Ich fühle mich ein bisschen wie ein Alien. Um mich herum drängen sich massenhaft behelmte Ski- und Snowboardfahrer – uns alle eint ein Ziel. Wir wollen hinauf auf den Kronplatz. Der heutige Rosenmontag scheint nicht der beste Termin dafür zu sein, denn alle wollen hinauf in den spärlichen Schnee, den die Region im Moment noch zu bieten hat. Es sind Faschingsferien in Süddeutschland, Holland, Belgien und auch in Italien – absolute Hochsaison also. Die Wetteraussichten sind hervorragend – kein Wunder, dass alle so schnell wie möglich auf den Berg wollen.
Als Fußgänger ins Skigebiet
Beim Anstehen werden die Touristen zu wilden Tieren – bewaffnet mit Skiern, Stöcken oder Snowboard und geschützt mit Helm, kann man sich schon mal etwas bestimmter den Weg zur Gondel bahnen. Als unbehelmter und unbewaffneter Fußgänger, zieht man in dem Gewühle klar den Kürzeren. Bin ich als Skifahrer auch immer so rücksichtslos unterwegs? Ich nehme mir vor, nächstes Mal darauf zu achten.
Einer zuviel in der Gondel
Dennoch erreiche auch ich irgendwann den Einstieg und schaffe es sogar, zusammen mit meiner Familie, die schon eine ganze Zeit auf mich warten muss, in die gleiche Gondel zu kommen. Die bietet Platz für 8 Personen – das sieht ein Skifahrer nicht ein, er steigt als 9. ein und versucht sich noch mit auf die Bank zu quetschen. Was nicht klappt – „Oiner is zviel“, meint der Seilbahnmitarbeiter trocken mit Blick auf den Herrn ohne Platz. Mit einem Blick in die Runde versichert er sich, dass er tatsächlich gemeint ist und kein anderer freiwillig aussteigt und verlässt schließlich gerade noch rechtzeitig die Gondel, bevor sich die Türen schließen. Ich hatte schon überlegt, wer ihn wohl für die Bergfahrt auf den Schoß nehmen wird…
Wimmelbild auf dem Kronplatz-Hochplateau
Oben angekommen, verabschiedet sich meine Familie und stürzt sich ins Pistenvergnügen. Das Plateau wäre eine schöne Vorlage für ein Wimmelbild. Hier oben treffen sich gleich acht Liftanlagen, die von den verschiedenen Tälern ausgehen. Dazu gibt es Restaurants und Wanderwege.
Mit Skistiefeln ins Messner-Museum MMM Corones
Ich möchte mir das MMM Corones (Messner Mountain Museum Corones) ansehen, das hier oben auf dem Gipfelplateau liegt. Zum Museum sind es von der Bergstation der Gondel nur ein paar Minuten. Bisher habe ich noch nie ein Museum gesehen, das man mit Skiern erreichen kann, daher amüsiert mich das Bild von den zahlreichen abgeschnallten Skiern, die vor dem Museum verstreut liegen. Entsprechend sind viele Besucher hier in Skistiefeln unterwegs. Es gibt sicherlich bequemeres Schuhwerk für einen Museumsbesuch – aber dafür gibt es wahrscheinlich kaum ein anderes Skigebiet, das ein Museum beherbergt und somit Skifahren, Kunst und Geschichte vereint.
Faszinierende Architektur
Die Architektur des Gebäudes ist faszinierend. Die Betonwände des MMM Corones schmiegen sich eng an den Berg und recken doch kühn in den Himmel. Die spiegelnden Glasflächen reflektieren das Sonnenlicht, das Blau des Himmels und die gegenüberliegenden Bergmassive.
Atemberaubender 360-Grad-Blick
Von hier hat man einen unglaublichen 360-Grad-Blick auf die Berge rundum. Im Osten sieht man die Lienzer Dolomiten, im Westen den Ortler, im Süden den Marmolada und die Zillertaler Alpen im Norden. Ich habe Glück, heute ist eine extrem gute Fernsicht und die Berggipfel scheinen zum Greifen nah.
MMM Corones – eines von 6 Museen von Reinhold Messner
Das MMM Corones ist eins von sechs Museen von Reinhold Messner, die in ganz Südtirol verstreut sind. In diesem erzählt Reinhold Messner die Geschichte des Alpinismus. Schon beim Betreten des Gebäudes kann man im Hintergrund seine Stimme hören und fast hat man das Gefühl, er sei persönlich anwesend. Die Stimme kommt aber aus dem kleinen Kino, in dem Reinhold Messner den Film über die Entwicklung des Alpinismus auf Deutsch, Englisch und Italienisch berichtet.
Majestätische Berge in Kunst und in Echt
Ansonsten ist es hier angenehm ruhig – volle Konzentration auf die Berge. Auf die wunderbaren Kunstwerke, die die majestätische Bergwelt mal sanft und mal bedrohlich zeigen, auf die Fotos und auf die riesigen Fensterfronten, die die Bergmassive rundum so wunderbar in das Museum integrieren.
Natur als riesige Kunstwerke
Natürlich sehe und höre ich mir die Geschichte des Alpinismus in dem kleinen Kino an, ich schlendere durch die Gänge und kann den Blick nicht von der atemberaubenden Kulisse rundum wenden. Eine kleine Terrasse bietet den größten Ausblick, aber auch die Fensterfronten, die die Natur wie riesige Kunstwerke zeigen, ziehen mich magisch an.
Ein Museum, das berührt
Ich stehe und staune – und wundere mich, wie sehr mich dieses kleine aber gewaltige Museum berührt.
Bei einem Blick auf die Uhr wundere ich mich, wie lange ich schon im MMM Corones bin. Bevor ich mich mit meiner Familie zum späten Mittagessen treffe, möchte ich noch eine Runde auf dem Wanderweg drehen und das Museum von außen betrachten. Ein absolut lohnenswerter Spaziergang, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet, wenn ihr vor Ort seid.
Relaxen auf der Sonnenterrasse
Im Restaurant schaffe ich es mit viel Geduld, einen Tisch auf der Terrasse zu ergattern – aber es lohnt sich. Die Sonne strahlt, die Aussicht ist fantastisch und das Essen sehr lecker. Als meine Familie sich wieder zum Skifahren verabschiedet beschließe ich noch eine Weile zu bleiben. Ich verquatsche mich mit meiner japanischen Tischnachbarin so sehr, dass ich am Ende gerade noch rechtzeitig unten im Tal am Treffpunkt mit meiner Familie bin. Toll war’s ohne Skier auf dem Kronplatz (also liebe Nichtskifahrer – nix wie rauf auf den Berg!).
Infos zum MMM Corones auf dem Kronplatz:
Öffnungszeiten: 10 – 16 Uhr (vom 1. Sonntag im Juni bis zum 2. Sonntag im Oktober und von
Ende November bis Mitte April – entsprechend den Öffnungszeiten der Seilbahnen), letzter Einlass ist um 15.30 Uhr. Weitere Infos zum MMM Corones
Preise: 8 Euro, Kinder (6 – 14 Jahre) 4 Euro, dazu kommt das Seibahnticket (18 Euro Erwachsene, 12,60 Kinder – weitere Infos gibt es bei den Kronplatz Seilbahnen
Hinweis: Ich wurde vom Tourismusbüro Kronplatz zum Museumsbesuch eingeladen – meine persönliche Meinung bleibt davon unberührt.
2 Kommentare
Super! Da will ich auch hin – schon länger, aber jetzt erst recht. Muss mal recherchieren, ob und wie man von Meran hinkommt, das ist unser nächstes Familienziel.
Schöne Ferien noch!
Maria
Von Meran aus fährt man etwa 1,5 Stunden – vielleicht wäre das MMM-Kombiticket interessant. Bei der Tour durch alle Museen macht man gleichzeitig eine Tour durch die Region.