Aktualisiert: 14.1.2022
Unser Tag beginnt früh! Heute wollen wir die Everglades bei einer Kajak-Tour aus einer – für uns – ganz neuen Perspektive erleben und die etwas kühleren Morgenstunden nutzen. Wir starten schon kurz nach Sonnenaufgang vom Marriott Resort Marco Island in Richtung Tamiami Trail. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den vereinbarten Treffpunkt. Von dort aus geht es mit unserem Guide Josh weiter zum Startpunkt unserer Tour. Wir fahren den Tamiami Trail entlang und biegen auf einen versteckten Weg ab, der uns vorher gar nicht aufgefallen war. Nach etwas 200 Metern stehen wir an einer kleinen Lichtung und vor uns liegt ein See. Es ist eine unvergessliche Stimmung – die Stille wird nur ab und zu durch Vogelgezwitscher unterbrochen. Die aufgehende Sonne wirft noch lange Schatten. Das Wasser liegt ganz ruhig vor uns, dunkel und rätselhaft.
Gespannte Vorfreude auf unsere Kajak Tour in die Everglades
Wir sind schon sehr gespannt, was uns erwartet. Die Kinder sind unglaublich aufgeregt – ob wir wohl wirklich Alligatoren oder gar Schlangen sehen werden? Unser Sohn inspiziert mit kritischem Blick erst einmal die Kajaks – ob sie tatsächlich nicht kentern? Nach einem kurzen Paddel-Crash-Kurs steigen wir in unsere Doppelkajaks und gleiten ins Wasser. Recht schnell haben wir den Dreh raus und schaffen es, unser Kajak einigermaßen geradeaus zu steuern. Wir paddeln vorbei an Brutplätzen der großen Wasservögel und sehen Reiher, Kormorane und sogar Löffler (Spoonbills), Enten und Störche (und einige, deren Namen ich nicht kenne). Die Brutsaison nähert sich dem Ende, aber einige Nachzügler sitzen noch auf ihren Nestern.
Im Land der springenden Fische
Plötzlich platscht es genau neben unserem Boot – aus den Augenwinkeln sehe ich einen Fisch springen und wieder im Wasser verschwinden. Ein „Mullet“ (wenn mein Lexikon nicht lügt, eine Barbe). Immer wieder sehen wir die springenden Mullets während unserer Tour. Übrigens ist nicht bekannt, warum diese Fische oft bis zu einem Meter hoch springen und sich dann mit einem lauten Platsch zurück ins Wasser fallen lassen. Natürlich gibt es viele Theorien. Die einen sagen, dass sie so versuchen, Parasiten loszuwerden. Andere meinen, dass sie auf diesem Weg mit ihren Artgenossen kommunizieren. Wieder andere behaupten, sie machen das einfach zum Spaß. Was auch immer stimmt – es ist ein faszinierendes Erlebnis, die Mullets aus nächster Nähe springen zu sehen. Ganz großes Kino für die Kinder – denn man weiß ja nie, wann und wo der nächste auftaucht.
Immer tiefer geht es in die unberührte Wildnis
Nachdem wir den See durchquert haben, erreichen wir einen relativ breiten Flusslauf. Wir vergessen Zeit und Raum und dringen immer weiter in die unberührte Wildnis der Everglades ein. Es ist faszinierend wie schnell man den Alltag hinter sich lassen und zur Ruhe kommen kann. Es gibt nur noch uns, das leise Plätschern der Paddel und die Geräusche der Natur.
Je mehr man sich darauf konzentriert, desto vielfältigere Geräusche nimmt man wahr. Ganz in der Ferne kann man etwas hören, das wie ein riesiger Rasenmäher klingt. Oder doch wie ein Hubschrauber? „Das sind die Luftkissenboote“, erklärt Josh. Unglaublich – ich mag mir gar nicht vorstellen, wie laut diese sein müssen, wenn man sie aus nächster Nähe hört oder gar im Boot sitzt. Ob das der richtige Weg ist, die Natur zu erleben, bezweifle ich sehr. Auf jeden Fall bin ich froh, dass wir uns mit unseren Kajaks langsam aber sicher in die andere Richtung bewegen.
Plötzlich stoppt Josh und deutet auf die Mangroven, die uns den Weg versperren. „Wir fahren jetzt in einen engen Mangroven-Tunnel. Da müsst ihr die Paddel in der Mitte auseinander nehmen und nur auf einer Seite paddeln.“
Durch die Mangroventunnel ins Zauberland
Etwas ungläubig schauen wir auf den dichten Mangrovenwald – wo bitte soll da ein Tunnel sein? Josh deutet auf eine Stelle ganz links. „Da geht’s rein“, grinst er. Wir paddeln näher – und tatsächlich tut sich vor uns eine schmale Öffnung auf. Wenige Sekunden später befinden wir uns mitten im Mangrovenwald. Unglaublich, an manchen Stellen kann ich links und rechts die Wurzeln gleichzeitig berühren, so schmal ist der Tunnel. Über uns schließen sich die Pflanzen, so dass wir aus der Luft sicher nicht mehr zu sehen sind. Die Tunnel sind übrigens uralte Indianer-Pfade. Immer wieder müssen wir den Kopf einziehen. Es ist gar nicht so einfach, das Kajak durch die Wurzeln zu steuern. Immer wieder fahren wir uns fest und müssen wieder ein Stück zurück navigieren. Das geht am einfachsten, wenn man sich an den Mangroven-Asten über den Köpfen zurück hangelt. Ein riesiges Abenteuer für die Kinder – und für uns Eltern!
Zwischen Orchideen und Alligatoren
Der erste Tunnel endet an einem kleinen See – aber der nächste Tunnel ist nicht weit entfernt. Insgesamt durchqueren wir 3 Mangroven-Tunnel und entdecken faszinierende Details, die uns – ohne Kajaktour – wohl verborgen geblieben wären. Zwischen den Mangroven wachsen Bromelien und seltene Orchideen. Beeindruckend große Spinnennetze ranken sich manchmal von Baum zu Baum. Schmetterlinge fliegen um unsere Nasen und eine Wasserschlange bringt sich schnell vor uns in Sicherheit. Natürlich suchen wir vor allem auch die Alligatoren. Es ist keine besonders gute Zeit dafür, denn im Moment ist Brutsaison und die Alligatoren bewachen ihre Nester, die meist sehr versteckt im Dickicht liegen. Aber wir haben Glück! Dank Joshs‘ Adleraugen entdecken wir immer wieder Alligatoren, die uns aus den Tiefen der Mangrovenwurzeln beobachten. Es ist schon ein aufregendes Gefühl, den Alligatoren quasi auf Augenhöhe vom Kajak aus zu begegnen. Ehrlich gesagt, wirken sie dann gleich ungefähr 3x so groß 😉
Mit Leib und Seele den Everglades verschrieben
Rund drei Stunden sollte die Kajak-Tour ursprünglich dauern – wir sind fast vier Stunden unterwegs. Zu oft haben wir uns wohl verquatscht und fasziniert Joshs‘ spannenden Erzählungen zu den Everglades gelauscht. Josh hat sich einen Traum verwirklicht – er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Und das merkt man. Er berichtet mit so viel Enthusiasmus über „seine“ Sümpfe im Süden Floridas, kennt unglaublich viele Details und macht uns immer wieder auf die großen und kleinen Naturwunder aufmerksam, die an unserem Wegesrand zu sehen sind. Was er in seiner Freizeit macht, frage ich ihn. Die Antwort hatte ich schon fast erwartet: „Dann fahre ich mit meiner Frau und meinem Sohn raus in die Natur“, grinst er.
Kajak Tour in den Everglades – unser Fazit:
Eine Kajak Tour in den Everglades ist ein MUSS für alle Naturliebhaber, die diese faszinierende Landschaft näher kennen lernen möchten. Es ist eine intensive und prägende Naturerfahrung – gerade auch für Kinder.
Wir hatten am Anfang etwas Bedenken, ob die dreistündige Tour für unseren 7-jährigen Sohn nicht zu lang ist. Aber es war überhaupt kein Problem. Für uns war es die erste Kajak-Tour – trotzdem hatten wir die Sache mit dem Paddeln recht schnell raus – und der Muskelkater am nächsten Tag gehört natürlich dazu! Trotzdem war die Tour für uns als Familie nicht zu anstrengend.
Die Hitze war erträglich, obwohl wir zur heißesten Zeit – im August – da waren. Die dichte Vegetation in den Mangrovenwäldern und den Tunneln bot sehr viel Schatten. Erstaunlicherweise waren die Mücken kein Problem – allerdings hatten wir uns auch mit Mückenspray präpariert. Wir haben auf jeden Fall ein neues Familien-Hobby entdeckt und können euch eine solche Kajak-Tour wirklich ans Herz legen.
Tipps und weitere Informationen:
Wir waren mit Everglades Area Tours unterwegs. Der Veranstalter hat sich auf ECO-Touren in den Sümpfen und auf dem Meer rund um Marco Island und Everglades City spezialisiert und hat noch zahlreiche weitere spannende große und kleine Touren im Angebot. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website.
Weitere Tipps für die Everglades:
Schon allein die Fahrt entlang des Tamiami Trails bietet manche Überraschung. Nehmt euch also Zeit für die Strecke und haltet bei den ausgewiesenen Picknick- und Aussichtsplätzen an. Über Holzstege, Aussichtsplateaus und kleine Ausstellungen könnt ihr verschiedene Facetten der Everglades kennenlernen.
Wenn ihr viel Zeit habt, solltet ihr unbedingt eine Fahrt entlang der Loop Road einplanen.
Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals im Oktober 2014 und wird seither regelmäßig aktualisiert. Stand: Januar 2022
Unser Tipps für eine Kajak-Tour in den Everglades:
1. Wasser und Snacks – am besten in einer kleinen Kühltausche verstaut – einpacken.
2. Kamera, Handy etc. in Plastik-Tüten (Zip-Bags) verstauen. Beim Paddeln kommt immer wieder etwas Wasser ins Boot, daher ist es nicht verkehrt, wasserempfindliche Geräte extra-trocken zu verstauen.
3. Schon vor Abfahrt Sonnencrème (hoher Schutzfaktor!) und Mückenschutzmittel auftragen. Kopfbedeckung auf keinen Fall vergessen!
4. Auf jeden Fall am Treffpunkt eine Toilette aufsuchen. Während der Tour gibt es keine Möglichkeit…
5. Dünne, schnell trocknende Kleidung (möglichst lang) tragen!
6. Schuhe tragen, die auch nass werden dürfen. Am besten eignen sich feste Badeschuhe.
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13 Kommentare
Das hört sich ja nach einem spannenden Reiseerlebnis an. Ich mag es ganz entspannt durchs Wasser zu gleiten. Aber wie schaut’s eigentlich mit der Kondition aus? Das braucht ja doch Kraft in den Armen, oder?
Ein bisschen Muskelkater hatten wir danach schon – aber wir waren sehr gemütlich unterwegs und auch für die Kinder war die Tour gut zu bewältigen. So gut, dass wir abends gleich noch eine Tour gemacht haben. Du siehst – wir sind auf den Geschmack gekommen 😉
Das ist gut zu wissen. Dann macht’s auch Spaß, wenn nach zehn Minuten nicht alle „schlapp“ machen. 😉
Vielleicht war ja unsere Gemütlichkeit der Grund dafür, dass wir länger als die geplanten drei Stunden unterwegs waren? Manchmal ist es ganz gut, man kann die Kinder „vorschieben“ und das ganze etwas entspannter angehen 🙂
Notiz für mich: Kinder das nächste Mal mit auf Reisen nehmen. 😉
Yep! Die beste Ausrede um Dinge machen zu können, die man als Erwachsener sonst nicht macht… 😉
Stimmt!
Schaut cool aus ,aber die Boote sind Kanus (Kajaks sind bis „obenhin“ geschlossen,man hat ein kleines Loch wo man“ Fuß voran“ „reintaucht“ bis man nur noch mit dem Oberkörper rausschaut), verwechseln aber viele Leute, darum ist es auch nicht schlimm.
LG
Liebe Elisabeth,
du hast recht – das habe ich falsch übersetzt 🙂
Danke für den Hinweis!!!
LG Antje
Kommen gerade von der unfassbar schönen „Kayak-Tour“ zurück,. Wir, 4 Erwachsene und 4 Kinder, fuhren heute morgen mit zwei Booten von Chokoloskee los und stiegen dann irgendwo zwischen den Mangroven in die Kayaks/ Kanus um. Es gab viele Tiere zu sehen (Krebse, Pelikane, Delfine, ein rücklings „schwimmender“ Alligator ?)…
Auch auf einer kleinen Insel entdeckten wir (aus respektvoller Entfernung) Nester, wunderschöne Muscheln und verschiedene Fische.
Es war ein wundervolles Erlebnis und wird, dank der Fotos die Heather (unsere Kapitänin) gemacht hat, unvergesslich bleiben.
Vielen Dank für den tollen Tipp, Antje!!!
Bye, bye, Kathrin
Liebe Kathrin,
das klingt super! Vielen Dank für deine Rückmeldung – das freut mich riesig!!!
Vor allem habt ihr ja unglaublich viel gesehen – Delfine und rücklings schwimmende Alligatoren haben wir auf unsere Tour leider nicht gesehen… 🙂
Noch ganz viel Spaß in Florida!!!
LG Antje
Hallo. Wir planen gerade unsere Kajaktour. Kannst du mir Tipps geben welche genau? Es gibt auf der Webseite ja viele. Und kannst du auch was zu einer Tour Abends sagen? Danke schonmal?
Liebe Nadine,
wir haben die Mangrove Tunnel Tour gemacht ( Mangrove Tunnel Tour ) – die war ursprünglich auf 4 Stunden angesetzt, wir waren schlussendlich etwas länger unterwegs. Die Tour war für uns alle ein tolles Erlebnis, über das wir heute noch immer wieder reden und hoffentlich bald wiederholen können.
Meinst du mit der Abendtour, die Tour, bei der man das Leuchten im Meer (Biolumineszenz) beobachten kann? Die Tour haben wir auch gemacht. Wir sind in der Dämmerung losgepaddelt und waren etwa eine Stunde unterwegs. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht – ein heftiges Gewitter zog auf uns wir mussten die Tour abbrechen. Aber es war schon eine tolle Erfahrung, im Dunkeln zu paddeln, über uns (am Anfang noch) der Sternenhimmel). Das Leuchten konnten wir leider nur kurz sehen, da wir dann zurückpaddeln mussten. Aber es war auf jeden Fall eine außergewöhnliche und unvergessene Tour. Die Tour kann man allerdings nur wenige Wochen im Jahr machen, weil dieses Leuchten nur zu ganz bestimmten Zeiten beobachtet werden kann.
Es gibt noch eine Tour zum Sonnenuntergang, die aber mit einem normalen Motorboot durchgeführt wird. Die haben wir jedoch nicht gemacht, deshalb kann ich dazu nicht allzuviel sagen. Aber den Sonnenuntergang vom Wasser aus zu beobachten ist sicher auch eine tolle Erfahrung.
Falls du noch weitere Fragen hast, melde dich gerne.
LG Antje