Nur einen Steinwurf von Lizard Point, dem südlichsten Punkt Englands entfernt, fanden wir eine der schönsten Buchten unserer Reise: Kynance Cove. Wer die Bucht in ihrer ganzen Schönheit erleben will, sollte gleich zweimal herkommen – einmal bei Ebbe und einmal bei Flut. Oder einfach ganz lange bleiben und sehen, wie sie sich mit den Gezeiten verändert.
Kynance Cove – eine der schönsten Buchten Cornwalls!
Keine Ahnung, warum wir auf dem Weg von Lizard Point genau diese Abzweigung nahmen und Richtung Kynance Cove fuhren. Irgendwie fanden wir den Namen spannend – und der fantastische Ausblick von Lizard Point hatte Lust auf „mehr“ gemacht. Wir wollten diese herrliche Gegend noch weiter erkunden und folgten dem windschiefen Schild am Straßenrand. Ein schmaler Weg führte durch die vom karge Heidelandschaft. Man kann erahnen, dass der Wind hier jahraus jahrein stark über die Felsen und Wiesen fegt. Kein Baum und kein Busch konnte sich wohl den Naturgewalten wiedersetzen – nur dicht an dicht wachsendes Heidekraut und Gräser bedecken die grüne Weite.
Flutermäßigtes Parken
Der Weg wird immer holpriger und endet schließlich vor einer kleinen Hütte, die wiederum am Eingang zu einem Parkplatz steht. Der Parkplatzwächter fragt uns auf deutsch: „Schauen oder Wandern?“ – und grinst übers ganze Gesicht, als er feststellt, dass wir sein deutsch verstehen. „Nix Baden – ist Flut!“, fügt er hinzu. Wir entschlossen uns erst einmal zu schauen, was es hier überhaupt zu schauen gibt. Der nette Parkplatzwächter erklärt uns, von wo aus wir die beste Aussicht haben und gibt uns einen satten Parkrabatt „wegen Flut!“, meint er. Wir gehen zum den diversen Aussichtspunkten und der ist wahrhaftig atemberaubend. Der Wind pfeift, das Meer rauscht – und der Blick über die steilen Klippen und das Meer – so stellt man sich Cornwall vor. Bei Flut sind nur Teile der Bucht zu erreichen, daher beschließen wir, bei Ebbe wieder zu kommen.
Wunderbare Welt aus Sand, Felsen und Höhlen
Den nächsten Besuch planen wir besser und sind beim Tiefstand der Ebbe wieder auf dem Parkplatz. Dieses Mal bewaffnet mit Picknickdecken, Badesachen, Büchen und was man sonst so für einen Tag am Strand braucht. Es gibt zwei Wege hinab in die Bucht – einen langen, der auch bei Flut begehbar ist und einen direkten und dafür etwas kürzeren. Wir wählen letzteren und erreichen nach etwa 10 Minuten die Bucht. Hier eröffnet sich eine wunderbare Welt aus Sand, Felsen und Höhlen.
Nasse Füße auf dem Rückweg
Wir wandern den Sandstrand entlang und können uns gar nicht satt sehen. Unzählige Höhlen hat das Meer in die steilen Klippen gegraben – und jede einzelne bietet Platz für neue Abenteuer. Die eine führt tief in den Fels hinein, andere münden in unterirdischen Seen, wieder andere sind wahre Geheimgänge und führen zu neuen kleinen Strandbuchten. Viel zu lange wandern wir durch die Felslandschaft und schließlich treten wir den Rückweg an, um nicht von der Flut eingeschlossen zu werden. Etwas zu spät, wie wir schnell feststellen, denn es gibt keine Chance mehr, trockenen Fußes zurückzukommen. Da hilft nur Schuhe ausziehen, Hosen hochkrempeln und schnell auf dem kürzesten Weg zurückgehen. Bis zu den Knien waten wir schließlich im Wasser – und wir sind ziemlich froh, dass wir uns nicht noch länger Zeit gelassen haben…
Mutige Surfer und leckere Kartoffeln
Trotz des Badeverbots haben sich inzwischen zahlreiche Surfer eingefunden und stellen sich mutig den Wellen. Wir klettern einen schmalen Weg hinauf zum kleinen Café. Die Tische sind gut besetzt, denn von hier aus hat man einen guten Blick auf die Bucht und die steigende Flut. Wir holen uns ein paar Snacks – sehr lecker die Jacket Pototoes! – und trinken einen Kaffee. Dann klettern wir noch etwas höher auf eine Wiese, die wir schon bei unserem Besuch vom Aussichtspunkt aus entdeckt hatten. Sie liegt hoch über der Bucht und man kann von dort aus auf beiden Seiten der kleinen Halbinsel blicken.
Ein Tombolo – was ist das?
Wie ein kleines Hochplateau liegt die Wiese zwischen den Klippen. Von hier aus lässt sich ein ganz besonderes Naturschauspiel beobachten. Denn ein Tombolo verbindet die vorgelagerten Felsen mit dem Festland – und macht ihn damit zu einer Halbinsel. Allerdings ist es nur bei Ebbe sichtbar, die Flut überschwemmt den Übergang komplett. Dafür hat man auf dem Sandstreifen bei Flut die Möglichkeit, auf beiden Seiten das Meer zu genießen. Für die Kinder ein ganz faszinierende Geschichte – „was passiert, wenn jemand sich zu lange auf der Insel bleibt und die Flut kommt?“ – „Dann müssen die Leute einfach ein paar Stunden ausharren, bis wieder Ebbe ist“ – „Und wenn das Meer nicht zurückgeht?…
Karibisches Meer in Cornwall
Langsam aber sicher steigt das Wasser immer höher und wir beobachten das Schauspiel der Natur von unserer Wiese aus – schön ist es hier! Nach einer Weile zeigt sich sogar die Sonne und wie von Zauberhand verfärbt sich das Wasser von tristem grau zu leuchtendem türkis. Fast karibisch wirkt das Meer im Sonnenlicht – nur dass es ein kleines bisschen kälter ist 😉
Kynance Cove – lohnenswertes Ausflugsziel
Ein Ausflug zu diesem wunderbaren Ort lohnt sich wirklich! Wichtig auf jeden Fall – die Gezeiten beachten!
Wer hier unterwegs ist, findet im Umkreis tolle weitere Ausflugsziele wie Lizard Point, Mullion, Polurrian Bay, Poldhu Cove, Cadgwith, Coverack, Falmouth und das Cornish Seal Sanctuary, das vor allem Kindern gefallen dürfte.
Noch viel mehr tolle Cornwall-Tipps und -Informationen gibt es in meinem Reiseführer, der im April 2016 in der Reihe Merian Momente erschienen ist*:
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2 Kommentare
Vielen Dank für die zauberhaften Fotos. Cornwall ist ein Traum, wie mir scheint
Ja Hannelore – Cornwall ist wirklich wunderschön! Ich freue mich, dass dir meine Fotos gefallen! 🙂