Die Türkei hat so viel mehr zu bieten als „nur“ Strände und Meer! Im November war ich im Rahmen einer Pressereise in Ankara, an der Schwarzmeerküste und in Kappadokien unterwegs und habe dort quirliges Stadtleben, idyllische Dörfer und eine atemberaubende Landschaft wie aus dem Märchenbuch entdeckt.
Die Unterschiede könnten kaum größer sein. Auf der einen Seite die Millionenmetropole Ankara mit ihrem pulsierenden Leben, auf der anderen Seite kleine Dörfer wie Yörük Köy, in denen man das Gefühl hat, dass die Zeit still geblieben sei.
Dazwischen Landschaften, die einem den Atem rauben und die man nicht aufhören kann zu bewundern. Kilometerweite Salzwüsten, Erdpyramiden und Feenkamine, unterirdische Städte und zauberhafte Tuffsteinformationen.
Es lohnt sich, dem Strand für eine Weile den Rücken zu kehren und das Landesinnere zu erkunden. Ganz besonders im Frühjahr und im Herbst.
Hier meine Tipps, die ihr auf gar keinen Fall verpassen solltet!
Salzsee: Tuz Gölü
Es ist schon ein faszinierender Anblick. Auf der Hochebene zwischen Ankara, Konya und Kayseri liegt der zweitgrößte Salzsee der Türkei. Mit einem Salzanteil von 32,9% zählt er zu den salzhaltigsten Seen der Erde. Gespeist wird der See lediglich durch Grundwasser und Niederschläge, so ist es nicht verwunderlich, dass große Teile des Sees in der Trockenzeit einer riesigen Salzwüste gleichen.
Bei unserem Besuch im November wirkt die Fläche wie eine Schneelandschaft. Von Wasser ist weit und breit nichts zu sehen – von den erhofften Flamingos leider auch nicht. Dafür können wir einen Spaziergang über die schneeweiße Oberfläche machen. Wer keine Sonnenbrille hat, wird so geblendet, dass er kaum noch etwas sieht.
Die Landschaft ist faszinierend – in der Ferne sieht man karge Bergketten. Ansonsten ist die Seeoberfläche topfeben. Je weiter man sich vom Parkplatz entfernt, desto mehr kann man die Stille, die über dem See liegt, genießen. Man könnte stundenlang hier spazieren gehen.
In drei Fabriken wird hier das abgebaute Salz verarbeitet. Insgesamt werden damit etwa 70% des Salzverbrauchs in der Türkei gedeckt. Natürlich kann man hier überall das Salz kaufen – allerdings sollte man sich gut überlegen, ob es vom Gewicht her noch ins Gepäck passt.
UNESCO-Weltkulturerbe: Safranbolu
Die kleine Stadt im Norden der Türkei wurde 1994 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Kein Wunder, denn man fühlt sich direkt ins Osmanische Reich versetzt, wenn man durch die kleinen kopfsteingepflasterten Gassen schlendert. Safranbolu gilt als eine der besterhaltenen Städte aus jeder Zeit. Typisch sind die Fachwerkhäuser, Konaklar genannt. Einige kann man besichtigen und stellt dann erst einmal fest, wie groß die Häuser tatsächlich sind. Knarrende Holztreppen führen hinauf in die ebenfalls holzvertäfelten, gemütlichen Räume.
Schweißtreibend ist der Spaziergang hinauf auf den höchsten Punkt der Stadt – aber der Ausblick über die Dächer von Safranbolu und die Landschaft rundum entschädigt dafür.
Safranbolu ist bekannt für seine alte Handwerkskunst und für den leckeren türkischen Honig, der hier hergestellt wird. Noch dazu gibt es einen Basar mit jeder Menge toller Geschäfte. Hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt – kunstvoll geschmiedete oder gezimmerte Produkte, coole Taschen und Schuhe, köstliche Leckereien, Kleidung, Tischdecken und allerhand Nippes.
Sehr schön sitzen kann man in den Cafés rund um den Basar – besser kann man die tolle Atmosphäre des Städtchens nicht auf sich wirken lassen!
Nomadendorf: Yörük Köy
Es scheint, als würde hier die Zeit stillstehen. Das 750 Jahre alte Nomadendorf Yörük Köy empfängt uns mit absoluter Stille. Wir sind an diesem Morgen die ersten Gäste. Fast haben wir das Gefühl, dass gar niemand hier lebt. Die Fenster der uralten Fachwerkhäuser sind geschlossen. Ein paar Hunde kommen uns schwanzwedelnd entgegen und begrüßen uns begeistert. Sie hoffen vermutlich auf ein paar Leckerbissen aus unseren Rucksäcken. Hier und da entdecken wir Katzen, die sich auf den Mauern in der Sonne räkeln.
Nach und nach wacht das kleine Dorf auf. Eine alte Dame lächelt uns zu, als sie mit einer leeren Einkaufstasche aus ihrem Haus tritt und sich auf den Weg zu einem der Stände entlang der Straße macht. Dort wird alles verkauft, was der Garten her gibt. Gemüse, Kräuter, Obst, selbstgemachte Marmelade und Essig.
Im Dorf werden wir von Filiz erwartet, sie erzählt uns über das Leben im Dorf und zeigt uns eins der Häuser von Innen. Sie spricht kein deutsch, aber sie eine solche Ausstrahlung und Präsenz, dass wir auch so verstehen, was sie uns mitteilen möchte. Eindrucksvoll demonstriert sie den Gebrauch des Badezimmers, das sich hinter einer Holzverkleidung in einer Wandnische befindet. Das Haus wirkt einladend und gemütlich. Flink geht Filiz voran und zeigt uns das alte Waschhaus und noch einige andere Gebäude.
Gleich nebenan befindet sich gleich mehrere Souvenirläden, dicht an dicht aneinandergereiht. Verkauft wird dort viel Kitsch – aber auch hausgemachte Marmeladen, Seifen und der hier gewonnene Safran.
Inzwischen hat auch das Dorfrestaurant geöffnet. Hier sitzen wir an kleinen Tischen zwischen Zierkissen, Topfpflanzen und unzähligen Katzen. Serviert werden gefüllte Fladen und das typische Yoghurt-Getränk Ayran. Was für eine Idylle!
In der unterirdischen Stadt Kaymakli
Die unterirdische Stadt: Kaymakli
Vorbei an Andenkenläden und durch einen modernen, erst kürzlich fertiggestellten Eingang gelangen wir in die unterirdische Stadt Kaymakli. Innerhalb weniger Minuten tauchen wir in eine ganz andere Welt ein. Über schmale Gänge und Treppen gelangen wir hinab in die vier, den Besuchern zugänglichen, Stockwerken. Die Stadt soll aus mindestens vier weiteren Etagen bestehen.
Mir persönlich genügen schon die vier Etagen für einen Eindruck, wie das Leben sich hier früher abgespielt haben muss. Angst vor engen Räumen sollte man hier nicht haben und ich muss ein paar Mal gaaaanz ruhig durchatmen um eine aufkeimende Panik zu unterdrücken.
Aber unser Guide Süleyman lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Bedeutung dieser einzigartigen Stätte. Er demonstriert eindrucksvoll, wie sich die Einwohner gegen Angreifer verteidigten, wie die langen Schächte frische Luft in alle Etagen transportierten, wo das Essen und der Wein gelagert wurden und wie das Leben der Menschen damals aussah.
36 unterirdische Städte hat man bis heute in Kappadokien entdeckt. Einige davon waren durch unterirdische Gänge miteinander verbunden. Einige Städte sollen auf das 3. Jahrtausend vor Chr. zurückgehen. Genutzt wurden sie teils bis ins 19. Jh. als Zufluchtsstätte und später als Ställe und Lagerräume.
Kaymakli wurde eindrucksvoll für die Besucher erschlossen. Durch die Beleuchtung der Räume und die Ergänzung von Glaseinsätzen, über die man gehen und in tiefere Etagen blicken kann, bekommen die Räume eine warme und angenehme Atmosphäre und vermitteln einen interessanten Blick in alte Zeiten.
Die Feenkamine von Kappadokien
Es ist eine Landschaft wie aus einem Märchenbuch. Bizarr geformte Erdpyramiden mit „Steinhäubchen“ ragen wir riesige Pilze in die Landschaft. Aus Tuffsteinformationen blicken unzählige Fenster- und Türöffnungen die wie Wichtelhochhäuser in Bilderbüchern anmuten.
Eine Fahrt durch Kappadokien ist wie eine Reise durch eine Fantasiewelt. Man möchte alle paar Meter anhalten und den Ausblick inhalieren. Tolle Fotomotive gibt es hier sprichwörtlich an jeder Ecke und immer wenn man denkt, es geht nicht mehr spektakulärer, eröffnet sich ein neuer, noch schönerer Blick.
Die Landschaft von Kappadokien lädt zum Verweilen und Genießen ein. Manchmal möchte man sich gar kneifen, ob dieser Ausblick tatsächlich echt ist.
Unbedingt ansehen solltet ihr euch das Rote Tal bei Cavusin, die Feenkamine bei Pasabag, das Devrent-Tal und das Städtchen Göreme mit seinen Höhenkirchen und den herrlichen Wandmalereien.
Ein Paradies für Wanderer und Landschafts-Junkies. Tatsächlich habe ich bisher noch nirgendwo eine solch atemberaubende Landschaft gesehen.
Eine Ballonfahrt in Kappadokien
Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Ballonfahrt über die faszinierende Landschaft von Kappadokien. Dabei heißt es früh aufstehen! Schon vor Sonnenaufgang starten die Vorbereitungen für die Ballonfahrt, damit die Besucher den Sonnenaufgang bereits aus der Luft bewundern können.
Hier ist man nicht alleine unterwegs – aus allen Himmelrichtungen steigen die Ballons in den morgendlichen Himmel. Vorbei geht es an Feenkaminen und Tuffsteinformationen, hoch über faszinierende Täler und idyllische Dörfer. Mit mehr Glücksgefühlen kann ein Tag nicht starten!
Die Hauptstadt: Ankara
Fast 5,5 Millionen Menschen leben in der türkischen Hauptstadt Ankara. Klar, dass wir bei unserer Stippvisite nur einen Bruchteil der Stadt sehen konnten. Unser Besuch fand zufällig am 10. November statt – an diesem Datum jährt sich der Todestag von Mustafa Kemal Atatürk, dem ehemaligen Präsidenten und Gründer der Türkei.
Millionen Menschen pilgern alljährlich zu seinem Mausoleum – vorzugsweise an seinem Todestag. Es war faszinierend mitzuerleben, wie viele Menschen dort unterwegs waren um ihren Staatsgründer zu ehren. Gewundert haben wir uns über die vielen, vielen jungen Menschen. Wir trafen auf eine Gruppe deutschsprachiger Türken, die uns erklärten, dass dies auch eine Art des stillen Protestes gegen die aktuelle Regierung ist.
Sehenswert ist auch die größte Moschee der Stadt, die Kocatepe-Moschee mit ihren vier Minaretten. Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk.
Natürlich ließen wir uns auch einen kleinen Einkaufsbummel nicht entgehen. Aufgrund der Kürze der Zeit und der späten Stunde verlegten wir diesen in die Anka Mall – hier könnte man sich stundenlang aufhalten. Vor allem Kleidung kann man hier sehr günstig einkaufen.
Unsere Reise durch Kappadokien hat mich total fasziniert. Die Landschaften, die Dörfer, die Menschen, das Essen – es gibt so viele Gründe, die Türkei einmal abseits von Strand und Meer zu erkunden.
Die unglaubliche Vielfalt hat mich begeistert!
Wenn ihr nach Kappadokien fahren wollt, könnt ihr das mit einem Mietwagen tun, die Straßen sind sehr gut ausgebaut.
4 Kommentare
Liebe Antje,
So schöne Fotos und Eindrücke. Ich wusste gar nicht, dass es in der Türkei Salzseen gibt. Und die Landschaft Kappadokiens ist wirklich absolut faszinierend. Ich glaube, an solchen Entdeckungen haben auch Kinder ganz viel Spaß.
Liebe Grüße
Gela
Vielen Dank, liebe Gela! Ich bin sicher, unsere Kinder hätten Kappadokien geliebt. Die Landschaft ist so zauberhaft, dass man sich direkt ins Feenreich oder eine andere Märchenwelt versetzt fühlt. Definitiv ein Ort, an dem man mit Kindern wunderbar auf Entdeckungsreise gehen kann.
Hallo liebe Antje,
wir planen vier Tage Kappadokien mit unseren 15- und 13-jährigen Töchtern. In welchem Ort würdest du uns die Übernachtung raten?
Vielen Dank für deine tolle Seite!
Viele Grüße
Deborah
Liebe Deborah,
Ich würde versuchen, eine Unterkunft in der Region um Göreme zu buchen. Das Städtchen ist sehr hübsch und man kann die faszinierenden Felsformationen von dort aus sehr gut erkunden.
Ich gehe davon aus, dass ihr dort mit dem Auto unterwegs seid?
LG Antje