Menorca kannte ich bisher immer unter dem Beinamen „die kleine Schwester Mallorcas“. Ehrlich gesagt reizte mich das nicht so besonders. Warum sollte ich dorthin fahren, wenn die große Schwester doch alles und noch mehr bietet?
Aus diesem Grund muss ich das erst einmal richtigstellen – Menorca ist so anders und so viel mehr, dass die Bezeichnung „kleine Schwester“ maximal auf die reine Größe der Insel passt. Ansonsten muss man klar sagen – Menorca kann und darf man nicht mit ihrer großen Nachbarinsel messen und vergleichen. Auf Menorca wurde vieles, was den Tourismus betrifft, sehr richtig gemacht. Riesige Bettenburgen und wilde Partymeilen sucht man hier vergebens. Kaum ein Hotel ist höher als drei Etagen.
Eine einzige Hauptstraße führt von Maó an der Ostküste der Insel nach Ciutadella an der Westküste. Wer von einer Bucht zur nächsten gelangen möchte, muss zurück zur Haupstraße und von dort die nächste Abzweigung zurück zur Küste nehmen. Vorausgesetzt es gibt eine, denn einige Buchten und Strände sind bis heute nur zur Fuß zu erreichen. Eine Küstenstraße gibt es nicht, wohl aber den „Cami de Cavalls“, einen etwa 180 Kilometer langen Wanderweg rund um die Insel. Der Norden der Insel ist wilder, die Küste zerklüfteter als im Süden, an dem man mehr sanft ins Meer abfallende Strände findet. Das Inselinnere ist hügelig und zum Teil bewaldet. Die beiden Städte Maó und Ciutadella könnten verschiedener nicht sein und lohnen beide einen Besuch. Insgesamt kann man sagen, dass die Insel ein Paradies für Naturliebhaber und Familien ist. Hier findet man viel Ruhe, traumhafte Strandbuchten, herrliche Wanderwege, quirlige Städte und viel Geschichte – und das alles auf kleinem Raum. Wir hätten am liebsten noch mehr Zeit gehabt, um diese wunderschöne Insel zu erkunden. Aber wir haben natürlich einige Tipps für Ausflüge und Unternehmungen auf Menorca für euch mitgebracht:
Unterwegs auf Menorca
Am besten erkundet man die Insel mit dem Auto und zu Fuß. Aber auch das öffentliche Verkehrsnetz ist – zumindest wenn man in die Städte und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten möchte, gut ausgebaut. Ich hatte für die Woche ein Auto gemietet und war sehr froh darüber, denn einige Ecken hätten wir sonst nicht erreicht. Sehr froh war ich übrigens auch über das eingebaute Navi – ohne das wir einige Ziele gar nicht erst gefunden hätten. Autofahren auf Menorca ist sehr gemütlich. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Hauptstraße liegt bei 90 km/h. Theoretisch. Praktisch ist das Speed Limit auf einem Großteil der Strecke noch weiter begrenzt – vielerorts auf 40 oder 50 km/h. Gedrängelt wird meist nur von Touristen, wie mir einige Einwohner versicherten. Hier lebt und schätzt man das entschleunigte Leben sehr. Die kleinen Straßen sind oft schmal und mit Schlaglöchern übersät. Noch dazu begegnet man allerhand Tieren. Wir trafen unterwegs – sehr zur Freude der Kinder – auf Esel, Pferde, Schafe und Ziegen und fühlten uns fast wie auf Safari 🙂

Was das für ein Tier ist, überlegen wir noch heute. Eine Mischung aus Kuh, Ziege und Esel vermuten wir. Also ein Kuhziesel… 😉
Menorca von oben – der El Toro
Menorca hat einen einzigen Berg, der ziemlich genau in der Mitte der Insel liegt. Mit 357 Metern Höhe ist der Monte Toro (El Toro) natürlich die höchste Erhebung der Insel und bieten einen traumhaften Blick auf die Küsten. Vom weißen Dörfchen Es Mercadal führt eine Straße rund drei Kilometer hinauf zur Bergspitze. Ganz oben befindet sich ein Franziskanerkloster, eine Kirche, ein Laden und ein kleines Restaurant. Das Restaurant selbst sieht nicht besonders einladend aus – aber die Terrasse ist der Hammer. Bei einem Kaffee oder einem kühlen Getränk kann man den atemberaubenden Blick auf die Südküste genießen.
Die Strände…
Die Strände Menorcas sind ein Traum. Kristallklares Wasser, leuchtende Farben, feiner Sand und flach ins Meer abfallend – ideal also auch, oder vor allem, für Familien. Einige Strände kann man nur zu Fuß erreichen – die sind selbst in der Hauptsaison kaum überlaufen. Andere laden zum Wandern ein, wie die Bucht von Son Bou im Süden der Insel. Mit einer Länge von drei Kilometern, ist dies auch der längste Sandstrand der Insel. An einigen Stellen kann man Liegen und Schirme mieten, an den meisten muss man aber sein eigenes Equipment mitbringen.
Was auffällt ist, dass die wenigsten Buchten von Hotels umbaut sind, wie man das von vielen anderen Feriengebieten kennt. Das liegt daran, dass der größte Teil Menorcas unter Naturschutz steht, und neue Bauprojekte nicht, oder nur mit größten Auflagen umzusetzen sind.
Lohnenswerte Strände im Norden sind Cala Tirant, Platja de Ferragut und Cala Pregonda. Im Süden Cala Galdana, Cala Macarella, Cala Macaralleta, Son Bou, Son Saura und Es Bots – um nur einige aufzuzählen.
Weißes Dorf am Fjord: Fornells
Das weiße Dörchen Fornells liegt an einer schönen, fjordartigen Bucht im Norden Menorcas. Die geschützte Bucht ist bei Wassersportlern sehr beliebt. Ein Bummel durch die kleinen, von weißen Häusern gesäumten, Gassen lohnt sich auf alle Fälle. Am Hafen gibt es mehrere Fischrestaurants, in der Nebenstraße einige Tapas-Bars. Von Mai bis Oktober findet am Hafen regelmäßig eine Kunsthandwerksmarkt statt.
Landschaft pur: Cap de Cavalleria
Für mich die schönste Ecke Menorcas, die ich während unserer Woche gesehen habe. Schon die Fahrt zum Cap de Cavalleria ist beeindruckend. Alle paar Meter wechselt die Landschaft – Weiden und Wiesen, Steinfelder, Steilküsten, Fjorde und herrliche Ausblicke auf das Meer. Der Leuchtturm an der Landsspitze leuchtet in strahlendem weiß. Badesachen einpacken, denn unterweg kann man an einigen Stränden Halt machen.
Die Perle der Balearen: Ciutadella
Nicht umsonst gilt Ciutadella als einer der schönsten Städte Spaniens! Nehmt euch Zeit, durch die wunderschönen Straßen zu bummeln, in den schönen Cafés und Restaurants zu sitzen und in den kleinen Boutiquen zu stöbern. Alterwürdige Paläste und die prächtige Kathedrale gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mindestens ebenso schön sind das ausgewogene Stadtbild, die warmen Farben, der Hafen und die Atmosphäre insgesamt. Ciudella ist einfach bezaubernd!!!
Quirlige Hafenstadt: Maó
Maó (Mahon) ist größer, quirliger und geschäftiger als Ciutadella – und eben spannend, weil sie anders ist. Der Naturhafen gehört zu den größten der Welt. Auf die vielgepriesene Bootstour durch den Hafen haben wir verzichtet, weil die Kinder keine Lust hatten, aber auch sonst gab es genug zu entdecken. Perfekt für ausgedehnte Einkaufbummel. Gemütlicher geht’s im Nachbardörfchen Es Castell zu- hier kann man am Hafen gemütlich sitzen und schlemmen – und sich vom Trubel von Maó erholen.
Es Grau: Wandern, Biken oder Schwimmen?
Der Naturpark Es Grau ist perfekt für aktive Familien. Wandern, Biken oder Schwimmen – hier hat man die Wahl. Der Strand ist nicht so schön leuchtend türkis da der Sand hier etwas dunkler ist. Dennoch ist die Bucht landschaftlich sehr reizvoll. Familien schätzen den sehr flach abfallenden Strand. Wer mehr vom Park sehen möchte, muss das Auto stehen lassen.
Fischerdorf vom Architekten: Binibequer Vell
Ein bezauberndes Fischerdorf mit engen Gässchen, weißen Häusern, netten Restaurants und Shops – wen stört es da, dass dieses Dorf ein von einem Architekten entworfenes Feriendorf ist? Ein Besuch in Binibequer Vell lohnt sich auf jeden Fall. Nebenan gibt es auch ein hübschen kleinen Sandstrand. Und auf dem Weg zurück Richtung Hauptstraßelohnt sich ein Stopp am Flughafenzaun. Hier kann man aus nächster Nähe beobachten, wie die Flugzeuge heranschweben, über die Köpfe hinwegdonnern und dann ein paar Meter weiter auf der Landebahn aufsetzen.
Prähistorische Schätze: das talayotische Menorca
Die talayotischen Stätten sind auf Menorca allgegenwärtig. An jeder Ecke findet man Mauern, Türme, Höhlen, Gräber und Bauwerke aus längst vergangenen Zeiten. Von 2100 v. Chr. – 120 v. Chr. wird die Urgeschichte Menorcas beziffert. Die größte talayotische Siedlung ist Torre d’en Galmés zwischen Alaior und Son Bou gelegen. Eine Besichtigung mit Kindern macht Spaß, denn es gibt viel zu entdecken – Höhlen, Mauern, Grundrisse, Räume und dazu eine fantastische Aussicht aufs Meer.
Perfektes Hotel für Familien
Ihr sucht noch eine Unterkunft für Familien? Im Royal Son Bou Family Club hat man sich perfekt auf die Bedürfnisse von Familien eingestellt – ein ideales Urlaubsdomizil mit Kindern! Nahe an Strand gelegen, mit tollem Pool, riesigem Spielbereich, abwechslungsreichen Programm und leckerem Essen.
Lesestoff
Begleitet hat uns der Dumont-Reiseführer Menorca. Auf 120 Seiten berichtet Angelika König, die seit Jahren in den Sommermonaten auf Menorca arbeitet, über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel. Uns war er ein interessanter und verlässlicher Ratgeber. Er ist sehr kompakt und übersichtlich gestaltet und ermöglicht einen schnellen Überblick über die Destination. Sehr hilfreich war für uns auch die beiliegende Karte.
6 Kommentare
Du machst absolut Lust auf das Inslchen aber lieber mit Koffer, denn Flamingo Söckchen will ich keinesfalls!
Das Inselchen ist wirklich super! Und Flamingo-Socken gehören einfach dazu 😉
Aber wenn es geht, solltest du tatsächlich lieber einen Koffer mitnehmen! 🙂
Du hast Recht. Das eher unscheinbare Menorca ist keine Insel der Superlative. Der gewollte Verzicht auf Massentourismus bringt aber viele Vorteile. Die Landschaft ist nicht verschandelt wie auf Mallorca. Menorca gehört noch den Einheimischen. An den Stränden hat man genügend Platz. Die Nachruhe wird nicht durch grölende Touristen gestört. Man kann – mit oder ohne Kinder – eine geruhsame Urlaubszeit verbringen. Den Steinsäulen der prähistorischen Siedlung würde ich allerdings nicht trauen. Sie sind hoch und schmal.
Hallo Lothar,
da bin ich ganz deiner Meinung – Menorca ist ein echtes Juwel für alle, die einen ruhigen und doch erlebnisreichen Urlaub erleben wollen.
LG Antje
Menorca ist super.
Oh ja – das finden wir auch!