Kreuzfahrt-Tagebuch
Arosa Luna – Route Classique auf der Rhône und Saône
Tag 1
Stuttgart – Lyon
Am Samstag starten wir gegen Mittag zu unserem lang ersehnten Mutter-Tochter-Trip auf eine Flusskreuzfahrt mit der Arosa Luna auf der Rhône und Saône durch Frankreich.
Unsere Kreuzfahrt startet in Lyon – so geht es erst einmal von Stuttgart nach Karlsruhe und dann weiter mit dem TGV nach Lyon. Unsere ursprüngliche Verbindung sah eine Umsteigezeit von 12 Minuten in Karlsruhe vor – nach meinen letzten Erfahrungen mit der Bahn war mir dabei nicht mehr so ganz wohl. Jedes Mal hatte der Zug ein paar Minuten Verspätung – und wenn dem wieder so sein sollte, würde das unweigerlich dazu führen, dass wir den TGV nach Lyon verpassen. Kurzentschlossen buche ich am Abend zuvor ein neues Ticket von Stuttgart nach Karlsruhe – sicher ist sicher.
Natürlich ist der Zug pünktlich – wie eben oft so ist, wenn man doppelt vorsorgt – und wir haben eine knappe Stunde Aufenthalt in Karlsruhe. Zeit für einen entspannten Kaffee, bevor es weitergeht.
Am Gleis werden wir von zwei älteren Herren freundlich begrüßt. „Sie fahren auch mit der Arosa?“, fragt der eine und deutet auf den entsprechenden Anhänger an meinem Koffer. Bevor wir weiter reden können, fährt der TGV ein und die hektische Suche nach dem richtigen Wagen trennt erst einmal unsere Wege.
Wir lassen uns auf unsere Plätze fallen und verbringen die nächsten fünf Stunden mit Quatschen, Lesen, Picknick – schlafen können wir leider beide nicht.
In Lyon angekommen stolpern wir direkt beim Aussteigen über die Name mit einem riesigen Arosa-Schild – taktisch klug, steht sie genau in der Mitte des Zuges an der Treppe. Der Busfahrer wartet unten an der Treppe – eigentlich unmöglich, die beiden nicht zu sehen. Zwei Damen fehlen trotzdem – während die Beiden gesucht werden, lernen wir unsere Mitreisenden kennen – zumindest den kleinen Teil, der mit uns im Zug war. Wir drücken den Altersdurchschnitt deutlich. Meine Tochter grinst und meint: „Die sind alle in deinem Alter…“ – ganz schön frech, dabei ist es schon eine ganze Weile her, dass ich sagen konnte, ich gehörte zu den Jüngsten…
Die beiden Damen werden schließlich doch noch gefunden und der Transfer zum Schiff kann losgehen. Zwanzig Minuten später erreichen wir schließlich den Hafen und werden gleich von zwei Arosa-Schiffen begrüßt. Seite an Seite liegen die Stella und die Luna vor Anker.
Viel Zeit zum Fotografieren bleibt nicht – es ist kurz vor 21 Uhr – in wenigen Minuten werden beide Schiffe ablegen. Als wir in der Kabine ankommen, geht ein Zittern durch das Schiff – die Motoren sind gestartet und wir stechen in See – bzw. in Fluss (wie genau das bei einem Flusskreuzfahrtschiff heißt, muss ich noch herausfinden…)
Eigentlich schließt der Speisesaal um 21 Uhr – für uns Nachzügler bleibt er zum Glück noch etwas länger auf, denn wir sind nach der langen Reise ziemlich hungrig.
Obwohl es schon so spät ist, ist das Buffet noch schön hergerichtet und bestens gefüllt. Wir genießen einen großen Salat mit Thunfischsteak, Risotto und Mousse au Chocolat – ich ahne schon – das mit der Bikini-Figur wird schwierig…
A propos Bikini – beim Anblick des Pools fällt mir ein, dass meiner noch daheim im Waschkeller an der Wäscheleine hängt… – typisch me…
Und bei der Gelegenheit muss ich schmunzeln, als ich daran denke, dass ein bekannter deutscher Fernsehsender letztes Jahr bei mir anrief und fragte, ob ich für einen Beitrag zum Thema Reiseplanung zur Verfügung stünde. Ich sollte anderen Familien Tipps geben, wie man die Urlaubsvorbereitungen stressfrei über die Bühne bringt. Ich sagte damals ab mit der Begründung, dass ich noch NIE stressfrei mit der Familie in den Urlaub gefahren bin. Die letzten Stunden vor Abfahrt herrscht bei mir noch immer das pure Chaos…
Wie soll ich anderen erklären, wie sie perfekt packen und ohne Stress in die Ferien starten, wenn ich noch nicht mal in der Lage bin, meinen eigenen Bikini einzupacken… pfffffff
Aber ok – der Pool ist eh noch nicht geöffnet und wir lauschen noch kurz der Begrüßungsrede des Kreuzfahrtdirektors – da sind alle Gäste versammelt und wir entdecken ein paar andere Familien – also sind wir doch nicht nicht Jüngsten an Bord.
Anschließend gehen wir zurück in die Kabine und packen unsere Koffer aus. Die Kabine gefällt uns sehr gut – sie ist recht geräumig und es gibt sogar einen französischen Balkon. Wir öffnen die Fenster uns lassen uns noch ein paar Minuten den Wind um die Nase wehen, bevor wir schlafen gehen.
Gute Nacht! Wir sind gespannt auf unsere erste Flusskreuzfahrt!
Tag 2 Lyon – Avignon
Den Tag heute starteten wir gemütlich – erst mal entspannt frühstücken. Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen und während wir frühstücken, sehen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen, überwinden eine Schleuse und blicken auf ein bedrohlich wirkendes Atomkraftwerk – davon gibt es hier an der Rhône mehrere, stellen wir im Laufe des Tages fest.
Wir merken auch, dass wir noch nicht so richtig angekommen sind – dass wir erst kurz vor Abfahrt auf’s Schiff gewitscht sind, rächt sich jetzt. Alle anderen wissen schon, was sie wo bekommen und auch die Infoveranstaltung für die Ausflüge der ersten Tage haben wir verpasst. Aber kein Problem – wir dürfen nachbuchen und unser Wunschausflüge in die Camargue und in die Schluchten der Ardèche sind noch frei – Glück gehabt.
Nach langem überlegen entscheiden wir uns doch für die Jeep-Tour durch die Camargue – meine Sorge, dass die Bänke hinten wieder quer eingebaut sind und wir Gefahr laufen, die Tour eventuell quer sitzend absolvieren zu müssen, bestätigt sich leider. Uns wird beiden beim Fahren hinten oft schlecht – aber die Dame, die für die Ausflüge zuständig ist, versichert uns dass die Jeeps nie ganz voll gebucht werden und dass darauf Rücksicht genommen werden kann – also werden wir es wagen. Die Aussicht auf bessere Bilder und mehr Individualität gibt schließlich den Ausschlag für die Jeep-Tour und gegen den Reisebus.
Der Tag plätschert so dahin und wir nähern uns langsam aber sicher Avignon. Wir inspizieren den Fitnessraum, den Wellnessbereich und den Rest des Schiffs, essen viel zu viel und genießen den herrlichen Sonnenschein. Über 30 Grad warm wird es im Laufe des Tages, doch der Fahrtwind erfrischt uns so, dass wir die Temperatur als sehr angenehm empfinden.
Jetzt verstehe ich endlich, wie das mit den riesigen Flusskreuzfahrtschiffen und den Brücken funktioniert – das Sonnendeck ist „interaktiv“. Die Beschattung, der Schiffsmast etc. können bei Bedarf eingefahren werden. So sitzen wir, mal mit dem Sonnendach wenige Zentimeter über dem Kopf und können dann wieder ganz normal aufstehen. Das sorgt für zahlreiche Lacher und beste Laune unter den Passagieren.
Wir überwinden mehrere Schleusen und durchfahren unzählige Brücken – die letzte ist am heutigen Tag die spektakulärste – sie ähnelt dem Eiffelturm – nur eben quer und wurde tatsächlich von Gustave Eiffel konstruiert. Gleich zweimal fahren wird unter ihr durch – nur so erreichen wir den Flussarm, der zum Hafen von Avignon führt.
Die Einfahrt in den Hafen ist wirklich ein Erlebnis – schon von Weitem entdecken wir den berühmten Palais du Pape, der hoch über der Stadt thront und die beeindruckende Stadtmauer, die die gesamte Altstadt umgibt. Unser Schiff wird über Nacht im Hafen von Avignon bleiben – klar, dass wir den Abend in Avignon verbringen.
Eine erfrischende Dusche bekommen wir allerdings direkt nach Verlassen des Schiffs – die Rasensprenkler am Hafen sind so eingestellt, dass es fast kein Entkommen gibt und wir kichernd im Slalomlauf versuchen den einzelnen Wasserfontänen zu entkommen…
Wir machen einen langen Spaziergang durch die Stadt. -Wir schlendern durch die schmalen Gassen der Altstadt und entdecken versteckte Gärten und liebevoll dekorierte Balkons, kleine Straßencafés und Souvenirläden (die einzigen, die um diese Zeit noch geöffnet sind. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir die Pont d’Avignon – tanzen können wir darauf leider nicht, sie ist schon geschlossen – aber imposant anzusehen ist sie auf jeden Fall.
Wir gehen weiter zum Palais du Pape, setzen uns auf die Stufen und essen ein Eis – und beobachten das Treiben um uns herum. Ein Priester kommt zum Smalltalk vorbei, vor uns treten junge Akrobaten auf, aus allen Ecken tönt Musik. Nach und nach erhellen Lichter die Gebäude, Grillen zirpen laut – eine unglaublich schöne Atmosphäre umgibt uns.
Erst spät kommen wir zurück zum Schiff und trinken noch einen Cocktail auf dem Sonnendeck. Während ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, sehe ich vor mir den beleuchtete Altstadt von Avignon, das Riesenrad am Hafen und in der Ferne die berühmte Brücke von Avignon – und im Hintergrund läuft Musik aus den 1980er Jahren, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe. Über mir leuchten die Sterne und ich hoffe, dass morgen wieder so ein sonniger Tag wird wie heute.
Tag 3: Avignon – Arles
Nach einer recht kurzen Nacht fiel uns das Aufstehen ganz schön schwer. Aber wir wollten unbedingt nochmal durch die Altstadt von Avignon bummeln.
Der Duft nach frischen Croissants und Brötchen zieht verführerisch durch die Gassen und wir kommen fast in Versuchung, noch ein zweites Frühstück einzulegen…
Die Läden öffnen erst gegen 10 Uhr, so bleibt nicht allzu viel Zeit zu Shoppen. Außerdem stellen wir fest, dass Avignon tagsüber toll ist – aber abends noch viel schöner.
Um 12.00 Uhr legt die Arosa Luna wieder ab und wir fahren nach Arles. Die Stadt ist bekannt für ihre Arena und die historische Altstadt, Vincent van Gogh arbeitete hier und die Gipsy Kings sind wahrscheinlich die berühmtesten Söhne der Stadt.
Arles zu sehen ist verlockend – aber noch verlockender ist für uns eine Jeep-Safari durch die Camargue – ihr wisst bei Safaris werde ich immer schwach – und in diesem Fall gibt es mit etwas Glück die berühmten weißen Pferde, dazu schwarze Stiere und rosa Flamingos zu sehen.
So starten wir gleich nach dem Anlegen in Arles auf unsere Jeep-Safari mit Guide Jean-Michel. Nur wenige Kilometer nach der Stadt, fahren wir durch Obstplantagen. Hier wachsen Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen, Feigen, Melonen und vieles mehr. Noch ein paar Kilometer weiter und wir sehen die ersten Reisfelder. Hier wird der berühmte rote Reis angebaut, dazu Weizen, der allerdings schon abgeerntet ist. Verblühte Sonnenblumen warten auf den Feldern auf die Ernte.
Die Landschaft ist topfeben und eigentlich eine Wüste. Künstliche Bewässerung durch das Wasser der Rhône ermöglicht erst die landwirtschaftliche Nutzung der Gegend
Ein paar Minuten später entdecken wir die ersten weißen Pferde. Sie leben hier „wild“ – aber alle sind in Privatbesitz. Die, die wir zuerst entdecken, leben auf den Bauernhöfen und dienen den Guardiens, den Cowboys der Camargue, als Reitpferde. Die Stuten und die Jungtiere leben frei in den riesigen Weideflächen.
Wir entdecken auch einige Stuten mit ihren Jungtieren – einige davon sogar im Wasser. Ein typisches und begehrtes Fotomotiv in der Camargue. Auch zahlreiche Stierherden entdecken wir – wir erfahren, dass hier nicht nur die typischen Stiere der Camargue leben, sondern auch ihre spanischen Artgenossen. Beide werden hier für Stierkämpfe gezüchtet – auch hier in Südfrankreich sind Stierkämpfe recht beliebt – allerdings werden bei den typischen Stierkämpfen der Region die Stiere nicht getötet, lassen wir uns sagen.
Wir legen einen Zwischenstopp in Saint-Maries-de-la-Mer ein. Wie schon der Name sagt, haben wir bei unserer Tour jetzt also die Küste erreicht und können sogar einen Blick auf das Meer erhaschen. Der bekannte Wallfahrtsort gilt als Zentrum der Gitans – der spanischsprachigen Roma. Ihre Schutzpatronin, die Schwarze Sara, befindet sich in der mehr als 1000 Jahre alten Kirche. Wir bummeln durch die kleinen Gassen – der Ort ist sehr touristisch, entsprechend reiht sich ein Laden an den nächsten.
Wir bleiben in einem kleinen Spezialitätenladen hängen – eigentlich will ich eine Packung mit dem roten Reis der Camargue kaufen. Drinnen gibt es so viel zu sehen und zu probieren, dass ich verschiedene Salze, Kräuter der Provence und kleine Gläser mit lokalen Senfspezialitäten kaufe. Draußen stelle ich fest, dass ich den Reis vergessen habe – also wieder zurück… – die Verkäuferin findet das sehr lustig, aber ich komme kurze Zeit später wieder mit einem zweiten Päckchen aus dem Laden.
Nur eine halbe Stunde Aufenthalt haben wir hier, daher müssen wir uns beeilen, wieder rechtzeitig zum Jeep zu kommen. Und schon geht die Tour weiter, dieses Mal entlang der Lagune – und endlich entdecken wir in der Ferne Flamingos.
Da wir mit dem Jeep unterwegs sind, können wir über kleine Schotterstraßen recht nah an die Grenze des Naturreservats gelangen. An einer Stelle können wir sogar aussteigen und sehr nahe zu dem Lagunensee gelangen, in dem die Flamingos recht nah am Ufer stehen. Aus sicherer Entfernung fotografieren wir die wunderschönen Tiere – vom Meer her weht ein angenehmer Wind und wir lassen den Blick über die flache Landschaft gleiten. In der Ferne entdecken wir eine Bergkette, davor das tiefe Blau des Sees, und das saftige Grün der Wiesen. Plötzlich starten die Flamingos wie auf einen geheimen Befehl hin, gleichzeitig in die Lüfte. Es ist ein unglaublicher Anblick, wie die riesigen Vögel sich gemeinsam in die Lüfte schwingen und gemeinsam, wie einer geheimen Choreographie folgend, weiterziehen. Allein schon für diesen Moment, hat sich die Jeep-Tour gelohnt!!!
Gegen 20 Uhr erreichen wir wieder die Arosa Luna. An Bord duftet es schon verführerisch – heute gibt es ein BBQ auf dem Sonnendeck. Als besondere Überraschung steht eine Band aus Arles samt Tänzerin auf der Bühne – und natürlich spielen sie die berühmte Musik der Gipsy Kings. Der fantastische Sänger klingt exakt so wie das Original – gemeinsam mit der Tänzerin sorgen sie für eine magische Stimmung an Bord. Langsam verlassen wir Arles, die Musik der Gruppe begleitet uns noch eine ganze Weile – erst am späten Abend legt die Arosa Luna nochmal kurz an und die Musiker gehen von Bord.
Danke für diese wunderbaren magischen Momente!
Tag 4: Arles – Viviers
Huch – wo ist die Zeit geblieben? Schon neigt sich Tag 4 dem Ende zu. Zeit mal über das Thema Flusskreuzfahrten überhaupt nachzudenken.
Dazu einen Spruch meiner Tochter, der uns heute sehr erheiterte: Ein Flusskreuzfahrtschiff ist – im Vergleich anderen Kreuzfahrtschiffen, so etwas wie ein schwimmender Dackel.
Ich hätte mir niemals vorstellen können, was für eine entspannte Art zu reisen eine Flusskreuzfahrt ist. Gemütlich geht es von einer Station zur nächsten. An Bord gibt es genug zu tun, dass keine Langeweile aufkommt – aber dennoch wenig genug, dass man so richtig entspannen kann.
Es gibt einen Wellnessbereich mit Sauna, Massagen und einem Fitnessraum, eine Bücher- und Spieleregal, genug Liegen und Stühle auf dem Sonnendeck für alle. Kein Liegenbesetzen, keine Hektik, keine wummernd laute Musik, dafür streichelwarmen Fahrtwind, einen überraschend wenig genutzten Pool, genug Schattenplätze, interessante Infos zu den vorbeiziehenden Orten und Regionen, oft sogar mit der passenden Musik unterlegt.
Einen netten und äußerst entspannten Kapitän, der gerne auch mal den einen oder anderen Song für seine Gäste singt. Immer wieder nette und interessante Gespräche mit Mitreisenden – ich muss gestehen, dass einige der Gespräche noch lange nachklingen und mich einige Geschichten, die ich bisher gehört habe, tief bewegen.
Und ja… das Essen… ein echtes Problem… ich wollte doch abnehmen… das wird hier definitiv nichts. Zu verführerisch sind die Spezialitäten, die morgens, mittags, abends und gerne auch mal zwischendurch serviert werden…
Unsere Kabine gefällt mir sehr gut und wir ziehen uns beide auch gerne mal für eine Weile hierher zurück. Wenn man die bodentiefen Fenster öffnet, hört man das Plätschern, des Flusses, spürt den Fahrtwind ein bisschen und kann gemütlich vom Bett oder Sessel aus die verbeiziehende Flusslandschaft beobachten.
Wir haben uns also bestens eingelebt und sind noch nie so entspannt gereist!
Dabei entdecken wir noch jede Menge – heute zum Beispiel die Schluchten der Ardèche und den Lavendelduft der Region. Den Ausflug hatte sich meine Tochter gewünscht – ich war vor vielen Jahren schon einmal in der Ecke, aber so richtig erinnern konnte ich mich auch nicht mehr.
Also starten wir schon um 8 Uhr mit dem Bus ab Viviers vom Rhônetal in die hügelige Landschaft, die die Ardèche umgibt. Auf diesem Hochplateau ist es trocken, hierher reicht das Grundwasser nicht und der Regen im vergangenen Winter blieb weitestgehend aus. Entsprechend mitgenommen wirken viele der Pflanzen.
Unsere erste Station ist ein Lavendelmuseum. Hier erfahren wir, wie Lavendel angebaut wird und wie daraus die berühmten Öle und Essenzen entstehen – und können die Herstellung sogar beobachten.
Der Lavendel ist schon verblüht und geschnitten – und doch hängt hier noch der typische Duft in der Luft. Meine Tochter ist begeistert – „das ist viel interessanter, als ich dachte!“, meint sie – und verschwindet im Lavendelshop. Jetzt gehören mehrere Lavendelkissen und ein mit Lavendel gefülltes Kuscheltier zu unserem Reisegepäck 😉
Weiter ging es zu den atemberaubenden Schluchten der Ardèches – wir steuern traumhafte Aussichtspunkte an und sehen unter anderem den berühmten Felsenbogen Pont d’Arc.
Auf der Ardèche herrscht ein buntes Gewimmel an Kanus – im Moment führt sie nicht viel Wasser und fließt gemächlich durch die Schlucht – zumindest an den Stellen, die wir einsehen können. Jetzt ein kurzes, erfrischendes Bad – das wäre super… – wobei ich Kaltwasser-Memme wahrscheinlich eh nicht mehr als den großen Zeh nass gemacht hätte…
Wir fahren weiter zu der Grotte de la Madeleine – eine faszinierende Tropfsteinhöhle, die einst ein Ziegenhirte durch einen Zufall entdeckte. 180 Stufen führen hinab in die Höhle – aber sie lohnen sich! Im Inneren der Felsen offenbart sich eine echte Märchenwelt.
Nach dem schweißtreibenden Aufstieg zurück ins Tageslicht, können wir uns an dem Blick über die Ardèche, die etwa 250 Meter unter uns fließt, kaum sattsehen und fotografieren die Aussicht von jedem einzelnen Aussichtspunkt aufs Neue. Am besten ist übrigens der ganz rechts oben, bei dem auch ein Fernrohr angebracht ist.
Am Nachmittag legen wir ab – es geht weiter in Richtung Lyon. Wir machen es uns am Pool gemütlich – hier haben wir eine tolle Aussicht und können die Sonne genießen. Der Fahrtwind sorgt dafür, dass es nicht zu heiß wird.
Am Abend schipperrn wir unter dem herrlichen Sternenhimmel – zu den Hits der 70er und 80er Jahre. Ich habe mich zum Schreiben kurz in den Speisesaal zurückgezogen – hier gibt’s das Beste WLAN. Doch Moment – ich höre gerade, der Kapitän singt jetzt einen Song von Bocelli – das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen…
Tag 5: Lyon
Wir schlagen heute Morgen die Augen auf und sind in Lyon. Hier, in der zweit- oder drittgrößten Stadt Frankreichs (die Quellen sind sich da nicht ganz einig) fließen die Rhône und die Saône zusammen. Die Arosa Luna liegt am Hafen der Saône, in der Ferne können wir schon die Altstadt und die Kirchtürme der Notre-Dame de Fourvière erspähen.
Praktischerweise liegt ein riesiges Einkaufszentrum gleich neben unserem Liegeplatz – aber wir wollen natürlich in erster Linie die Stadt erkunden – die berühmte Notre-Dame de Fourvière sehen, die hoch über der Stadt thront und einen Bummel durch die Altstadt machen – und uns einfach ein bisschen treiben lassen.
Ein heißer Tag kündigt sich an, schon jetzt gegen 10 Uhr frühen Morgen liegt eine brütende Hitze über der Stadt. Wir beschließen den Weg hinauf zur Fourvière mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen und gehen die etwa 200 Meter bis zu Tram. Der Kartenautomat spuckt unsere Karten gerade noch rechtzeitig aus, dass wir noch in letzter Sekunde in die Tram hüpfen können, bevor sie abfährt. Drinnen fällt uns dann auf, dass wir gar nicht wissen, bei welcher Station wir aussteigen müssen.
Ich frage eine Dame neben mir. Sofort bekomme ich Tipps aus allen Richtungen zugerufen und eine andere Dame sagt: „Ich fahre gleich in dieselbe Richtung. Wir müssen in Perrache umsteigen, kommen sei einfach mit mir mit.“ Gesagt, getan – wir folgen den Dame und bekommen so viele Tipps für lohnenswerte Sehenswürdigkeiten in und um Lyon, dass wir direkt eine Woche bleiben müssten, um alle davon zu sehen. Als wir uns verabschieden und bedanken, meint die Dame: „Das ist doch selbstverständlich, wissen Sie, wenn ich auf Reisen bin freue ich mich doch auch, wenn mir jemand Tipps gibt und mir hilft.“ Noch ein letztes Winken und wir steigen in die Seilbahn, die hinauf zum römischen Theater führt.
Die Seilbahn zum römischen Theater befindet sich gleich neben der Seilbahn zu Fourvière – ist aber weit weniger überlaufen. Während sich vor der Fourvière-Bahn schon eine längere Schlange gebildet hat, können wir nebenan einsteigen und direkt losfahren. Das römische Theater erweist sich als weniger interessant – im Moment finden dort Festspiele statt und eine riesige Bühnenkonstruktion behindert die Sicht. Ein Programmteil, den man also ganz gut auslassen kann. Aber von hier sind es keine fünf Minuten hinüber zur Fourvière.
Die Notre-Dame de Fourvière ist absolut sehenswert und wir setzen uns eine Weile auf eine der Bänke und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Dann genießen wir die Aussicht von der Terrasse nebenan. Der Blick über die Stadt ist fantastisch – die Fernsicht ist nicht so gut, weil es aufgrund der Hitze recht diesig ist.
Wir gehen gemächlich zu Fuß hinab zur Altstadt (und sind sehr froh, dass wir die unzähligen Stufen nicht von unten nach oben bewältigen müssen). Die Altstadt mit ihren schmalen Gassen, den zahlreichen Restaurants und dem groben Kopfsteinpflaster ist wirklich hübsch – aber uns ist inzwischen so heiß, dass wir nach Abkühlung lechzen. Selbst im Schatten ist es so heiß, dass wir uns hier nicht zum Essen niederlassen wollen. Also gehen wir weiter, vorbei am Palais du Justice über eine Brücke hinüber zum Rathausplatz. Schlagt uns – aber das einzige klimatisierte Restaurant, das wir auf den ersten Blick entdecken ist ein McDonald’s-Laden. Nichts wie rein – bei einem kühlen Drink geht es uns langsam wieder besser und schöpfen neue Kraft für unsere Citytour.
Wir schlendern gemütlich durch die Gassen und kaufen – ihre werdet es kaum für möglich halten – schon mal die Schulsachen für meine Tochter. „In Frankreich gibt es nämlich viel tollere Sachen“, meint sie – und so schlecht ist es ja nicht, wenn einen die Sachen später im Schulalltag wieder an die schöne Zeit in Frankreich erinnern.
Auffallend nett und hilfsbereit sind die Menschen hier, kaum zücken wir den Stadtplan um zu sehen, wo wir sind, kommt auch schon jemand vorbei und fragt ob er helfen kann.
Natürlich essen wir auch leckere Macarons (genau genommen sogar zweimal…) und schlendern, bevor wir zurück zum Schiff gehen noch durch das riesige neue Einkaufszentrum von Confluence. Dort herrschen wahrlich tropische Temperaturen – eine Saunabesuch ist hier quasi inklusive.
Kurz bevor die Arosa Luna ablegt, kommen wir mit müden Beinen und roterhitzten Köpfen zurück aufs Schiff und lassen uns erst mal – in unserer herrlich kühlen Kabine – aufs Bett fallen.
Lyon ist super – und definitiv eine tolle Destination für einen weiteren Städtekurztrip!
Die Arosa Luna fährt weiter – erst einmal entlang der schönen Altstadt. Wir sitzen auf dem Sonnendeck und betrachten die Häuserreihen, die auf beiden Seiten an uns vorbeiziehen. Die Saône ist weit schmaler als die Rhône und viel mehr Dörfer und Städtchen säumen das Ufer.
Wir sind so nahe dran, dann wir viele kleine Episoden miterleben – winkende Familien, küssende Paare, badende Hunde, Grillpartys, Abendessen am Flussufer, ein kurzes Hallo und ein Lächeln. Und dann ist da noch der Junge, der gerade vor Wut sein Skateboard zerlegt, es immer wieder auf den Boden knallt und schließlich mehrmals über eine Brüstung schläft. Gute Qualität das Ding – ob er schließlich erfolgreich ist, bekommen wir nicht mehr mit – unsere Fahrt geht weiter…
Die Abendsonne strahlt vom Himmel und wir können uns an der Szenerie nicht sattsehen, also nehmen wir unser Abendessen auf dem Sonnendeck ein. Dort bleiben wir anschließend gleich sitzen, denn es gibt ein Musikquiz. Zusammen mit unseren Tischnachbarn bilden wir ein Team –und obwohl wir erst einmal alle behaupten, dass wir eigentlich keine Ahnung haben, gewinnen wir am Ende eine Flasche Sekt. Die müssen wir natürlich trinken – und so endet ein sehr schöner Abend schließlich ganz schön spät…
Tag 6 Chalon-sur-Saône
Als wir heute aufwachen, liegt die Arosa Luna schon am Quai von Chalon-sur-Saône. Die Altstadt liegt nur ein paar Meter vom Hafen entfernt und wir gehen nach dem Frühstück auf Entdeckungstour.
Schnell stellen wir fest, dass Chalon-sur-Saône sehr gefährlich ist. Hier gibt es so viele tolle Shops und Boutiquen, dass der Geldbeutel schwer gefährdet ist… (und außerdem ist auch noch Sommerschlussverkauf, ihr ahnt es…).
So lassen wir den schönen Fachwerkhäusern, den schmalen Gassen, den sehenswerten Kirchen und anderen Gebäuden vielleicht ein ganz klein bisschen weniger Aufmerksamkeit zukommen, als sie es eigentlich verdient hätten…
Allerdings stellen wir fest, dass alle Läden um 12 Uhr schon wieder schließen – so haben wir doch noch Zeit für die Sehenswürdigkeiten (und ein paar kleine Macarons…) bevor wir zurück auf das Schiff gehen.
Abends gibt es eine 70er-Jahre-Party. Das ist für die meisten Passagiere sehr unterhaltsam – für die Teenies eher ein bisschen langweilig, denn sie kennen weder die Sänger noch die Hits und Geschichten. Meine Tochter hat sich inzwischen mit einem anderen Mädchen angefreundet – die beiden seilen sich ab und beschließen nachts schwimmen zu gehen. So haben sie den Pool fast für sich alleine – und mal ehrlich, wann kann man schon mal im Dunkeln auf einem Schiff im Pool schwimmen. Die beiden haben viel Spaß und ich amüsiere mich nebenan in einer sehr netten Runde über aller 70er-Jahre-Highlights.
Wir legen am Abend noch in Mâcon an und schmunzeln, als wir sehen, dass die Leute am Hafen sich ebenfalls von den 70er-Jahren-Songs mitreißen lassen und fröhlich mittanzen.
Tag 7: Mâcon
Mâcon, Macron, Macaron – da kann man schon mal durcheinander kommen. Den letzten Tag verbringen wir in Mâcon und essen Macarons – Macron treffen wir dort allerdings nicht.
Das Städtchen ist ganz nett aber nicht spektakulär. Es ist groß genug, das sich auf der Einkaufsstraße die üblichen Ladenketten aneinanderreihen, aber eben zu groß um charmant zu sein. Wir hatten uns mehr erhofft und daher keinen Ausflug gebucht. Aber nach zwei Stunden sind wir mit unserem Stadtbummel durch und wir gehen zurück auf das Schiff.
Auch heute klettert das Thermometer wieder auf über 30 Grad – perfekt also, für eine Abkühlung im Pool. Wir verbringen den Rest des Tages an Bord und bereiten uns im Geiste schon mal auf die bevorstehende Heimreise vor.
Die Zeit ist viel zu schnell vergangen – und ein bisschen neidisch stellen wir fest, dass einige Gäste an Bord noch eine weitere Woche bleiben. Eine Dame erzählt mir, dass sie schon die 45. Kreuzfahrt auf einem der Arosa-Schiffe macht. Seit knapp 10 Jahren hat sie die Flusskreuzfahrten für sich entdeckt – und kommt seither immer wieder. Überhaupt sind viele Wiederholungstäter an Bord – wer diese entspannte Art zu reisen für sich entdeckt hat, wird vermutlich tatsächlich immer wieder an Bord kommen.
Wir haben während der letzten 7 Tage viele andere Flusskreuzfahrtschiffe gesehen – keines hat uns aber so gut gefallen, wie unsere Arosa Luna – nicht zuletzt wegen des tollen Sonnendecks samt Pool.
Im Moment sitzen meine Tochter und ich in der Kabine und lassen beim Schreiben die Reise noch einmal Revue passieren. Wir haben in den letzten 7 Tagen unglaublich viel gesehen.
Favorit meiner Tochter war die Jeep-Tour in die Camargue. „Im Jeep zu stehen und während der Fahrt oben rauszuschauen und mir den Wind um die Nase wehen zu lassen- das war super. Ich habe vorher auch noch nie Flamingos in freier Wildbahn gesehen, das war ein echtes Erlebnis, vor allem als so viele gleichzeitig losgeflogen sind.“
Unser Ausflug ins Tal der Ardèche war ebenfalls großartig – die atemberaubenden Ausblicke, die Tropfsteinhöhle und das Lavendelmuseum – unglaublich, was wir da an einem Tag gesehen und erlebt haben.
Für mich war Chalon-sur-Saône eine echte Entdeckung und wir fanden beide unseren Einkaufsbummel durch die hübsche Stadt großartig.
Und dann war da noch Avignon – der nächtliche Bummel durch die märchenhaft beleuchtete Stadt hat uns beide völlig bezaubert.
Und das war da natürlich noch die Zeit an Bord – entspannt, kurzweilig, lecker, entschleunigt – einfach wunderschön. Ein Flussfahrt ist wirklich ein Erlebnis – und kann durchaus süchtig machen.
Meine Tochter hätte sich noch ein paar mehr Kinder in ihrem Alter gewünscht. Aber Flussfahren liegt im Trend und wieder immer beliebter – da entscheiden sich hoffentlich in der Zukunft noch mehr Familien für diese Art des Reisens. Kinder reisen an Bord der Arosa-Schiffe übrigens kostenlos.
Gleich legen wir ab – wie es bei den Flussschiffen heißt – und fahren über Nacht zurück nach Lyon. Wir werden uns nochmal den Wind um die Nase wehen lassen und die vorbeiziehende Landschaft mit den Augen aufsaugen; werden nochmal beobachten, wie sich die untergehende Sonne in der Saône spiegelt und unseren letzten Abend an Bord rundum genießen.
Die Erinnerungen an diese wunderbare Woche werden uns noch lange begleiten…
Hinweis: Dieses Kreuzfahrt-Tagebuch entstand während einer Recherche-Reise, zu der ich von Arosa eingeladen war. Die Ausflüge haben wir auf eigene Faust unternommen und selbst bezahlt. Unsere hier geschilderten Erfahrungen sind davon unbeinflusst.
1 Kommentar
Oh wie schön. Ich mag Kreuzfahrten und die Möglichkeit, bequem über Nacht eine neue Stadt anzusteuern. Als Mutter.Tochter-Trip bestimmt sehr schön. Das sollte ich mit der kleinen Miss auch mal machen. Frankreich hat schon sehr hübsche Städtchen. Ich freue mich auf deine Live Erzählungen nächste Woche 😀
Liebe Grüße
Christina