„Oh, The Headland ist wonderful!“, hörten wir immer wieder, wenn wir nach weiteren Stationen unserer Road Trips durch Cornwall gefragt wurden. Jeder in Cornwall kennt dieses Hotel, das hoch über dem berühmten Surferstrand Fistral Beach in Newquay auf den Klippen thront. The Headland ist nicht einfach nur ein Hotel, es ist eine echte Institution in der kornischen Hotellandschaft. Bereits 1900 öffnete das majestätische Gebäude seine Pforten für Hotelgäste. Es galt zur jener Zeit als führendes Hotel im Südwesten Englands und bot den damals höchstmöglichen Standard. Entsprechend gefragt war es als Schauplatz zahlreicher Bälle und glamouröser Veranstaltungen. Häufig beherbergte The Headland auch Mitglieder der britischen Königsfamilie.
The Headland: Hotel und Filmkulisse mit bewegter Geschichte
Im zweiten Weltkrieg wurde der Bau zu einem Krankenhaus für die Royal Airforce umfunktioniert. Danach wurde das Gebäude über lange Zeit sich selbst überlassen. Erst 1979 wurde es von der Hoteliersfamilie Armstrong gekauft – und nach und nach aufwändig renoviert. Ursprunglich war das Hotel immer nur während der Haupstsaison von Ostern bis Oktober geöffnet. Heute ist es bei Hotelgästen aus aller Welt ganzjährig beliebt – nicht zuletzt die zahlreichen Dreharbeiten verhalfen „The Headland“ zu internationalem Ruhm. Hier wurde unter anderem der Film „The Witches“ (deutsch: Hexen hexen) nach dem Kinderbuch von Roald Dahl gedreht. Dem deutschen Publikum dürfte das Hotel vor allem durch zahlreiche Rosamunde Pilcher Filme bekannt sein. Und die Fans wissen längst – hier kann man nicht nur auf den Spuren der Filme wandeln, sondern auch immer wieder Mitglieder der Filmcrew antreffen. Ein weiterer Grund, warum das Hotel auch bei deutschen Gästen sehr beliebt ist.
Hotel in atemberaubender Lage
Wir machten, während unseres Roadtrips durch Cornwall, im Headland Hotel für einige Tage Station und waren schon äußerst gespannt auf das sagenumwobene Haus. Die Nächte zuvor hatten wir in einem sehr einfachen aber gemütlichen Hobbit-Haus auf einem Hügel am Rande des Bodmin-Moors verbracht. Die Besitzer hatten uns mit vielen tollen Tipps versorgt und so fuhren wir nicht auf dem direkten Weg nach Newquay (was etwa eine Stunde gedauert hätte), sondern fuhren entlang der Südküste durch die wunderbare kornische Landschaft, machten Halt in Charlestown, Pentewan, Portmellon, Mevagissey und Goran Haven und erreichten schließlich am späten Nachmittag Newquay. Im Auto hörten wir – wie so oft Harry Potter Hörspiele * – und hatten das Gefühl, mit einem Schlag mitten in die Welt des Zauberers gebeamt worden zu sein, als in der Ferne die Silhouette des wirklich beeindruckenden Baus des Headland Hotels auszumachen war. „Ist das unser Hotel?“, kommt es ungläubig vom Rücksitz. Als wir bejahen, ist noch ein äußerst begeistertes „Boaaaaahhh“ zu hören. Der Anblick bei der Anfahrt ist atemberaubend – eine schmale Straße führt auf die Landzunge, vor uns liegt The Headland, links erstreckt sich der berühmte Fistral Beach, einer der Surfer-Hochburgen Europas. Unser Sohn ist völlig verzückt, als er gleich hinter dem Parkplatz ein Fußballfeld entdeckt – das steht bei im Moment weit höher im Kurs als sämtliche Surferstrände und Schwimmbäder zusammen.
Mitten im Rosamunde-Pilcher-Land
Durch eine kleine, hölzerne, alte und quietschende Drehtür betreten wir das altehrwürdige Gebäude. Wie schon vermutet, wirkt es auch Innen sehr behaglich und gemütlich. Die Räume sind in diversen Rot- und Naturtönen gehalten, kleine Sitzgruppen schmiegen sich um den offenen Kamin und an die riesigen Fensterfronten, die einen fantastischen Blick auf das Meer und den Strand bieten. An der Rezeption werden wir auf deutsch begrüßt – zum ersten Mal während unserer Cornwall-Reisen. Wir erfahren, dass es im Hotel einige deutsche Mitarbeiter gibt – erst später wird uns klar, dass wir uns mitten in der Rosamunde-Pilcher-Welt befinden, die entsprechend viele deutsche Gäste anzieht.
Herrliche Mischung: alt und jung, chic und leger
In der Lobby herrscht ein buntes Treiben. Adrett gekleiderte ältere Herrschaften, sandpanierte Kinder mit Crab Lines und Sandelsachen bewaffnet, Surfer in Neoprenanzügen – die Mischung ist bunt. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass dies eines jener Generationenhotels ist, in dem sich alle – von jung bis alt – wohlfühlen und in das viele, die hier früher als Kinder mit ihren Eltern herkamen, heute mit ihren Kindern kommen. Ein idealer Ort für Hochzeiten, Familientreffen, Auszeiten und Erholung. Alles ist akzeptiert – von elegant bis sportlich, von formell bis leger. Es geht hier lebhaft zu – und doch ist es ruhig und entspannt. Eine eigentümliche Kombination, die man schlecht beschreiben kann.
Sagen wir den Kindern, dass es hier spukt???
Unser Familienzimmer ist für uns perfekt. Nicht zu groß, aber dennoch genügend Platz. Für die Eltern gibt es ein Himmelbett, für die Kinder ein Etagenbett, dass sich platzsparend in der Wand verbirgt. Die Einrichtung ist sehr gemütlich, gepflegt und sauber. Von unserem Zimmer sehen wir – wie im Headland fast alle Zimmer – das Meer… – und den Fußballplatz. Klar, dass es für unseren Sohn kein Halten mehr gibt. Die Kinder machen sich, mit dem Fußball bewaffnet, auf in den Garten. Wir genießen die kurze Ruhepause und werfen einen Blick in die Hotelinformationen. Dort entdecken wir, dass es immer wieder zu unerklärlichen Sichtungen von Krankenschwestern und Soldaten kommt, die durch die Gänge und sogar durch Wände gehen. Ob es ehemalige Patienten und Pflegepersonal aus der Zeit, als das Hotel ein Krankenhaus war, sind? Es wird vermutet, dass sie zurückkommen und nach dem rechten sehen. Geister also – das ist in Cornwall natürlich nicht ungewöhnlich. Kaum ein altes Gebäude, das nicht auf eine beeindruckende Spukgeschichte verweisen kann. In Cornwall stehen einige der meistbespuktesten Gebäude Großbritanniens. Da verwundert es nicht, dass auch das geschichtsträchtige Headland Hotel dazu gehört.
Für uns stellt sich allerdings die Frage, ob wir den Kindern davon erzählen sollen, die ja bekanntlich im Harry-Potter-Fieber sind und entsprechend fabelhaften Gestalten im Moment sehr zugetan scheinen. Blöd wäre, wenn sie panisch reagieren und nicht mehr schlafen könnten, noch blöder wäre für sie allerdings, erst nachher zu erfahren, dass man in einem Hotel übernachtet hat, in dem man tatsächlich auf Geisterjagd hätte gehen können. Wir sind hin- und hergerissen. Und entschließen uns schließlich, den Kindern die Geistergeschichte zu erzählen. Sehr lustig war das ungläubige Kopfschütteln und diese Blicke – während sie sich fragen, ob die Eltern wohl völlig übergeschnappt sind. Es gibt schließlich in Wirklichkeit keine Geister. Dass die Geschichte aber in der offiziellen Hotelinfomappe steht, lässt sie dann aber doch zögern – ob es wohl doch stimmt? Sie beschließen, alle Gänge abzulaufen und auf unerklärliche Vorkommnisse zu untersuchen. Das dauert eine ganze Weile – ist aber nicht von Erfolg gekrönt. Schließlich kratzen sie ihr ganzes Englisch – und ihren Mut – zusammen und fragen an der Rezeption nach, wo der beste Ort für Geisterbeobachtungen ist. Da ist allerdings auch das Rezeptionspersonal überfragt. Am Ende können sie keinen Geist finden – aber ein paar Zweifel bleiben. Aber vielleicht waren wir einfach nicht zur Geisterhochsaison da.
Alte Bekannte und Wellness
Dafür begegne ich bei meiner Fototour durch das Hotel einem bekannten Gesicht. Meine ich zumindest und grüße freundlich. Er grüßt ebenso freundlich zurück. Wir lächeln uns an. Ich überlege angestrengt, woher ich ihn kenne, komme aber nicht darauf. Ihm scheint es ähnlich zu gehen. Wir lächeln nochmal und gehen dann wieder unsere Wege. Meiner führt mich mit den Kindern in den Wellness-Bereich. Für das Freibad ist es leider etwas zu frisch. Mein Mann geht in der Zeit laufen – der Coast Path führt genau am Hotel vorbei und er ist neugierig, wie die Umgebung hier aussieht. Obwohl das Hotel komplett ausgebucht ist, sind kaum Leute im hoteleigenen Spa zu finden. Erstaunlich, aber sehr gut für uns. Wir haben das kleine Hallenbad, den Whirlpool, die Sauna und das Dampfbad mit kornischem Meersalz fast für uns alleine und genießen die Zeit umso mehr.
Zu empfehlen: das Hotel-Restaurant
Wir sind froh, dass wir am Abend einen Tisch im Hotelrestaurant reserviert hatten, denn der Tag war doch anstrengender als gedacht. So entspannen wir im Hotel, genießen den zuvorkommenden Service und das leckere Essen und lassen den ereignisreichen Tag Revue passieren. Diskutieren nochmal über die Existenz von Geistern fallen schließlich glücklich, satt und müde in unsere Betten. Geisterbesuch gab es übrigens auch im Zimmer nicht – und schlaflose Kinder zum Glück auch nicht…
Surfer- und Familienparadies: Fistral Beach
Der Tag empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach dem Frühstück im Hotel (das wie immer in England sehr reichhaltig ausfiel) gehen wir hinunter zum Fistral Beach. Es herrscht Ebbe und statt Surfern kann man fröhlich im Sand tobende Hunde beobachten. Der Strand ist riesig, unterhalb des Hotels gibt es mehrere Felsentümpel die man nach Meeresbewohnern untersuchen kann (Rock Pooling). Der Stand ist nicht nur bei Surfern, sondern auch bei Familien bekannt und ein idealer Ort zum Surfen lernen. Am Strand gibt es mehrere Restaurants, eine Surfschule und einen Surfverleih. Seit neuestem hat auch Sternekoch Rick Stein eine Dependence hier. Ein „Fast Food“-Restaurant in dem es Fish & Chips sowie asiatische Küche aus dem Wok gibt. Das Essen ist lecker – aber nicht mega außergewöhlich. Dafür sind die Preise fair und das Personal sehr freundlich. Von der Terrasse aus kann man die Surfer beobachten und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Vor allem aber, kann man am Abend hier den Sonnenuntergang genießen!
Tauchen in Cornwall! Wer traut sich?
Wir gehen des Coast Path weiter entlang Richtung Norden auf die Landzunge vor dem Hotel. Auch hier wundern wir uns, wie einsam es ist – und das obwohl in England zu dieser Zeit Half-Term-Ferien sind. Der Coast Path ist hier sehr schmal und verwinkelt, rosa Blümchen säumen den Weg zu beiden Seiten – ein echter Feenweg, wie wir finden. Etwas weiter treffen wir auf ein paar Taucher, die sich gerade für einen Tauchgang bereit machen. Das macht mich neugierig, denn wenn man sich bei einer Wassertemperatur von gerade mal 10 Grad in die Fluten wagt, muss es doch etwas ziemlich besonderes zu sehen geben. „Oh ja, die Sicht ist fantastisch, das Wasser ist sehr klar. Wir sehen hier viele Fische, Quallen, Seesterne – und mit etwas Glück Delfine und Riesenhaie“, erzählt uns der Tauchlehrer. „Zur Zeit kann man hier einige sehr freundliche Robben beobachten, sie sind nicht sehr scheu und wir können relativ nahe an sie heranschwimmen.“ Bei den Temperaturen ist natürlich ein dicker Neoprenanzug Pflicht. Dazu kommt eine Tauchmaske. „Du solltest es ausprobieren – es ist gar nicht so kalt, wie es scheint!“ – ermuntert er mich. Wieder etwas dazu gerlent – Tauchen hatte ich bisher nicht als Freizeitaktivität in Cornwall auf dem Plan. Ich gebe zu, dass ich mich nicht in die Fluten getraut habe. Aber für alle, die es mal ausprobieren wollen, hier der Link zu seiner Tauchschule.
Unser Fazit zu „The Headland Hotel“
Ich gestehe, der Abschied fiel uns schwer, denn die wunderbare Mischung aus schick und leger hat uns sehr gut gefallen. Das Hotel ist rundum gemütlich und einladend, die Lage ist atemberaubend! Die Mischung aus altehrwürdigem Herrenhaus, Rosamunde-Pilcher-Feeling, legerem Ambiente, Wellness und atemberaubender Lage ist quasi perfekt.
Das Headland Hotel ist ideal für Familien, denn egal wie das Wetter ist, gibt es immer genug zu tun. Für Kinder gibt es einen Spielplatz – und wie schon erwähnt einen Fußballplatz. Im Innenbereich gibt es ein Spielzimmer mit Bausteinen, Tischkicker, Kinoleinwand und zahlreichen Spielen. Besonders beliebt sind vermutlich die Schwimmbäder – auch hier ist man wetterunabhängig, da es ein Frei- und ein Hallenbad gibt. In den Ferienzeiten wird ein abwechslungsreiches Programm für Kinder – in englischer Sprache – angeboten. Wer sich mit Englisch etwas schwer tut, kann hier entspannen, denn es gibt immer jemanden in der Nähe, der Deutsch spricht.
Der Service ist sehr zuvorkommend und vor allem sehr freundlich. Man ist auf Kinder jeden Alters bestens eingestellt. Es gibt verschiedenste Zimmerkategorien, die Preise richten sich nach Größe und Aussicht. Wir hatten ein Vierbettzimmer der Kategorie Courtyard, das sehr gemütlich und geräumig war. Insgesamt wird das Hotel der Vier-Sterne-Kategorie zugeordnet. Ein Zimmer im Hotel ist ab etwa 100 GBP zu haben. Gleich nebenan befinden sich die zum Hotel gehörenden Appartements für Selbstversorger.
Ein Tipp für alle, die in der Nebensaison reisen können – das Hotel bietet „Stormwatcher-Packages“ zu sehr attraktiven Preisen an.
Unsere Geistersuche ist noch nicht abgeschlossen, dafür müssen wir vermutlich wieder ins Headland Hotel zurückkommen. Aber meinen „Bekannten“ vom Fotorundgang habe ich wieder gesehen. Nicht live – aber in einem Rosamunde-Pilcher-Film. Gut, dass ich ihn nicht gefragt habe, woher wir uns kennen, das hätte peinlich enden können 🙂
Noch viel mehr tolle Cornwall-Tipps und -Informationen gibt es in meinem Reiseführer, der im April 2016 in der Reihe Merian Momente erschienen ist*:
Hinweis: Wir danken dem Headland Hotel für die freundliche Unterstützung, den Mitarbeitern für den großartigen Service und die tollen Insider-Tipps!
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2 Kommentare
Das muss ich mir unbedingt für unsere nächste Reise nach Cornwall merken. Hört sich bezaubernd an und sieht auf den Fotos auch so aus.
Lieber Gruss,
Ellen
Liebe Ellen,
in der Tat glaube ich, dass es euch dort sehr gut gefallen würde. Es sieht eh so aus, als ob wir einen sehr ähnlichen Reisevorlieben hätten 🙂
LG Antje