Lanzarote hat uns schon bei unserem ersten Ausflug in den vulkanisch geprägten Süden der Insel sehr überrascht. Der Nationalpark Timanfaya mit seinen Vulkanen hat uns sehr beeindruckt, im Küstendörfchen El Golfo haben wir eine kleine Wanderung entlang der Küste gemacht und anschließend Tapas in einem Restaurant am Meer genossen, am späten Nachmittag hatten wir viel Spaß an den wunderschönen Stränden von Papagayo. So viel Vielfalt hatten wir nicht erwartet.
Tour in den Norden von Lanzarote
So sind wir sehr neugierig auf den „grünen Norden“ der Insel, den unser Reiseführer versprach. Nach dem Frühstück starten wir von unserem Hotel in Costa Teguise und erreichen nach etwa einer halben Stunde den verschlafenen kleinen Ort Haría. Wir wählen die Route über Teguise und Los Valles, die zwar etwas weiter ist, als die Route über Arrieta – dafür aber landschaftlich sehr beeindruckend.
Nicht verpassen: Mirador de Haría
Vor allem der Abschnitt von Los Valles bis Haría bietet tolle Aussichtspunkte. Wir legen einen kleinen Zwischenstopp bei Mirador de Haría ein und genießen den Blick über das Tal der tausend Palmen und Haría, das wie eine kleine, von Bergen umgebene, Oase wirkt.
Haría – verschlafenes Oasendorf
Haría zeigt sich bei unserem Besuch im April als äußerst verschlafenes Dorf. Auch hier hat, wie überall auf der Insel, der berühmteste Sohn Lanzarotes, César Manrique, seine Spuren hinterlassen. In Haría befindet sich das Haus, das er bis zu seinem Tod 1992 bewohnte und das inzwischen zu einem Museum umgebaut wurde. Auf dem Friedhof befindet sich seine letzte Ruhestätte.
Die Straßen von Haría sind schmal und die Bewohner müssen aufpassen, dass sie beim Verlassen ihres Hauses, nicht direkt unter die Räder eines Autos kommen. So richtig viele Palmen entdecken wir hier nicht – obwohl wir uns im Tal der tausend Palmen befinden. Die Legende besagt, dass bei der Geburt eines Mädchens eine neue Palme wächst. Vermutlich sind in letzter Zeit einfach nicht so viele Mädchen geboren…
Das Parken gestaltet sich bei den schmalen Straßen schwierig und wir weichen auf den ausgeschilderten Parkplatz am Ortsrand aus. Der ist kostenlos – und dennoch unbeliebt – zumindest ist unser Auto das einzige weit und breit. Wir gehen Richtung Ortszentrum und erreichen nach ein paar Minuten die von riesigen, schattenspendenden Bäumen gesäumte Allee, die von der Kirche bis zur Hauptstraße führt.
Pause im Schatten der Bäume
Hier befinden sich einige Geschäfte und Cafés. Wir beschließen, uns in die bereits gut gefüllte Cafeteria El Rinón del Quino zu setzen und ein paar Tapas zu essen. Der Kaffee war gut, die Tapas würde ich mir nicht unbedingt nochmal bestellen. Zum Essen kann ich die Cafeteria daher eher nicht empfehlen. Aber für eine kleine Pause unter den schattigen Bäumen lohnt sich der Besuch allemal.
Abseits der Touristenströme: Mirador de Guinate
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter in den Norden. Unser Ziel ist der etwa 15 Minuten entfernte Mirador del Rio. Zuvor erreichen wir aber nach etwa 10 Minuten Fahrzeit die Abzweigung zum kleinen Dörfchen Guinate. Hier soll sich ein ebenfalls äußerst spektakulärer Aussichtspunkt, der Mirador de Guinate, befinden. Eigentlich soll sich hier auch ein Vogelpark befinden, aber auf den ersten Blick weist nichts darauf hin. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, dass die entsprechenden Schriftzüge auf den Verkehrszeichen entfernt wurden. Noch schemenhaft sind die Buchstaben, die auf den Tierpark hinweisen, zu erkennen.
Außer uns scheint hier niemand unterwegs zu sein. Das Dörfchen besteht nur aus wenigen Häusern. Dann entdecken wir die Ruinen des ehemaligen Vogelparks rechts der Straße. Viel ist nicht mehr zu sehen – das von einer hohen Mauer umgebene Areal ist verfallen und verwildert. Direkt danach biegt unsere schmale Straße nach rechts ab und wir stehen auf einer Wendeplattform. Nachdem die Straße hier endet, scheinen wir den Mirador de Guinate erreicht zu haben. Wir parken das Auto und steigen aus.
Spektakulärer Blick aus der Vogelperspektive
Dann erleben wir einen dieser unerwarteten Momente, den wir niemals vergessen werden. Wir gehen auf die Mauer, die die Plattform umgibt zu. Natürlich sehen wir, dass direkt dahinter das Meer liegt. Dennoch raubt es uns schlicht den Atem, als wir sehen, dass direkt hinter der Mauer die Felswand fast senkrecht abfällt. Wir sehen den steil abfallenden Riscos de Famara und das tiefblaue Meer, dessen Wellen sich an den weit unter uns liegenden Stränden brechen. Die Insel Graciosa breitet sich unter uns aus, wir blicken hinab auf Vögel, die unter uns an der Küste entlang fliegen. Was für ein Moment!
Nur schwer können wir uns von diesem traumhaften Ort trennen. Diese Ruhe, dieser Ausblick – unglaublich.
Magnet für Touristen aus aller Welt: Mirador del Rio
Ein paar Kilometer weiter beim Mirador del Rio sieht es natürlich anders aus. Hier herrscht quirliges Durcheinander – Touristen aus aller Welt wollen eines der bekanntesten Meisterwerke von César Manrique aus der Nähe betrachten. Dennoch ist es kein Problem einen Parkplatz zu bekommen und auch am Eingang ist die Schlange nur kurz. Direkt vor uns steht die Familie mit den zwei kleinen Jungs, die auf dem Flug hinter uns saßen. Ich kann mir Gesichter nicht so gut merken und hätte die vier nicht wiedererkannt. Meine Tochter schon – sie saß genau vor dem kleinen Kerl, der während gefühlten drei der vier Flugstunden im 3-Sekunden-Takt das am Vordersitz angebrachte Tischchen mit viel Schwung aufspringen ließ und wieder zuknallte und ihr damit einen Flug mit „Rüttelmassage“ bescherte.
Die Aussicht kann man auch hier schlicht mit atemberaubend beschreiben. Der Mirador del Rio liegt genau gegenüber der Insel La Graciosa und man kann aus der Vogelperspektive die Fähre beobachten, die Lanzarote mit La Graciosa verbindet.
Einst eines der modernsten Gebäude der Welt
Der Mirador del Rio wurde Mitte der 1970er Jahre fertiggestellt und galt damals als eines der architektonisch modernsten Gebäude der Welt. Faszinierend ist das – typisch für Manrique – halb in dem Felsen gehauene Gebäude noch heute. Das Café mit der riesigen Fensterfront, die von Vulkansteinen gesäumten Aussichtsterassen und das besondere Flair begeistern die Besucher aus aller Welt.
Uns hat der Mirador de Guinate fast noch ein bisschen besser gefallen – denn so einen Aussichtspunkt ganz für sich alleine zu haben, hat auf jeden Fall einen ganz besonderen Reiz. Aber auch den Mirador del Rio hätten wir nicht missen mögen. Beide gehören sicherlich zu den spektakulärsten Aussichtspunkten, die wir je gesehen haben!
Informationen zu Haria, dem Mirador de Guinate und dem Mirador del Rio
Keine Frage – eine Tour in den Norden von Lanzarote ist ein absolutes MUSS für alle, die die Insel erkunden wollen. Den im Reiseführer beschriebenen „grünen Norden“ haben wir jedoch nicht entdeckt. Vielleicht ist der April dafür die falsche Reisezeit – oder wir haben uns die Vegetation einfach üppiger vorgestellt. Das macht den Norden der Insel aber nicht weniger faszinierend – ganz im Gegenteil.
Wer sich die Eintrittspreise für den Mirador del Rio sparen möchte, fährt zum Mirador de Guinate – der Ausblick ist nicht weniger spektakulär – und es kostet weder Eintritt noch Parkgebühr.
Mirador del Rio
Öffnungszeiten: täglich 10 – 17.45 Uhr (in den Sommermonaten eine Stunde länger)
Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 2,25 Euro
Parken: Kostenlos