eigentlich gibt das Wilderness-Center in Svansele tatsächlich eine Elch-Garantie
Die klare Luft, das magische Licht und die immer wieder wechselnden Waldlandschaften, machen einen Tour mit dem Motorschlitten durch Schwedisch Lappland zu einem unvergesslichen Erlebnis!
Wie unsere Nacht im Wald war, was Wald-Wellness ist und wie die Reise weitergeht, erzähle ich euch bald hier!
Hinweis: Ich war im Rahmen einer Pressereise in Schwedisch Lappland unterwegs.
Mit auf Tour war auch Jana von Sonne & Wolken – die ihre Lieblingsabenteuer im hohen Norden auf ihrem Blog vorstellt.
6 Kommentare
Es ist schon unglaublich, dass man aus dem Schwäbischen direkt in 2.5 h nach Lappland fliegen kann, währen wir von Südschweden selbst mit der Kombination Zug+Flug viel länger brauchen… es freut mich aber ganz besonders, dass jemand aus meiner alten Heimat sich in meiner neuen Heimat so wohl gefühlt hat.
Motoschlittenfahren habe ich bisher nur einmal als Selbstfahrer ausprobiert und fand das auch nicht so einfach. Mir ging es wie dir, Antje, ich hätte das Ding fast umgeworfen (zu langsam gefahren…). Und Elche sieht man bei uns im Süden auch ne Menge, mehr als einem nachts manchmal lieb ist… ich glaube, eure Motorschlitten waren einfach zu laut für die sensiblen Tiere… 🙂 Ich empfehle fürs nächste mal eine Tour auf Ski (aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch…?). LG aus dem Norden,
Hartmut
Lieber Hartmut,
schon lustig, dass alle behaupten, es gäbe so viele Elche in Schweden – und wenn ich da bin, lässt sich keiner blicken… Ich vermute, dass es sich mit den Geräuschen der Motorschlitten ähnlich verhält, wie mit den Geräuschen der Safarifahrzeuge in Afrika – das Geräusch ist den Tieren relativ egal und sie lassen sich davon nicht wirklich stören, aber sobald man aussteigt, wird man als „Feind“ wahrgenommen und die Tiere flüchten.
Die Verbindung von Stuttgart nach Arvidsjaur kannte ich bisher auch noch nicht – aber ich war auch überrascht, wie einfach man Lappland von hier aus erreichen kann (allerdings nur im Winter). Aber ich kann gut verstehen, dass ihr euch in Schweden wohl fühlt – ich bin noch immer ganz begeistert von deiner neuen Heimat <3
Liebe Grüße aus dem Süden Antje
Ach wie schöööön. An der Reise hätte ich auch riesigen Spass gehabt. Leider fiel die für mich so ungünstig in die Osterferien. Aber irgendwann will ich auch mal nach Lappland. Und das mit den Elchen kenn ich. Wenn ich in der Nähe bin, lassen die sich null blicken. Keine zwei Stunden später höre ich dann von unseren norwegischen Freunden, daß eine ganze Elch-Familie gemächlich durch ihren Garten spaziert wäre. Aber immerhin haste Elch-Poo gesehen. lach. GlG, Nadine
Also mal ganz ehrlich – ob das mit den Elchen nicht einfach eine Legende ist??? Diese kleinen Poo-Köttel passen doch nicht zu einem so riesigen Tier!!! Aber Spaß beiseite, Lappland ist einfach grandios – für alle, die Natur, Ruhe und Weite lieben…
Liebe Antje,
was für eine super Tour und das Licht, wirklich magisch. Ich träume schon seit Jahren von einer Reise nach Lappland, hatte meine Familie für die Winterferien auch fast soweit, aber dann hat sich die Mehrheit anders entschieden. 🙁 Schnief.
Um Elche am Straßenrand zu sehen mussten wir mehrere Anläufe nehmen und wie immer – unverhofft kommt oft, schon fast in Südschweden waren sie gnädig und haben uns gezeigt, dass es sie wirklich gibt.
Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du deine Familie im nächsten Jahr überzeugen kannst, denn Lappland im Winter ist einmalig schön. Und das Outdoor-Erlebnis in der Kälte hat noch einen ganz großen Vorteil: es gibt keine Krabbeltiere!!! 🙂
Nachdem unsere Elch-Safari ohne Sichtung derselben blieb, muss ich unbedingt nochmal hin!!!
GLG Antje