„Kreta ist zwar eine Insel, aber dennoch haben sich die Bewohner immer mehr an den Bergen als am Meer orientiert“, erzählt uns unser Fahrer Andreas, mit dem wir auf einer Jeep-Safari durch die Bergwelt Kretas unterwegs sind. Der Grieche mit deutschen Wurzeln lebt seit seiner Kindheit hier auf der Insel, der Heimat seines Vaters. Er ist in den Bergen aufgewachsen und kennt hier jede noch so kleine Straße.
Jeep-Safari über Stock und Stein
Wir sind noch nicht lange von unserem Startort, dem Hotel Mikri Poli Atlantica unterwegs, als die Straßen immer schmaler und steiler werden. In engen Kurven windet sich das schmale Sträßchen hinauf in die einsame Bergwelt. Hier und da durchqueren wir kleine Dörfchen, die meist nur aus ein paar Häusern und einer Kirche bestehen.
Von Honig und Kräutern
Irgendwann biegen wir auf einen unbefestigten Weg ab und erleben Natur pur. Die Ausblicke sind atemberaubend und der Duft von Wildkräutern erfüllt unseren Jeep. Wir passieren unzählige Bienenstöcke, entdecken Ziegen in steilen Berghängen. Kreta ist bekannt für seinen aromatischen Honig. „Wusstet ihr, dass Honig unglaublich gesund ist“, fragt Andreas. „Man kann damit das Immunsystem stärken und sogar Allergien in den Griff bekommen. Selbst Wunden heilen besser, wenn man sie mit Honig behandelt“.
Überhaupt kennt sich Andreas bestens mit der Fauna und Flora auf Kreta aus und so lernen wir allerhand wissenswertes über Honig, Kräuter, Obst- und Gemüseanbau. In der Ferne entdeckt er plötzlich Gänsegeier, die in großen Runden am Himmel kreisen. Geier! Das finden die Kinder natürlich superspannend. „Vielleicht sehen wir sie nachher noch etwas näher, wenn wir noch weiter oben in den Bergen sind“, meint Andreas.
Verwirrend für Fitness-Armbänder…
Die Straße fordert volle Konzentration – von Fahrer und Beifahrern. Ersterer muss den Jeep schließlich über Stock, Stein, Schlaglöcher und Felsbrocken lenken, der Rest hat „alle Hände voll“ tun, sich irgendwie festzuhalten. Das Fitness-Armband meiner Sitznachbarin läuft zu Hochform auf und sendet ihr ein Feuerwerk nach dem anderen. Normalerweise die Belohnung für schweißtreibendes Training. „Herzlichen Glückwunsch! Du hast die 43. Etage erreicht!“ – jubelt das Armband und interpretiert jedes Schlagloch als Treppenstufe, davon gibt es hier jede Menge. Wir amüsieren uns köstlich.
Duftende Kräuter und überwältigende Ausblicke
Plötzlich meldet sich mein Sohn – ihm ist schlecht. Wir legen eine kleine Pause ein und Andreas nutzt die Gelegenheit, uns einige der Wildkräuter am Straßenrand zu pflücken. Thymian, Minze und Fenchel wachsen in unmittelbarer Nähe. Die Kräuter duften viel kräftiger als in unserem heimischen Garten. Mit jeder Berührung entfalten sich wahre Duftwolken.
Als es meinem Sohn wieder besser geht, fahren wir weiter. Wir tauschen die Plätze und ich steige hinten ein. Hier sind die Bänke quer befestigt, das heißt es sitzen sich – bei voller Besetzung des Fahrzeugs – jeweils zwei Leute gegenüber. Das macht es etwas anstrengend für sensible Beifahrer, denen gerne schlecht wird (da gehöre ich auch dazu). Aber ich setze mich quer und versuche die ganze Zeit vorne durch das Fenster zu schauen, was ganz gut klappt.
Schließlich ist der Weg von einem Weidezaun versperrt. Wir öffnen das Gatter und fahren weiter hinauf bis zu einem Aussichtspunkt auf dem Gipfel. Ein altes, verfallenes Haus steht hier in äußerst imposanter Lage. Die Fenster sind zerbrochen und der Boden innen ist mit Schaf- und Ziegenkötteln übersät. Offensichtlich suchen die Tiere hier ab und zu Schutz.
Der Blick hinab ist überwältigend. Die Südküste Kretas liegt uns quasi zu Füßen. Wir erkennen Chrissi-Island, dessen karibisch anmutenden Strände wir am Tag zuvor genießen durften, Ierapetra und ganz weit in der Ferne auch die Bucht, in der unser Hotel liegt. Auf der anderen Seite ist die schmalste Stelle der Insel zu erkennen und unzählige Gewächshäuser in denen Obst- und Gemüse angebaut wird.
Hier oben sehen wir noch mehr Gänsegeier, die majestätisch ihre Kreise ziehen. Es ist so ein Ort, an dem man Stunden verbringen und einfach in die Landschaft starren könnte.
Ursprüngliche Dörfer und entzückende Tavernen
Unsere Fahrt führt weiter in Andreas Heimatdorf. Ein ursprüngliches kleines Dorf mit ein paar weißgestrichenen Häuser und liebevoll angelegten Gärten mit üppig blühenden Blumen. Die Gemüsepflanzen versprechen eine reiche Ernte im Sommer. Die Menschen sind hauptsächlich Selbstversorger – Strom gibt noch nicht sehr lange.
Öfen am Wegesrand
Wir machen eine kleine Kaffeepause in der entzückenden kleinen Taverne, in der wir sehr freundlich begrüßt werden. Es duftet schon nach Mittagessen und wir machen schließlich einen kleinen Ofen am Straßenrand als Quelle aus. Jetzt bin ich doch neugierig und frage, was denn auf dem Mittagstisch der Familie landen wird. Bereitwillig öffnet der Besitzer den Ofen und zieht ein großes Blech mit Kartoffeln und Schweinefleisch heraus: „Noch etwa eine dreiviertel Stunde, dann ist es fertig“, erzählt er. Für uns geht die Tour weiter – wir wünschen einen guten Appetit und klettern wieder in die Jeeps.
Unser nächster Halt ist eine kleine Kapelle in einem duftenden Pinienwald. Innen brennt eine kleine Ölflamme und erhellt die Wände etwas, auf denen alte Malereien zu erkennen sind. Um die Kapelle ranken sich viele Legenden. Einst soll sie gar einen Schatz beherbergt haben.
Typisch griechische Köstlichkeiten
Es fängt leicht an zu regnen und wir setzen unsere Fahrt fort. Langsam knurrt unser Magen und wir freuen uns auf unser spätes Mittagessen. Andreas steuert eine kleine Taverne an, die schon von Weitem sehr einladend aussieht. Inzwischen gießt es in Strömen – ein Glück, dass die kleine Terrasse überdacht ist, so können wir dennoch draußen sitzen. Wir quetschen uns an die kleinen Tische, bewundern die Kist mit leuchtend roten, knackig frischen Tomaten, die auf der Treppe neben der Terrasse steht und die einem direkt das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.
Und schon werden kleine Teller mit allerhand Köstlichkeiten gereicht. Griechischer Salat mit Tomaten, Gurken und Schafskäse, frittierte Zucchiniblüten und und und – ein Tellerchen folgt dem anderen und wir befinden uns in kürzester Zeit im Genießerparadies. Ich wünschte, wir würden hier in Deutschland so aromatisches Gemüse bekommen… Es folgen Fleisch, Kartoffeln, Kuchen… und anschließend sind wir pappsatt…
Leider müssen wir weiter – wir fliegen an diesem Abend zurück nach Deutschland und können deshalb nur eine verkürzte Jeep-Safari genießen. Ihr könnt euch vorstellen, dass uns der Abschied von Kreta nach so einer tollen Tour noch ein bisschen schwerer fiel – zumal sich ganz am Schluss die Sonne wieder zeigte.
Warum du eine Jeep-Safari auf Kreta machen solltest
Eine Jeep-Safari ist eine sehr gute Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Gerade weil die Kreter sich vor allem an der Bergwelt orientieren, sollte man sich diese naturverbundene, landschaftlich atemberaubende Bergwelt genauer ansehen. Viele der Straßen durch die Berge sind nicht befestigt und können nur mit geländegängigen Fahrzeugen befahren werden, daher ist eine Jeep-Safari eine einzigartige Möglichkeit, die Insel zu erkunden.
Sehr spannend waren die Erklärungen und Erzählungen unseres Guides Andreas, der diese Gegend von Herzen liebt und viel interessantes über Land, Leute, Fauna und Flora erklären kann.
Wer Autofahrten nicht so gut verträgt, sollte auf jeden Fall an Sea Bands (Armbänder gegen Reiseübelkeit), Reisetabletten oder ähnliches und im Zweifel an eine Tüte denken.
Was wir auf Kreta sonst noch erlebt haben, erfahrt ihr hier!