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Update vom 23.9.2024: Bei einem Großbrand wurden die aus Holz gebauten Gebäude mit mehreren Geschäften und Restaurants an der Dock Street zerstört. Wir hoffen, dass es wieder aufgebaut werden kann und halten euch hier auf dem Laufenden.
Cedar Key ist magisch! Schon wenn man über die Brücke vom Festland auf die kleine Insel fährt, spürt man, dass man hier an einem ganz besonderen Ort gelandet ist. Es ist wie eine Zeitreise zurück ins alte Florida. Hier gibt es keine Hektik, die Zeit scheint still zu stehen und wenn man schließlich das kleine Zentrum an der Waterfront erreicht, hat man das Gefühl, direkt in eine Puppenstube gebeamt worden zu sein.
Etwa 2,5 Stunden dauert die Fahrt von Tampa bis Cedar Key. Auf dem Weg liegen durchaus einige interessante Stationen. Wir entscheiden uns für einen Stop im Weeki Wachee State Park, dem einzigen State Park, in dem man Meerjungfrauen beobachten kann. Wer Manatees, Floridas berühmte Seekühe sehen möchte, findet am Crystal River ein ideales Revier. Vor allem von November bis April kann man dort vermehrt Manatees antreffen. Einzelne Seekühe halten sich dort aber ganzjährig auf, sodass es sich durchaus lohnt Station zu machen.
Fahrt durch die Einsamkeit Floridas
Wenn man von Tampa Richtung Norden fährt, wird es rechts und links der Straße immer einsamer. Nur noch vereinzelt sieht man Häuser und hier und da deutet ein Schild darauf hin, dass das Gebiet tatsächlich noch besiedelt ist. Wir hatten zuvor auf der Landkarte nach einer Station an der Golfküste nördlich von Tampa gesucht und eigentlich nur Cedar Key entdeckt. Ansonsten ist die Gegend extrem dünn besiedelt. Es gibt kaum Strände und die dichten Sumpfgebiete nehmen große Bereiche der Küste ein und machen das Gebiet entsprechend unwägbar. Hier ist eine der Ecken Floridas, die vom Tourismus verschont geblieben sind und sich daher ihre Ursprünglichkeit erhalten hat.
Cedar Key: Eine Insel mit bewegter Geschichte
Cedar Key war einst einer der ältesten Häfen Floridas und war durch die erste Eisenbahnlinie des Landes mit der Ostküste verbunden. In den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts, war Cedar Key ein florierendes Hafenstädtchen und verdankte seinen Reichtum vor allem den unzähligen Zedern. Das begehrte Holz wurde beispielsweise für die Herstellung von Bleistiften (u. a. für die Firma Faber) verwendet.
Der riesige Wald wurde gnadenlos abholzt, an eine Wiederaufforstung dachte damals jedoch niemand. So ging der Rohstoff nach und nach zu Ende. Ein Hurrikan zerstörte schließlich 1896 die gesamte Existenzgrundlage der Insel und machte die Faber-Fabrik, die Hafengebäude und die gesamte Infrastruktur der Insel dem Erdboden gleich. Cedar Key wurde wieder aufgebaut, fand aber nie wieder zu seinem alten Glanz zurück. Heute gehört Cedar Key vor allem den Fischern. Die hier gefangenen Muscheln (Clams) weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Etwa 700 Menschen leben auf der kleinen Insel – etwa 45 Minuten Fahrt sind es von hier bis zur nächsten größeren Stadt.
Wie in einer anderen Welt
Kerzengerade führen die letzten etwa 30 Kilometer von der Hauptstraße nach Cedar Key. Rechts und links gibt es dichten Wald und grün soweit das Auge reicht. Die Landschaft hier ist unglaublich eintönig und wir müssen aufpassen, dass wir nicht kurz wegnicken. Endlich kommen einige Häuser in Sicht und wir erreichen die Brücke, die über den Kanal nach Cedar Key führt. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass wir eine lange Strecke durch die Einsamkeit Floridas gefahren sind, dass wir uns wie in eine andere Welt versetzt fühlen. Schon mit dem Erreichen der ersten Häuser der Insel spüren wir diese einzigartige Atmosphäre.
Ganz viel Ruhe und Natur
Hier gibt es keine Hochhäuser und riesige Bettenburgen, keine Fastfood-Restaurants und Outlet-Center. Keine Malls, Freizeitparks, Mickey Mäuse und Achterbahnen. Noch nicht einmal einen Strand. Statt dessen gibt es viele kleine, hübsch und bunt angestrichene Häuser, Fischhändler, einen kleinen Supermarkt, eine Tankstelle und eine handvoll Restaurants. Dazu einige kleine Hotels und ganz viel Natur.
Bunte Häuser und eine sensationelle Unterkunft
Wir sind völlig entzückt. Die Kinder kleben mit den Nasen an den Fenstern und ihnen entgeht kein kleiner Detail. Da – eine Katze, dort ein quietschgelbes Haus, ein Golfcart mit Hund oder ein besonders hübsch dekorierter Garten. Es gibt einfach unglaublich viel zu sehen.
Am anderen Ende der Insel entdecken wir schließlich unsere Unterkunft für die nächsten beiden Tage: die Old Fenimore Mill Condos. Wir sind hin und weg, als wir unsere Wohnung betreten. So etwas hätten wir wahrlich nicht erwartet. Traumhaft eingerichtet, groß, sauber – und dann dieser unglaubliche Blick auf das Meer und die Inselwelt rund um Cedar Key. Wir müssen uns erst einmal setzen und diese großartige Kulisse auf uns wirken lassen!
Wie im Bilderbuch: Die Dock Street auf Cedar Key
Nach einer Weile siegt unsere Neugier und wir wollen sehen, was Cedar Key noch zu bieten hat. Nur ein paar Minuten von Old Fenimore Mill befindet sich die beliebteste und hübscheste Strasse der Stadt: die Dock Street. Hier reihen sich eine handvoll Shops und Restaurants aneinander. Die Holzhäuser sind liebevoll bis ins kleinste Detail dekoriert und sehen aus wie kleine Puppenstuben. Stege führen hinaus aufs Meer – hier warten einige Fischer auf den großen Fang, ansonsten ist der Steg menschenleer.
Momente, die man nie vergisst
Inzwischen ist des Abend geworden und die Sonne geht langsam unter. Wir wollen das grandiose Finale des Tages von der Pier aus beobachten. Während die Sonne das Meer in immer leuchtendere Farben taucht, sehen wir plötzliche eine Schule Delfine, die gemächlich an der Pier vorbeizieht. Es ist ein wunderbar magischer und friedvoller Moment. Es sind genau diese Eindrücke, die man für immer in Erinnerung behält und die einen Urlaub in Florida ausmachen.
50 Shades of Beautiful
Es ist unglaublich, in wie viele verschiedene Lichtstimmungen ein Sonnenuntergang in Florida den Himmel, die Wolken und das Meer taucht – und das jeden Abend aufs neue. Wir genießen dieses faszinierende Naturschauspiel bis zur letzten Sekunde. Als es schließlich dunkel wird, machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant.
Es ist inzwischen schon halb neun und wir haben offensichtlich etwas zu lang gewartet. In einigen Restaurants ist die Küche bereits geschlossen. Verständlich, denn Anfang September ist es hier wirklich sehr ruhig. Wir werden dennoch fündig – das Restaurant Steamers direkt am Dock hat noch geöffnet – und unser Essen dort war sehr lecker!
Per Boot oder Golf Cart: es gibt viele Wege, Cedar Key zu erkunden
Am nächsten Morgen frühstücken wir erst einmal ganz entspannt bei Ken’s Cedar Keyside Diner (sehr empfehlenswert!) und unternehmen anschließend eine „Island Tour“ mit Captain Doug’s Tidewater Tours und betrachten die Insel von der Wasserseite aus. Wir entdecken unbewohnte Inseln, Vogelparadiese und viele Delfine. Ein wunderbares Erlebnis!
Am Nachmittag erkunden wir mit einem Golf Cart sämtliche Winkel der Insel – ein großer Spaß, vor allem für die Kinder. So schnell kommt hier keine Langeweile auf: es gibt auch die Möglichkeit, Kajaks oder Paddle Boards zu leihen oder Angeltouren zu unternehmen. Ein kleines Museum informiert über die Geschichte von Cedar Key.
Über lange Stege in die Natur
Für Kinder gibt es mehrere Spielplätze – und auch einen kleinen Strand, nicht weit von Old Fenimore Mill entfernt. Allerdings ist der Strand nicht wirklich schön und auch nicht sehr einladend. Auf Cedar Key gibt es aber so viel mehr zu sehen, dass man den Strand auch nicht wirklich vermisst (zudem gibt es bei der Old Fenimore Mill auch ein schönes Schwimmbad).
Sehr zu empfehlen ist es, einige der langen Stege entlang zu gehen. Von dort aus kann man die Fauna und Flora von Cedar Key wunderbar erkunden und erlebt allerhand spannende Begegnungen: Waschbären, Pelikane, Reiher, Fische, Krabben und vieles mehr
Ein intensives Erlebnis
Für uns gehört Cedar Key zu den absoluten Lieblingsorten auf unserer Reise durch Florida. Die einzigartige Atmosphäre, die herrliche Natur, die Ruhe, das leckere Essen und die freundlichen Menschen machen Cedar Key zu einem ganz besonderen Ort. Die Reise ins alte Florida war für uns ein unglaublich intensives Erlebnis, das wir ganz bestimmt nie vergessen werden. Wir haben uns in das kleine Inselchen verliebt – und insgeheim überlegen wir, ob wir nicht mal wieder nach Cedar Key reisen sollten…
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