Cedar Key ist eine kleine Insel an der Golfküste Floridas mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Hier geht es gemächlich zu und der Alltagstrubel scheint in weiter Ferne zu liegen. Genau so muss das alte Florida gewesen sein, bevor die Touristen die Traumstrände und Naturreservate für sich entdeckten.
Die Insel ist von Mangrovenwäldern umgeben, nennenswerte Strände findet man hier nicht. Das mag einer der Gründe sein, warum sich Touristen bis heute nur spärlich hierher verirren. Die meisten Besucher kommen zum Angeln hierher, denn die Insel ist bekannt für die Meeresfrüchte. Vor allem die Muschel (Clams) aus Cedar Key sind weit über die Grenzen hinaus bekannt.
Die Inseln vor Cedar Key bieten Traumstrände und unberührte Natur
Wer Strände sucht, muss mit dem Boot auf eine der anderen, nahe gelegenen Inseln fahren. Dort gibt es einsame Strände und wahre Vogelparadiese. Hier brüten nicht nur Reiher, Seeadler, Kormorane und Pelikane, sondern auch die selten gewordenen, farbenprächtigen Rosalöffler (Roseate Spoonbills).
Unterwegs mit Captain Jenny
„Früher war der Fischreichtum hier in den Gewässern unglaublich“, erzählt uns Captain Jenny, mit der wir am Morgen zu einer Inseltour mit dem Boot gestartet sind. „Heute ist es immer noch okay, aber doch beträchtlich weniger, deshalb sind viele Fischer auf die Muschelzucht umgestiegen.“ Langsam entfernen wir uns von Cedar Key und tuckern gemächlich den Waterway entlang. Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Delfine entdecken – immer wieder ein magisches Erlebnis.
Lost Place: Atsena Otie Key
Einen knappen Kilometer von Cedar Key entfernt liegt Atsena Otie Key. Dort befand sich die erst Siedlung von Cedar Key und die 1868 von der Firma Faber erbaute Mühle – die zur Verarbeitung der Zedern für Bleistifte diente. Die gesamte Siedlung wurde 1896 von einem heftigen Hurrikan zerstört und nie wieder aufgebaut. Heute ist Atsena Otie Key ein Paradies für Lost-Places-Fans. Noch immer sind die Überreste der Faber-Mühle am Ufer der Insel zu sehen. Auch der völlig verwucherte Friedhof aus dem 19. Jahrhundert soll einen Besuch wert sein, hören wir. Leider haben wir keine Gelegenheit hier an Land zu gehen, aber schon der Blick vom Boot auf die langsam aber sicher zerfallende Pier und die Ruinen ist sehr interessant.
Zahlreiche Seevögel haben es sich auf den Überresten der Pier gemütlich gemacht. Wir entdecken, Möwen, Kormorane und Pelikane. „Es ist sehr interessant, das Verhalten der Vögel untereinander zu beobachten“, erklärt Jenny. „Es herrscht eine Strenge Ordnung, wer auf welchem Platz sitzen darf.“ Schon seit ihrer Kindheit kennt sie die Inseln in der Gegend wie ihre Westentasche. Ihr Vater hat Captain Doug’s Tidewater Tours aufgebaut und sie von Anfang an auf die Touren mitgenommen.
Jenny liebt ihre Heimat über alles, das spürt man sofort. Ihr Augen leuchten, wenn sie von ihren Erlebnissen berichtet und ihre Begeisterung ist ansteckend. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn man so eine Tour mit jemandem machen darf, der das was er macht so sehr liebt! Jenny erzählt uns die Geschichte von Cedar Key und den umliegenden Inseln und natürlich sind wir auch sehr neugierig, wie ihr Leben mit Familie hier auf der Insel aussieht. Ihre Kinder sind ungefähr so alt wie unsere – entsprechend spannend ist es auch für die Kinder zu hören, wie das Leben auf einer so abgelegenen Insel für ihre Altersgenossen läuft.
Geschichten vom Inselleben
„Kindergarten und Schulen gibt es hier, das ist kein Problem,“ erzählt Jenny. Doch wenn die Kinder einen Tanzkurs oder eine Musikschule belegen wollen, wird es schwierig, die Fahrt zur nächsten Stadt dauert immerhin etwa 45 Minuten und man muss jeweils warten, bis der Kurs dann vorbei ist, denn es lohnt sich nicht, zwischenzeitlich zurück zu fahren. „Wenn ich Freunden aus der Stadt spreche, die erzählen, was ihr Kinder für Kurse belegen und zwischen wie vielen Schulen sie auswählen können, frage ich mich schon, ob ich meinen Kindern hier genug bieten kann“, meint sie nachdenklich. „Doch ich nehme sie mit in die Natur so oft ich kann – sie lieben es, mich auf die Touren zu begleiten, so wie ich es als Kind geliebt habe mit meinem Vater hinauszufahren.“ Ich entgegne, dass sie ihren Kindern vermutlich viel mehr bietet als es ihr bewusst ist. Sie leben einen Traum vieler, naturnah und behütet aufzuwachsen. Diese intensiven Erlebnisse werde sie ganz bestimmt ihr Leben lang begleiten – ob sie sich später nun für ein Leben auf der Insel entscheiden, oder nicht.
Seahorse Key: Forschungsstation und Vogelparadies
Die Ebbe erreicht bald ihren Tiefstand – entsprechen langsam fahren wir in sicherem Abstand zu den diversen Sandbänken an dem Gebiet vorbei und nehmen Kurs auf Seahorse Key. Wenn wir jetzt kentern, könnten wir zu Fuß zur nächsten Insel laufen. Wir erreichen in der Zwischenzeit die Vogelbrutgebiete. Die Saison ist schon fast vorbei und wir sehen nur noch wenige Vögel auf ihren Nestern sitzen. Auf Seahorse Key befindet sich eine Forschungsstation der University of Florida. Wer die Insel betreten möchte, benötigt eine Sondergenehmigung – oder muss an einem der regelmäßig veranstalteten Besuchertagen vorbeikommen.
Strandspaziergang auf North Key
Wir lassen Deadmans Key links liegen – der Name scheint uns nicht so richtig einladend und machen schließlich Rast auf North Key. Dort gibt es herrliche naturbelassene Strände – perfekt für einen erlebnisreichen Strandspaziergang. Als wir die Insel betreten, herrscht großes Vogel-Gezeter. So richtig willkommen fühlen wir uns nicht. Aber die Möwen, Kormorane, Reiher, Pelikane und Rosalöffler lassen sich nicht von uns stören.
Wir entdecken Seesterne, riesige Horseshoe Crabs und unzählige Fische im seichten Wasser. Jetzt macht sich die Hochsommerhitze voll bemerkbar, denn es gibt hier keinen Schatten. So flüchten wir nach unserem ausgiebigen Spaziergang dankbar in das überdachte Boot. Immer wieder entdecken wir Mullets – die springenden Fische. Manchmal ist auch der Kopf einer Schildkröte und eines Rochens zu sehen, die kurz an die Wasserfläche kommen um Luft zu schnappen. Oh ja, es ist ein echtes Naturparadies!
Delfine begleiten uns!
Schweren Herzens machen wir uns auf die Rückfahrt. Doch das Highlight des Tages wartet noch auf uns! Plötzlich gesellt sich eine ganze Schule Delfine zu uns und surft in der Heckwelle unseres Bootes. Sie kommen so nahe, dass wir sie vom Boot aus leicht berühren könnten. Es ist ein unglaublich schöner, intensiver Moment. Sogar Jenny, die diese Begegnung fast jeden Tag erlebt, strahlt wie ein Schneekönig. Delfine machen einfach glücklich!
Danke, liebe Jenny, dass wir dich auf diese fantastische Tour begleiten durften, und du uns so viel Liebe und Begeisterung über deine Heimat erzählt hast. Der Tag mit dir war eines der schönsten Erlebnisse auf unserer Reise!
Buchbar ist die Tour über Captain Doug’s Tidewater Tours.
1 Kommentar
Liebe Antje
Ich gehe grade Deine Florida Artikel durch und lasse mich für unsere bevorstehende Reise inspirieren. Cedar Key haben wir auch fest eingeplant und Dein Artikel steigert meine Vorfreude sehr!
Liebe Grüsse,
Ellen