Es ist längst dunkel und knackig kalt in Svansele geworden. Unsere Motorschlitten, die nach unserer Elch-Safari in der Kälte auf uns gewartet haben, sind mit einer glitzernden Eisschicht überzogen. Nach unserem, über dem knisternden Kaminfeuer gekochten, Abendessen liegt noch eine etwa halbstündige Fahrt mit dem Motorschlitten vor uns. Wir werden heute nacht mitten im Wald, in einem einfachen Camp übernachten. Kein Strom, kein fließendes Wasser – nur wir vier Mädels und Natur pur.
Mit dem Motorschlitten durch den glitzernden Märchenwald
Wir steigen auf unsere Motorschlitten und starten zu unserer Fahrt durch den nächtlichen Wald. Der Wind pfeift uns eisig um die Nasen und ich bin für die beheizten Handgriffe dankbar. Die Eiskristalle an den Bäumen reflektieren das Licht der Scheinwerfer und ich habe das Gefühl durch einen Märchenwald zu fahren. Es ist einer der Momente, die ich in dieser Nacht noch öfters haben werde – es eine dieser Erfahrungen, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Der Schnee knirscht unter den Kufen des Motorschlittens, die Bäume glitzern und über uns geht gerade der Vollmond auf – was für eine unglaubliche Kulisse!
Idyllischer geht’s nicht: Romantische Nächte in Schwedisch Lappland
Plötzlich stoppt Anna ihren Schlitten. „Wir sind da!“, sagt sie. Wir sehen uns um – und sehe nur Bäume. „Laßt uns erst einmal die Fackeln anzünden und schauen, ob das Feuer in der Sauna noch brennt“ – Anna stapft durch den Schnee voran. Sie kennt sich hier bestens aus uns findet schnell die erste Fackel am Rand des schmalen Waldwegs. Nach und nach entdecken wir unzählige kleine Fackeln, die die Wege säumen. Als wir fertig sind, leuchtet der Wald in wahrhaft märchenhaftem Licht und wir stehen vor einem kleinen Holzhaus – der Sauna. Drinnen ist es gemütlich warm. Wir legen nochmal Holz nach und prüfen die Wassertemperatur im Holzbottich, der hinter dem Haus liegt. Ein Heinzelmännchen hat mittags wohl schon das Feuer entfacht, denn das Wasser unter der Holzhaube ist dampfend heiß. Der Bottich nebenan ist zugefroren. Ann hackt mit dem Schürhaken ein Loch in die Eisdecke und grinst: „Falls wir eine Abkühlung brauchen!“. Dann gehen wir den zauberhaft beleuchteten Weg zurück und noch ein Stück weiter hinauf auf eine kleine Anhöhe. Dort liegt unsere Holzhütte, in der wir heute Nacht schlafen werden.
Das wunderschöne Foto oben ist leider nicht von mir – aber ich darf es mit freundlicher Genehmigung von Jana vom Reiseblog Sonne & Wolken hier veröffentlichen (Vielen Dank dafür!!!)
Diese Ruhe mitten in der Wildnis…
Die Tür knarzt – es gibt kein Schloß. Hier draussen ist niemand – überhaupt lassen hier alle ihre Türen unverschlossen – was für eine schöne heile Welt. Die Hütte ist von der schwachen Glut des Feuers, das irgendjemand für uns gemacht hat, noch etwas beleuchtet. Trotzdem müssen wir erst einmal die Kerzen und Laternen ertasten und Feuer machen, bevor wir uns etwas orientieren können. Rund um die Feuerstelle in der Mitte des Raumes befinden sich Pritschen, dir mit Rentierfellen bedeckt sind. Dazu gibt es noch Schlafsäcke und kleine Kissen – perfekt! Wir richten uns erst einmal ein und ich kann nicht so recht fassen, an was für einem wunderbaren Ort ich hier gelandet bin. Heute Morgen noch in Stuttgart – und abends in der einsamen Wildnis in Schwedisch Lappland. Das muss ich erst einmal in Ruhe begreifen.
Wellness im Licht der Fackeln
Dann gehen wir, dick eingemummelt, wieder hinab zur Sauna. Dort ziehen wir unsere Badeklamotten an und überlegen, wie wir den kurzen Weg durch die eisige Kälte, bis zum kuschlig warmen Bottich-Pool am besten zurücklegen können. Aber es führt kein Weg daran vorbei, dass wir erst einmal ins Freie müssen, um schließlich in den warmen Fluten aufwärmen zu können. Erstaunlicherweise fühle ich die Kälte – so mit Aussicht auf das warme Bad – gar nicht so sehr wie befürchtet. Das Abtauchen ins warme Wasser ist dafür noch angenehmer als ich mir das vorgestellt hatte. Wobei abtauchen natürlich relativ ist, denn beim Auftauchen würden die Haare sofort am Kopf festfrieren. Man ist also ganz gut beraten, eine Mütze aufzuhaben, um nicht zu sehr auszukühlen. Da sitzen wir nun bis zum Hals im kuschlig warmen Wasser, um uns die verschneite, von den Fackeln erhellte Waldlandschaft, über uns der traumhafte Sternenhimmel. Worte können diesen Moment kaum beschreiben – für mich war es ein wahrhaft magischer und unvergesslicher Moment – ein Gänsehautmoment (und das hat dieses Mal nichts mit der Kälte zu tun). Wir hören immer wieder lautes Knirschen. „Das ist das Eis im See hinter uns – es arbeitet, vor allem weil die Tage jetzt wärmer werden und es zu schmelzen beginnt“, meint Anna gelassen. Sie hat die Ruhe und dieses Vertrauen in die Natur, das uns im täglichen Stress oft schlichtweg abhanden gekommen ist.
So ein Abend dürfte ewig dauern!
Ich wünschte, der Abend würde noch ewig dauern, doch nach etwa eineinhalb Stunden ist das Wasser soweit abgekühlt, dass wir beschließen, den eisigen Weg zurück in die Sauna anzutreten. Drinnen wärmen wir uns erst einmal auf und ziehen dann wieder unsere drei Lagen Klamotten an, bevor wir zurück zur Hütte gehen. Dort zaubert Anna noch einen Mitternachtssnack für uns und brutzelt Pfannkuchen mit einer lokalen Käsespezialität über dem offenen Feuer. Satt, zufrieden und unsagbar glücklich kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke auf den Rentierfellen und schlafen langsam aber sicher, begleitet vom Knistern des Feuers, ein.
Ein Glück, dass wir Anna haben, denn sie sorgt dafür, dass das Feuer nicht ausgeht und wir es die ganze Nacht kuschlig warm in der Hütte haben. Morgens werden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Thorbjörn, der Besitzer der Camps, töst irgendwann gegen 7.30 Uhr mit seinem Motorschlitten heran. Er hat Frühstück mitgebracht und brät über dem Feuer Spiegeleier und Speck. Dazu gibt es Käse, Joghurt und natürlich Knäckebrot sowie starken Kaffee. Beim Zusammenpacken unserer Sachen werden wir ganz wehmühtig – zu gerne wären wir hier noch länger geblieben und hätten die Stille des Waldes an diesem wunderbaren Ort genossen. Nur die Aussicht auf eine weitere Elch-Safari mit den Motorschlitten lässt uns schließlich aufbrechen.
Ein unvergessliches Erlebnis
Ich nutze das Tageslicht für einen Rundgang durch das Camp. Versteckt im Wald liegen mehrere kleine Hütten – insgesamt könnten hier theoretisch über 100 Personen übernachten. Thorbjörn vermietet aber immer nur an eine einzige Gruppe, egal wie groß sie ist. „Das wichtigste ist doch das Erlebnis, hier allein zu sein“, meint er. Genau dieses Erlebnis möchte er seinen Gästen vermitteln – und genau das ist vermutlich auch der Grund, warum seine Gäste den Aufenthalt in Svansele niemals vergessen werden.
Solltet ihr einmal im Winter nach Schwedisch Lappland kommen – was ich euch von ganzem Herzen empfehlen kann – macht unbedingt einen Abstecher nach Svansele und übernachtet in einer der Waldhütten. Es ist ein unvergessliches und intensives Erlebnis für die ganze Familie!
Infos über das Svansele Wilderness Center:
Adresse: Svansele Wilderness Center, Svansele 11 , 936 93 Boliden, Schweden, Telefon: 0915-210 03
Aktivitäten: Im Svansele Wilderness Center gibt es eine interessante Ausstellung über Fauna und Flora in Schwedisch Lappland – vorausgesetzt man mag ausgestopfte Tiere. Aber gerade Kinder können so aber einen guten Eindruck bekommen, welche Tiere in dieser Gegend heimisch sind und wie die Menschen hier leben.
Am offenen Lagerfeuer kochen Thorbjörn und sein Team typische Spezialitäten der Region für ihre Gäste: Elch- und Rentierfleisch, Fisch, Kartoffeln und Gemüse – alles mit selbstgepflückten Kräutern gewürzt.
In Svansele werden zahlreiche Aktivitäten angeboten: Motorschlitten-Touren, Elch-Safaris mit Motorschlitten, Quad-Touren, Mountain Bike Trails und Übernachtungen im Waldcamp oder in diversen anderen Unterkünften in der Region. Weitere Informationen findet ihr auf der Website von Svansele und deutsche Informationen auch auf der Seite von Schwedisch Lappland
Und wenn ihr unser Abenteuer in Schwedisch Lappland auch in bewegten Bildern sehen wollt, schaut euch Janas Travel Vlog an!
Hinweis: Ich war im Rahmen einer Pressereise in Schwedisch Lappland unterwegs.
6 Kommentare
Oh, Birkenholzfeuer, knisternder Schnee und eiskalte Nächte – Lappland ist einfach wunderbar! Dein lebhaft geschriebener Blogbeitrag beamt mich sofort in die Atmosphäre von „No Stress“.
Ich kann gut nachvollziehen, wie erholsam solche Tage sein können.
Herzlich aus Holland, Sabine
Liebe Sabine,
ich muss gestehen, dass ich noch immer völlig geflasht bin. Niemals hätte ich gedacht, dass Outdoor-Aktivitäten in der Kälte so viel Spaß machen könnten 🙂
LG Antje
Die Bilder und die Beschreibung der Reise sind der Hammer! Das werde ich auf jeden Fall im nächsten Winter mal machen. Ein richtig guter Tipp!
Liebe Katrin,
ich bin ganz sicher, du wirst es lieben!!! Ich will wieder mit!!! <3
LG Antje
Wow, was für tolle Erlebnisse und was für schöne Fotos. Ich bin ja eigentlich eher ein Fan von warmen Gefilden im Winter, aber Dein Blogpost macht richtig Lust auf eine Winterreise in den hohen Norden! Lieber Gruss, Ellen
Liebe Ellen,
der nächste Winter kommt bestimmt – und ich kann dir Schwedisch Lappland wirklich ans Herz legen 🙂
LG Antje