Der Hype um den Pragser Wildsee ist gerade in aller Munde. Erst kürzlich nannte Spiegel Online den Pragser Wildsee als Beispiel für einen der abgelegenen Orte, die aufgrund von Instagram Fotos vom Massentourismus überrollt werden.
Der Pragser Wildsee – vom Massentourismus überrollt?
Um ehrlich zu sein, sehen die Fotos schon sehr verlockend aus und ich will mir unbedingt selbst ein Bild von der Situation vor Ort und natürlich von der Kulisse machen.
Schon seit Jahren fahren wir jeden Winter ins Pustertal, genauer gesagt an den Kronplatz zum Skifahren. Der Pragser Wildsee ist von unserer Unterkunft nur eine knappe halbe Stunde entfernt. So lag es nahe, einen Ausflug in Pragser Tal zu machen.
So wirklich abgelegen liegt der Pragser Wildsee nicht. Zumindest ist er – auch im Winter – sehr einfach mit dem Auto zu erreichen. Von der Via Pusteria (SS49) geht es an einem Kreisverkehr zwischen Olang und Toblach rechts in das Pragser Tal. Dann muss man nur noch der Straße ein paar Kilometer bis zum Ende des Tales folgen. Die Straße endet praktisch vor dem Pragser Wildsee.
Exklusive Lage am See
Das Hotel hat eine exklusive Lage – es ist das einzige Hotel am See. Seit über 100 Jahren steht das imposante Gebäude am Ufer des Sees und blickt über das Wasser auf die beeindruckende Bergkulisse der Dolomiten.
Der Pragser Wildsee gilt als Perle der Dolomitenseen. Zu jeder Jahreszeit soll er in einer anderen Farbe schimmern. In unserem Fall schimmert er gar nicht, denn er ist komplett zugefroren und wir können die Szenerie nicht nur auf dem Wanderweg rund um den See, sondern sogar vom See aus betrachten.
Ein eisiger Wind fegt über den Pragser Wildsee
Die Berge rundum sind leider von dichten Wolken verhangen. Ein eisiger Wind fegt über den See und innerhalb von Minuten sind wir komplett durchgefroren. Sowohl meine Kamera als auch mein Handy versagen bei der Kälte den Dienst.
Obwohl das Wetter sehr ungemütlich ist, ist der See gut besucht. Statt der erwarteten Instagrammer treffen wir hier auf zahlreiche, vor allem italienische, Familien. Der Pragser Wildsee ist schon seit vielen Jahren ein beliebtes und stark frequentiertes Ausflugsziel. Seit hier mehrere Filme gedreht wurden, unter anderem die sehr beliebte Serie „Un Passo dal Cielo“ mit Terence Hill, strömen die Besucher zum See. Den Hype um den See gab es also schon vor Instagram.
Im Sommer bietet sich hier ein anderes Bild
In den Sommermonaten ist hier natürlich viel mehr los. Im vergangenen Jahr sollen bis zu 7000 Autos pro Tag gezählt worden sein. Als Konsequenz musste die Zufahrtsstraße gesperrt und ein Busshuttle eingerichtet werden.
Aber auch im Winter ist man hier nicht alleine. Dennoch ist die Atmosphäre ruhig und entspannt. Kinder schlittern über die Eisfläche auf dem See, Spaziergänger schlendern entlang der Wege um – und in diesem Fall – auch über den See.
Anders geht es im Hotel zu. Dort drängen sich die Massen, dass es kaum noch ein Durchkommen gibt. Die Plätze im Restaurant sind voll besetzt und die Schlange an der Bar ist so lang, dass wir die Idee, dort einen Kaffee zu trinken, schnell aufgeben.
Die Atmosphäre ist kühl und nicht besonders einladend. Von außen wirkt das Hotel, das unter Denkmalschutz steht, eindeutig charmanter. Die Flure erinnern eher an eine ungemütlich Bahnhofshalle. Das hatte ich mir gemütlicher und schöner vorgestellt.
Die Zimmer habe ich nicht gesehen – aber der traumhafte Blick auf den See ist natürlich ein unschlagbares Argument. Als Hotelgast hat man hier vermutlich zum Frühstück und am Abend seine Ruhe und kann die Kulisse in aller Ruhe genießen. Ansonsten ist im öffentlichen Hotelbereich vermutlich ganzjährig jede Menge los.
See mit gigantischer Bergkulisse
Ich muss gestehen, dass mich der Pragser Wildsee dennoch bezaubert hat. So sehr, dass ich ein paar Tage später noch einmal hinfahre, um die Szenerie ohne Wolken und Nebel zu sehen.
Der gesamte Bereich wirkt sehr gepflegt. Die Wege sind geräumt und gestreut, so gut es eben bei der Witterung geht. Restaurant, Toiletten und der Garten sind sehr sauber, es liegt nirgendwo Abfall herum. Es herrscht eine ruhige und freundliche Atmosphäre unter den Besuchern. Abgesehen von den Räumlichkeiten im Restaurant und der Bar, kann man hier die herrlichen Ausblicke auf die Bergwelt und die Seen tatsächlich in aller Ruhe genießen. Natürlich entspannt sich die Lage im Winter, wenn der See zugefroren ist und damit viel mehr Platz für Besucher und Spaziergänger bietet.
Das smaragdgrün schimmernde Wasser des Sees habe ich natürlich nicht gesehen, dennoch hat mich die Szenerie beeindruckt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Vor allem in der Nebensaison!
Tipp für den Pragser Wildsee im Winter
Es gibt mehrere kostenpflichtige Parkplätze (Parkgebühr 5 Euro). Im Winter lohnt es sich, den ersten der drei Parkplätze anzusteuern und die letzten 10 Minuten zu Fuß zu gehen. Dort weist zwar ein Schild auf die Parkgebühr hin, aber es gibt weder eine Schranke noch einen Kassenautomaten, um die Gebühr zu bezahlen. Deshalb nehme ich an, dass das Parken hier in den Wintermonaten kostenlos ist.