Auf der Seine von Paris in die Normandie…
Schon bei Ankunft auf unserem Flusskreuzfahrtschiff in Paris erhaschten wir den einen oder anderen irritierten Blick der Crew und der Mitreisenden. Leise flüstert mir mein Mann ins Ohr: „Ich glaube, die denken alle, wir sind grausame Eltern…“
Eine Familie mit zwei Teenagern ist nicht das typische Publikum auf eine Flusskreuzfahrt und wir senkten den Altersdurchschnitt auf dem Schiff merklich.
Flusskreuzfahrt mit Teenagern: Entspannt unterwegs
Das war uns schon vorher klar, denn wir waren bereits einmal auf einer Flusskreuzfahrt im Süden Frankreichs unterwegs. Dort haben meine Tochter und ich die entschleunigte Art des Reisens auf dem Wasser sehr genossen. Es gibt wohl kaum eine bequemere und entspanntere Möglichkeit zu reisen, als mit einem Flusskreuzfahrtschiff. Kein Seegang, kurze Wege, gutes Essen, keine Hektik und keine Menschenmassen – dafür aber viele neue Eindrücke und eine ganz neue Perspektiven auf eine Region.
Attraktive Reiseroute auf der Seine
Die Tour auf der Seine von Paris über Rouen, Le Havre, Caudebec-en-Caux und Vernon und wieder zurück weckte schnell mein Interesse. Der Termin über Ostern passte perfekt für uns und die Ausflugsmöglichkeiten nach Honfleur, Étretat und zum Haus und Garten von Monet in Giverny sind allesamt Orte, die wir gerne einmal besuchen wollten. Noch dazu ist Paris von Stuttgart aus mit dem TGV oder ICE bestens erreichbar (vorausgesetzt, die Deutsche Bahn macht einem keinen Strich durch die Rechnung, doch davon erzähle ich euch in einem anderen Beitrag…).
Unterwegs mit der Excellence Royal
Gesagt, getan – ich buchte die Flusskreuzfahrt auf der „Excellence Royal“ und die Bahnreise. Um ehrlich zu sein habe ich mich vorab gar nicht groß mit dem Schiff beschäftigt. Für uns zählte in erster Linie die Route und die Möglichkeit, glutenfreies Essen zu bekommen. Ansonsten wollten wir eine entspannte Zeit als Familie verbringen und gemeinsam die Gegend erkunden.
Am Hafen in Paris erwartete uns die Excellence Royal und versprühte viel Nostalgie und Agatha-Christie-Flair. Der schweizer Veranstalter nennt sein Schiff liebevoll „das kleine Grandhotel für Flussreisen“. Eine Bezeichnung, die das Schiff wirklich gut charakterisiert. Die Inneneinrichtung ist relativ dunkel und elegant gehalten und versprüht einen gewissen Retro-Charme.
Die Kabinen auf der Excellence Royal
Wir hatten uns für zwei Kabinen auf dem Hauptdeck entschieden – die Kabinen waren relativ klein und zweckmäßig eingerichtet und verfügten über ein Fenster knapp über der Wasseroberfläche. Für uns völlig ausreichend, da bei unserer Tour die meiste Fahrzeit sowieso nachts absolviert wurde. In der Kabine fanden wir für jeden eine Trinkflasche aus Glas mit Neoprenüberzug vor. Diese konnte man am Trinkbrunnen auf dem Schiff jederzeit mit Wasser füllen und mit in die Kabine bzw. auf Ausflüge nehmen – eine tolle Idee!
Die Kabinen waren sehr sauber. Der Schrank war sehr geräumig und die Koffer passten gerade so unters Bett. Im Bad befanden sich ein Waschbecken, eine Dusche und ein WC – und Pflegeprodukte von L’Occitane, die ich besonders gerne mag. Ein bisschen störend fand ich, dass der Fußboden im Bad unter der Fußmatte eigentlich immer leicht feucht und klamm war, was immer mal wieder für feuchte Socken sorgte. Etwas seltsam fand ich die Leselampe, die am Kopfende zwischen den Betten montiert war und an der ich mir mehrfach den Kopf stieß.
Fitnessraum und Speisesaal der Excellence Royal
Auf unserem Deck befand sich auch der Fitnessraum mit einem Fitnessgerät und einigen Hanteln – ich würde mal sagen, dass Fitnessfans hier eher nicht auf ihre Kosten kommen, dessen sollte man sich schon vor der Buchung bewusst sein. Ebenfalls auf dem Hauptdeck befindet sich der Speisesaal, der über ein Treppe erreichbar ist. Der Tisch ist während der gesamten Reise zu allen Mahlzeiten der gleiche. Meist handelt es sich um Zweier- oder Vierertische. In unserem Fall teilten wir uns einen runden Sechsertisch mit zwei anderen Gästen. Im nachhinein betrachtet war das für uns nicht so ideal, denn so waren ausgedehnte Familiengespräche „unter uns“ eher nicht möglich und die Kids waren etwas genervt, bei jeder Mahlzeit den Gesprächen der Mitreisenden folgen zu müssen, die sie thematisch nicht interessierten. Das machte es für uns etwas schwierig, den Spagat zwischen eigenen Interessen und Höflichkeit den anderen gegenüber zu schaffen.
Glutenfrei essen an Bord des Flussschiffes
Das Essen war fantastisch – ebenso wie der Service. Die Menüs waren kreativ und abwechslungsreich und immer superlecker. Auch das Problem mit dem glutenfreien Ernährung löste sich in Luft auf – die Köche und Kellner hatten an alles gedacht und boten immer eine passende Alternative. Für uns bedeutete das eine echte Erleichterung, um nicht zu sagen echten Luxus!
Ein Deck höher befand sich die Panorama-Lounge mit Bar. Hier verbrachten wir kurzweilige Abende bei Spielen und leckeren Cocktails, schönen Gesprächen und gemütlicher Familienzeit. Wenn sich jemand zurückziehen wollte, war der Weg zur Kabine nicht weit – allerdings zu weit für das Schiffs-Wifi, das leider die gesamte Reise über nicht sehr zuverlässig funktionierte (was wiederum ein ziemlich großes Thema ist, wenn man mit Teenies unterwegs ist). Unser Tipp daher: Filme und Serien vorher herunterladen! Zur Not gab es in jeder Kabine noch einen Fernseher.
Frische Luft auf dem Sonnendeck genießen
Bei einer Flusskreuzfahrt in die Normandie Ende März muss man schon viel Glück mit dem Wetter haben, um Zeit auf dem weitläufigen Oberdeck verbringen zu können. Obwohl für unsere Reise durchweg schlechtes Wetter angekündigt war, hatten wir sehr viel Glück, denn stattdessen konnten wir fast jeden Tag Sonnenschein genießen und benötigten unsere mitgeschleppten Schirme nur ein einziges Mal. Wenn das Schiff im Hafen lag, konnten wir auf dem Sonnendeck gemütlich Kaffee trinken, eine Runde Schach spielen, das Golfputting-Green nutzen und die Sonne genießen. Für ein Bad im kleinen Whirlpool war es für uns leider noch zu frisch (aber ich habe auch sonst nie jemand dort baden sehen). Während der Fahrt war es auf dem Oberdeck recht kühl und trotz warmer Jacken hielten wir es dort nicht lange aus. Da wir tagsüber aber nur selten fuhren, war das während unserer Reise aber nicht oft der Fall.
Jeden Abend informierten die Reiseleiter über das Ziel am nächsten Tag. Die Informationen bezogen sich allerdings in erster Linie auf die vom Schiff organisierten Ausflüge. Da wir unsere Ausflüge größtenteils selbst organisierten, waren für uns keine passenden Tipps dabei. Unser Tipp: Solltet ihr auf eigene Faust die Gegend erkunden wollten, kümmert euch möglichst schon vor der Abreise um die entsprechenden Infos und Details. Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die Landausflüge selbst zu organisieren. Nur für die Tour von Caudebec-en-Caux nach Étretat haben wir einen vom Veranstalter organisierten Ausflug gebucht, da es keine Möglichkeit gab, in dem begrenzten Zeitfenster mit öffenlichen Verkehrsmitteln oder einem Mietwagen die Strecke zu bewältigen. Aber auch ein geführter Ausflug hat seine Vorteile – wir erhielten viele interessante und wertvolle Informationen von der Reiseleiterin, die uns sonst vermutlich entgangen wären.
Informationen zu unseren Ausflügen und Erkundungstouren entlang der Route findet ihr hier bald in einem separaten Beitrag.
Unser Fazit zu der Flusskreuzfahrt mit Teenagern
Nach unserer Flusskreuzfahrt mit Teenagern auf der Seine waren wir uns alle einig – die Tour war super und hat in vielen Punkten unsere Erwartungen sogar übertroffen.
Hervorzuheben ist aus unserer Sicht vor allem das großartige Essen, die entspannte Stimmung an Bord und die sehr fairen Getränkepreise. Die Route war für uns perfekt – wir hatten überall genügend Zeit, die Gegend zu erkunden. Wir haben wunderbare Orte kennengelernt und nehmen viele unvergessliche Eindrücke und Momente mit nach Hause.
Für uns als Familie war es eine entspannte Woche, auf der wir viel erlebten und doch keinen Stress hatten. Wir mussten uns nicht auf das Autofahren konzentrieren, Parkplätze suchen oder Restaurants mit glutenfreien Alternativen für das Abendessen auswählen – wir konnten jeden Abend ein leckeres Menü genießen und wachten morgens an einem neuen Ort auf, konnten die Zeit alle gemeinsam genießen und uns wunderbar entspannen.
Auf meine Instagram-Stories und Posts habe ich von vielen von euch das Feedback bekommen, dass ihr eine Flusskreuzfahrt noch gar nicht auf dem Schirm hattet und ihr euch sehr gut vorstellen könntet, auch auf eine Flusskreuzfahrt mit Teenagern – oder alleine zu gehen.
Leider sind die Veranstalter auf diese Zielgruppe nicht so richtig eingestellt, was ich sehr schade finde. Denn auch das Feedback unserer Teenies war – bis auf das WLAN – durchweg positiv. Mitkommen würden alle nochmal! „Ich fand es super, hätte aber nichts dagegen gehabt, wenn noch andere in meinem Alter auf dem Schiff gewesen wären“, meinte unser Sohn abschließend. Dem habe ich nichts hinzuzufügen – wir werden diese Art des Reisens auf jeden Fall weiterhin im Blick behalten und berichten.
2 Kommentare
Danke für den Bericht! Ich habe deine Storys aus Frankreich gesehen und überhaupt nicht gecheckt, dass ihr mit dem Schiff da wart!
Mit Schiffskreuzfahrten liebäugele ich auch immer mal wieder. Ich finde keine Rechnung, die mir die frefelhafte Schwerölfeuerung für x Personen dem individuellen Roadtrip im Diesel gegenüberstellt. Gerade das Argument mit dem glutenfreien Essen ist aber durchaus interessant (wie ich mittlerweile ja leider auch aus persönlicher Betroffenheit sagen kann).
Leider ist mir auch keine Rechnung bekannt, die diese Faktoren vergleicht. Das Schiff wird mit einem Green Award Certificate beworben, aber auch da ist unklar, welche Faktoren für die Vergabe entscheidend sind.
Wer auf glutenfreies Essen angewiesen ist, wird eine solche Schiffsreise lieben – für uns war es echter Luxus, uns nicht darum kümmern zu müssen, wo wir nun glutenfreies Essen finden und nicht nachfragen zu müssen, was in den einzelnen Gerichten enthalten ist. Wir haben einige Male das Mittagessen auf dem Schiff ausfallen lassen und unterwegs nach glutenfreien Alternativen gesucht, das war zum Teil gar nicht so leicht (um nicht zu sagen total frustrierend).